Entfesselte Freitage #13: Gullin Oakbreaker

Letzte Woche haben wir uns über die Karriere des Häuptlings unterhalten und dabei den winzigen Kraftprotz eines Häuptlings erwähnt, Gullin Oakbreaker. Gullin ist ein Pygmäentroll und wie viele seines Stammes ist er ein Mittglied des mächtigen Volkes der Trollsipplinge. Im Entfesselt-Abenteuerset ist Gullin dabei, Kriegsherr Morrg dafür dingfest zu machen, ihm etwas sehr Wertvolles gestohlen zu haben: Mitglieder seines eigenen Stammes. Die folgende kleine Kurzgeschichte eröffnet euch einen Einblick in das Innenleben des Pygmäentroll-Häuptlings.

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Gullin Oakbreaker zog eine seiner beiden Wurfäxte aus seinem Gürtel und schleuderte sie in einer fließenden Bewegung nach einem vernarbten Baumstamm. Sie schlug mit einem befriedigenden krack ein und die Klinge grub sich mehrere Zoll tief ins Holz. Bevor Gullin die andere Axt ziehen konnte, rannte der Welpe, der sonst auf seiner Schulter ritt, los, um die erste zurückzubringen.

Der Welpe sprang auf den herausragenden Axtschaft und zerrte daran, ohne Erfolg. Gullin schnaubte und kaute auf dem Ende seiner Zigarre. In den Wochen seit dem Entstehen des Welpen war er dem Trollhäuptling mit seinen närrischen Possen ans Herz gewachsen. Gullin nannte ihn Knöchel, auch wenn er eigentlich aus einer vollständigen abgetrennten Hand erwachsen war. Das Wesen diente Gullin als Erinnerung an seine Niederlage gegen den Farrow-Kriegsherrn und die darauf folgende Gefangennahme seiner Leute, eine Niederlage, die noch immer schwer auf seinen Gedanken lastete. Er blickte hinüber zu den verkohlten Hütten, die auf einer kleinen Lichtung jenseits der Bäume standen. Hin und wieder sah einer der Pygmäentrolle, die die Trümmer durchsuchten, erwartungsvoll in seine Richtung.

„Die anderen sagen, wir sollten den Toborg-Kriel bitten, das wieder in Ordnung zu bringen“, sagte Gullin, ebenso zu sich selbst wie zu Knöchel. Seine Stimme war rau und er murmelte um seine glimmende Zigarre herum. „Welcher Häuptling bettelt Trollsipplinge an, seine Schlachten zu schlagen?“ Er warf seine zweite Axt und ihre Klinge traf den Stamm genau oberhalb der Stelle, wo sich Knöchel abmühte, die erste zu befreien. Der Welpe stieß einen Schwall unverständlichen Kauderwelschs aus und klemmte sich zwischen die beiden Griffe, um beide Äxte freizuhebeln.

„Morrg steckt voller Überraschungen. Es braucht schon einen starken Anführer, um ihn zu besiegen“, sagte Gullin. Er ging zu dem Baum hinüber, riss die Äxte heraus und kehrte an seine Wurfposition zurück. Knöchel kletterte wieder auf seine Schulter. „Bin ich denn nicht stark? Bin ich denn kein Anführer?“

Der Welpe kletterte auf Gullins Melone hinauf und versuchte, die Zigarre zu fassen zu bekommen, während Gullin sie von einem Mundwinkel zum anderen rollte, eine unbewusste Angewohnheit, die er immer dann zeigte, wenn er versuchte, ein Problem zu lösen. Der Pygmäentroll warf wieder eine der Äxte nach dem Baum. Knöchel schoss davon wie ein Pfeil und versuchte wie wild zerrend, die Waffe herauszuziehen, gänzlich unbeeindruckt von seinen vorigen Fehlschlägen.

„Vielleicht bin ich ja der Narr“, sagte Gullin. „Vielleicht brauchen wir die Toborg ja tatsächlich.“ Knöchel duckte sich, als die andere Axt den Baum traf. Sofort richtete der Welpe seine Aufmerksamkeit darauf, diese Waffe freizubekommen. Etwas an der blinden Entschlossenheit der Kreatur hatte eine Wirkung auf Gullin, der tief im Innern schon immer ein Raufbold gewesen war. Knöchel handelte aus Instinkt und vollkommen ohne vorauszudenken. Vielleicht waren Instinkt und Entschlossenheit manchmal einfach nicht genug.

Gullin blies seufzend eine Rauchwolke aus und zog die Krempe seiner Melone tiefer in die Stirn. Er machte sich daran, die Äxte wiederzuholen, hielt jedoch inne, als Knöchel eine davon herauslöste, zum ersten Mal, seit sie dieses Spielchen begonnen hatten. Der Welpe brabbelte triumphierend, als die Waffe in den Dreck fiel. Er zerrte sie Gullin vor die Füße und eilte dann fort, um auch die andere zu holen.

„Verdammich“, sagte Gullin. Er betrachtete die Axt und sah dann durch die Bäume zu den Überresten seines Dorfes. Eine ungewohnte Stille hatte sich über die Häuser gesenkt, die von der Fackel verschont geblieben waren und deren Bewohner nun Gefangene der Farrowräuber waren.

„Komm.“ Gullin verstaute beide Äxte an seinem Gürtel und hob Knöchel auf seine Schulter. Der Welpe pflückte die Zigarre von Gullins Mund und nahm einen Zug. Zur Nachahmung seines Schöpfers stieß er eine Rauchwolke aus und streckte die Brust heraus.

Gullin erhob sich. „Ich bin stark“, sagte er. „Ich bin ein Anführer. Ich werde unsere Probleme selbst lösen.“

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Gullin ist fest entschlossen, die entführten Mitglieder seines Stammes zu retten und Morrg dafür bezahlen zu lassen, was er getan hat. So manch anderer Pyghäuptling würde vielleicht zu den Trollsipplingen rennen, um sie die Drecksarbeit machen zu lassen, aber Gullin hat den Entschluss gefasst, selbst an der Spitze jedes Befreiungsversuchs zu sein. Statt am Spielfeldrand zu sitzen und darauf zu warten, dass sich die Dinge von selbst lösen, stellt er sich der Sache Auge in Auge. Mit den anderen Spielercharakteren aus dem Abenteuerset ist Gullin ein Gleicher unter Gleichen, ein zäher Krieger und mutiger Häuptling, Seite an Seite mit anderen, die dasselbe Ziel verfolgen.

Mit zunehmender Erfahrung kann er seine eindrucksvollen Kampffertigkeiten dank der Karriere Krieger noch weiter verbessern, durch die Häuptling-Karriere ein herausragender Anführer werden oder beide Herangehensweisen kombinieren. Egal welche Richtung er wählt, werden Spieler, die sich für Gullin entscheiden, rasch herausfinden, dass große Dinge beizeiten wirklich in den kleinen Dingen zu finden sind.

Das Iron Kingdoms: Entfesselt-Abenteuerset erscheint im Juni auf Deutsch, und ihr könnt euch auch schon auf eine ganze Menge Kurzgeschichten freuen, um euch mit dem Hintergrund der darin enthaltenen Charaktere und den Eisernen Königreichen im Allgemeinen besser vertraut zu machen! Da kommt eine ganze Menge cooles Zeug auf uns zu!

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