Engel 3.0 als FATE-Umsetzung vom Uhrwerk-Verlag

Skar

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Hier ein Bericht der Teilzeithelden zu der kommenden Engel-Umsetzung: Opus Magnum – die Neuauflage von Engel für FATE (Uhrwerk Verlag) | Pen&Paper - Ideen & Gedanken

Das Ganze soll als Crowdfunding seitens Uhrwerk kommen und die FATE-Regeln sollen im Buch enthalten sein.

Ich bin durchaus gespannt. Wenn man sich deutsche Rollenspiel-"Nichtübersetzungen" anschaut, ist der Markt ja eh überschaubar und Engel sticht da doch mit einem ausgefallenen Hintergrund hervor, der über viele Bände ausgewalzt wurde.
Und ganz nebenbei gab es ja auch noch einen Comic, Musik und Romane dazu.

Wir haben in unserer Runde aufgrund systematisch gepflegter Vorurteile nie FATE gespielt. Womöglich könnte ich das aber jetzt mal überdenken.
 
Das hatte nix mit Vorurteilen zu tun sondern mit mangelnder Zeit und starker Konkurrenz.
 
Ich bin zwar skeptisch, ob Fate wirklich das richtige für das Engel-Setting ist, aber holen werde ich mir die Neuauflage auf alle Fälle :)
Schön, dass es da endlich mal wieder ein Lebenszeichen gibt, und gleich ein so optimistisches!
 
Fate ist so anpassungsfähig, dass ich da überhaupt keine Probleme sehe. Die alte Version stand ja zur Hälfte dann auf D20-Füßen und das wurde dem Setting überhaupt garnicht gerecht. Fate ist da zumindest ein Treffer, wenn nicht sogar ein Volltreffer. Das Spielen nach Arcanas wird bestimmt weiter möglich bleiben, weil das die treibende Kraft des Spiels gewesen ist. Eine Integration bei Fate ist überhaupt garkein Problem.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und halte meine Bugs dafür schon bereit...
 
FATE ist keine schlechte Wahl für storylastige Dinge, speziell die Aspektmechaniken und Meilenstein-Progression dürften dem Setting eher gerecht werden als die krampfige D20-Version. Bleibt nur die Frage, ob und inwieweit hier wieder irgendwelche überflüssigen Extramechaniken drangetackert werden - IMHO bräuchte das Ding mechanisch ausser einer angepassten Stuntliste eigentlich nicht viel.

Eine interessante Frage wäre auch, wie kompetent die Charaktere werden. FATE Core geht üblicherweise von sehr kompetenten Charakteren aus, die im Verlauf des Spiels nicht bzw nicht viel besser werden, während D20 mehr die "von Null auf Held"-Schiene fährt.
 
In der d20-Version (Engel 1 war D&D 3.0, Engel 2 war D&D 3.5) sind die Engel inkompetentes Fallobst. Diese Regeladaption paßte so überhaupt nicht zu den im Fluff geschilderten Fakten in der Welt der Engel, weshalb ich diese Engel-d20-Adaption für absolut mißlungen halte.
Ich habe Engel daher mit dem Arkana-"System" gespielt - "System", weil es KEINERLEI Regeln für den Umgang mit den Arkana-Karten gibt, somit jegliches Regelsystem nicht vorhanden ist. (Anders als bei Everway, von dem Engel die Arkana-Karten geklaut hat - Everway HAT ein klares funktionstüchtiges Regelsystem, aber das war mit den Engelmachern von Feder&Schwert in ihrer grenzenlosen Arroganz und Kundenverachtung wohl nicht zu machen).
Engel hatte ich auch in drei Varianten von Savage Worlds Adaptionen gespielt, sowie mit Cortex Plus / MHR und mit BoL. Doch immer kam ich auf die Arkana-Karten zurück, weil diese einfach am Besten passen.

Mit Fate kann man sicher Engel spielen. Eine Fate-Adaption ist an einem, vielleicht zwei Wochenenden fertiggestellt, je nachdem, ob man auf Fate Accelerated, Fate Core oder Fate Condensed als Basis setzt. Mit Accelerated ist es an einem Nachmittag fertig. Wenn man etwas mehr Arbeit reinstecken möchte, dann kann man die von Dresden Files Accelerated vorgestellten "Mantle"-Elemente für die Engelsorden und andere, Nicht-Engel-Charaktertypen verwenden, was nochmal einen oder zwei Tage Arbeit darstellt.
Damit wäre also Fate Engel vor einigen Jahren regeltechnisch komplett spielbar verfügbar gewesen.

Offenbar sollen aber noch einige der Fluff-Texte zusammengefaßt werden, die Originale waren oft sehr schwafelig - den damaligen Engelmachern geschuldet, die einfach nur vor sich hin blubbern konnten, aber keinen konkret spielerisch nutzbaren Text zu formulieren hinbekamen.
Interessant dürfte sein, ob die OFFIZIELLE Auflösung des Engelhintergrundes, die ja ärgerlicherweise in Form zweier GROTTENSCHLECHTER Romane erfolgt ist, genauer gesagt eines GROTTENSCHLECHTEN und eines KATASTROPHAL ABGRUNDTIEF SCHLECHTEN NICHTSKÖNNERISCHEN IDEENLOS HINGEROTZTEN TEXTSONDERMÜLLS.
Diese offizielle Auflösung der Geheimnisse im Engel-Hintergrund war wirklich der ABSCHUSS, nicht ein Abschluß. Das war ein Tritt in die Eier der Fans, denen man eh schon vorher Brechmittel verabreicht hatte. Dafür meinen UNDANK an die arroganten BASTARDE der damaligen Engelmacher. Welche Verachtung sie für ihre zahlenden Kunden, die Engel-Fans, generell alle Mitmenschen an den Tag gelegt haben, grenzt schon an Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Pfui über sie!

Es stehen noch neue Illustrationen aus, was wohl der eigentliche Arbeitsaufwand und Grund für die elendige Verzögerung sein dürfte. Alle alten Engel-Illustrationen sind wohl nicht mehr nutzbar, weil das Nutzungsrecht von Feder&Schwert vermutlich auf deren damalige Produkte, vermutlich sogar nur auf die Druckwerke, nicht auf elektronische Ausgaben und schon gar nicht auf zukünftige Neufassungen eines anderen Verlages beschränkt war. Mit dem Ende von Feder&Schwert ist eh alles neu zu verhandeln bzw. muß alles neu illustriert werden. Und das kann halt dauern.
Hätte man nicht so lange herumgetan, wäre das Projekt ja noch bei Feder&Schwert gewesen und hätte man noch auf zumindest einige der Illustrationen zurückgreifen können. Aber so sicher nicht mehr.
Mal sehen, wie jetzt der optische Stil aussehen wird. Anfangs waren die harten Illustrationen von Jüdt sehr passend für die harsche Welt der Engel. Später wurde es dann mehr "Anime-artig" und bekam eine "Elends-Ästhetik", die nicht so recht passen wollte.

Generell: ob heute, nach über 20 Jahren nach der großen Welle der Neuen Deutschen Endzeit im Rollenspiel ein solches deprimierendes Setting, in dem man Kindersoldaten spielt, die einem faschistisch-pseudo-religiösen Regime als Killerkommandos dienen, noch so gut ankommt, ist sowieso sehr zweifelhaft.
Früher ging es den meisten Leuten gut, so gut, daß sie gerne Misery Porn im Rollenspiel spielen wollten (Vampire, Engel, Degenesis usw.).
Heute gilt "The Shit got REAL!", somit leben wir ein einer scheißigen Zeit und da ist nicht mehr viel übrig, um sich noch weiter herunterziehen zu lassen.
Engel und dergleichen wären heute ein Spiel für die wenigen, denen noch die Sonne aus dem Arsch scheint, und die deshalb mal etwas Depression brauchen. Die meisten Leute heute dürften Rollenspiele spielen, um aus der Depression heraus zu kommen, statt in sie einzutauchen.
 
Die Leute machen zur Zeit einen auf empfindlich. Das stimmt wohl. Viele Opfer unterwegs. Es ist generell schwieriger geworden, Leute zu finden. Sie hängen alle in ihrem eigenen "Misery Porn" ab, in dem sie dank Lügengeschichten selber die Helden sind.

Ich hoffe, es fängt sich nochmal.

Engel hatte für mich immer eine romantische Seite. Die Wahrheit kam nie heraus. Dafür wurde es zu wenig gespielt. Ich glaube, die SLs waren sich alle darüber einig, dass es ein viel zu kurzes Ende werden würde und niemand hat sich deshalb daran getraut. Das war gut so, denn selbst die Autoren hatten keinen blassen Schimmer, wie man "erwachsene" Engel weiter bespielen könnte.
 
Engel hatte für mich immer eine romantische Seite. Die Wahrheit kam nie heraus.
Ich hatte Engel immer als Kriegs-Rollenspiel gespielt. Man spielt Elite-Soldaten, die entdecken, daß ihre Kommandeure nicht nur verlogene korrupte Bastarde sind, sondern daß ihre eigene Existenz eine Lüge ist. Und wie sie dann damit umgehen, das hat das Drama bei Engel ausgemacht.
Es gab einige Gruppen, die ihre Schar als ihre "Familie" sahen und sich darin gegen den Rest der Welt aufgestellt hatten. Dann gab es andere, die einsahen, daß die Welt (noch mehr) in die Scheiße fahren würde, wenn sie nicht mitspielen und die Lügen vertreten - immerhin ist diese Lüge eine konstruktive, also Wert, daß man für sie kämpft.
Das ist wie in vielen militärischen Rollenspielen. Die Charaktere wurden eingezogen oder in den Dienst gepresst. Die Dinge im Krieg entwickeln sich anders, als man es ihnen vorher gesagt hat. Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen, finden ihren eigenen Weg damit umzugehen.
Das ist der Kernkonflikt, den ich am militärischen Rollenspiel so mag.
Engel ist nicht romantisch, ist kein "Landser-Roman", sondern Engel ist "Die Engels-Brücke", "Steineriel, das Eiserne Angelitenkreuz", "Komm und flieg!", "Dreamseed Hunter", "Full Metal Hasta", "Saving Templar Raian", "Die Kanonen der Fegefeuerzone", usw.
 
Ich denke, da erwartest Du von Kindern zu viel. Sie sind ja nicht mal in der Pubertät. Später dann vielleicht, wenn sie ausgewachsen sind, um die 25 - aber wer spielt so lange?

Ich habe drei unterschiedliche Spielleitungen (zwei männlich, eine weiblich) erlebt, keiner hatte diesen Ansatz verfolgt. Ich denke, das ergibt sich auch so mit der Zeit.
 
da erwartest Du von Kindern zu viel
Kindersoldaten, die reifen auch in unserer realen Welt sehr schnell.

Das "Kindliche" im westlich-europäischen abendländischen Sinne ist weltweit eine AUSNAHME und war auch früher hier in Europa so nicht gegeben. Kinder galten - und gelten in vielen Regionen - als kleine Erwachsene, die sehr bald Verantwortung übernehmen müssen und erwachsenen Härten ausgesetzt werden. Nicht nur, aber auch in der Kleiderfertigung, im Bergbau, bei der Landarbeit und eben als Kindersoldaten.

So schrecklich das ist, was mit diesen jungen und an sich schützenswerten Menschen passiert, so real ist, daß sie sehr, sehr schnell "reifen", daß sie eben keine Zeit für "Kindereien" haben.

Und genau diese harte Schule, das frühe geistige Reifen, das wird bei Engel ja schon bei der Postulanten-Ausbildung klar geschildert. Diese ist brutal, und wer nicht mitkommt, der ist "Ausschuß" und wird beseitigt. Übrig bleiben die kleinen Menschen/Engel, die hart genug sind, all die Strapazen auszuhalten. Das sind KEINE "Kinderlein" mehr. Die Kinder bleiben wollten, die sind in den Öfen gelandet.

Man KANN Engel natürlich auch in der verniedlichenden "Meine kleinen Engelein"-Version spielen, doch gibt das der in den Büchern geschilderte Engel-Hintergrund so gar nicht her. Da wird knallhart aufgetischt, wie übel diese entführten Kinder zu Kindersoldaten umgebaut und indoktriniert werden, bis sie willfährig funktionieren, um als Tötungsmaschinen der Fascho-Kirche den unsterblichen Mächtigen hinter der Kirche dienen.

Gute Güte, im Engel-Setting wurde ja sogar geschildert, daß es einen rassistischen Genozid an allen Schwarzen in Afrika gab, den die Kirche durchgeführt hat. Daher gibt es nicht nur keine schwarzen Engel, es gibt keine schwarzen Menschen mehr.

Das Setting ist ein ultrabrutales, eines, in dem niemand geschont wird, wo ein Menschenleben - Kind oder nicht - nichts wert ist.

Wie gesagt, man kann das alles auch weglassen, seinen eigenen, weichgespülten, auf nett gedrehten Hintergrund draus machen, aber das ist dann nicht mehr das Engel-Setting, sondern was anderes.
 
Das würde sich jedoch im Körper wiederspiegeln - und das ist nicht der Fall. Die Gehirne werden nach wie vor mit etwa 25 erwachsen. Man könnte natürlich darüber spekulieren, warum früher viele Menschen in diesem Alter oder wenig später auch schon gestorben sind. Wenn man sich die Kommentare auf den sozialen Plattformen anschaut, die Q-Anon-Bewegung, Esoterikquatsch, dann ist das auch nicht weiter verwunderlich.
 
Die Gehirne werden nach wie vor mit etwa 25 erwachsen.
Engel-Kinder sind massivst genetisch überarbeitet, mit Nanoviren vollgestopft und haben schon im Signum-Level eine Körperkraft, die die von ausgewachsenen Templer-Kriegern signifikant übersteigt. Dazu verfügen sie über - je nach Orden unterschiedlich stark ausgeprägte - geistige Kräfte, die normalen erwachsenen Menschen schon überlegen sind, erst recht denen von unmodifizierten Kindern gleichen Alters.
Anders ausgedrückt: MENSCHEN-Kinder werden in der harten Welt der Engel auch früh erwachsen werden MÜSSEN, oder sie sterben.
ENGEL-Kinder sind Menschen überlegen, weiter entwickelt trotz kindlich wirkender Körper als jeder Erwachsene.
 
Wir haben in unserer Runde aufgrund systematisch gepflegter Vorurteile nie FATE gespielt. Womöglich könnte ich das aber jetzt mal überdenken.
Ich hab noch immer WtC hier stehen, aber ich sehe da andere Hürden bei uns. ;)

Aber Engel hat mich noch nie gereizt, nach Entdeckung des Meta Plots hat es mich eher mehr angeödet als vorher.

Alelrdings finde ich, das FATE für Engel tatsächlich eine gute Wahl ist.
 
ALLES ist besser als D20 für Engel, naja, nicht alles, aber viele Systeme.
Die Engel-SCs sollen schon als Signums-Engel wesentlich kompetenter als selbst jahrzehntelang erfahrene Templer sein. Und das bilden Systeme mit ordentlich kompetenten Start-Charakteren gut ab (wie SW, BoL, usw.).
 
Ich hatte noch nie nach einer 6stündigen Spielsitzung in einem deprimierenden Setting das Gefühl, dass ich depri werde. Den Eindruck hatte ich bei meinen Mitspielern auch nicht.
Ist ja auch ein Spiel... und wir wären hiermit sonst ja schon fast bei der Killerspieldebatte.

Engel halte ich für ein interessantes Setting und ich mochte schon immer die Bezüge auf einen alten Kanon, den man herangezogen und umgearbeitetet hat (hier zB: Altes Testament, Katechismus, Tora, Kirchengeschichte, Glaube).
 
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