Elfen Ausspielen?

Ascaso

Partysan
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viele von euch haben ja schon mal elfen in einem beliebigen system gespielt. sei es als als SC oder NPC. auch wenn sich elfen in den einzelnen systemen unterschieden scheint es doch meist ein paar gemeinsamkeiten zu geben (zumindest was fantasy settings angeht). extreme langlebigkeit bis hin zur unsterblichkeit und ursprung in einer gerechteren, offeneren, kontinuierlicheren und lebensfreundlicheren gesellschaftsform.
es gibt bestimmt auch andere beispiele, aber es sollte klar sein auf was ich mich beziehe.

in der vergangenheit habe ich des öfteren elfen gespielt, war aber an irgendeinem punkt immer sehr unzufrieden damit wie ich elfen ausgespielt habe. gemessen an den voraussetzungen waren diese elfen eher flach und klischeehaft dargestellt. ein bezug zu einem weiseren umfeld und den erfahrungswerten von jahrhunderten war immer durch mich als spieler begrenzt. ich habe nun mal nur meine beschränkten erfahrungswerte und bin auch nicht in einer sonderlich nachhaltigen, liebevollen und freiheitlichen kulur aufgewachsen.

was sind also die optionen- zumindest meine?
eine zeit lang habe ich mich darauf verlegt elfen als selbstverliebte arrogante übermenschen zu spielen – was ganz lustig ist – aber das hat noch immer nicht die lücke gefüllt von einer gesellschaftform die der menschlichen in ihrer ausübung und form selbst überlegen ist. und ganz nebenbei war meine spielform auch wieder nur das ausspielen eines sehr menschlichen klischees.

in den verschiedenen medien werden elfen gerne als etwas entrückt dargestellt. als individuen die mehr wahrnehmen und scheinbar mehr von der welt verstehen. soweit die theorie, denn unterfüttert wird das im besten falle durch kryptische aussprüche (hinter denen auch die autoren keinen sinn sehen), den besonderen hinweis auf eine starke naturverbundenheit und das so ätherische aussehen von elfen. und da hört es dann schon wieder auf. spielbar finde ich das nicht – und finde das auch nicht sonderlich erstrebenswert.
in meiner fantasie ploppen dann bilder von sich an bäume schmiegenden elfen auf, die ein trauriges lied singen und ab und an einen nichtssagenden satz über mögliche konsequenzen der zukunft/vergangenheit/gegenwart von sich geben … .

eine andere möglichkeit ist es natürlich elfen auch nicht gross anders als menschen zu spielen und sich dann hier und da an elfische klischees (z.b. elfen vs. zwerge) zu halten.
aber mein anspruch ist ja die frage zu lösen: wie lässt sich eine kultur verkörpern deren mitglieder eine immense lebensweisheit haben und die allen ihren mitgliedern die gleiche aufmerksamkeit, zuwendung und liebe zukommen lässt. in der es scheinbar keinen mangel gibt, der alltag von gegenseitiger hilfe bestimmt wird und die befriedigung der individuellen bedürfnisse mit denen der gemeinschaft verbunden sind?
wo sich klassische fragen von schuld und strafe nicht ergeben, oder zumindest nicht an individuen festmachen? wo religion und führung nichts destruktives haben und umgang und zielsetzung immer lebensbejahend sind? wo aufgaben nicht verordnet werden sondern aus eigenem antrieb übernommen werden und sich die individuen zwar als solche begreifen, aber eben immer auch als nachhaltiger bestandteil der gemeinschaft?

tja … ???

seit einiger zeit leite ich eine klassische fantasy kampangne, in der eben auch elfen vorkommen sollen. meine spieler_innen und ich sind uns darin einig das sie nur menschen spielen (sie teilen meine vorurteile gegen das (aus-)spielen von elfen).
dennoch habe ich vor mich als SL an elfen herran zu wagen, und damit vielleicht sogar einen weg auf zu machen elfen tatsächlich (bei uns) wieder spielbar zu machen.

mein neuer plan ist recht einfach, aber auch nicht ganz ohne.

ich habe natürlich noch immer nicht viel ahnung wie sich individuellen unter den von mir genannten bedingen entwickeln, oder wie genau ich das ausspielen kann. aber ich kann mir prämissen für verhalten setzen, und mich daran orentieren.

kommunikation*:

  • sie werten nicht und erkennen die bedürfnisse andere an.
  • bleiben bei ihrer kommunikation bei sich (ich perspektive)
  • wechseln nach belieben auf die meta ebene (z.b. "warum ist dir das wichtig?" oder "wenn du das sagst löst das bei mir XY aus.")
  • versuchen stehts zu vermitteln.
  • machen keine zuschreibungen (z.b. "du bist immer zu spät" oder "nie kann ich mich auf dich verlassen".
  • in fragen von "schuld" sehen sie die person die eine tat begangen hat, nicht den "täter". sie trennen individuelle schuld von kollektiver.
  • sie geben keine befehle sondern äussern wünsche und erklären ihr bedürfniss.
  • sie fragen oft "wie fühlst du dich" und sind bereit einer ernsthaften antwort zu zuhören. sie erklären von sich aus wie sie sich fühlen.
handlung**:

  • sie handeln immer aus eigenem antrieb. nie aus zwang, schuld oder bestechung.
  • sie freuen sich über fortschritte, beklagen aber keine rückschläge.
  • was andere leisten können lassen sie diese tun. sie übernehmen verantwortung für einander aber sie paternalisieren ihre umgebung nicht.
  • fehler dürfen passieren. perfektion gibt es nicht.
  • schmerz, kälte oder hitze gehören zum leben dazu und werden nicht beklagt (was nicht heisst das sie nicht vor schmerz schreien), aber sie freuen sich wenn der der körper heilt oder die kälte/hitze nachlässt.
  • sie nehmen sich zeit für ihre bedürfnisse und zelebrieren diese dann für sich ausgiebig.
  • wenn abläufe ihren fähigkeiten entprechen werden sie nicht versuchen diese zu optimieren oder effizienter zu gestalten. alles was sie tun, tun sie für sich und freuen sich an ihren fähigkeiten.
  • ihr handeln und wirken ist auf nachhaltigkeit ausgelegt. einseitige erfolge interessieren sie nicht.
  • sie verschwenden keine energie daran was andere darüber denken wie elegant sie dieses oder jenes tun, ob sie es als frau oder mann tun oder in welchem kontex. sie tun es für sich, das reicht.
hmmm, soweit was ich mir für „meine elfen“ überlegt habe. ich glaube das das spielbar ist (wenn auch nicht so leicht). was denkt ihr?

*dem einen oder der anderen mag aufgefallen sein das ich mich weitestgehen an modellen aus der gewaltfreien kommunikation, transaktionsanalyse und social justice bediene. das gute hierbei ist das es diese theorien gibt, die auch wunderbar funktionieren, aber weit entfernt von unserem tatsächlichen alltag sind.

auszug:
Most humans are not conscious of this process within themselves. When we see or hear something, instead of just noticing it for what it is, we often react - we worry about the implications of it by creating dire scenarios in our mind and then getting upset with them; we project out what we think the other person is "really" doing or meaning and then we get angry about what we think; we go into our past to similar situations, but of course bad ones, and decide that "we've seen this before" and then judge what we are observing as bad. There are endless ways we use our mind to add more than what is really there - and then to get upset about it. And to boot, we hold on dearly to what we imagine too, as though this creation of our mind is absolutely true, and we rarely think to verify it before we pronounce our judgement! We are very skilled at finding ways to get upset.

** hier habe ich mich weitgehend an ausführungen von jean liedloff über die bewohner_innen amazoniens (venezuela) gehalten, die in ihren ausführungen gerne von einer art kontinuum gesprochen hat das ich mir für „meine elfen“ gut vorstellen konnte – und das gleichzeitig weit genug von meiner vorstellung von normalen menschlichen handlungsweisen entfehrnt ist.

auszug:
Die vermaledeite Pirogge war so schwer, daß sie mehrmals, wenn sie zur Seite kippte, einen von uns gegen den brennendheißen Felsen quetschte, bis die anderen sie wegziehen konnten. Schon nach einem Viertel des Weges waren alle Fußknöchel blutig. Von meinem Aussichtspunkt und aus dem momentanen Abstand beobachtete ich eine äußerst interessante Tatsache. Hier vor mir waren mehrere Männer mit ein und derselben Aufgabe beschäftigt. Zwei von ihnen, die Europäer, waren angespannt, verzogen das Gesicht und verloren bei allem die Beherrschung; sie fluchten ununterbrochen . Die übrigen, alles Indígenas, unterhielten sich prächtig. Sie lachten über die Schwerfälligkeit des Kanus und machten ein Spiel aus dem Kampf, sie entspannten sich zwischen den Stößen, lachten über die eigenen Kratzer und waren besonders erheitert, wenn das Kanu beim Vorwärtsschwanken mal den einen, mal den anderen unter sich festnagelte. Der Betroffene, mit nacktem Rücken gegen den sengenden Granit gepreßt, lachte aus Freude über seine Befreiung unweigerlich am lautesten, sobald er wieder atmen konnte.

Alle verrichteten die gleiche Arbeit, alle erfuhren Mühe und Schmerz. Es gab keinen Unterschied in unseren Situationen, nur hatte uns unsere Kultur den Glauben eingepflanzt, eine derartige Kombination von Umständen stelle auf der Skala des Wohlbefindens ein unbezweifelbares Tief dar; daß uns in der Angelegenheit eine Wahl blieb, war uns gar nicht bewußt.
 
Die selbe fragestellung könnte man auch mit Vampiren aufmachen.
-
Ich muss sagen mir gefallen Deine überlegungen. Ich bin zwar überzeugter "Elf Basher" aber oft möchte ich eigendlich den spieler bashen der mir schon wieder einen "Ich bin ein Elf, also besser als Du" charakter vor die Nase setzt.

Mann kann jetzt in Szenarios wo die Elfen ordenlich ihre Packung bekommen haben auch die Liste ganz konsequent ins Negative verkehren (Ohne Weinerlich zu wirken) etwa so wie Andrzej Sapkowski Elfen, die so ziemlich genau das negativ spielgelbild von dem sind was Du beschreibst.
 
Was mir sehr beim Ausspielen eines Elfen (Dark Fantasy Setting) geholfen hat, waren folgende Punkte:
- Mache alles mit Herzblut, besonders deine Hobbies. Du hast alle Zeit der Welt, um diese zu perfektionieren. Mein Elf war begeisterter Gärtner und Bogenmacher. An seinem Bogen bastelte er rund 100 Jahre, bis er so war, wie er ihn haben wollte. Wenn er etwas für andere Leute gekocht hat, hat er das Tage oder gar Wochen vorbereitet. Nur die besten Zutaten, alles frisch gesammelt und bei exklusiven Händlern erstanden. Nachdem ihn seine Hobbies nicht mehr ausfüllten, weil er sie schon sehr gut beherrschte, widmete er sich der Musik und der Verfeinerung von Pfeifentaback.

Bezüglich der Mentalität ließ ich mich sehr vom Buddhismus und besonders vom Daoismus inspirieren. Egal wie schlecht die Welt sein mag - alles hat seine Ordnung, seine Berechtigung und seinen Grund. Diese Grundhaltung ist für normale Menschen ja auch nicht immer leicht nachzuvollziehen und kann eventuell etwas befremdlich wirken.

Kurzum:
- Egal was der Elf macht, er/sie macht es mit Enthusiasmus und Feuereifer.
- Egal wie verfahren die Situation ist, er/sie lässt sich partou nicht aus der Ruhe bringen.
- Immer ganzheitliche Lebensweisheiten im Petto haben, wenn jemand etwas erfragen möchte.
- Sei geduldig, du hast alle Zeit der Welt!
 
SEHR interessante Konzepte. Ich bekomme richtig Lust mal wieder einen Elfen zu spielen. Danke für die Inspiration !
 
Ich habe noch nie einen Elfen als SC gespielt muss ich gestehen. Für mich sind Elfen/Elben schon eine klare NSC Rasse, eben wegen ihres Alters und der "Weisheit" (ausgenommen sind Spiele bei denen sie das nachweislich nicht sind wie etwas Dragon Age). Ich kenne das von DSA, wo 99% der SC Elfen einfach "badoc" (unelfisch) gespielt werden und ich mir immer dachte: Warum spielt man nicht einfach gleich nen Mensch oder Halb-Elfen.

Bei meiner Herr der Ringe-Runde muss ich ja im Grunde ganz Bruchtal darstellen und das war echt schwer. Einen Elrond darzustellen bracuht vor allem eines: Viel Vorbereitung und Hilfe der Spieler. Über 3000 Jahre Wissen sind halt mal verdammt viel, mal ganz abgesehen vom Auftreten und dem Verhalten.

Wenn du aber deine Liste verwendest, kannst du da schon viel mit erreichen, die gefällt mir richtig gut.
 
Ascaso schrieb:
kommunikation*:
  • sie werten nicht und erkennen die bedürfnisse andere an.
  • bleiben bei ihrer kommunikation bei sich (ich perspektive)
  • wechseln nach belieben auf die meta ebene (z.b. "warum ist dir das wichtig?" oder "wenn du das sagst löst das bei mir XY aus.")
  • versuchen stehts zu vermitteln.
  • machen keine zuschreibungen (z.b. "du bist immer zu spät" oder "nie kann ich mich auf dich verlassen".
  • in fragen von "schuld" sehen sie die person die eine tat begangen hat, nicht den "täter". sie trennen individuelle schuld von kollektiver.
  • sie geben keine befehle sondern äussern wünsche und erklären ihr bedürfniss.
  • sie fragen oft "wie fühlst du dich" und sind bereit einer ernsthaften antwort zu zuhören. sie erklären von sich aus wie sie sich fühlen.
Mit diesen Aussagen umschreibst du ziemlich genau das Arbeitsfeld eines typischen Sozialarbeiters. "Ich-Botschaften", keine Schuldzuweisungen, Rückführung auf Sachverhalte, Anteile der eigenen Verantwortung (besser als Schuld!) und der exogenen Faktoren berücksichtigen, nicht urteilen sondern anerkennen und und und

handlung**:
  • sie handeln immer aus eigenem antrieb. nie aus zwang, schuld oder bestechung.
  • sie freuen sich über fortschritte, beklagen aber keine rückschläge.
  • was andere leisten können lassen sie diese tun. sie übernehmen verantwortung für einander aber sie paternalisieren ihre umgebung nicht.
  • fehler dürfen passieren. perfektion gibt es nicht.
  • schmerz, kälte oder hitze gehören zum leben dazu und werden nicht beklagt (was nicht heisst das sie nicht vor schmerz schreien), aber sie freuen sich wenn der der körper heilt oder die kälte/hitze nachlässt.
  • sie nehmen sich zeit für ihre bedürfnisse und zelebrieren diese dann für sich ausgiebig.
  • wenn abläufe ihren fähigkeiten entprechen werden sie nicht versuchen diese zu optimieren oder effizienter zu gestalten. alles was sie tun, tun sie für sich und freuen sich an ihren fähigkeiten.
  • ihr handeln und wirken ist auf nachhaltigkeit ausgelegt. einseitige erfolge interessieren sie nicht.
  • sie verschwenden keine energie daran was andere darüber denken wie elegant sie dieses oder jenes tun, ob sie es als frau oder mann tun oder in welchem kontex. sie tun es für sich, das reicht.
Hier wirds schon schwieriger als gesamte Rasse überhaupt zu überleben. Davon ab wirken manche Ziele paradox.
Einerseits werden Abläufe bewusst nicht optimiert oder effizienter gestaltet (was ein sehr traditionalistisches Herangehen ist - obendrein ungesund stagnierend), andererseits sind die Handlungen auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Zusammen mit der oben genannten Prämisse die Bedürfnisse anderer anzuerkennen läuft das ganze schnell ins Leere. Du hast inner-rassische Konflikte, wenn sich Individuen dann von alten Konzept lösen wollen ("Aber Vater, wir müssen in die Zukunft sehen!" - "Du wagst es unsere währenden Traditionen anzuzweifeln?") oder aber sehr schnell Leid, wenn sie mit nicht ganz so freundlich gesinnten Bevölkerungen in Konflikt geraten.

Im Grunde beschreibst du das typische Rollenspielklischee eines weltfremden (jedoch nicht naturfremden) Baumkuschlers, mit hedonistischen Zügen basierend auf einer jahrhundertealten Tradition. Mir stellen sich zwei Fragen:

1. Was ist daran neu?
2. Was macht sie jetzt weniger menschlich?

Für eine weniger menschliche und mehr "elfische" Art des Ausspielens müsste erst einmal geklärt werden was denn überhaupt typisch menschlich ist? Lassen wir mal allgemeine Antworten weg wie "ALLES ist menschlich" (weil es eben jede Art Charakterzug gibt) stellt sich mir die Frage, wieso andere Rassen grundsätzlich einem Kollektivgedanken fröhnen müssen? Und wenn sie das tun, wieso ist dieser Kollektivgedanke auf Basis einer inner-elfischen Sozialisation zurück zu führen? Wären spirituelle und Naturgottheiten zugewandte Ansätze nicht eher geeignet? Wir handeln, weil wir Teil des Massivs sind. Wir existieren, handeln und denken, weil jeder von uns ein Teil von "Es" ist. Wir geben "Es" seine Existenz und gleichermaßen existieren wir, weil "Es" existiert.

Aber auch solche Ansätze sind durchgekaut. Ich halte Elfen auch nicht für unspielbar. Ich halte es für unmöglich lediglich etwas völlig neues daraus zu machen. Ich fand den Film zwar scheiße, aber Avatar liefert mit den Navi ziemlich brauchbare Elfen in meinen Augen.
 
Der Versuch Nichtmenschen zu spielen ist ja auch zum Scheitern verurteilt. Von wegen Grenzen der eigenen Erkenntnis und so.
Man kann höchstens versuchen, menschlichen Klischees spitze Ohren (oder lange Bärte) anzukleben.
Und da finde ich einen Elfen als Sozialarbeiterklischee allemal interessanter als einen Elfen als Indianerkischee.
Ist näher an meiner Lebenswirklichkeit.

Vielleicht wäre eine gute weiter Richtung für diesen Thread, neue Klischees zu entdecken.

Wie sähe denn ein Elf als Piratenparteiwähler aus? Ach richtig... Dodger.
Und ein Elf als CDU-Wähler-Klischee?
 
Der Versuch Nichtmenschen zu spielen ist ja auch zum Scheitern verurteilt. Von wegen Grenzen der eigenen Erkenntnis und so.

Du meinst, man kann keine Nichtmenschen darstellen, weil man nicht weiß, wie sie ticken, aber ganz sicher weiß, daß sie nicht so ticken, wie Menschen. Stimmt's?

Und wenn ja...spürst du meinen vorwurfsvollen Blick? :D
 
Wenn sie so ticken würden wie Menschen... warum sollte man sie dann spielen? Wegen der Ohren und des Bartes? Aber warum sollte man sie dann nicht einfach spielen wie Menschen mit spitzen Ohren oder Bärten?
Ach richtig... tut man ja. Dann kann man sich doch ein Klischee suchen, damit sie zumindest nicht ganz so doll danach wirken.
Ich verstehe deinen vorwurfsvollen Blick nicht, und werfe ihn daher zurück.
 
Wenn man nicht spielen darf, was man aufgrund der Grenzen der eigenen Erkenntnis nicht spielen kann, spielt man letzten Endes bloß sich selbst.
 
Du hast Rollenspiel begriffen. Ein Internet für dich, Jack.

P.S.: Ich habe nicht von "dürfen", sondern von "können" gesprochen. Es ist einfach nicht möglich, was darzustellen, was nicht in einem ist.
 
Ist es nicht. Ganz und gar nicht.

Nur ist die Idee, etwas auszudrücken, was nicht in einem ist, bizarr.
Deshalb ist Ascascos Ansatz eben gut. Ganz egal, ob eine tatsächliche hypothetische Kultur nach menschlichem Ermessen länger als drei Generationen funktionieren würde.

Deshalb meine Antwort auf Gabriels "alles ist schonmal dagewesen": Ja natürlich. Was auch sonst. Auf die Mischung kommt es eben an.
 
Nur ist die Idee, etwas auszudrücken, was nicht in einem ist, bizarr.

Rollenspiel und Schauspielerei empfinde ich gar nicht als bizarr.

Mein Punkt ist, dass wir zur Darstellung von irgend etwas anderem außer uns selbst immer vor Grenzen der eigenen Erkenntnis stehen. Rollenspiel ist also immer zum bizarren Scheitern verurteilt. Und somit könnte man es als Zeitverschwendung betrachten. Wenn man die ganze Angelegenheit von der Warte aus betrachtet, jedenfalls.

Das gilt für die Darstellung von Nichtmenschen genauso, wie für die Darstellung von Menschen. Wenn Menschen jedoch gelten sollten, weil sie zumindest menschlich sind, Nichtmenschen aber nicht gelten, weil sie nicht menschlich sind, ist das paradox. Denn warum sollten Nichtmenschen nicht genug menschliche Eigenschaften besitzen, um sie trotzdem spielen zu können? Und warum sind es "menschliche" Eigenschaften? Vielleicht sind wir bloß alle so ähnlich wie Elfen.

Mensch Meier, ist doch gar nicht kompliziert.
 
Die tun das ja auch nicht.
Rollenspieler und Schauspieler meine ich.
Sie denken nur manchmal, sie täten es. Und dann brauchen sie etwas Erdung.
 
Rocky Racoon schrieb:
Der Versuch Nichtmenschen zu spielen ist ja auch zum Scheitern verurteilt. Von wegen Grenzen der eigenen Erkenntnis und so.

[...]Nur ist die Idee, etwas auszudrücken, was nicht in einem ist, bizarr.

Stimme ich dir weitestgehend zu. Wobei ich mich etwas an der Wortwahl stoße. Nehmen wir nur für einen kurzen Moment ein Hassthema "Rollenspiel und Vergewaltigung". Nach dem oben gesagten ist die Idee bizarr, dass jemand im Rollenspiel einen überzeugenden Vergewaltiger spielt. Grenze der eigenen Erkenntnis und so. Oder auch einen überzeugenden, psychotischen Gewalttäter. Gibt aber Rollenspieler die kriegen das recht überzeugend hin - jetzt könnte man mit oben findig dargestellter Wortwahl sagen "Na, dann hat er aber auch entsprechende Grundzüge verinnerlicht - gefährlich diese Person ... definitiv gefährlich." Und das finde ich unzutreffend. Das Problem bei Nicht-Menschen greift meines Erachtens an anderer Stelle: Es gibt sie einfach nicht - folglich kann man sich ewig darüber streiten wie denn nun ein richtiger Elf zu sein hat oder Zwerg oder Riese ... letztlich sind sie genau das was man aus ihnen macht.

Ich will hier kein Fass Würmer aufmachen, ich will lediglich aufzeigen wo ich ein potentielles argumentatives Problem sehe.

Man kann höchstens versuchen, menschlichen Klischees spitze Ohren (oder lange Bärte) anzukleben.

Weswegen Orks bei Shadowrun zu Afroamerikanern und Türken mit HipHop Hintergrund geworden sind. *seufz*

Und da finde ich einen Elfen als Sozialarbeiterklischee allemal interessanter als einen Elfen als Indianerkischee.
Ist näher an meiner Lebenswirklichkeit.

Das sind ja letztlich geschmacksfragen ... aber ging es denn wirklich darum?
Einen sehr wichtigen Satz von Ascaso finde ich in diesem Zusammenhang hier:

"und ganz nebenbei war meine spielform auch wieder nur das ausspielen eines sehr menschlichen klischees."

Das erweckt in mir den Verdacht, dass es genau dieses zu vermeiden gilt. Menschliche Klischees mein ich ... folglich war meine Haltung weniger "Alles ist schon mal dagewesen" sondern eher "Egal was du tust - letztlich landest du eh wieder bei Menschen, schäm dich dessen nicht, sondern nutz es! Wenn du dir dazu auch noch viele Gedanken machen möchtest ... nur zu, aber sei dir gewahr: Das kann auch ziemlich wackelig sein das ganze!"

Vielleicht wäre eine gute weiter Richtung für diesen Thread, neue Klischees zu entdecken.

Wie sähe denn ein Elf als Piratenparteiwähler aus? Ach richtig... Dodger.
Und ein Elf als CDU-Wähler-Klischee?

Die Idee ist gekauft. Dennoch bleibt es auch hier bei der grundlegenden Frage: Was macht einen Elf zum Elf? Einen Zwerg zum Zwerg? In welchem Kontext reden wir davon? Bei Shadowrun war Dodger ein ganz normaler Typ, der halt schon ein bisschen älter war und äußerst gewöhnungsbedürftige Kontakte hatte. Davon ab war er halt ein Super-Hacker, mit Super-Ausrüstung und fabulösen Skills die dem Regelwerk gestrotzt haben. Was war jetzt genau das elfische an ihm?
Im Grunde war Dodger der feuchte Traum eines Autors, der mal seine HighTech Version eines Elfen auf die Menschheit loslassen wollte. Das besondere also: Er war kein magischer Magier (wie das Klischee der Elfen besagt - von wegen alle magisch aktiv) sondern ein Technomancer (wenn man so will - und ich meine damit nicht den seit der 4ten Edition geprägten Begriff, sondern beziehe mich auf die Metaebene). Zu seiner Zeit war Dodger etwas besonderes, weil Elfen halt zaubern und mit Magie hatte er gar nix am Hut. Hm ... bisschen dünn und in den Romanen war er jetzt auch nicht sonderlich unmenschlich.

Deshalb ist Ascascos Ansatz eben gut. Ganz egal, ob eine tatsächliche hypothetische Kultur nach menschlichem Ermessen länger als drei Generationen funktionieren würde.

Keine Frage: Es führt zurück auf die Frage "Was macht einen Elfen zum Elfen?" - es stellt sich aber die Frage "Gibt es den Elfen? Oder ist diese Rasse bunt und vielfältig?"

Und dann haste eben den CDU-Wähler Elfen, den Sozialarbeiter-Elfen, den Nazi-Elfen, den Elfen, der nix mehr zu verlieren hat .... und das einzige was sie "anders" macht sind ihre Ohren und ihre schlanke Figur.

Halloween Jack schrieb:
Rollenspiel ist also immer zum bizarren Scheitern verurteilt. Und somit könnte man es als Zeitverschwendung betrachten. Wenn man die ganze Angelegenheit von der Warte aus betrachtet, jedenfalls.

Rollenspiel ist genau so eine Zeitverschwendung wie Fußball, Videospiele, DVDs, Workaholic Tätigkeiten und und und ... zumindest aus Sicht derer, die damit nichts anfangen können. Alle anderen empfinden Spaß oder Begeisterung und denen ist es dann egal, dass es in dem einen oder anderen Bereich hinkt. Gibt auch mal schlechte Fußballspiele, miese Filme/ Videogames, nicht so produktive Tage ...
Wenn hinterher alle nach Hause gehen und sich lebhaft an das Szenario erinnern, dann war es zumindest für diese Leute keine Zeitverschwendung (außer die Lebhaftigkeit bestand einzig und allein darin nur über Regeln zu debattieren, obwohl spielen das Ziel war.)
 
ach naja, mein plan war natürlich nicht eine neue species zu erfinden (mal davon abgesehen das das anhand fehlender beispiele vermutlich unmöglich ist) sondern zu überlegen wie man das bild von uralten und weisen elfen, das so oft benannt wird, soweit bedienen kann das es irgendeinen sinn ergibt. die bisherigen modelle, zumindest diejenigen die ich kenne, scheitern immer daran die angebliche so egalitäre und sozial entwickelte elfische gesellschaft konkret zu benennen.

das disney model in dem „gut“ sein simpel mit „gut aussehen“ übersetzt wird, mag für HdR ausreichen, aber für das ausspielen eines charakters meines erachtens nach eben nicht.

für mich läuft es im prinzip darauf hinaus eine überlegene kultur darzustellen. die oben genannten punkte für kommunikation (wenn auch sehr stark verkürzt) stellen – für mich – das obere ende dessen dar was menschliche „kultur“ zu bieten hat. wobei für mich implizip ist das das dann mehr ist als die oft etwas hilflosen versuche von pädagogen halbwegs vernünftig mich sich und anderen umzugehen. ich würde da eher von einer alltäglichen selbstverständlichkeit im umgang ausgehen. das „warum“ würde ich dann nicht mit einer höheren entität erklären wollen, sondern eben mit dem entwicklungsgrad einer kultur - worin ich noch keine konformität sehe.

der punkt „handlungsweisen“ wäre für mich ein versuch, da steckt lediglich die überlegung von sich selbst genügenden personen dahinter, die keine energie damit verschwenden jemand zu sein der sie nicht sind (oder sein wollen), und die sich an dem freuen was sie leisten können. das meine ich dann auch damit stimmige abläufe (nicht ideen!) nicht optimieren zu wollen.

die überlegung inwiefern das ganze auf ein allgemeingültiges klischee hinaus läuft weiss ich garnicht, aber wenn, dann gefällt es mir zumindest besser als das alte.
… und ich schreibe mal was in meiner runde passiert ist.

btw. danke für den zuspruch, hat mir mut gemacht das tatsächlich mal zu probieren.
 
Gabriel schrieb:
Ich will hier kein Fass Würmer aufmachen, ich will lediglich aufzeigen wo ich ein potentielles argumentatives Problem sehe.
Lass uns das Fass ruhig zulassen. Nur sehe ich da kein Problem. Leute, die Vergewaltiger oder Serienmörder spielen wollen, schöpfen dabei entweder aus ihrer profunden Unreife oder noch viel viel unheimlicheren Quellen. Sie werden es wohl kaum aus leerer Luft tun.
In dem unwahrscheinlichen Fall, dass es jemand nicht spielen will, aber trotzdem tut, wird er wohl aus einer der obigen Quellen, mehr oder weniger ausführlichem theoretischem Studium derartiger Charaktere, oder zumindest seinen Vorstellungen, wie zutreffend oder tiefgehend sie auch sein mögen, davon, wie ein Gewaltverbrecher ohne Sinn für Empathie tickt, schöpfen. Alles Dinge, die erstmal in ihm sein müssen.

Gabriel schrieb:
Einen sehr wichtigen Satz von Ascaso finde ich in diesem Zusammenhang hier:

"und ganz nebenbei war meine spielform auch wieder nur das ausspielen eines sehr menschlichen klischees."

Das erweckt in mir den Verdacht, dass es genau dieses zu vermeiden gilt. Menschliche Klischees mein ich ... folglich war meine Haltung weniger "Alles ist schon mal dagewesen" sondern eher "Egal was du tust - letztlich landest du eh wieder bei Menschen, schäm dich dessen nicht, sondern nutz es! Wenn du dir dazu auch noch viele Gedanken machen möchtest ... nur zu, aber sei dir gewahr: Das kann auch ziemlich wackelig sein das ganze!"
Dann sind wir uns da offenbar einig und ich habe dich nur missverstanden.

Ascasco schrieb:
die oben genannten punkte für kommunikation (wenn auch sehr stark verkürzt) stellen – für mich – das obere ende dessen dar was menschliche „kultur“ zu bieten hat.
Der Elf als gesellschaftliche Utopie. Sehr gut. Das gefällt mir. War auch irgendwie mein erster Gedanke bei deinem Post. Gabriel hat mich mit seinem Sozialarbeiter dann etwas abgelenkt. Aber beides hat was für sich: Metamenschen als moralisch gewertete utopische bzw. dystopische Gesellschaftsformen - Elfen als transzendente, moralisch einwandfreie Utopie, Orks als barbarische, destruktive Dystopie, Zwerge als überzogene Darstellung der kapitalistisch-industriellen Gegenwart, die moralisch und intelektuell eigentlich nur aus der Vergangenheit schöpft- und auf der anderen Seite Metamenschen als wirklichkeitsnahe Schablonen der nächsten Umgebung. Linke Sozialarbeiterelfen, unpolitische Funpunkorks, bornierte und nationalistische Oktoberfestzwerge.
Das eine bietet sich für grundsätzliche Betrachtungen über den Menschen an, das andere bietet aufgrund seiner Nähe zur eigenen Erlebenswirklichkeit gute Identifikationsfläche.


Jack: Muss ich es dir nochmal extra erklären?
Ich habe es gesagt, Gabriel hat es gesagt...
Jetzt hör doch mal bitte auf, mich falsch zu verstehen. Und NACH einer Antwort den eigenen Post zu editieren, von Typos und geringfügigen Ausdrucksverbesserungen natürlich abgesehen, halte ich für unanständig.
Jetzt hast du dir einen vorwurfsvollen Blick verdient.
 
Jack: Muss ich es dir nochmal extra erklären?

Du hast mir von Anfang an nichts erklären müssen. Ich habe lediglich einen Satz kommentiert, über den du nicht genug nachgedacht hast. Das war's. Ich weiß schon, dass du damit was anderes ausdrücken wolltest, als das, was du ausgedrückt hast. Aber das ist doch nicht meine Schuld. ;)

Jetzt hast du dir einen vorwurfsvollen Blick verdient.

No. Ich hab' deinen Post vor dem editieren gar nicht gesehen.
 
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