Ascaso
Partysan
- Registriert
- 18. Juli 2004
- Beiträge
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viele von euch haben ja schon mal elfen in einem beliebigen system gespielt. sei es als als SC oder NPC. auch wenn sich elfen in den einzelnen systemen unterschieden scheint es doch meist ein paar gemeinsamkeiten zu geben (zumindest was fantasy settings angeht). extreme langlebigkeit bis hin zur unsterblichkeit und ursprung in einer gerechteren, offeneren, kontinuierlicheren und lebensfreundlicheren gesellschaftsform.
es gibt bestimmt auch andere beispiele, aber es sollte klar sein auf was ich mich beziehe.
in der vergangenheit habe ich des öfteren elfen gespielt, war aber an irgendeinem punkt immer sehr unzufrieden damit wie ich elfen ausgespielt habe. gemessen an den voraussetzungen waren diese elfen eher flach und klischeehaft dargestellt. ein bezug zu einem weiseren umfeld und den erfahrungswerten von jahrhunderten war immer durch mich als spieler begrenzt. ich habe nun mal nur meine beschränkten erfahrungswerte und bin auch nicht in einer sonderlich nachhaltigen, liebevollen und freiheitlichen kulur aufgewachsen.
was sind also die optionen- zumindest meine?
eine zeit lang habe ich mich darauf verlegt elfen als selbstverliebte arrogante übermenschen zu spielen – was ganz lustig ist – aber das hat noch immer nicht die lücke gefüllt von einer gesellschaftform die der menschlichen in ihrer ausübung und form selbst überlegen ist. und ganz nebenbei war meine spielform auch wieder nur das ausspielen eines sehr menschlichen klischees.
in den verschiedenen medien werden elfen gerne als etwas entrückt dargestellt. als individuen die mehr wahrnehmen und scheinbar mehr von der welt verstehen. soweit die theorie, denn unterfüttert wird das im besten falle durch kryptische aussprüche (hinter denen auch die autoren keinen sinn sehen), den besonderen hinweis auf eine starke naturverbundenheit und das so ätherische aussehen von elfen. und da hört es dann schon wieder auf. spielbar finde ich das nicht – und finde das auch nicht sonderlich erstrebenswert.
in meiner fantasie ploppen dann bilder von sich an bäume schmiegenden elfen auf, die ein trauriges lied singen und ab und an einen nichtssagenden satz über mögliche konsequenzen der zukunft/vergangenheit/gegenwart von sich geben … .
eine andere möglichkeit ist es natürlich elfen auch nicht gross anders als menschen zu spielen und sich dann hier und da an elfische klischees (z.b. elfen vs. zwerge) zu halten.
aber mein anspruch ist ja die frage zu lösen: wie lässt sich eine kultur verkörpern deren mitglieder eine immense lebensweisheit haben und die allen ihren mitgliedern die gleiche aufmerksamkeit, zuwendung und liebe zukommen lässt. in der es scheinbar keinen mangel gibt, der alltag von gegenseitiger hilfe bestimmt wird und die befriedigung der individuellen bedürfnisse mit denen der gemeinschaft verbunden sind?
wo sich klassische fragen von schuld und strafe nicht ergeben, oder zumindest nicht an individuen festmachen? wo religion und führung nichts destruktives haben und umgang und zielsetzung immer lebensbejahend sind? wo aufgaben nicht verordnet werden sondern aus eigenem antrieb übernommen werden und sich die individuen zwar als solche begreifen, aber eben immer auch als nachhaltiger bestandteil der gemeinschaft?
tja … ???
seit einiger zeit leite ich eine klassische fantasy kampangne, in der eben auch elfen vorkommen sollen. meine spieler_innen und ich sind uns darin einig das sie nur menschen spielen (sie teilen meine vorurteile gegen das (aus-)spielen von elfen).
dennoch habe ich vor mich als SL an elfen herran zu wagen, und damit vielleicht sogar einen weg auf zu machen elfen tatsächlich (bei uns) wieder spielbar zu machen.
mein neuer plan ist recht einfach, aber auch nicht ganz ohne.
ich habe natürlich noch immer nicht viel ahnung wie sich individuellen unter den von mir genannten bedingen entwickeln, oder wie genau ich das ausspielen kann. aber ich kann mir prämissen für verhalten setzen, und mich daran orentieren.
kommunikation*:
*dem einen oder der anderen mag aufgefallen sein das ich mich weitestgehen an modellen aus der gewaltfreien kommunikation, transaktionsanalyse und social justice bediene. das gute hierbei ist das es diese theorien gibt, die auch wunderbar funktionieren, aber weit entfernt von unserem tatsächlichen alltag sind.
auszug:
Most humans are not conscious of this process within themselves. When we see or hear something, instead of just noticing it for what it is, we often react - we worry about the implications of it by creating dire scenarios in our mind and then getting upset with them; we project out what we think the other person is "really" doing or meaning and then we get angry about what we think; we go into our past to similar situations, but of course bad ones, and decide that "we've seen this before" and then judge what we are observing as bad. There are endless ways we use our mind to add more than what is really there - and then to get upset about it. And to boot, we hold on dearly to what we imagine too, as though this creation of our mind is absolutely true, and we rarely think to verify it before we pronounce our judgement! We are very skilled at finding ways to get upset.
** hier habe ich mich weitgehend an ausführungen von jean liedloff über die bewohner_innen amazoniens (venezuela) gehalten, die in ihren ausführungen gerne von einer art kontinuum gesprochen hat das ich mir für „meine elfen“ gut vorstellen konnte – und das gleichzeitig weit genug von meiner vorstellung von normalen menschlichen handlungsweisen entfehrnt ist.
auszug:
Die vermaledeite Pirogge war so schwer, daß sie mehrmals, wenn sie zur Seite kippte, einen von uns gegen den brennendheißen Felsen quetschte, bis die anderen sie wegziehen konnten. Schon nach einem Viertel des Weges waren alle Fußknöchel blutig. Von meinem Aussichtspunkt und aus dem momentanen Abstand beobachtete ich eine äußerst interessante Tatsache. Hier vor mir waren mehrere Männer mit ein und derselben Aufgabe beschäftigt. Zwei von ihnen, die Europäer, waren angespannt, verzogen das Gesicht und verloren bei allem die Beherrschung; sie fluchten ununterbrochen . Die übrigen, alles Indígenas, unterhielten sich prächtig. Sie lachten über die Schwerfälligkeit des Kanus und machten ein Spiel aus dem Kampf, sie entspannten sich zwischen den Stößen, lachten über die eigenen Kratzer und waren besonders erheitert, wenn das Kanu beim Vorwärtsschwanken mal den einen, mal den anderen unter sich festnagelte. Der Betroffene, mit nacktem Rücken gegen den sengenden Granit gepreßt, lachte aus Freude über seine Befreiung unweigerlich am lautesten, sobald er wieder atmen konnte.
Alle verrichteten die gleiche Arbeit, alle erfuhren Mühe und Schmerz. Es gab keinen Unterschied in unseren Situationen, nur hatte uns unsere Kultur den Glauben eingepflanzt, eine derartige Kombination von Umständen stelle auf der Skala des Wohlbefindens ein unbezweifelbares Tief dar; daß uns in der Angelegenheit eine Wahl blieb, war uns gar nicht bewußt.
es gibt bestimmt auch andere beispiele, aber es sollte klar sein auf was ich mich beziehe.
in der vergangenheit habe ich des öfteren elfen gespielt, war aber an irgendeinem punkt immer sehr unzufrieden damit wie ich elfen ausgespielt habe. gemessen an den voraussetzungen waren diese elfen eher flach und klischeehaft dargestellt. ein bezug zu einem weiseren umfeld und den erfahrungswerten von jahrhunderten war immer durch mich als spieler begrenzt. ich habe nun mal nur meine beschränkten erfahrungswerte und bin auch nicht in einer sonderlich nachhaltigen, liebevollen und freiheitlichen kulur aufgewachsen.
was sind also die optionen- zumindest meine?
eine zeit lang habe ich mich darauf verlegt elfen als selbstverliebte arrogante übermenschen zu spielen – was ganz lustig ist – aber das hat noch immer nicht die lücke gefüllt von einer gesellschaftform die der menschlichen in ihrer ausübung und form selbst überlegen ist. und ganz nebenbei war meine spielform auch wieder nur das ausspielen eines sehr menschlichen klischees.
in den verschiedenen medien werden elfen gerne als etwas entrückt dargestellt. als individuen die mehr wahrnehmen und scheinbar mehr von der welt verstehen. soweit die theorie, denn unterfüttert wird das im besten falle durch kryptische aussprüche (hinter denen auch die autoren keinen sinn sehen), den besonderen hinweis auf eine starke naturverbundenheit und das so ätherische aussehen von elfen. und da hört es dann schon wieder auf. spielbar finde ich das nicht – und finde das auch nicht sonderlich erstrebenswert.
in meiner fantasie ploppen dann bilder von sich an bäume schmiegenden elfen auf, die ein trauriges lied singen und ab und an einen nichtssagenden satz über mögliche konsequenzen der zukunft/vergangenheit/gegenwart von sich geben … .
eine andere möglichkeit ist es natürlich elfen auch nicht gross anders als menschen zu spielen und sich dann hier und da an elfische klischees (z.b. elfen vs. zwerge) zu halten.
aber mein anspruch ist ja die frage zu lösen: wie lässt sich eine kultur verkörpern deren mitglieder eine immense lebensweisheit haben und die allen ihren mitgliedern die gleiche aufmerksamkeit, zuwendung und liebe zukommen lässt. in der es scheinbar keinen mangel gibt, der alltag von gegenseitiger hilfe bestimmt wird und die befriedigung der individuellen bedürfnisse mit denen der gemeinschaft verbunden sind?
wo sich klassische fragen von schuld und strafe nicht ergeben, oder zumindest nicht an individuen festmachen? wo religion und führung nichts destruktives haben und umgang und zielsetzung immer lebensbejahend sind? wo aufgaben nicht verordnet werden sondern aus eigenem antrieb übernommen werden und sich die individuen zwar als solche begreifen, aber eben immer auch als nachhaltiger bestandteil der gemeinschaft?
tja … ???
seit einiger zeit leite ich eine klassische fantasy kampangne, in der eben auch elfen vorkommen sollen. meine spieler_innen und ich sind uns darin einig das sie nur menschen spielen (sie teilen meine vorurteile gegen das (aus-)spielen von elfen).
dennoch habe ich vor mich als SL an elfen herran zu wagen, und damit vielleicht sogar einen weg auf zu machen elfen tatsächlich (bei uns) wieder spielbar zu machen.
mein neuer plan ist recht einfach, aber auch nicht ganz ohne.
ich habe natürlich noch immer nicht viel ahnung wie sich individuellen unter den von mir genannten bedingen entwickeln, oder wie genau ich das ausspielen kann. aber ich kann mir prämissen für verhalten setzen, und mich daran orentieren.
kommunikation*:
- sie werten nicht und erkennen die bedürfnisse andere an.
- bleiben bei ihrer kommunikation bei sich (ich perspektive)
- wechseln nach belieben auf die meta ebene (z.b. "warum ist dir das wichtig?" oder "wenn du das sagst löst das bei mir XY aus.")
- versuchen stehts zu vermitteln.
- machen keine zuschreibungen (z.b. "du bist immer zu spät" oder "nie kann ich mich auf dich verlassen".
- in fragen von "schuld" sehen sie die person die eine tat begangen hat, nicht den "täter". sie trennen individuelle schuld von kollektiver.
- sie geben keine befehle sondern äussern wünsche und erklären ihr bedürfniss.
- sie fragen oft "wie fühlst du dich" und sind bereit einer ernsthaften antwort zu zuhören. sie erklären von sich aus wie sie sich fühlen.
- sie handeln immer aus eigenem antrieb. nie aus zwang, schuld oder bestechung.
- sie freuen sich über fortschritte, beklagen aber keine rückschläge.
- was andere leisten können lassen sie diese tun. sie übernehmen verantwortung für einander aber sie paternalisieren ihre umgebung nicht.
- fehler dürfen passieren. perfektion gibt es nicht.
- schmerz, kälte oder hitze gehören zum leben dazu und werden nicht beklagt (was nicht heisst das sie nicht vor schmerz schreien), aber sie freuen sich wenn der der körper heilt oder die kälte/hitze nachlässt.
- sie nehmen sich zeit für ihre bedürfnisse und zelebrieren diese dann für sich ausgiebig.
- wenn abläufe ihren fähigkeiten entprechen werden sie nicht versuchen diese zu optimieren oder effizienter zu gestalten. alles was sie tun, tun sie für sich und freuen sich an ihren fähigkeiten.
- ihr handeln und wirken ist auf nachhaltigkeit ausgelegt. einseitige erfolge interessieren sie nicht.
- sie verschwenden keine energie daran was andere darüber denken wie elegant sie dieses oder jenes tun, ob sie es als frau oder mann tun oder in welchem kontex. sie tun es für sich, das reicht.
*dem einen oder der anderen mag aufgefallen sein das ich mich weitestgehen an modellen aus der gewaltfreien kommunikation, transaktionsanalyse und social justice bediene. das gute hierbei ist das es diese theorien gibt, die auch wunderbar funktionieren, aber weit entfernt von unserem tatsächlichen alltag sind.
auszug:
Most humans are not conscious of this process within themselves. When we see or hear something, instead of just noticing it for what it is, we often react - we worry about the implications of it by creating dire scenarios in our mind and then getting upset with them; we project out what we think the other person is "really" doing or meaning and then we get angry about what we think; we go into our past to similar situations, but of course bad ones, and decide that "we've seen this before" and then judge what we are observing as bad. There are endless ways we use our mind to add more than what is really there - and then to get upset about it. And to boot, we hold on dearly to what we imagine too, as though this creation of our mind is absolutely true, and we rarely think to verify it before we pronounce our judgement! We are very skilled at finding ways to get upset.
** hier habe ich mich weitgehend an ausführungen von jean liedloff über die bewohner_innen amazoniens (venezuela) gehalten, die in ihren ausführungen gerne von einer art kontinuum gesprochen hat das ich mir für „meine elfen“ gut vorstellen konnte – und das gleichzeitig weit genug von meiner vorstellung von normalen menschlichen handlungsweisen entfehrnt ist.
auszug:
Die vermaledeite Pirogge war so schwer, daß sie mehrmals, wenn sie zur Seite kippte, einen von uns gegen den brennendheißen Felsen quetschte, bis die anderen sie wegziehen konnten. Schon nach einem Viertel des Weges waren alle Fußknöchel blutig. Von meinem Aussichtspunkt und aus dem momentanen Abstand beobachtete ich eine äußerst interessante Tatsache. Hier vor mir waren mehrere Männer mit ein und derselben Aufgabe beschäftigt. Zwei von ihnen, die Europäer, waren angespannt, verzogen das Gesicht und verloren bei allem die Beherrschung; sie fluchten ununterbrochen . Die übrigen, alles Indígenas, unterhielten sich prächtig. Sie lachten über die Schwerfälligkeit des Kanus und machten ein Spiel aus dem Kampf, sie entspannten sich zwischen den Stößen, lachten über die eigenen Kratzer und waren besonders erheitert, wenn das Kanu beim Vorwärtsschwanken mal den einen, mal den anderen unter sich festnagelte. Der Betroffene, mit nacktem Rücken gegen den sengenden Granit gepreßt, lachte aus Freude über seine Befreiung unweigerlich am lautesten, sobald er wieder atmen konnte.
Alle verrichteten die gleiche Arbeit, alle erfuhren Mühe und Schmerz. Es gab keinen Unterschied in unseren Situationen, nur hatte uns unsere Kultur den Glauben eingepflanzt, eine derartige Kombination von Umständen stelle auf der Skala des Wohlbefindens ein unbezweifelbares Tief dar; daß uns in der Angelegenheit eine Wahl blieb, war uns gar nicht bewußt.