AW: Ein Vampirsetting....
Waldviech schrieb:
RPG´s bei denen man Vampire spielt, ... was haltet ihr von folgenden Ideen für ein Vampirsetting:
Irgendwie ist mir bei den bisherigen Ideendarbietungen der Fokus darauf, daß die Spieler hier VAMPIRE als SCs spielen sollen, abhanden gekommen.
Da wird mir zuviel über nicht-vampirische Grüppchen diskutiert, die allesamt eigentlich genauso interessant sind, wenn es sich in einem völlig vampirlosen Fantasy-18.Jahrhundert zutragen würde.
In dieser historisch angehauchten Fantasy-Welt kämen dann auch dekadente Adelige, die den Geruch von Moder und Verfall, sowie das Bewußtsein vergangener Größe ausstrahlen, vor. Und auch da gibt es den Dorfpfarrer, der sich mit seinem Adeligen arrangiert hat, und den Inquisitor, der für seine Reputation nach schönen, effektvoll hinrichtbaren, jungen Frauen sucht, die er in der nächsten größeren Stadt publikumswirksam ins Feuer geben will.
Die hier in den letzten Beiträgen geäußerten Ideen kommen m.E. sogar BESSER ohne Vampire und OHNE Übernatürliches zum Tragen. Wenn man als Spieler WEISS, daß es keine Magie, keine Hexerei, keine Dämonen gibt, und man soll dann tatsächlich die Nachbarstochter denunzieren, nur damit der eigenen Schwester nicht der Flammentod nach Folter droht, dann ist das was anderes, als wenn es tatsächlich Hexenwerk, Magie, etc. gibt und eigentlich jeder sich mit der Existenz des Übernatürlichen so arrangiert hat, daß es kein ÜBERnatürliches mehr ist, sondern nur noch Natürliches. (AD&Ds Ye Olde Magick Shoppe ist in solch einer Welt nur eine Hügelkuppe entfernt.)
Wenn die Dörfler allesamt wissen, daß sie von sich in Fledermäuse, Nebel oder Wölfe verwandelnden Blutsaugern mit viel Pomade im Haar und stechendem Blick regiert werden, dann ist das für sie NORMAL. Dann haben sich die Normalbürger so arrangiert wie z.B. bei Ravenloft.
Wenn übernatürliche oder unnatürliche Wesen wie Vampire und Werwölfe aber normale Zeitgenossen sind, wo ist dann noch das Besondere einen Vampir zu spielen?
Ich meine damit, man könnte auch genausogut einen Magier mit Gestaltwandelungsfähigkeiten, oder Flugzauber, oder Suggestionszauber spielen, ohne daß es einen anderen Effekt hätte.
Wo ist hier jetzt noch das Vampirische am ganzen Setting?
Wenn es "Ein Vampirsetting..." heißen soll, dann will ich die Vampire mit dem Hauptanteil an Screentime haben, und nicht irgendwelche beliebigen Fraktionen, Bündnisse, Religionen und anderen Kram, den die unwichtigen und langweilig zu spielenden Nichtvampire so machen.
Man nehme z.B. den starken Fokus jeglicher Sicht der pseudohistorischen Welt in Ars Magica auf Zauberer, und zwar NUR auf Zauberer, dann kommt eine ganze Weile garnichts, und dann kommen den Zauberern irgendwie nützliche andere Menschen, die aber nur sozusagen auf dem "Ausrüstungsbogen" des Zauberers landen. Der Rest der Welt, der große Rest der Welt ist nicht in Kenntnis von den Belangen der Magier und nicht eingeweiht in deren Strukturen, Politik, Einflusssphären.
So etwas auf Vampire übertragen wäre ziemlich anders, als das in den obigen Ideen Aufgeführte. Vor allem wären die normalen Menschen wirklich nur "Frühstück", "2. Frühstück", "Mittagessen" usw. - oder, falls sie lebendig eher nützlicher als nahrhaft sind, dann eben als Groks, oder Igors, oder was auch immer - jedenfalls ohne eigene mehr als eindimensionale Persönlichkeit und auf dem "Ausrüstungsbogen" des Vampir-SCs stehend.
Wenn man dann noch die Fraktionen, Bündnisse, Familien der wichtigen Vampire heranzieht, dann legt an Grüppchen-Intrigen V:tM schon reichlich vor, was man bestenfalls noch kopieren könnte (aber warum sollte man?).
Was mir auch noch ziemlich fehlt ist das "Gefühl vergangener Größe" an der ganzen Vampirokratie hier. Für vergangene Größe sollte man eine Vorstellung davon haben, was dereinst war, als die Vampire über alles und jedes und jeden herrschten und auf den Wink eines kleinen Fingers gleich Dutzende Jungfrauen ihr Blut für das Fußbad auch nur des niedrigsten der unangesehensten Familien der Vampirischen Herrscher lassen mußten. Und dann sollte irgendwie klar hervorgehen, daß heute solche Fußbäder und andere "Dekadenzien" nicht mehr möglich sind. Und man sollte halbwegs plausibel erklären können, warum denn die Vampirisch-heile Welt, das Schlaraffenland der Blutsauger, nun mehr im Niedergang ist. Mit GUTEM Grund (tm).
Da fehlt mir noch einiges hier.