Das Ganze trug sich zu wie folgt...Kurz vor Abschluss meiner Ausbildung "meldete" sich meine Zwillingsschwester per Traumgestalt bei mir, genauer gesagt steckte ich mitten in den Examinatio. Wir unterhielten uns über meine Befürchtung, bei Abschluss meines Studiums der arkanen Künste zu einem Pakt mit der Herrin der schwarzfaulen Lust gezwungen zu werden. Inzwischen häuften sich die Anzeichen dafür, das es so kommen würde...was mir ganz und gar unrecht wäre.
Nun wird der Eine oder Andere fragen, warum ich das befürchtete. Nun, ganz einfach: Leider ist es in Elburum inzwischen durchaus üblich, Abgänger mit zweifelhafter Loyalität zu Oron und der Akademie durch einen Pakt zu binden. Dazu habe ich auch noch das Missvergnügen gehabt, ein Gespräch zwischen dem Akademieleiter und einem meiner Lehrer im Bereich der Heilung zu belauschen, in dem sie sich darüber unterhielten genau das zu tun.
Also musste Abhilfe geschaffen werden. Wie ich schon erwähnte kontaktierte mich meine werte Schwester durch Traumgestalt. Wir hatten über die Jahre unserer Ausbildung den Kontakt nie abbrechen lassen - für sie war es ja auch nicht sehr schwierig, mit ihrem Fluggerät von Zorgan her unbemerkt nach Elburum und zurück zu fliegen - und so dauerte es nicht lang, bis wir einen gemeinsamen Fluchtplan entwickelt hatten. Sie würde zu mir fliegen und des Nachts mit mir Kontakt aufnehmen, sobald sie ein Zimmer in unserer gewohnten Herberge am Rande von E. gefunden hatte. Ich würde in der Zwischenzeit meinem gewohnten Tagesablauf weiter nachgehen, mir Kartenmaterial von E., Oron und Aranien ansehen und zudem versuchen noch etwas Nahrung für die Flucht zu "akquirieren". Das Gelände der Akademie brauchte ich nicht erkunden, ich kannte sie eh schon besser als die meisten meiner Kommilitonen.
So geschah es dann auch, 4 Tage später "meldete" Meriban sich bei mir. Wir verabredeten darauf hin, das sie des Nachts in die Akademie "einfliegen" würde. Dort angekommen sollte sie meine Sachen (Stab, Diarium/Vademecum, persönliche Gegenstände, Kleider) abholen, ein Seil an die Aussenmauer hängen, unauffälle Kleidung aussen hin legen und zum Gasthof zurück fliegen. Ich würde dann - getarnt mit einem Visibili - über die Mauer klettern, mich anziehen und den Weg ins Wohnviertel einschlagen.
Gesagt, getan...zur 4 Nachtstunde (22 Uhr) hörte ich also ein Klopfen an meinem Fenster, löschte darauf hin meine Kerze und reichte Meriban mein Bündel hinaus. Mit dem Seil, das ich provisorisch aus meinem Bettlaken gemacht hatte lies ich mich dann hinab (mein Zimmer lag im ersten Stock), was mir mehr schlecht als recht gelang. Natürlich schon unter dem Schutz eines Visibili.
Dann schlich ich mich zu dem Seil das über die Mauer führte und kletterte darüber - so wäre zumindest der Plan gewesen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich über dem Studium die Körperertüchtigung in der letzten Zeit wohl etwas vernachlässigt hatte. Kurzum: Meine Kraft reichte einfach nicht aus, mich hoch zu ziehen.
Dazu kam noch, das wohl einer der Wächter aus irgendeinem Grund misstrauisch geworden war. Er ging hinaus, und kam einige Minuten später mit meiner Kleidung zurück. Jetzt war guter Rat teuer. Aber wozu hat mich Hesinde mit einem schnellen und scharfen Verstand gesegnet. Ich nahm also einige Kiesel auf, und warf sie an den beiden Wächtern vorbei, so das einer der beiden ging um die Quelle des Geräuschs zu erkunden. In der Zwischenzeit schlich ich mich an dem Anderen vorbei durch die kleine Tür im Tor. Phex sei Dank, es gelang.
Nun stand ich also nackt - und noch unsichtbar - im Palastviertel von E. Ich lief im Schatten der Mauern auf das Tor zum Wohnviertel zu, mit viel Glück wurde ich dabei nicht bemerkt und konnte den Visibili erneuern bevor ich zum Tor kam. Wie es kommen musste war das Tor verschlossen. Ich lief also hin und hob den Balken leise hoch - zumindest versuchte ich es. Doch er entglitt mir und fiel mit einem Höllenlärm zu Boden. Nun sprang eine der Wachen todesmutig vom Wehrgang hinab, doch bevor sie mich entdecken und fassen konnte schob ich das Tor auf und rannte als wären die Dämonen der Niederhöllen hinter mir her in die Stadt. Scharf an mir vorbei schoss ein Armbrustbolzen.
Ich bog um zwei, drei Ecken und rannte gerade wegs in eine Wäscheleine hinein. Schnell riss ich eine Handvoll Wäsche herab, verkroch mich damit in eine dunkle Gasse, wo ich mich anzog. Ich vergass auch nicht, einen Turban um dem Kopf zu wickeln um meine Ohren zu tarnen - um so zumindest nicht auf den ersten Blick als Elf erkannt zu werden.
Glücklicherweise kam ich von da ab ohne weitere Probleme ins Gasthaus, wo mich Meriban schon nervös erwartete. Wir beschlossen, bis kurz vor dem Morgengrauen zu meditieren und dann die Stadt zu verlassen.
Nach einem kurzen Frühstück brachen wir auf, Meriban 15 Schritt vor mir - sie sollte die Vorhut machen um zu sehen ob am Stadttor kontrolliert wurde - ich in bäuerlicher Kleidung hinter ihr her. Und tatsächlich, am Stadttor wurden Herausgehende mit einer mir ähnlichen Statur kontrolliert. Wir verabredeten, das M. die Stadt durchs Tor verlassen würde und ich würde über den Hafen heraus schwimmen.
Ich ging also dort hin, lies mich ins Wasser und...schwamm nur ein Stück, bevor ein Seemann mich anrief und auf sein Schiff befahl. Dort angekommen warf ich einen Bannbaladin auf ihn, was ihn nicht daran hinderte mich zu brabaken (schanghaien). So verliess ich E. als Deckschrubber eine halbe Stunde später. Ich durfte den ganzen Tag, die darauf folgende Nacht und den nächsten Tag arbeiten...und das wäre auch so weiter gegangen wenn mir ob dieser Behandlung - und des Drecks überall an mir - nicht der Kragen geplatzt wäre...und ich den Bootsmann, der mich durch Tritte zum Arbeiten bringen wollte erfolgreich den Genuss eines "Eigne Ängste quälen dich" nahe brachte.
Die Mannschaft fand das nur leider weniger amüsant, und sie stürzten sich auf mich. Ich wehrte mich zwar wie ein Löwe - naja, eher wie ein Kätzchen - aber ich konnte ihnen nichts entegen setzen. Vor allem nicht mehr, nachdem mir einer von ihnen den Mund zuhielt. Der Kapitän lies mich erst einmal mit einem hässlichen Lachen kielholen, vom Bug zum Heck. Kaum war ich wieder an Deck als dieser ungewaschene rohe Geselle mich fragte, ob ich jetzt friedlich wäre. Da ich noch nicht viel Atem hatte blieb mir keine andere Möglichkeit, meinem Missfallen Ausdruck zu verleihen als vor ihm auf Deck zu spucken. Darauf hin fragte er mich, ob ich wisse, was "Gallionsfigur" sei. Ich sollte es bald erfahren. Man band mich vorne an den Kiel des Schiffes, so das mein Oberkörper über der Wasserlinie war...und lies mich einen Tag so hängen. Als ich vor lauter Erschöpfung einschlief sandte ich meiner Schwester einen Traum in dem ich ihr sagte, das ich lebte und irgendwo im Ozean wäre. Sobald ich mehr wüsste würde ich ihr Bescheid geben. Sie war vor lauter Sorge vollkommen ausser sich gewesen, hatte aber nichts machen können. Dann brach die Verbindung ab.
Einige Tage später erreichten wir eine Stadt, und ich wurde in die Bilge geschafft. Vor lauter Erschöpfung schlief ich wie ein Mensch ein. Als ich einige Stunden später aufwachte lag das Schiff immer noch im Hafen. Ich hatte gerade genug Kraft regenerieren können, um mit Hilfe eines "Hartes Schmelze" ein Loch in die Bordwand zu machen und heraus zu tauchen. Dann schwamm ich weiter in den Hafen, verschwand in der Stadt und fragte in der erstbesten Kneipe in der Innenstadt wo ich wäre...Zerlumpt und schmutzig wie ich war flog ich beinahe wieder hinaus, aber wenigsten antwortete mir jemand "Das ist Khunchom, die Niemals Schlafende du Narr".
Ich suchte mir ein Plätzchen irgendwo zwischen einigen Häusern bei den anderen Bettlern und schlief ein... um meiner Schwester Bescheid zu geben wo ich war und das es mir - den Umständen entsprechend gut ging. Sie flog umgehend zu mir her - und einige Tage später lagen wir uns glücklich und frei in den Armen.....
Aytan ben Neriman, gildenloser Magus und Medicus