Wie kann man im PnP gscheit ein Labyrinth darstellen?
Meinst Du ein Labyrinth im Sinne von Irrgarten?
klassisches Labyrinth
Ein klassisches Labyrinth ist ja lediglich ein verschlungener Pfad ohne jegliche Abzweigung.
Da brauchst Du ja ohnehin keinen Bodenplan zu zeichnen, denn für die Besucher gibt es ja nur zwei mögliche Bewegungsrichtungen: Dem Pfad folgen oder umkehren.
Irrgarten
Handelt es sich um die Irrgarten Variante, dann sind
Verzweigungen ganz wichtig.
Denn genau an ihnen macht sich ja der Unterschied zur klassischen Variante fest.
Möglicherweise stellen die Abzweigungen eine Verbindung zu interessanten (Vorratsraum, Schatzkammer, etc.) oder gefährlichen (Fallen, etc.) Orten her.
Viele von ihnen werden aber der Verwirrung der Besucher dienen und in einer
Sackgasse enden oder
im Kreis führen.
ohne Karte / Bodenplan
Eine Schwierigkeit, mit der Du meiner Einschätzung nach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rechnen musst, ist die, dass wenigstens einer Deiner Spieler beim Betreten des Labyrinths Papier und Stift zücken wird, um eigenhändig eine Karte zur eigenen Orientierung anzufertigen.
Das birgt nicht nur die Gefahr, dass geometrische Unmöglichkeiten beim im Aufbau des Labyrinths sichtbar werden, sondern auch dass Du permanent mit Fragen zu Richtungs- und Längenangaben gelöchert wirst. Im schlimmsten Fall sogar so sehr, dass Eindrücke und Stimmung, die Du gerne vermitteln möchtest komplett in den Hintergrund gedrängt werden.
Hier ist mir bisher noch keine gute Idee in den Sinn gekommen, wie man diese Klippe elegant umschiffen kann.
Dramaturgie
Einen großen Vorteil des ohne Bodenplan Labyrinths glaube ich darin zu erkennen, dass Du in diesem Fall die Dramaturgie des Abenteuers viel besser planen kannst.
Denn bei einem vorab gezeichneten Labyrinth bestimmen ja einzig Entscheidungen der Spieler wie "wir nehmen den ersten Gang links" welche Teile des Labyrinths die Charaktere in welcher Reihenfolge zu Gesicht bekommen und welche gar nicht.
Bei einem nicht-gezeichneten Labyrinth hingegen genügt es nicht nur sich auf die Teile des Labyrinths zu konzentrieren, die die Charaktere auch tatsächlich zu Gesicht bekommen. Zugleich behältst Du auch die volle Kontrolle darüber in welcher Reihenfolge sie diese Teile zu Gesicht bekommen.
Sollen sie z.B. unbedingt zuerst in der Gruft ankommen, so ist es ganz egal, ob sie den ersten Abzweig links nehmen und dann den dritten rechts, den zweiten rechts und dann direkt geradeaus, oder welchen-Weg-auch-immer. Denn in der Gruft ankommen werden sie in diesem Fall immer.
Wegfindung
Ich denke auch für das Problem der "Wegfindung" ist bei einem rein erzählerisch vorhandenen Labyrinth der dramaturgische ein geeigneter Ansatz. Denn wenn es gar keinen (auf einer Karte vorgezeichneten) Weg gibt, dann kann man ihn auch nicht finden.
Wie kann man das Gefühl eines Labyrinths erzeugen ohne das da vielleicht wirklich ein Labyrinth ist?
Wichtig ist in diesem Fall dass die bereits weiter oben genannten charakteristische Merkmale eines Irrgartens zur Geltung kommen:
- es gibt unheimlich viele Abzweigungen die in unübersichtlich gewundene Gänge führen
- es gibt viele Sackgassen die zur Umkehr zwingen
- es gibt zahllose Möglichkeiten sich im Kreis zu bewegen
Sprich die Charaktere sollten ruhig ein paar Mal in die Irre gelaufen sein, bevor sie die nächste Station finden.
Darstellung
Dabei ist es natürlich gut den Weg durch die zahllosen Gänge des Irrgartens ein wenig abwechslungsreich zu gestalten, damit es nicht zu einem langatmigen "wir gehen links ... dann rechts ... kehren um ..." wird.
Nicht jede Sackgasse muss z.B. in einer gemauerten Wand enden. Vielleicht ist der Gang an dieser Stelle verschüttet, zugewuchert oder steht unter Wasser etc.
Hey - Geben die Spieler gar keine Ruhe, weil sie meinen den verschütteten Teil mit bloßen Händen freilegen zu müssen, Mal eben mit Gepäck und voller Montur durch den überschwemmten Gang tauchen zu müssen, etc.: Bei Deinem erzählerischen Labyrinth gar kein Problem!
Gönne ihnen ruhig den Spaß und vermittle ihnen das Gefühl etwas Besonderes geschafft zu haben.
Das nächste Wegstück kannst Du ja auch einfach am anderen Ende der überwundenen Sackgasse ansetzen.
Proben
Die Aufgabe "Finden des richtigen Weges" der Charaktere beim Durchqueren des Irrgartens könnte man wie von
@Arashi vorgeschlagen durch das Ablegen von Proben auf Fertigkeiten wie Klugheit, Orientierungssinn, etc. die das System hergibt abbilden. Zum Beispiel mit einem der folgenden beiden Vorschläge.
- Je häufiger eine Probe daneben geht, desto mehr "schon wieder im Kreis gelaufen" bzw. "Sackgasse" Stücke müssen die Charaktere überwinden ehe sie ihr Ziel erreichen.
Eventuell stehen sie dabei sogar unter Zeitdruck, da der Vorrat an Fackeln, etc. zur Neige geht.
- Je schlimmer eine Probe daneben geht, desto gefährlicher ist das nächste Wegstück.
Eventuell tappen sie bei einem Patzer sogar in eine Falle.
weitere Aufgaben
Auch könnte es eine gute Idee sein, die "Aufgabe" der Charaktere beim Durchqueren des Irrgartens nicht nur in dem mangels vorgezeichneter Karte nicht allzu stark motivierten Problem "Finde den richtigen Weg" zu suchen.
Besondere Gefahren und Hindernisse wie rutschige Rampen, eingestürzte Brücken, herunter brennende Fackeln, etc. können für Unterhaltung sorgen und davon ablenken sich zu sehr auf das "wie viele Meter lang ... in welche Richtung ..." etc. der Geometrie des Labyrinths zu konzentrieren.
Interessant?
Wirklich schwer tue ich mich bei Deiner letzten Frage.
Was kann man tun um dieses Labyrinth interessant dazustellen?
Ich fürchte so ganz allgemein dürfte es schwer sein eine Antwort zu finden.
Für mich persönlich interessant an dem Labyrinth wäre glaube ich vor allem das, was es besonders macht. Die Beschaffenheit der Wände, der Geruch des Bodens, Geräusche, etc.
Sprich alles was es ein wenig greifbarer als ein abstraktes System von Gängen, Verzweigungen und Räumen macht.
Liegt es oberirdisch? Oder unter der Erde?
Ist es von Dornenhecken eingefasst? Von feinstem Marmor? Oder von marodem Mauerwerk, das hier und da schon von Wurzeln gesprengt wurde?
War es vor Unzeiten eine Zwergenmine? Die geheime Grabkammer eines längst vergessenen Herrschers? Diente es schon Mal einer Räuberbande als Unterschlupf? Oder einem finsteren Kult?
...
Kurzum: Kannst Du uns ein wenig mehr zu dem Labyrinth erzählen?