AW: Durchschnittliche Gruppe + gutes System óder gute Gruppe + durchschnittl. System?
"Was ist euch lieber: in einer vertrauten/bekannten Gruppe ein mittelmäßiges System spielen oder in einer unvertrauten/unbekannten Gruppe ein gutes System spielen?"
Das spannt eine andere Dimension der Fragestellung auf:
Durchschnittliche, vertraute Gruppe (gutes System)
Durchschnittliche, unvertraute Gruppe (gutes System)
Gute, unvertraute Gruppe (durchschnittliches System)
Gute, vertraute Gruppe (durchschnittliches System)
Und der eigentliche Pol, wo man hin will, ist doch: Gute, Vertraute Gruppe (Gutes System).
Der Gegenpol: Schlechte, Unvertraute Gruppe (Schlechtes System).
Ich spiele lieber mit einer vertrauten Gruppe als mit einer unvertrauten, da ich so keine (ggf. bösen) Überraschungen erlebe, die nicht direkt etwas mit dem Spiel zu tun haben, sondern mit den Revierkämpfen der unvertrauten Spielenden. Das bedeutet für mich immer Streß auf einer Beziehungsebene, auf der ich beim Spielen keinen Streß haben will. - Für Cons nehme ich diesen Streß BEWUSST in Kauf. Da mache ich dann aber auch gleich Abstriche bei meinen Erwartungen an das Spielerlebnis als Spieler und erst recht als Spielleiter.
Ich spiele lieber mit einem guten Regelsystem als mit einem mittelmäßigen. Gut bedeutet dabei jeweils: gut für das, was ich damit vorhabe. Was bedeutet, daß ich für ein Begeistern für einen Hintergrund, ein Setting z.B. oft ein einfaches, leicht beherrschbares und daher auch schnell vor dem Setting in den Hintergrund tretendes System verwende, obwohl ich für ein Kampagnenspiel in ein und demselben Setting lieber ein komplexeres und nicht ganz so leicht eingängiges System bevorzuge. - Keines der dabei verwendeten Systeme ist in irgendeiner Form ABSOLUT als gutes System zu beurteilen! Immer nur für den aktuell verfolgten Zweck.
Ich spiele lieber mit einer guten Gruppe als mit einer mittelmäßigen. Gut heißt für MICH, daß sie MIR gute Unterhaltung beim Spielen geboten haben. Ob als Spielleiter oder Mitspieler, ich bin doch auch immer Akteur UND Konsument, Unterhalter und Zuschauer. Wenn meine Mitspieler ein gutes Publikum sind, auf meine Ideen eingehen, dabei mitgehen und wir eine gewisse "Energie" am Spieltisch spüren, dann ist das eine gute Gruppe. Ebenso wenn ich als Gast in einer Gruppe mitspiele, wo der Spielleiter meine Ideen nicht gleich unterbuttert und blockiert, sondern ich ZUSAMMEN mit den anderen auch MEINEN Spaß haben konnte. Und das gilt auch für eine Spielergruppe, die mir als Spielleiter nicht absichtsvoll ein langvorbereitetes, zu ihrer Unterhaltung von mir dargebotenes Szenario "zerbeamt", sondern die auf die angebotenen Möglichkeiten KREATIV eingeht, mich überrascht und konstruktiv das Szenario viel cooler macht, als ich es alleine mir je hätte ausdenken können. Mit solch einer Gruppe spiele ich lieber.
Was ich also am liebsten hätte, wäre eine im obigen Sinne "gute" Spielergruppe, ein für den aktuellen Zweck (Con-Runde, jahrelange Kampagne, Setting-Anfixen, usw.) "gutes" Regelsystem, und eine Vertrautheit sowohl mit den Menschen in der Gruppe, als auch mit dem Regelsystem.
Die Fragestellung "Durchschnittliche Gruppe und gutes System ODER gute Gruppe und durchschnittliches System" habe ich FÜR die GRUPPE beantwortet. - Eine Gruppe Menschen kann im Durchschnittsfall immer noch mehr Streß und Probleme und weniger eigene Kreativität und wenig "Energie" bedeuten (schlechte Gruppen mal ganz außen vor gelassen, da diese schlichtweg Ärger jeder nur erdenklichen Art produzieren können). - Ein Regelsystem kann NIE soviel Streß wie eine Handvoll Menschen verursachen. Und KEIN Regelproblem ist unlösbar. (Im Extremfall ist die Regelproblemlösung der Wechsel auf ein anderes Regelsystem.) Bei einem durchschnittlichen System käme man mit einer Handvoll Hausregeln locker klar. Bei einem guten System BRÄUCHTE man vielleicht keine Hausregeln, aber vielleicht MÖCHTE man welche haben. Doch ist das System für mich hier überhaupt nicht der entscheidende Faktor.
Bei offensichtlich SCHLECHTEN Regelsystemen, also solchen, die für meine Zwecke überhaupt nicht geeignet sind (der Extremfall: anderes Regelsystem trifft hier zu), kann auch eine noch so gute Gruppe nichts mehr herausreißen. Man spielt einfach das FALSCHE Spiel für das, was man eigentlich damit vor hatte (z.B. mit Deadlands Classic eine Massenkeilerei mit 300+ Figuren spielen zu wollen - für diesen Zweck ist das einfach das falsche Regelsystem, obwohl Deadlands Classic für seine "Kernkompetenzen" ein verdammt gutes System ist).
Eine offensichtlich nicht miteinander in gegenseitigem Respekt, wenn schon nicht in Harmonie, spielen könnende Spielergruppe kann auch beim GENIALSTEN Regelsystem der Welt nicht zu einem wünschenswerten Spielerlebnis führen. Menschliche Eigenschaften (ggf. auch Probleme) sind bei solchen sozialen Aktivitäten wie dem Rollenspiel einfach immer der HAUPTFAKTOR, wenn auch nicht der einzige Einflußfaktor.
So gesehen hätte ich eigentlich bei den zur Auswahl stehenden Punkten NIRGENDWO klicken sollen, da die Alternativen eigentlich so nicht gegeben sind, ohne MASSENWEISE weitere Kontextinformationen zu kennen und andere Einflußfaktoren einfließen zu lassen.
Beispiel: Wenn ich schon X Tankfüllungen weit angereist bin, um auf einem fernen Con etwas zu spielen, und alle mich interessierenden Runden schon voll, beendet, gestrichen sind, dann ist mir zunächst EGAL WAS und MIT WEM ich spiele. Dann will ich einfach erst einmal IRGENDWAS mit IRGENDWEM SPIELEN. - Da stellt sich mir die Frage dieser Umfrage sogar überhaupt nicht.
Wenn ich mehrere Rollenspiele, die ich nicht kenne, zur Auswahl habe und mit Leuten spielen könnte, die ich auch alle nicht kenne, dann ist die Frage eigentlich egal. Wenn ich IRGENDWAS kenne - ob Leute oder Regelsystem - dann ist hier schon eine gewisse VERTRAUTHEIT da, die mir meine Unsicherheit nimmt, wenn ich mich "blind" für eine Runde eintrage.
Wenn ich jedoch explizit gekommen bin, um NEUE Leute und NEUE Rollenspiele kennenzulernen, dann wäre etwas Vertrautes sogar meinem persönlichen Ziel entgegengesetzt. - Da wird meine Neugier der bestimmende Faktor. Kenne ich das Rollenspiele nicht oder nur von Jubelbeiträgen aus Foren? Vielleicht möchte ich jetzt einmal wissen, wie sich das so spielt? - Kenne ich manche Leute nur von ihren Beiträgen aus Foren? Vielleicht möchte ich mal wissen, wie sie so als Mitspieler sind?
So einfach mache ich es mir nicht. So einfach KANN ich es mir nicht machen.
Einflußfaktoren, die mit einer direkten Bewertung ausschließlich der "Güte" der Mitspieler und der "Güte" des Regelsystems NICHTS zu tun haben, bestimmen oft weit stärker meine Entscheidung bzw. meine Wünsche für eine Spielrunde.