Rezension Dungeons & Dragons Essentials - Starter Set [B!-Rezi]

Infernal Teddy

mag Caninchen
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Dungeons & Dragons Essentials - Starter Set


[Team-Rezi] von Infernal Teddy


Eine Sache, die unserem Hobby meiner Meinung nach schon seit zehn Jahren oder noch länger fehlt ist ein vernünftiges Einsteigerprodukt. Etwas, das ohne allzu kompliziert oder umständlich zu sein und ohne Vorkenntnisse vorauszusetzen, einen Anfänger an die Hand nimmt und ihm erklärt was Rollenspiele sind, und wie man sie spielt. Dieses Einsteigerprodukt sollte nicht mehr Lesematerial mitbringen als unbedingt nötig, und auf keinen Fall unseren Neuling mit Text erschlagen. Die Regeln sollten außerdem möglichst einfach und gering sein (Weswegen Das Schwarze Auge zumindest in seiner derzeitigen Inkarnation als Einsteigerprodukt völlig fehlschlägt. Außerdem sollte unser Neuling möglichst auch ohne Anleitung durch erfahrene Spieler mit dem Teil zurecht kommen, oh, und es sollte als Box im Spielhandel stehen, damit ahnungslose Käufer es auch als Spiel erkennen.)

Ob mir so ein Einsteigerprodukt einfällt, fragt ihr? Zufällig sogar ZWEI – zum einen das vor kurzem hier vorgestellte Doctor Who – Adventures in Time and Space das in Groß-Britannien im Buchhandel und im Spielgeschäft erworben werden kann, zum andern hat Wizards of the Coast etwas neues vorgestellt: ein Einsteigerspiel das eine Gruppe von Neulingen an die Hand nimmt und ihnen das Rollenspiel erklärt. Oh, eine Box ist es auch noch, und man kann sie bei den großen Supermarktketten wie Target erwerben...Das Starter Set ist außerdem der Auftakt zur sogenannten Essentials-Reihe, eine Neupräsentation der D&D 4-Regeln in Form von insgesamt zehn Produkten, die möglichst Einsteigerfreundlich gestaltet worden sind. Wir fangen heute mit der sogenannten „neuen Roten Box“ an.

Optisch orientiert sich das Starter Set an die „Rote Box“ aus den frühen Achtzigern: die komplette Gestaltung wurde fast eins zu eins vom Vorgänger übernommen, einzig das Firmenlogo und die Schachtelhöhe (Fast doppelt so hoch) unterscheiden äußerlich die beiden Produkte. Schauen wir uns den Inhalt an. Hier haben wir einen Satz Würfel, einen Flyer mit einem Link zu einem speziellen Soloabentuer, Spieler- und Spielleiterheft, sieben Bögen mit vorgestanzten Karten, vier farbige Charakterbögen, einem großformatigem Flyer mit einer Übersicht über die Produkte der Essentials-Reihe, einem doppelseitig bedruckten Pappbogen mit Tokens für Monster und Spielercharaktere, und einem doppelseitig bedruckten Bodenplan im A1-Format. Nicht übervoll, aber mit einer Schrägeinlage damit man die enthaltenen Spielmaterialien leichter entnehmen kann.

Da das Spielerheft die Aufschrift „Read this first!“ trägt fangen wir damit auch an. Das Spielerheft führt den Spieler wie ein Soloabenteuer an das Spiel heran, und erklärt im Laufe des Abenteuers nicht nur die Grundkonzepte des Spiels sondern baut mit dem Spieler anhand dessen Entscheidungen einen Charakter. So wird im ersten Abschnitt der Wagen des Kaufmanns, den man begleitet, angegriffen, und es stellt sich dann die Frage wie man reagiert – ob man eher den Goblins eins auf die Mütze gibt (Also einen Krieger spielen will), einen Zauber wirkt, aus dem Hinterhalt heraus angreift, oder versucht dem Händler zu helfen. Am Ende des ersten Teils vom Soloabenteuer hat man schon die Grundlagen eines Charakters, den man theoretisch in einer ganz normalen D&D 4 Runde spielen könnte. In der zweiten Hälfte geht es darum Skills, Feats und Powers seiner Klasse zu erlernen (Die Powers sind – zusammen mit magischen Gegenständen und Zaubersprüchen – der Inhalt der Kartenbögen die oben schon erwähnt wurden). Am Ende der 32 Seiten des Spielerhefts hat man nicht nur seinen Charakter gebaut, sondern auch ein erstes Abenteuer erlebt und hat eine Quest, die man zusammen mit anderen Spielern angehen kann.

Das Spielleiterheft ist mit 64 Seiten doppelt so dick wie das Spielerheft, und ähnlich wie dieses führt es durch aktive Beispiele an das Spiel heran. Hier werden die Regeln des Spiels und die Aufgabe des Spielleiters anhand eines Abenteuers erklärt, das dort weitermacht wo das Spielerheft aufhört – man lässt also im Prinzip seine Spieler alle das Spielerheft durchspielen um ihren Charakter zu machen, bevor sie sich gemeinsam an das eigentliche Abenteuer machen, ein Konzept das man auch bei vielen MMOs als „tutorialbereich“ sieht. Zunächst wird hier ein einfacher Encounter aufgestellt und erklärt wie der Spielleiter diese handhaben soll. Danach werden die einfachen Kampfregeln vorgestellt, inklusive Schaden und Heilung – also alles was man zu Beginn braucht. Wenn die Spieler die Begegnung überleben (Was sie sollten, einfach genug ist sie) kommt das eigentliche Abenteuer, The Twisted Halls, ein einfacher Dungeon Crawl mit sieben Bereichen (Bereiche, nicht Räume). Im Laufe dieses kurzen Abenteuers sammeln die Spieler Erfahrung mit allen Bereichen des Spiels – Fertigkeitseinsatz, Kampf, Rollenspiel – während ihre Charaktere Erfahrung sammeln (Am Ende, wenn sie den bösen Magier getötet haben, haben sie genug um auf die zweite Stufe aufzusteigen). Abgerundet wird das Heft durch Tipps und Hinweise wie man seine eigenen einfachen Abenteuer erstellen kann, zusammen mit einer brauchbaren kleinen Auswahl an Monstern.

Fazit:
Das Dungeons & Dragons Starter Set muss man unter zwei Gesichtspunkten betrachten, dem des unbedarften Neulings, und dem des erfahrenen Gamers. Für einen Neuling ist diese Box genau das Richtige – Einfache Erklärungen, nur das Nötigste an Regeln, und alles so aufgestellt dass man wirklich nur noch schnell drüberlesen muss um loszuspielen. Dennoch ist dieses Set voll kompatibel mit den D&D 4 Regeln, so das ein Anfänger der hiermit seine ersten Erfahrungen macht trotzdem nicht total allein gelassen wird wenn er in eine bestehende Runde kommt.
Man möchte meinen, für erfahrene Spieler würde so eine Einsteigerbox nichts bringen, oder? Stimmt nicht ganz – wer bisher noch nicht in die D&D 4 Regeln reingeschnuppert hat kann das hier schnell und vor allem günstig – je nach Anbieter ist diese Box für zwischen 15 und 20 Euro zu haben. Außerdem lohnt sich diese Box für Leute, die vielleicht ihre jüngeren Geschwister, Neffen, Kinder, usw. ans Hobby heranführen wollen. Und zuletzt taugt es auch für den Spieleabend oder für Zwischendurch auf einer Con.
Letztenendes ist das Dungeons & Dragons Starter Set die beste Einführung ins Rollenspielhobby seid... ja, seid der ersten Roten Box (Und wenn ich die verdrehten Hallen hier leite wird der böse Magier Bargle heißen, jawohlja!). Jetzt fehlt nur noch ein deutsches Äquivalent das es wieder in den Spielehandel schafft – also, falls die Redaktion vom Schwarzen Auge gerade mitliest: SO macht man das!Den Artikel im Blog lesen
 
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