Rezension Dungeons & Dragons 5 Starter Set

Belchion

Ghul
Registriert
2. März 2008
Beiträge
941
DnD_StarterBox.png


Das D&D Starter Set verspricht, dass es (bis auf Spieler) alles liefert, um in D&D 5 einzusteigen und sofort loszuspielen. Dazu liefert es in einer schicken Schachtel: einen Satz gut lesbarer Würfel (von W4 bis W20), fünf vorbereitete Charaktere auf stabilem Karton, ein leeres Charakterblatt auf Hochglanzpapier, ein »Starter Set Rulebook« und das Abenteuer »The Last Mine of Phandelver«.

Nervig: Die Schachtel enthält vorwiegend Luft, was sie unnötig sperrig macht. Praktisch heißt das vor allem, dass ich sie nur schwierig neben Limo und Knabberkram im Rucksack unterkriege. Ich muss den Inhalt also lose transportieren.

Bei den Würfeln kann ich nicht meckern. Die sind dunkelblau mit weißen Ziffern und lassen sich daher auch in Schummerlicht noch problemlos ablesen.

Die Regeln. Nun ja. D&D halt. Klassen, Stufen, Zustände, Zauberwirker müssen sich mit viel mehr Regeln rumschlagen als Krieger. Es handelt sich ausschließlich um die Regeln für Kampf, Abenteuertätigkeiten und Zauberei. Die Charaktererschaffungsregeln fehlen komplett, was ich nicht verstehe - die hätte man durchaus noch dazulegen können, schließlich gibt es sie ohnehin kostenlos im Basic Rules PDF.

Die Charaktere gefallen mir, sie enthalten jeder einen kurzen Hintergrund mit Verbindung zum Abenteuer. Umgekehrt funktioniert das leider nicht, im Abenteuer werden die Hintergründe mit keinem Wort erwähnt. Das finde ich doppelt schade. Zum Ersten kann man mit dem Starter Set eh nur die mitgelieferten Charaktere spielen, da hätte man die Spieler also durchaus mit einem speziell auf sie zugeschnittenen Abenteuer begeistern können. Zum Zweiten hätte eine solche Verzahnung auch dem SL gleich Beispiele geliefert, wie man derartige Hintergründe unauffällig und nutzbringend in ein Abenteuer einbringt.

Das Abenteuer selbst lässt mich etwas gespalten zurück. Einerseits ein ordentlich aufbereites Abenteuer, das alles enthält, was es für ein Abenteuer in den vergessenen Reichen so braucht (einschließlich ordentlich fieser Magier). Dungeons leben, Monster kommen ihren Nachbarn zu Hilfe (oder auch nicht), warten aber jedenfalls nicht stumpf in ihrem Raum, bis die Helden hinenstürmen. Die Szenarien sind zwar schön klischeehaft, weshalb auch Anfänger sie sofort erfassen dürften, enthalten aber trotzdem kleine Eigenarten, die sie auch für erfahrene Spieler interessant macht.

Das Abenteuer enthält viele hübsche und hilfreiche Bilder, die aber leider allesamt dem SL vorbehalten bleiben. Handouts sind nicht vorgesehen, wie es scheint.

Leider gibt es auch einige schlechte Szenen im Abenteuer, etwa Selbstmordgoblins oder sinnlose Fallen mitten auf einem Weg (die sind aber vermutlich als eine Art Tutorium gewollt). Zu Beginn des Abenteuers wird zudem an diversen Stellen erwartet, dass die Charaktere etwas tun, weil sich das halt so gehört. Gerade für ein Einsteigerabenteuer hätte ich hier Alternativen erhofft, die einem SL zeigen, wie man flexibel auf verschiedene Ideen der Spieler eingeht. (Nicht falsch verstehen: Größtenteils wird das getan. Teilweise gibt es aber nur ein vorgesehenes Verhalten, das nicht einmal offen genannt wird.)

Trotz der kleinen Schwächen bekommt man ein solides Starterpaket, welches sich sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Spieler eignet. Die vorgefertigten Charaktere entsprechen genau dem, was ich mir als SL von einem Hintergrund erhoffe. Wer ein Gefühl für D&D 5 bekommen will, ist mit diesem Starter Set bestens bedient.
 
Kleiner Hinweis auf einen Selbstversuch: Franky Borne versucht, sich selbst D&D 5 anhand des Starter Sets beizubringen, und dokumentiert dies auf Google+ (soweit ich das sehe, sind alle Beiträge öffentlich). Die Punkte, die er beschreibt, könnten Regeldesignern helfen, in Zukunft bessere Starter Sets zu erstellen. Sie zeigen zudem Schwächen des Starter Sets bei seinem Haupteinsatzgebiet auf. Da es ja quasi ein Praxistest des Starter Sets ist, hänge ich es mal an die Rezension dran - dann kann man gleich sehen, wie sich das Ding in der freien Wildbahn schlägt.
 
Zurück
Oben Unten