Die Nachtmar

Mitra

Titan
#StandWithUkraine
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9. Februar 2003
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Out of Character
Enio und Roxanna haben exakt den gleichen Traum. Beide aus ihrer eigenen Sicht und ohne vom anderen zu wissen.


Es gibt Gedanken die sind so verwirrend, dass sie in ihrer Wirkung noch eine halbe Ewigkeit nachhallen. Besonders schlimm ist dies, wenn sie sich geballt in einem Traum manifestieren und einen auch nach dem Erwachen einfach nicht mehr loslassen wollen. Oft weiß man gar nicht mehr was genau es war, was man geträumt hat. Trotzdem lassen einen die Empfindungen die man während des Nachtmars verspürte, einfach nicht mehr los…

Du findest dich in einem dunklen Gang wieder.
Obwohl es nirgendwo eine Lichtquelle gibt, kannst du dich einigermaßen orientieren. Die Luft ist erfüllt vom schweren Geruch nach Moschus und altem Schimmel. Feuchtigkeit durchdringt den Stoff deiner Kleidung. Schnell wird sie klamm und klebt nun unangenehm kühl auf deiner Haut. Du weißt, dass du nicht hierher gehörst, dass dies nicht der Ort ist an dem du sein solltest. Aber eine dir unbekannte Kraft scheint dich unaufhörlich anzutreiben. In deinen Ohren klingt der Atem unsichtbarer Ungetüme. Angst erfüllt dein Herz, denn du weißt das dir diese Monster aus der Dunlelheit nach dem Leben trachten.
Der dunkle Flur führt dich zu einer seltsam aussehenden Tür. Sie ist... seltsam? Bevor du aber sagen kannst, was es ist, das dich an ihr stört, bist bereits du durch sie hindurchgetreten.

...

Du befindest dich in einem großen runden Zimmer.
Die Decke ist bewölbt und kunstvoll verziert. Hunderte, vielleicht sogar tausende Kerzen beleuchten den Raum und es gelingt dir nur schwerlich dich gegen eine aufkeimende Panik zu erwehren.

FEUER!
SO VIEL FEUER!


Es gelingt dir die diese stärkste aller kainitische Urängste zu besiegen und einen klaren Kopf zu bewahren. Irgendwie? Sicher ist das deinem Alter und deiner Erfahrung in solchen Dingen zuzuschreiben!? Jeder andere Vampir wäre sicher längst in wilder Raserei davongestürmt.

Dein Blick richtet sich auf das Zentrum des Raumes.
Hier liegt er also, der gefallene König. Wie stolz er wirkt, wie mächtig! Er besitzt kein Gesicht, keinerlei typische Merkmale. Nichts an ihm deutet auf eine bestimmte Person hin, es könnte jeder sein. Oder ...niemand. Und doch weißt du mit Bestimmtheit, dass es sich um den König handelt. Den einen König! Trauer erfüllt dein Herz, als du erkennst, dass ein schreckliches Wesen seine Brust durchstoßen hat und sich -so windend wie genussvoll- an seinem Herzen labt. Es ähnelt einer Schlange, einem Egel. Seine Haut scheint einer Rinde gleich, nur glatter und mit einem leichten Schimmer durchsetzt.

FURCHTEINFLÖSSEND!

Plötzlich reißt das seltsame Wesen seinen Kopf aus der Brust des Königs und speit dir hasserfüllt eine stinkende Wolke warmen Blutes entgegen.

.

Die Szenerie wechselt.
Plötzlich stehst du auf einer Wolke.
Ja, so seltsam es auch scheinen mag, es ist tatsächlich eine Wolke.
Weich, weiß und so rein wie das Herz eines Kindes!

Eine weiß gekleidete Gestalt schreitet würdevoll auf dich zu. Fast erwartest du John Malkovitsch zu erkennen, der dich, getroffen von einem herabstürzenden Klavier und nur noch mit einer Tüte voll Kaffee in der Hand, vor den Toren des Himmels empfängt.

„It’s not my time…!“

Aber er ist es nicht, auch wenn die Person die dich empfängt ihm durchaus ein wenig ähnlich sieht. Als der Mann dich erreicht hat, lächelt er und nickt dir grüßend zu. Du willst reagieren, bemerkst jedoch, dass du dich nicht rühren kannst. Ihn scheint das nicht zu stören. Sein Lächeln bleibt auf seinen Lippen und verschwindet auch nicht, als er zu reden beginnt.

„Ihr nähert euch dem Ende des Spiels! Gut gemacht bisher! Beide Seiten haben bereits drei Spielfiguren in Sicherheit gebracht und stehen mit der letzten Verbliebenen, nur noch wenige Würfe vom Ziel entfernt. Euer Gegner ist vor euch, ....viel näher dran! Wirft er eine Fünf und eine Zwei hat er gewonnen. Ihr braucht auch in den besten Fällen ein paar Würfe mehr als er. Wenn es euch aber gelingt im nächsten Wurf eine Sechs und dann eine Vier zu würfeln, könnt ihr euren Mitspieler heraus und damit zurück an die Startposition werfen und so das Spiel endgültig für euch entscheiden. Dumm nur, dass er euch verboten ist den Würfel selbst zu werfen.

Nur Zahlen! Zahlen haben keine Bedeutung! Der Weg ist das Ziel!

Ihr müsst dem vertrauen, der euch am wenigsten dazu geeignet scheint und den töten, der für euch am gefährlichsten werden könnte. Auch wenn euch dies alles vollkommen unmöglich erscheinen mag! Es muss sein! Entscheidet euch, schnell, denn die Würfel eures Gegners rollen auch wenn ihr hadert. Euer Mitspieler WILL gewinnen und wird alles tun was nötig ist, damit es ihm auch gelingt. Vergesst nicht, dass der Einsatz in diesem Spiel nichts weniger ist, als euer Leben.“

Der seltsame weiße Mann wendet sich ab, und entfernt sich.
Ohne sich umzudrehen richtet er ein letztes mal das Wort an dich.

„Enttäuscht mich nicht! Irgendwer muss noch immer hinter mir aufräumen und euer Mitspieler wird dies ganz sicher nicht tun. Gehab dich wohl…“

Dir wird plötzlich bewusst, dass ein fester Körper ja gar nicht in der Lage ist unbewegt auf einer Wolke zu stehen. Die Physik fordert genau in dieser Sekunde aufgebracht ihr Recht und du stürzt mit einem markerschütternden Schrei hinab in die Tiefe. Erfüllt von Todesangst und mit der sicheren Gewissheit eines baldigen Todes näherst du dich der Stadt die du Heimat nennst. Du siehst wie sich der Dom, die Akademie, die sich schlängelnde Finster und sogar der prachtvolle Bahnhof immer schneller nähern. Dann schlägst du auf und…


…erwachst mit einem Schrei auf den Lippen!
 
AW: Die Nachtmar

Es war als hätte sein eigener Schrei ihn geweckt. Erstickt und versucht laut zu sein aber doch wieder nur wenig mehr als ein Keuchen oder ein jämmerliches fast mitleiderregendes Japsen. Leider war Enio soetwas von früher gewohnt. Obwohl... richtig gewöhnen konnte man sich an so etwas eigentlich nicht. Nein ganz sicher sogar... das war unmöglich auser man war verrückt und hatte komplett den Verstand verloren. Vielleicht verlor Enio ja den Verstand. In den letzten paar Nächten war soviel passiert, daß noch nicht einmal ein Kainksind erleben sollte. Enio wünschte sich fast die Umtriebigkeiten und Gefahren des 2.Weltkrieges zurück um sie gegen die Erlebnisse in dieser verdammten Stadt einzutauschen.

Der Brujah sah sich um. Es war dunkel. Natürlich war es dunkel... was sonst. Er hatte sich in dieses dämliche Stromhaus eingeschlossen. Vorsichtig bewegte sich Enio und richtete sich auf. Die Panik vor der Sonne hatte ihn gestern hierher fliehen lassen. Aber die Flucht zu einer anderen Gefahr wie dem entdeckt werden oder dem Kontakt zum Starkstrom war im grunde auch verrückt gewesen. Enio hatte Glück gehabt. Mehr nicht! Aber konnte man bei solchen Träumen wirklich von Glück reden? Und warum hatte er überhaupt wieder einen Alptraum gehabt? Der Italiener war sich sicher gewesen, daß seit er das Blut der alten Salubri genommen hatte in keiner Nacht mehr ein Traum zu ihm gekommen war. Und das obwohl er schon seit vielen Jahrzehnten nahezu jede Nacht davon geplagt worden war. Doch plötzlich war wieder einer gekommen. Das war kein Zufall.

Enio verlies vorsichtig das Stromverteilerhäuschen und sah zuerst durch den Türspalt um sich zu vergewissern, daß niemand da war bevor er nach drausen ging. Während er langsam und gemächlich in Richtung Auto schlenderte – nur um dort festzustellen, das es nicht mehr da war – versuchte er sich einen Reim auf den Traum zu machen oder sich zumindest die Dinge Revue passieren zu lassen um sich die Eindrücke zu merken. Im Grunde war es eigentlich gar kein richtiger Alptraum gewesen oder? Merkwürdig und auch nervig... zumindest für jemand, der solch kryptische Ausdrucksweise wie von dem Alten auf den Wolken abgrundtief hasste. Aber doch nicht wirklich ein Alptraum. Jedenfalls war Enio andere Kaliber gewohnt. Es spielte keine Rolle, weil der Sheriff sich jedenfalls keinen Reim auf diesen Traum machen konnte. Im Moment zumindest noch nicht.
„Arschloch!“ Der Kommentar war wiederum dem Mann aus dem Traum gewidmet. „Hätt sich ja auch echt mal etwas deutlicher ausdrücken können. Cazzo! Der Weg ist das Ziel... wenn ich das schon hör. Kotzen könnt ich!“ Es war irgendwie befreiend rüde vor sich hin zu bruddeln. „Gehab dich wohl... am Arsch du Penner!“

Wie Enio so vor sich hin fluchte und seinen Weg in Richtung Zuflucht begann, wurden ihm schlagartig zwei Dinge bewußt. Für die eine Sache drehte er den Kopf in die Richtung des Gebäudes zu seiner Rechten. Verdammt! Er hatte direkt vor der alten Klapse übertagt. Der Bau war alles andere als koscher und wenn einem etwas in Finstertal Alpträume beschehren konnte, dann die alte Nervenheilanstalt. Warum war er da eigentlich nicht gleich drauf gekommen? Mist! Die andere Sache, die ihm klar wurde war, daß er immer noch die gleichen verdreckten und vollgebluteten Klamotten wie gestern Nacht an hatte und somit wohl mehr als auffällig war. Rasch verzog sich Enio wieder ein Stück weit und trat in eine dunkle Ecke. Es war niemand in der Nähe. Ausgezeichnet! Was konnte man sonst tun um unauffällig zu bleiben oder zu werden als eine Aura des Nichtvorhandenseins um sich herum aufzubauen. So gut es der Brujah-Ahn nur konnte verschwand er für die normalen Augen aus der Wahrnehmung und verblasste zu einer Ahnung und doch sogar noch weniger als das. Als dunkler Fleck in einem Haufen von dunklen Flecken trat der Kriegsherr die Heimreise an und versuchte aus den Geschehnissen und Träumen schlau zu werden. Aber warscheinlich konnte kein Nach-Hause-Weg so lange sein, daß Enio jemals den Durchblick erlangen würde.
 
AW: Die Nachtmar

Roxanna hatte normalerweise keine Alpträume, noch nie gehabt, seid sie verwandelt worden war, aber was nicht war, konnte ja noch werden und in Zeiten, wenn ein Koldune sein Unwesen trieb, war vieles möglich.
Sie dachte sogar zunächst sie wäre aufgewacht, da sie keine Träume kannte. Der Geruch, der Gang, es war als hätte sie sowas schon mal erlebt, als wäre sie hier schon mal gewesen, früher vor langer Zeit, doch dann das Feuer, sie keuchte auf, zuckte einen Augenblick zurück, doch dann überwand sie es wie immer - irgendwann würde genau dies mal ihr Tod sein, dessen war sie sich bewußt. Es war eine Mischung aus Furcht und Neugierde, eine komische Sache, doch die Furcht begann die Oberhand zu gewinnen.

Der Szenenwechsel, er wäre vielleicht etwas anderes gewesen, hätte Roxanna jemals Fernsehen oder Kino erlebt, doch so kannte sie John Malkovitsch nicht, sondern hielt ihn ... für was, sie wußte es nicht und die Worte brannten sich in ihr Gehirn, doch sie konnte nichts damit anfangen.

Dann der Sturz, sie hörte sich selber schreien ... oder etwa nicht, es ging so schnell und dauerte doch ewig, dann spürte sie den Ruck und meinte zu spüren, wie ihre Knochen brachen, ihr eigener Schrei halte in ihren Ohren und verstummte, als ihr endlich bewußt wurde, was geschehen war.

Mühsam rappelte sie sich auf, rief ein paar Ratten herbei, denn der Hunger nagte in ihren Eingeweiden, dann drückte sie den Gullydeckel nach oben und sah sich um. Die unheimliche abgebrannte Klapse war in der Nähe. Verdammt, spukte es hier wirklich. Sie mußte hier weg, schnell ... gab es hier eine Telefonzelle, dann konnte sie ihre Leute anrufen und sich abholen lassen, denn so konnte sie nicht durch die Stadt laufen. Schei..spiel!
 
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