- Registriert
- 9. Februar 2003
- Beiträge
- 27.434
Out of CharacterEnio und Roxanna haben exakt den gleichen Traum. Beide aus ihrer eigenen Sicht und ohne vom anderen zu wissen.
Es gibt Gedanken die sind so verwirrend, dass sie in ihrer Wirkung noch eine halbe Ewigkeit nachhallen. Besonders schlimm ist dies, wenn sie sich geballt in einem Traum manifestieren und einen auch nach dem Erwachen einfach nicht mehr loslassen wollen. Oft weiß man gar nicht mehr was genau es war, was man geträumt hat. Trotzdem lassen einen die Empfindungen die man während des Nachtmars verspürte, einfach nicht mehr los…
Du findest dich in einem dunklen Gang wieder.
Obwohl es nirgendwo eine Lichtquelle gibt, kannst du dich einigermaßen orientieren. Die Luft ist erfüllt vom schweren Geruch nach Moschus und altem Schimmel. Feuchtigkeit durchdringt den Stoff deiner Kleidung. Schnell wird sie klamm und klebt nun unangenehm kühl auf deiner Haut. Du weißt, dass du nicht hierher gehörst, dass dies nicht der Ort ist an dem du sein solltest. Aber eine dir unbekannte Kraft scheint dich unaufhörlich anzutreiben. In deinen Ohren klingt der Atem unsichtbarer Ungetüme. Angst erfüllt dein Herz, denn du weißt das dir diese Monster aus der Dunlelheit nach dem Leben trachten.
Der dunkle Flur führt dich zu einer seltsam aussehenden Tür. Sie ist... seltsam? Bevor du aber sagen kannst, was es ist, das dich an ihr stört, bist bereits du durch sie hindurchgetreten.
...
Du befindest dich in einem großen runden Zimmer.
Die Decke ist bewölbt und kunstvoll verziert. Hunderte, vielleicht sogar tausende Kerzen beleuchten den Raum und es gelingt dir nur schwerlich dich gegen eine aufkeimende Panik zu erwehren.
FEUER!
SO VIEL FEUER!
Es gelingt dir die diese stärkste aller kainitische Urängste zu besiegen und einen klaren Kopf zu bewahren. Irgendwie? Sicher ist das deinem Alter und deiner Erfahrung in solchen Dingen zuzuschreiben!? Jeder andere Vampir wäre sicher längst in wilder Raserei davongestürmt.
Dein Blick richtet sich auf das Zentrum des Raumes.
Hier liegt er also, der gefallene König. Wie stolz er wirkt, wie mächtig! Er besitzt kein Gesicht, keinerlei typische Merkmale. Nichts an ihm deutet auf eine bestimmte Person hin, es könnte jeder sein. Oder ...niemand. Und doch weißt du mit Bestimmtheit, dass es sich um den König handelt. Den einen König! Trauer erfüllt dein Herz, als du erkennst, dass ein schreckliches Wesen seine Brust durchstoßen hat und sich -so windend wie genussvoll- an seinem Herzen labt. Es ähnelt einer Schlange, einem Egel. Seine Haut scheint einer Rinde gleich, nur glatter und mit einem leichten Schimmer durchsetzt.
FURCHTEINFLÖSSEND!
Plötzlich reißt das seltsame Wesen seinen Kopf aus der Brust des Königs und speit dir hasserfüllt eine stinkende Wolke warmen Blutes entgegen.
.
Die Szenerie wechselt.
Plötzlich stehst du auf einer Wolke.
Ja, so seltsam es auch scheinen mag, es ist tatsächlich eine Wolke.
Weich, weiß und so rein wie das Herz eines Kindes!
Eine weiß gekleidete Gestalt schreitet würdevoll auf dich zu. Fast erwartest du John Malkovitsch zu erkennen, der dich, getroffen von einem herabstürzenden Klavier und nur noch mit einer Tüte voll Kaffee in der Hand, vor den Toren des Himmels empfängt.
„It’s not my time…!“
Aber er ist es nicht, auch wenn die Person die dich empfängt ihm durchaus ein wenig ähnlich sieht. Als der Mann dich erreicht hat, lächelt er und nickt dir grüßend zu. Du willst reagieren, bemerkst jedoch, dass du dich nicht rühren kannst. Ihn scheint das nicht zu stören. Sein Lächeln bleibt auf seinen Lippen und verschwindet auch nicht, als er zu reden beginnt.
„Ihr nähert euch dem Ende des Spiels! Gut gemacht bisher! Beide Seiten haben bereits drei Spielfiguren in Sicherheit gebracht und stehen mit der letzten Verbliebenen, nur noch wenige Würfe vom Ziel entfernt. Euer Gegner ist vor euch, ....viel näher dran! Wirft er eine Fünf und eine Zwei hat er gewonnen. Ihr braucht auch in den besten Fällen ein paar Würfe mehr als er. Wenn es euch aber gelingt im nächsten Wurf eine Sechs und dann eine Vier zu würfeln, könnt ihr euren Mitspieler heraus und damit zurück an die Startposition werfen und so das Spiel endgültig für euch entscheiden. Dumm nur, dass er euch verboten ist den Würfel selbst zu werfen.
Nur Zahlen! Zahlen haben keine Bedeutung! Der Weg ist das Ziel!
Ihr müsst dem vertrauen, der euch am wenigsten dazu geeignet scheint und den töten, der für euch am gefährlichsten werden könnte. Auch wenn euch dies alles vollkommen unmöglich erscheinen mag! Es muss sein! Entscheidet euch, schnell, denn die Würfel eures Gegners rollen auch wenn ihr hadert. Euer Mitspieler WILL gewinnen und wird alles tun was nötig ist, damit es ihm auch gelingt. Vergesst nicht, dass der Einsatz in diesem Spiel nichts weniger ist, als euer Leben.“
Der seltsame weiße Mann wendet sich ab, und entfernt sich.
Ohne sich umzudrehen richtet er ein letztes mal das Wort an dich.
„Enttäuscht mich nicht! Irgendwer muss noch immer hinter mir aufräumen und euer Mitspieler wird dies ganz sicher nicht tun. Gehab dich wohl…“
Dir wird plötzlich bewusst, dass ein fester Körper ja gar nicht in der Lage ist unbewegt auf einer Wolke zu stehen. Die Physik fordert genau in dieser Sekunde aufgebracht ihr Recht und du stürzt mit einem markerschütternden Schrei hinab in die Tiefe. Erfüllt von Todesangst und mit der sicheren Gewissheit eines baldigen Todes näherst du dich der Stadt die du Heimat nennst. Du siehst wie sich der Dom, die Akademie, die sich schlängelnde Finster und sogar der prachtvolle Bahnhof immer schneller nähern. Dann schlägst du auf und…
…erwachst mit einem Schrei auf den Lippen!