Das FEHLEN einer guten DRM führt dazu das Verlage entweder gar nicht als EBook publizieren oder mit großem Zeitlichen Abstand zur Papierausgabe.
Als jemand, der fast 5 Jahre lang ein DRM-System entwickelt hat (was technisch extrem interessant war) wage ich zu behaupten, es gibt kein
gutes DRM - für alle Definitionen von "gut". Apple ist mir FairPlay nah dran, denn es ist für den Kunden kaum nachteilig spürbar, aber auch dieses hat das Problem, dass es einen zentralen Server benötigt und spezielle Geräte, die nur Apple herstellt. Zudem mietet auch hier nur eine Person die Music, Videos oder Apps und Bruce Willis müsste erst noch seinen angestrebten Rechtsstreit gewinnen, bevor es möglich ist, die eigene Sammlung an jemanden zu übertragen. Aktuell fällt sie beim Tod an den Anbieter zurück.
Ich sehe das Problem eher in den Verlagsstrukturen, die das Alte bewahren wollen und hilflos reagieren, was das Neue angeht. Wahrscheinlich hat jede Branche das Recht, die selben Fehler zu machen, aber Music und danach Video sollten eigentlich den Buchverlagen gezeigt haben, dass DRM-Restriktionen in Kombination mit Kunden kriminalisieren keine so gute Strategie ist.
Das ist für mich als zahlungswilligen Kunden ein NACHTEIL! Den das stehlen der Sachen auf einer Tauschbörse ist für mich nicht akzeptabel.
Das hat ja auch keiner vorgeschlagen. Die Alternative ist einfach gar nicht kaufen. Letztlich ist doch die Frage, wer bestimmt eigentlich über wen. Muss ich als Kunde dankbar sein, wenn ich einen begehrten Inhalt lizensieren darf oder muss der Anbieter dankbar sein, wenn ich ihm mein von ihm begehrtes Geld gebe. Ich glaube fest daran, dass der zweite Fall der richtige ist.
Gäbe es gute DRM würden die Verlage zeitnah ihre EBooks liefern
Aus Anbietersicht müsste eigentlich das, was Amazon und Apple liefern, ausreichen, denn das Verfahren ist aus Kundensicht einfach genug um ehrliche Kunden ehrlich zu halten - spricht, es ist einfacher, die Sachen zu kaufen als sich aus einer dunklen Ecke des Internets zusammenzusuchen.
Allerdings gefällt den Anbietern nicht, dass nicht sie die Kontrolle haben (und auf Kontrolle läuft letztlich alles heraus), sondern Großkonzerne aus den USA, die manchmal echt kleinliche Regeln haben. Apple lässt nur ihnen genehme Inhalte zu (was auch europäischer Sicht sehr prüde erscheint) und auch Amazon wird Regeln haben, die mir nur gerade nicht bekannt sind. Da zu einer DRM-Infrastruktur aber nicht nur Inhalte und Rechtemanagement gehören, sondern auch Software, deren Betrieb und Geräte, ist es vergleichsweise schwer so etwas komplett selbst aufzusetzen. Außerdem kommen dann wieder die Firmen, die die Patente an dem ganzen Kram halten und wollen ihren Anteil.
Aus Kundensicht habe ich große Schwierigkeiten, ein Verfahren gut zu finden, das mir bei ähnlichem Preis weniger Rechte einräumt als ich sie mit einem Buch hätte. Für die E-Book-Lösung spricht dann allenfalls noch, dass ich kein Buch mit mir herumschleppen muss. Dafür habe ich aber bereits ein mehrere Hundert Euro teures Lesegerät gekauft.
Nur weil Diebstahl leichter wird ist er nicht akzeptabel. Wenn einem Preis oder Form von etwas nicht passen: Kauft es nicht oder verhandelt mit dem Anbieter.
Nein, das habe ich auch nicht gesagt. Aber es erklärt das Verhalten und hilft es zu verstehen.
Und noch ein Wort zu den Datenformaten und deren Langlebigkeit. Ich bin da deutlich skeptischer. Mein ältestes Rollenspielbuch ist von 1978 (tatsächlich ist es eine Box) und da ich so gut wie nie angerührt habe (weil es mir nicht so gut gefällt) ist es noch gut erhalten. Könnte noch irgendwer ein elektronisches Dokument von vor 34 Jahren einlesen? Kassetten waren zu dieser Zeit modern. Mein erstes Computerspiel habe ich 1984 gekauft. Auf einer Kassette. Selbst wenn der Rechner dazu noch funktionieren würde, könnte ich es mangels Kassettenspieler nicht mehr lesen. Selbst ein Emulator hätte damit Schwierigkeiten. Lochkarten aus den 60ern könnte man vielleicht einfach einscannen oder fotografieren. Aber Kassetten?
PDF-Standard-konforme Dokumente gibt es bestimmt, aber ich bin mir relativ sicher (wie ich meine Software-Entwickler-Kollegen so kenne) das jeder Generator mittels trial&error an den jeweils aktuelle Adobe Reader angepasst wird und kaum einer, der PDF erzeugt, wirklich die knapp 2000 Seiten Standardbeschreibung durcharbeitet (plus alle darin referenzierten Dokumente). Wenn ich sehe, wie unterschiedlich bzw. fehlerhaft so maches Dokument auf dem Mac (ohne Adobe Acrobat) oder in Chrome (der auch einen eigenes Anzeigeprogramm hat), dann verfehlt PDF sein Ziel als dauerhafte Seitenbeschreibungssprache.
Vom Mobi-Format gibt es auch mehrere Versionen und der DRM-Teil ist wie bei epub nicht näher spezifiziert sondern in diesem Fall Amazon überlassen. Und auch epub 3 ist so ein Standard, für den es wahrscheinlich nicht einen einzelnen Reader gibt, der den gesamten Standard unterstützt. Da auch hier niemand den Standard lesen wird (weil trocken geschrieben und extrem lang, ich habe mich daran versucht) wird man mit trial&error schauen, wann es in iBook (oder was dann am populärsten ist) OK aussieht und die Sache abharken. Selbstverständlich gilt auch hier, dass FairPlay natürlich komplett undokumentiert ist und selbst wenn man die nötigen Schlüssel hätte, könnte man das nicht nachbauen.
Wer auf seinem Feature-Phone Musik oder Klingeltöne gekauft hat, der kann allerdings aufatmen. Entweder sind die nach OMA DRM 1.0 geschützt, dessen
Forward-Lock genanntes einfachstes Verfahren sich mit einem Texteditor brechen lässt und dessen bestes Verfahren erfordert, dass man SMS-Nachrichten nicht abfangen kann, was natürlich geht. Oder sie unterstützen OMA DRM 2.0, welches zumindest komplett von der Open Mobile Alliance (und nicht was ihr jetzt denkt) dokumentiert ist, sodass man nur die passenden Schlüssel bräuchte, um auf den Content auch nach 1000 Jahren (falls man dann noch die PDF-Dokumente lesen kann, die den Standard beschreiben) noch zuzugreifen.
Stefan