Der Feind

SeelenBlut

Devil was an angel too
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26. Januar 2004
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"Komm nur" brülle ich ihm entgegen und sein nach Verwesung stinkender Atem schlägt mir brutal ins Gesicht. Ich weiss das er da ist ich kann ihn nur nicht sehen. Eine vollends in Schatten getauchte Gestalt. Ich kann dich spüren, ich kann deine perversen Gedanken vor meinem geistigem Auge sehen, aber nein ich werde nicht vor dir weichen. Bezwing mich wenn du kannst. Du brüllst, du kreischt, so laut das es Glas zum Bersten bringen würde. Ich habe in deiner Nähe noch nicht einmal mehr Orientierung, ich weiß nicht wo ich bin. Es ist so dunkel das man die Hand vor Augen nicht erkennt, oder ist es einfach nur die Schwärze deines Herzens die übergreift und mich blind macht. Ich weiß nicht mehr was ich bin. Ich weiß nur das ist ein Kampf um Leben und Tod. Mein Leben und dein Tod. Mit einem Satz springe vor um nach dir zu greifen, ich will dir die Augäpfel hinaus quetschen, ich will dir dein pochendes Herz aus der Brust reißen, ich will das es mein glimmen in den Augen ist was du mit in deinen Tod nimmst.

Ich habe nichts vergessen, nichts habe ich vergessen. Ich war das kleine verschreckte Kind, dass sich nicht weit genug in den Laken verkriechen konnte. Ich habe dich gehört und ich habe ihre gequälten Schreie gehört, aber schon damals war ich einfach zu stark für dich. Barfuss schritt ich über die kalten Eichendielen und dein Lachen halte im ganzen Haus wieder. Du sahst mich nicht, aber ich, ich sah dich. Mit hinab gelassenen Hosen, den Bund deines Hemdes zu einem Knoten auf deinem Bauch zusammen geknüllt. Da war dieser Geruch, es roch nach Leiche, es roch nach Tod. Ich sollte nicht zu dir sehen und doch konnte ich meinen Blick nicht lösen. Ich sah den feinen Schweißfilm auf deinem Gesicht, ich begriff es nicht. Ich wußte nicht was du da getan hast. Doch heute begreif ich umso mehr. Du stöhntest, ich weinte lautlos meine Tränen, vom halben Türrahmen verborgen. Dann schriest du laut auf, es klang wie befreiend. Ich weinte und staarte und sah dein schlafen Frauenkörper auf dem Sofa liegen. Ohne ein Wort hast du den Raum verlassen, hast dir noch nicht mal die Mühe gemacht, deine Hose hoch zu ziehen. Ich weinte, ich weinte so bitterlich wie ich niemals zuvor geweint hatte und ich niemals wieder weinen würde. Mit nur wenigen Schritten war ich bei der Frau. Sie war nackt, noch immer begriff ich nicht, obwohl ich sah was ich sah. Ihr Kopf auf unnatürliche Seite verränkt. Ihre Haut kalt, ihr Gesicht aufgedunsen. Sie war tot.

"Komm nur" brülle ich, ich schreie, ich kreische und ich erkenne dich als ich in den Spiegel sehe.


NVG
 
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