Rezension Der Eine Ring - Abenteuer am Rande der Wildnis [B!-Rezi]

Die deutsche Ausgabe hatte ich gestern im Briefkasten: Der erste Eindruck ist sehr positiv. Bin aber noch beim ersten Abenteuer.
 
Inzwischen ist auch der Spielleiterschirm mit Laketown-Quellenbuch im Englischen erschienen.

Im Folgenden meine ganz persönliche unverbindliche kleine Rezension.
Ich werde dies in Spoiler packen, da ich nicht weiß, wer eine Rezi zu einem "Städteband" als zu großen Spoiler empfinden würde.

The One Ring Loremaster's Screen and Laketown Sourcebook
Review by Trillian, 31. März 2013


24,99 Dollar laut Backcover, 19,95 € im Onlineversand, erschienen im August 2012 bei Cubicle Seven.

Ein sehr robuster und dementsprechend auch haltbarer Spielleiterschirm von 4 DIN A4 großen Seiten. Die Außenseite zeigt die Seestadt in aller Pracht. Dies stellt eine Illustration aus dem Grundbuch dar, die von Jon Hodgson für das Format des Spielleiterschirms extra erweitert wurde. Die mehrfarbigen Tabellen auf der Innenseite sind sehr übersichtlich angeordnet, auch wenn es sehr viel ist und die Schrift dementsprechend kleingeraten ist; zumindest für mich als Brillenträger. Dies während einer abendlichen Runde mit wenig Licht noch zu entziffern könnte schwierig werden. Aber trotz allem bin ich sehr zufrieden mit dem Spielleiterschirm.

Dem Spielleiterschirm liegt ein Seestadt-Quellenbuch im geklammerten Softcoverformat bei, geschrieben von Francesco Nepitello und illustriert von Jon Hodgson. Für TOR-Verhältnisse ist es mit 33 Farbseiten sehr dünn. Softcover ist zwar bei den Englischen Ausgaben normal, ich würde diesen Band jedoch eher als „Quellenheft“ bezeichnen.

The Map of Lake-Town
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der namensgebenden Seestadt. Dazu gehört eine sehr schöne zweiseitige Farbkarte der Stadt mit Legende, die sich in der Mitte des Hefts befindet. Leider liegt diese nicht lose bei, man dürfte sie nach öffnen der Klammern jedoch gut entnehmen können. Im ersten Kapitel werden die auf der Karte verzeichneten Orte und Viertel beschrieben. Es fällt auf, dass sehr allgemeine Orte wie der Markt, die Docks und das Haus des Meisters der Stadt gewählt wurden. Personalisierte Orte wie etwa Gloins Anwesen werden nicht aufgeführt.
Bis jetzt hatte ich mir Seestadt als mit Stegen verbundene Pfahlbauten in einem großen See vorgestellt, ähnlich derer die man heutzutage noch am Bodensee in rekonstruierter Form besichtigen kann. Also ein Venedig auf Pfählen mit vielen Kanälen und Handelsbecken. Hier besitzt die Stadt eine auf Pfählen ruhende Grundfläche, auf die die nordisch wirkenden Holzhäuser gebaut wurden. Zumindest wirkt es so. Der Aufbau der Stadt erscheint mir sehr logisch und stimmig für eine Handelsstadt. Vom dargestellten Baustil erinnern die Bauten an die Langhäuser der Rohirrim aus der HdR-Triologie. Dies macht sich vor allem bei der Halle der Bogenschützengilde oder der Stadthalle bemerkbar.
Alles in allem liegt hier ein guter Mix aus lebendiger Beschreibung und knapper Formulierungen. Den Autoren gelingt es Esgaroth zum Leben zu erwecken, ohne den Leser mit Informationen zu erschlagen. Man muss jedoch auch zugeben, dass schon das Grundbuch eine zwar kurze aber gute Beschreibung von Seestadt enthielt. Diese wird in diesem Kapitel nur geringfügig erweitert.
Leider ist dies alles, was wir von der Seestadt erfahren. In die Viertelbeschreibungen sind die Werte sehr allgemein gehaltener NSC wie z.B. Stadtwächter, Elbenflößer und Waldelbenbotschafter eingebettet, es fehlen jedoch neue Gönner, bzw. herausragende Persönlichkeiten. Gerade erstere hätte ich mir gewünscht, z.B. eine Beschreibung des Meisters von Seestadt und einiger wichtiger benannter Handelsfürsten. Stattdessen finden sich Allgemeinplätze wie der Barding-Noble oder der Dwarven-Noble, aber eben keine ausgearbeiteten NSCs mit eigenem Hintergrund. Natürlich vermeidet Cubicle so, bekannte Persönlichkeiten für die Seestadt zu erfinden, die es so in Tolkiens Mittelerde nicht gibt, was nicht unbedingt schlecht ist.

Things to do while in Lake-town
Das zweite Kapitel beschäftigt sich, mit dem, was man während eines Aufenthalts in Seestadt tun kann. Es ist sehr kurz gehalten: Shopping, Kräutersammeln und Währung und Beispielpreise in Seestadt. Letzteres ist für mich wieder sehr interessant, da es ein alternatives System zu den Schatzpunkten in Form einer Schatzpunkt-Währungs-Umrechnungstabelle anbietet. Also sicherlich hier für diejenigen Runden interessant, die in Videospielmanier eher "looten" wollen, als abstrakte Schatzpunkte zu verwenden. Kleines Manko bei dieser Tabelle: Der Lebensstandard der einzelnen Klassen scheint mir etwas zu gering bemessen. Aber das mag jetzt nur ein subjektiver Eindruck sein.

Dragontide
Das dritte Kapitel ist dem 3-tägigen "Dragontide"-Fest gewidmet. Den größten Teil des Kapitels macht eine Beschreibung eines Bogenschützenwettbewerbs inklusive passender Regelmechanismen aus. Ich finde die Idee eines Wettkampfs zu Ehren des Bogenschützen Bard sehr passend und stimmungsvoll. Die Regelmechanismen sind einfach gehalten, auch wenn man als Meister wieder viele einzelne Punkte notieren muss. Vergleichbar mit dem Erfolgssystem aus "Geschichten aus Wilderland", mit dem nach am Ende des Abenteuers ermittelt wurde, wie die Helden abgeschnitten haben. Aber eben nicht so lang. Anbei noch Werte für Bogenschützen der Gilde in Seestadt und der Königlichen Schützen aus Thal.
Schade ist nur, dass dieser Bogenschützenwettbewerb alleine dasteht und keine anderen Wettbewerbe erläutert werden. So haben nur sehr erprobte Bogenschützen unter den Spielcharakteren die Möglichkeit sich hier zu beweisen, die anderen Spielercharaktere werden bloß zugucken können.

Secrets of the Long Marshes
Die Langen Marschen südlich der Seestadt Esgaroth sind Thema des vierten Kapitels. Dieser verdorbene Ort wird kurz beschrieben, bevor man sich dann etwas näher den zweiten Kapitel schon erwähnten Sumpfkräutern widmet. Jedoch sollte man keine lange Kräuterliste erwarten, wie man sie vielleicht noch aus MERS-Zeiten kennt; es sind vier Kräuter. Gut finde ich im Zusammenhang mit den Sümpfen, dass man hier einen Abschnitt der "Klarstellung betreffs der Verdorbenen Orte" enthält. So wird der Eindruck von dauernden Verderbensproben in solchen Gebieten relativiert und darauf hingewiesen, dass dies nicht bei jeder Bewegung durch eine verdorbene Region nötig ist. Vielmehr sollte dies Spielleiterentscheidung sein. Weiterhin dürfen in diesem Kapitel natürlich auch Sumpfkreaturen wie Hobgoblins, Marschhexen und Marschoger nicht fehlen. Drei, das sind für meinen Geschmack zu wenig. Diese Monstren sind höchstens repräsentativ, aber im Vergleich zu den Kreaturen aus dem Grundbuch nicht mehr innovativ. Auch dort hatten wir schon Trolle und Oger.

The Man of the Lake
Im fünften Kapitel wird abschließend der Archetyp der „Menschen vom See“ präsentiert. Dabei wird jedoch oftmals wieder auf die Bardinger als Referenz verwiesen. Das Kapitel ist gewohnt ausführlich und ich habe hier eigentlich nichts zu meckern. Die Seemenschen reihen sich stimmig unter die anderen heroischen Kulturen ein und auch an der Archetypin „Frida, Daughter of Finwulf“ habe ich nichts auszusetzen.


FAZIT
Der Spielleiterschirm ist in seiner robusten Form und seiner Ausführlichkeit der optionale Begleiter für einen Loremaster im Universum des „Einen Ringes“. Die Außenseite ist auf jeden Fall für die Spieler ein Blickfang, an dem man sich nicht genügend sattsehen kann. Ich hatte jetzt noch nicht viele publizierte Meisterschirme in der Hand, dieser ist jedoch von guter Qualität und sehr robust. Das gefällt mir, da habe ich bei Konkurrenzverlagen schon anderes erlebt.

Dass es einen Band zu Seestadt geben musste, war eigentlich seit Erscheinen des Grundregelwerks klar. Mit den publizierten Abenteuern rückte Esgaroth mehr und mehr in den Mittelpunkt des Geschehens im TOR-Mikrokosmos. Es bietet sich an, hier mit einer neuen Runde zu starten, von hier aus hinaus zu ziehen und Wilderland und den Düsterwald zu erkunden, nur um dann zur Gefährtenphase wieder zu dieser bedeutenden Handelsmetropole im Norden zurückzukehren. Dementsprechend euphorisch habe ich auch dem Erscheinen, dieses Bandes entgegengefiebert. Leider wurden meine Erwartungen, die Ausführlichkeit betreffend, ein wenig enttäuscht.
Das dem Spielleiterschirm beiliegende Heft soll anscheinend Seestadt nicht umfassend behandeln, sondern nur kurz darüber informieren und ein paar Anregungen geben. Neue Events für die Gefährtenphase, ein paar neue dunkle Kreaturen, ein Seestadt-Archetyp und ein paar optionale Regeln um das Spielsystem noch ein wenig an das eigene Spiel anzupassen. Dies ist sicherlich auch im Sinne des TOR-Systems, dass sich um einen guten Mix aus sehr erzählerischer tolkienesker Atmosphäre abseits der großen Fantasy-Rollenspiele und dem Füllen von regionalen und Plot-Leerstellen bemüht. Trotzdem ist dies auch DER Punkt, der mich an dieser Publikation stört. Man hätte da mehr rausholen können und sollen.
Ob man ausgearbeitete NSC in einem Stadtband haben möchte, ist sicherlich Geschmacksache, ich persönlich hätte mir zumindest zwei bis drei gewünscht. Außerdem fehlt dem Band ein eigenes Abenteuer oder kleine Abenteueraufhänger. Man mag nun argumentieren, dass es mit der „Glocke im Sumpf“ aus dem Grundregelwerk schon ein solches Abenteuer für diese Region gibt, jedoch hätte ich mir gerade eines gewünscht, dass noch mehr mit der im Band präsentierten Stadt zusammenhängt und so den Band zu einem richtigen Abschluss bringt. So wie er erschien, wirkt das ein wenig nach einer in Druck gebrachten Sammlung an übriggebliebenen Notizen, die man noch illustrierte.

DER PREIS
19,85€ sind für einen Spielleiterschirm und ein Quellenheft, dass nicht unbedingt viel Neues liefert erst einmal ziemlich happig.
Schon allein mit der Beschreibung Seestadts aus „Der Eine Ring. Abenteuer am Rande der Wildnis“, ergänzt um ein paar Informationen aus Tolkien-Lexikas kann man die Seestadt zum Leben erwecken. Zusätzlich kann noch der „Historische Atlas von Mittelerde“ von Karen Fonstad oder ein passendes MERS-Modul benutzt werden. Dementsprechend wäre dieser Band für Tolkienkenner nicht nötig.
Für Meister und Spieler, die jedoch wenig mit Mittelerde vertraut sind und nur die Filme und/oder die Bücher kennen, ist das Heft aber sicherlich eine nette Option um die Seestadt auszugestalten.
Ein weiteres Argument für den Kauf, ist das Gesamtpaket: Der sehr robuste Meisterschirm, Schirm und Heft in Vollfarbe mit herrlichen Illustrationen von Jon Hodgson sind meiner Meinung nach ihr Geld wert. Auch sollte man beim Preis auch bedenken, dass beispielsweise der DSA Meisterschirm 4.1 18,00 € kostet, dafür meines Wissens nach aber keinerlei Zusatzheft beinhaltet. Für andere Meisterschirme mit gleicher Qualität zahlt man auch 15€. Dementsprechend liegt Cubicle beim Preis von Meisterschirm und Beiheft zur Seestadt im preislichen Durchschnitt.


Ein TOR-Fan wird sich dieses Produkt wahrscheinlich so oder so kaufen, schon alleine wegen der „Menschen von Seestadt“ und der Seestadt-Karte, daher hier auch keine abschließende Punktebewertung.
Ich persönlich habe den Kauf trotz meiner oben angeführten Kritikpunkte nicht bereut. Meisterschirm ist top und sehr nützlich, Quellenheft ist ebenfalls nützlich, wird aber wohl nicht so viel in der Vorbereitung oder am Spieltisch genutzt werden, bis auf die Karte.

Aber, ob man sich dieses Produkt kauft und für seine Runde als nützlich erachtet, das sollte jeder für sich entscheiden.
Ihr wisst nun, was auf euch zukommt, ihr habt meinen ersten, zweiten, vielleicht inzwischen sogar dritten Eindruck. Macht was drauß!


Ergänzend, noch ein YT-Beitrag zum Thema, der aber nicht von mir stammt:
 
@Trillian mach die Rezension doch als eigenes "Rezi-Thema" auf User Rezensionen sind hier gern gesehen.
 
@Sylandryl
Etwas in dieser Art zu machen, hatte ich mir anfangs auch überlegt, hatte dann aber bei erster Suche keine Richtlinien für eine User-Rezension gefunden. Außerdem war mir meine Rezension dazu viel zu intuitiv und aus dem Bauch heraus um das in einen allgemeinen Rezensionsthread zu packen. Die wollte einfach heraus, hab dann zwar noch ein wenig daran rumgefeilt, würde jetzt aber nicht sagen, dass jemand der nicht mit dem System vertraut ist, da unbedingt etwas davon hätte. Und ich habe einfach nicht die Zeit da nochmal intensiv drüberzuschauen und das etwas allgemeiner zuzuschneiden. Daher steht sie jetzt hier. Wer sich eh schon für das Theme "The One Ring"/"Der Eine Ring" interessiert, wird schon darauf stoßen.Ist letztendlich auch mehr ein (langes) Meinungsbild von mir geworden, als eine wirklich objektive Auseinandersetzung.
 
Ich find ihn auch sehr schick, ebenso das Laketown-Buch. Allerdings warte ich bis er auf deutsch erschienen ist.
 
@Sylandryl
Etwas in dieser Art zu machen, hatte ich mir anfangs auch überlegt, hatte dann aber bei erster Suche keine Richtlinien für eine User-Rezension gefunden. Außerdem war mir meine Rezension dazu viel zu intuitiv und aus dem Bauch heraus um das in einen allgemeinen Rezensionsthread zu packen. Die wollte einfach heraus, hab dann zwar noch ein wenig daran rumgefeilt, würde jetzt aber nicht sagen, dass jemand der nicht mit dem System vertraut ist, da unbedingt etwas davon hätte. Und ich habe einfach nicht die Zeit da nochmal intensiv drüberzuschauen und das etwas allgemeiner zuzuschneiden. Daher steht sie jetzt hier. Wer sich eh schon für das Theme "The One Ring"/"Der Eine Ring" interessiert, wird schon darauf stoßen.Ist letztendlich auch mehr ein (langes) Meinungsbild von mir geworden, als eine wirklich objektive Auseinandersetzung.

Hallo Trillian!
Falls Du Interesse hast, Deine Rezension hier bei uns auf A! als Artikel zu veröffentlichen, steht Dir diese Möglichkeit gerne offen!
 
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