D
Deleted member 317
Guest
Kaum zu glauben ... gibts ja gar keine Thread zu.
Ich hab ihn jetzt gesehen und war erst zwiegespalten, wie ich ihn beurteilen soll. Schwankte zwischen gut gemacht und naja ... entschlossen habe ich mich für recht schlecht.
Dieser Film widert mich in der Retrospektive an mehreren Stellen maßlos an bzw. schafft es auch nicht die Erwartungen zu Erfüllen. Das fängt storymäßig damit an, dass versucht wurde wirklich ALLES unter einen Hut zu bringen. 2 1/2 Stunden Film reichen einfach nicht für 10 Jahre RAF Geschichte (der ersten Generation). Vor allem ab dem Zeitpunkt bei dem Baader und Konsorten dann im Knast sind, sind die Ereignisse sprunghaft und wer nicht das ungleich bessere Buch von Aust gelesen hat wird kaum verstehen können was da jetzt gerade passiert.
Ich habe mich auch lange gefragt ob Baader durch Moritz Bleibtreu gut dargestellt ist. Optisch passts auf jeden Fall einigermaßen - das würde ich nicht kritisieren. Mich stören vor allem zwei Dinge:
1. Moritz Bleibtreu spielt wie er immer spielt. Abschätzig, arrogant, überheblich. Das mögen zwar Charakteristika sein, die auf Baader zugetroffen haben mögen und dennoch: Bleibtreu spielt Baader, so wie er Big Boss Brownie (Chiko), Bruno (Elemtarteilchen), ja sogar Tarek (Das Experiment) gespielt hat. Erst mit Chiko kam die "Fotzen"-Phase von Bleibtreu ... "Ey, Bleibtreu ... raste mal aus ... lass dich richtig gehen!" - "Ey ... FOTZEN alter ... alles FOTZEN!" ... zwischen Brownie und Baader bestehen nur wenig Unterschiede in der Darstellung. Das ist schon arg auffällig und lässt zweifeln ob Bleibtreu wirklich zu den großen Deutschlands zählen kann.
Hinzu kommt, dass sämtliche Charaktere merkwürdig charikiert wirken. Einzig Ulrike Meinhof wirkt realistisch in der Darstellung. Baader, Ensslin, Mohnhaupt ... sie alle sind furchtbar eindimensional. Ficken, Krawall und rumgeschrei ... diese bedeutend, erschreckenden Gestalten deutscher Geschichte werden auf diese drei Worte reduziert und das kanns nicht sein. Auf Youtube gibts Originalaufnahmen von Baader während seiner Gerichtsverhandlung. Zwar möchte ich nicht ausschließen, dass er durchaus auch das eine oder andere Mal ausgerastet ist (wie im Film), dennoch zeigen diese Original Tonbandaufnahmen, dass Baader sehr viel Facettenreicher als Ficken, Fotzen, Sprengsatz war (und in meinen Augen sprachlich nicht so bewand, wie ihm immer nachgesagt wird). Im Netz hab ich gerade geforscht, dass Bleibtreu die Tonbandaufnahmen zwar kannte, aber lieber den coolen Mimen wollte ... daher wohl auch die Möglichkeit des Vergleichs zu Chiko.
In diesem Film wird ferner ein Bild über Radikal-Linke gegeben, welches in dieser Art wenig glaubhaft bzw. eher eindimensional wirkt (und auf manche gar cool wirken könnte). Immer hart, immer tough, immer bereit sich animalisch zu paaren (die Szene mit Mohnhaupt, wenn auch nur angedeutet wirkt ekelerregend auf mich, da Sex nur instrumentalisiert wird und den gleichen Charme hat wie Neandertaler mit Keule - da bietet jeder Porno mehr Esprit) ... kaum bis keine Gefühle. Gefühle gibt es nur in Form von Hass ... eigentlich rennt niemand 24/7 rum und hasst. Meinhof und Raspe sind die einzigen die bisweilen authentisch, da menschlich wirken (obwohl Meinhofs angedeuteter Zellenkoller ziemlich oberflächlich bleibt: "Hey, du musst jetzt hysterisch lachen!" - *hysterisch lach* - "Sehr gut!")
Anderen Gestalten wird definitiv zu wenig Screentime gewährt und man fragt sich welche Relevanz das ganze hat. Studentische Aufstände unter Rudi Dutschke sind eine Sache, aber ist es nötig den versuchten Mord an Dutschke dermaßen akribisch zu zeigen, um ihm danach keine weitere Screen Time zu gewähren? Was ist mit dem Dualismus der Auffassung von Revolution dieser beiden Vertreter? Dutschke auf der einen Seite, Baader auf der anderen .... Das gezeigte Bild von Dutschke ist in diesem Film verschenkte Zeit.
Und so zieht es sich leider durch den ganzen Film ... spätere Aktionen der RAF und die Abgrenzung zu den Insassen Stammheims werden kaum noch deutlich erklärt und auch der Kontext des Warum/ Wieso/ Weshalb wird nicht deutlich. Warum gibt Meinhof ihre Kinder ab an Pakistani? Was ist das überhaupt was die 4 in Stammheim treiben? Ich mein die sitzen im Hochsicherheitszellentrakt und streiten sich in einer Tour. Bauen die eine Verteidigung auf? Planen sie neue Anschläge? All das geht aus dem Film nicht hervor. Vielmehr läufts auf Zickenkrieg zwischen Ensslin und Meinhof hinaus: "Du hast meine Texte geändert" - "Die waren scheiße!" - "Ich halt das alles nicht mehr aus!" .... WOW - welch Wortgefecht.
Am allermeisten angekotzt haben mich jedoch die ersten 5 Minuten. Wir leben in einem Land, in dem das Internet der Zensur zum Opfer fällt durch virtuelle Stop-Schilder. Menschen, die ihre Kinder am Spielplatz oder im Schwimmbad nackt rumlaufen lassen kriegen schon mal den einen oder anderen kritischen Blick. Und was sieht man in den ersten 3 Minuten recht gut? 2 nackte kleine Mädchen, wie sie spielend über den Strand von Sylt rennen und das ohne irgendwelche Scham. Wenn die Darstellerin Joanna Wokalek ihre Brüste ins Bild hält oder eine andere Linke ihre unrasierte Scham, bitte: Meinetwegen - muss für den Film nicht sein, aber soll mir recht sein. Aber zwei nackte Kindervaginas sind ein NoGo! Hat sich mal irgendwer bei den Dreharbeiten Gedanken drüber gemacht wieviele geile Böcke jetzt wichsend vorm Fernseher sitzen, wegen dieser 3 Minuten? Und vor allem: Es ist für den weiteren Film vollkommen bedeutungslos. Das Gespräch zwischen Meinhof und ihrem Mann/ Freund hätte auch guten Gewissens bekleidet stattfinden können.
Ich fasse zusammen:
Mangelhafte schauspielerische Leistung (sowohl in seiner Einseitigkeit, als auch durch die strukturell-bedingte zeitliche Vorgabe), der Versuch ALLES unter einen Hut zu packen und damit die Oberflächlichkeit im Ganzen lassen lassen mich zu dem Urteil kommen: Dieser Film ist richtig mies und wird weder den Opfern, noch den Tätern, noch dem politischen Zeitgeist gerecht. Und das alles mit einer Art sexueller Freiheitsbotschaft, die wohl offensichtlich den Forderungen der RAF angepasst sein soll und letztlich doch nur verkommt, damit irgendwer mal wieder Titten und Arsch in die Kamera halten muss. .... und ich bleibe dabei: Die Mädchen am Anfang gehen gar nicht. Sowas durfte sich Bettkantengeschichten in den späten 80ern erlauben .... 2009 ist anders und vor allem indiskutabel in diesem Punkt wie ich finde.
Bestenfalls 2/10
Ich hab ihn jetzt gesehen und war erst zwiegespalten, wie ich ihn beurteilen soll. Schwankte zwischen gut gemacht und naja ... entschlossen habe ich mich für recht schlecht.
Dieser Film widert mich in der Retrospektive an mehreren Stellen maßlos an bzw. schafft es auch nicht die Erwartungen zu Erfüllen. Das fängt storymäßig damit an, dass versucht wurde wirklich ALLES unter einen Hut zu bringen. 2 1/2 Stunden Film reichen einfach nicht für 10 Jahre RAF Geschichte (der ersten Generation). Vor allem ab dem Zeitpunkt bei dem Baader und Konsorten dann im Knast sind, sind die Ereignisse sprunghaft und wer nicht das ungleich bessere Buch von Aust gelesen hat wird kaum verstehen können was da jetzt gerade passiert.
Ich habe mich auch lange gefragt ob Baader durch Moritz Bleibtreu gut dargestellt ist. Optisch passts auf jeden Fall einigermaßen - das würde ich nicht kritisieren. Mich stören vor allem zwei Dinge:
1. Moritz Bleibtreu spielt wie er immer spielt. Abschätzig, arrogant, überheblich. Das mögen zwar Charakteristika sein, die auf Baader zugetroffen haben mögen und dennoch: Bleibtreu spielt Baader, so wie er Big Boss Brownie (Chiko), Bruno (Elemtarteilchen), ja sogar Tarek (Das Experiment) gespielt hat. Erst mit Chiko kam die "Fotzen"-Phase von Bleibtreu ... "Ey, Bleibtreu ... raste mal aus ... lass dich richtig gehen!" - "Ey ... FOTZEN alter ... alles FOTZEN!" ... zwischen Brownie und Baader bestehen nur wenig Unterschiede in der Darstellung. Das ist schon arg auffällig und lässt zweifeln ob Bleibtreu wirklich zu den großen Deutschlands zählen kann.
Hinzu kommt, dass sämtliche Charaktere merkwürdig charikiert wirken. Einzig Ulrike Meinhof wirkt realistisch in der Darstellung. Baader, Ensslin, Mohnhaupt ... sie alle sind furchtbar eindimensional. Ficken, Krawall und rumgeschrei ... diese bedeutend, erschreckenden Gestalten deutscher Geschichte werden auf diese drei Worte reduziert und das kanns nicht sein. Auf Youtube gibts Originalaufnahmen von Baader während seiner Gerichtsverhandlung. Zwar möchte ich nicht ausschließen, dass er durchaus auch das eine oder andere Mal ausgerastet ist (wie im Film), dennoch zeigen diese Original Tonbandaufnahmen, dass Baader sehr viel Facettenreicher als Ficken, Fotzen, Sprengsatz war (und in meinen Augen sprachlich nicht so bewand, wie ihm immer nachgesagt wird). Im Netz hab ich gerade geforscht, dass Bleibtreu die Tonbandaufnahmen zwar kannte, aber lieber den coolen Mimen wollte ... daher wohl auch die Möglichkeit des Vergleichs zu Chiko.
In diesem Film wird ferner ein Bild über Radikal-Linke gegeben, welches in dieser Art wenig glaubhaft bzw. eher eindimensional wirkt (und auf manche gar cool wirken könnte). Immer hart, immer tough, immer bereit sich animalisch zu paaren (die Szene mit Mohnhaupt, wenn auch nur angedeutet wirkt ekelerregend auf mich, da Sex nur instrumentalisiert wird und den gleichen Charme hat wie Neandertaler mit Keule - da bietet jeder Porno mehr Esprit) ... kaum bis keine Gefühle. Gefühle gibt es nur in Form von Hass ... eigentlich rennt niemand 24/7 rum und hasst. Meinhof und Raspe sind die einzigen die bisweilen authentisch, da menschlich wirken (obwohl Meinhofs angedeuteter Zellenkoller ziemlich oberflächlich bleibt: "Hey, du musst jetzt hysterisch lachen!" - *hysterisch lach* - "Sehr gut!")
Anderen Gestalten wird definitiv zu wenig Screentime gewährt und man fragt sich welche Relevanz das ganze hat. Studentische Aufstände unter Rudi Dutschke sind eine Sache, aber ist es nötig den versuchten Mord an Dutschke dermaßen akribisch zu zeigen, um ihm danach keine weitere Screen Time zu gewähren? Was ist mit dem Dualismus der Auffassung von Revolution dieser beiden Vertreter? Dutschke auf der einen Seite, Baader auf der anderen .... Das gezeigte Bild von Dutschke ist in diesem Film verschenkte Zeit.
Und so zieht es sich leider durch den ganzen Film ... spätere Aktionen der RAF und die Abgrenzung zu den Insassen Stammheims werden kaum noch deutlich erklärt und auch der Kontext des Warum/ Wieso/ Weshalb wird nicht deutlich. Warum gibt Meinhof ihre Kinder ab an Pakistani? Was ist das überhaupt was die 4 in Stammheim treiben? Ich mein die sitzen im Hochsicherheitszellentrakt und streiten sich in einer Tour. Bauen die eine Verteidigung auf? Planen sie neue Anschläge? All das geht aus dem Film nicht hervor. Vielmehr läufts auf Zickenkrieg zwischen Ensslin und Meinhof hinaus: "Du hast meine Texte geändert" - "Die waren scheiße!" - "Ich halt das alles nicht mehr aus!" .... WOW - welch Wortgefecht.
Am allermeisten angekotzt haben mich jedoch die ersten 5 Minuten. Wir leben in einem Land, in dem das Internet der Zensur zum Opfer fällt durch virtuelle Stop-Schilder. Menschen, die ihre Kinder am Spielplatz oder im Schwimmbad nackt rumlaufen lassen kriegen schon mal den einen oder anderen kritischen Blick. Und was sieht man in den ersten 3 Minuten recht gut? 2 nackte kleine Mädchen, wie sie spielend über den Strand von Sylt rennen und das ohne irgendwelche Scham. Wenn die Darstellerin Joanna Wokalek ihre Brüste ins Bild hält oder eine andere Linke ihre unrasierte Scham, bitte: Meinetwegen - muss für den Film nicht sein, aber soll mir recht sein. Aber zwei nackte Kindervaginas sind ein NoGo! Hat sich mal irgendwer bei den Dreharbeiten Gedanken drüber gemacht wieviele geile Böcke jetzt wichsend vorm Fernseher sitzen, wegen dieser 3 Minuten? Und vor allem: Es ist für den weiteren Film vollkommen bedeutungslos. Das Gespräch zwischen Meinhof und ihrem Mann/ Freund hätte auch guten Gewissens bekleidet stattfinden können.
Ich fasse zusammen:
Mangelhafte schauspielerische Leistung (sowohl in seiner Einseitigkeit, als auch durch die strukturell-bedingte zeitliche Vorgabe), der Versuch ALLES unter einen Hut zu packen und damit die Oberflächlichkeit im Ganzen lassen lassen mich zu dem Urteil kommen: Dieser Film ist richtig mies und wird weder den Opfern, noch den Tätern, noch dem politischen Zeitgeist gerecht. Und das alles mit einer Art sexueller Freiheitsbotschaft, die wohl offensichtlich den Forderungen der RAF angepasst sein soll und letztlich doch nur verkommt, damit irgendwer mal wieder Titten und Arsch in die Kamera halten muss. .... und ich bleibe dabei: Die Mädchen am Anfang gehen gar nicht. Sowas durfte sich Bettkantengeschichten in den späten 80ern erlauben .... 2009 ist anders und vor allem indiskutabel in diesem Punkt wie ich finde.
Bestenfalls 2/10