Der Abzug

Lethrael

Schreiberling
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9. März 2004
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Hallo, das ist mal etwas ander, ich weis das Format ist Mist, aber ich bin müde, Sorry.
Lethrael
Der Abzug.
Er und seine Mutter betraten den voll geschmierten, miefigen Aufzug. Er hätte am liebsten auf dem, nicht vorhandenen, Absatz kehrt gemacht, aber dann hätten sie die noch schlimmeren Treppen hinunter gemusst. Auf einigen Absätzen stand knöchelhoch das Dreckswasser und stank so vor sich hin. Auf den trockenen Absätzen lagen immer ein paar Gestalten mit glasigen Augen und schwitzend stinkenden Körpern.
Seine Mama nannte sie immer Fixer, oder so. Sie erzählte, dass sein Vater auch so jemand sein sollte, doch er wollte sich nicht vorstellen so jemanden zum Vater zu haben.
So verzog er nur das Gesicht, sah hoch zur Decke, die sich schwummerig über ihn abzeichnete. Seine Mama drückte den untersten Knopf und lächelte ihm zu, als die Tür sich schloss. Er spürte es zuerst im Magen, wie sich der Aufzug in einen Abzug verwandelte. Er fiel und fiel, zumindest fühlte es so an. Er klammerte sich wie jedes Mal an die Beine seiner Mama. Seine Fantasy spielte mit seinen Ängsten einen Ringelreihen, er stellte sich vor was alles passieren könnte. Er stellte sich gerade vor, was wäre wenn die Lichter verlöschen könnten, als der Abzug langsamer fiel und schließlich hielt.
Seine Mama erbleichte und starrte auf die flackernde Tafel, auf der die 9 stand.
Knarrend schob sich die Aufzugtür in die Wand und gab den Blick auf einen Mann im langen Mantel frei. Er stakte herein, blickte kurz auf die schüchtern Platz machende Frau und den Jungen, der sich ängstlich an die Frau klammerte, nickte mit behütenden Kopf zu ihr, murmelte ein: „Morgen.“, und drückte auf den Türschließknopf. Der schwarze wedelnde Mantel beunruhigte seine Mama und er fühlte es. Stärker klammerte er sich an sie, wollte sich hinter ihr vor diesem Unbekannten verstecken, doch der beschäftigte sich mehr mit der Aufzugstür, bis sie sich endlich schloss. Er schien in sich hinein zu lächeln, als er spürte wie der Aufzug fiel, bis er bemerkte wie sehr sich der Junge vor ihm fürchtete. Ohne auf seine Mama, oder den dreckigen Boden zu achten kniete er sich hin, faltete die Beine unter seinen Körper und blickte den Jungen beinah verschmitzt an. Der Man legte den Kopf schief, sprach ruhig und beinah monoton: „Hast du Angst vor mir? Sag’s frei heraus Kleiner.“
Der Junge nickte bloß und riss die Augen auf, als das Gesicht des Mannes seinem immer näher kam. Seine Mutter wollte dazwischen gehen, doch der Mann blickte sie scharf an, das ließ sie es bleiben. Der Junge begann zitternd zu stammeln, dass es ihm Leid tue, doch davon ließ der Mann sich nicht stoppen.
Näher und näher kam er mit seinem Gesicht, der Junge konnte die schmale Nase und die blauen Augen scharf zwischen den dunklen Haarsträhnen brennen sehen. Der Junge wich zurück immer mehr, immer mehr, bis er gegen die Beine seiner Mama stieß, die ihn sonst immer Schutz boten, jetzt aber im Weg waren. Er wollte sich abwenden, aber der Mann zischte laut und er ließ es bleiben.
Er kniete vor ihm und wischte sich schließlich den Hut vom Kopf, der in dunklen Haaren explodierte, weich und glatt legten sich mehrere Strähnen auf seine Schultern. Der Mann schüttelte sich kurz und schob sich eine Strähne aus den jetzt nicht mehr so unheimlichen Augen. Seine Nase wirkte rundlich und weich in seinem beinah bartlosen Gesicht. Irgendwie gar nicht mehr unheimlich. Der Mann verschränkte die Arme vor der dünnen Brust, sah dem Jungen tief in die aufgerissenen Augen und flüsterte schließlich: „Wovor hast du Angst vor mir, oder meinem Mantel? Warum hast du Angst vor mir? Sprich.“
Wieder wurde der Abzug langsamer, auf dem Feld glomm die 4 auf und die Tür schob sich in die Wand. Ohne die geringste Regung griff der Mann in den Mantel und ein leises Klicken hörte der Junge. Ein lautes: „Hey Alter haste und deine Puppe was dagegen, wenn ich kurz störe, ich glaub die schuldet mir noch was und ich wart nich gerne.“, scholl durch die kleine Kammer und der Junge versteckte sein Gesicht in den Beinen seiner Mama. Der Mann berührte seinen Kopf und zwang ihn wieder herum. „Musste nicht machen. Bist doch ein Mann.“, erklang seine Stimme unter dem aufgesetzten Hut weich hervor.
Seine Hand schob sich langsam aus dem Mantel hervor, sie hielt einen matt glänzenden Revolver. Der Mann richtete sich auf und fasste kurz den Mann an der Tür in die blitzenden Augen. Klein und stinkend machte er Anstalten herein zu kommen. Der Mann schob sich den Hut wieder auf den Kopf, zwang die Mähne darunter und grinste den Jungen noch mal an. Dann drehte sich der behütete Mann um, hob den Revolver und dumpfte: „Hau ab, Wixer, du störst. Verpiss dich, lass uns in Ruhe und zweitens ist das nicht meine Puppe. Wenn sie dir etwas schuldet zahl ich es dir, in Blei.“ Der Fixer starrte kurz auf den Revolver und auf den Kerl der ihn hielt, dann stieß er noch ein: „Dich merk ich mir Kumpel.“, hervor und verschwand um die Ecke.
Der Mann schickte ein beinah lachendes „He!“ hinterher und entspannte den Revolver. Dann drückte er den Schließknopf noch einmal, er wartete bis die Tür schloss, um den Revolver wieder in den Halfter zu schieben, dabei blitzte kurz eine goldene Marke an seiner Hose auf und eine zweite Waffe schimmerte im Licht der Deckenleuchte. Er kniete sich wieder hin, suchte den starren Blick des Jungen und begann den Hut wieder vom Kopf zu ziehen. Die Mähne fiel wieder zurück und er pustete die Strähnen aus den Augen, die jetzt wieder freundlich blitzten. „Sag es mir, wovor haste Angst?“, begann er wieder. Der Junge stammelte etwas von Groß und schwarz, von Augen die brannten und von scharfen Nasen. „Du hast Angst vor meinem Aussehen Kleiner, lass dich nicht täuschen, du solltest Angst vor meinen Knarren haben. Ich bin dünn und schwach, meiner Knarren sind das nicht, die tun weh und bringen Leute um.“ Der Mann öffnete knackend seinen Hohlster und zog eine Pistole hervor, drehte sie, dass der Lauf auf sich zeigte, zog die Kammer zurück und spannte den Hahn.
Dann drückte er sie in die Hand des Jungen, seine Mutter protestierte schwach, doch sie mischte sich nicht ein. Der Junge spürte unheimlich nicht nur das Gewicht der Waffe seine Hände nach unten drücken, der Mann stützte sich schwer auf die Waffe, so als ob er sie fest in seine Hand drücken wollte. „Halt sie und sag mir, wie viele ich damit schon geknallt hab, zähl sie die Kerben am Griff, fühl sie.“, murmelte der Mann dumpf. Der Junge fühlte fünf Kerben, bis der Mann ihm mit einer harten Bewegung die Pistole entriss und ihn wieder hart in die Augen fasste. „Tu das niemals, Kleiner, finde andere Wege. Lady. Kleiner. Wir sehen uns.“, murmelte er, bis endlich der Abzug hielt und die Türen sich öffneten. Er blickte die beiden verschüchterten Wesen in der Ecke an und schob sich den Hut in die Stirn, fingerte nach einer Kippe, steckte sie sich an und nahm dann die Männer vor sich wahr, die ihn wütend anblafften. „Mach daste weg kommst, die Tussi gehört uns, den Kleinen kannste von uns aus behalten.“ Der Mann lachte grob und zog mit einer blitzartigen Bewegung zwei Knarren, ein Schuss hallte laut durch das Haus und ein Schrei folgte. Der Junge im Aufzug wandte sich ab, verschloss Augen und Ohren, flennte und schrie vor Angst.
Niemand zählte die Schüsse, doch viele Seelen wurden weggeblasen hinein in das Nichts.
Doch schlimmer hatte es den getroffen, der nicht getroffen wurde, der Junge schrie noch immer, selbst als alles vorbei war.
Fünf weitere Kerben kamen dazu, der behütete Mann ritzte sie ein und blickte sich um. „Flenn nich Kleiner, ändert nichts. Sei stark und überlebe, wir sehen uns Lady.“, grummelte der Cop noch mal und schmiss ihr nen Bündel Tausender zu, die mitten in die Blutlachen fiel.

Geld ersetzt kein Leben, doch es erleichtert es zu nehmen. Was für eine Welt.
 
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