Deadlands: Reloaded Deadlands: The Weird West auf deutsch

Macht halt schon Lust das Crowdfunding anzuschauen.

Bei dem ganzen Zubehör frohlockt erstmal das Nerdherz, zumindest so lange bis es feststellt, dass das Portemonnaie aus Zwiebelleder hergestellt wurde.
 
Einerseits möchte ich das deutsche Savage Worlds unterstützen und vielleicht sollte ich der Settingüberarbeitung eine Chance geben. Aber das klingt irgendwie alles so langweilig und doof.
 
Ist es auch.

Der ursprüngliche Settinghintergrund, der mit der Schlacht von Gettysburg von unserer realen Historie abweicht, als dort die Toten auferstanden und alle Lebenden anfingen anzugreifen, wurde nachträglich (Ret Con) aufgrund von modernen "woke"-Sensibilitäten abgeändert.
Ganz essentiell für die vier Deadlands-Settings - Weird West, Noir, Hell on Earth, Lost Colony - ist der andauernde (mal heiße, oft kalte) Kriegszustand zwischen Nordstaaten und Südstaaten. Das ist sogar DER Grundkonflikt politischer Art, der alle anderen Entwicklungen im Setting, wie etwa die unabhängigen beiden Indianer-Nationen, den unabhängigen Mormonen-Staat Deseret, usw. möglich gemacht hat.
Im neuen Weird West hat die Konföderation verloren, nicht historisch 1865, sondern "erst" 1871, aber ab da ist KEINERLEI Konflikt mehr da. Somit hätte sich die nunmehr friedliche USA auf den - historisch ja erfolgten - Völkermord an den Indianern konzentrieren können. Das wollte man dann aber doch nicht haben, und so hat Pinnacle versucht irgendwie die Existenz der Indianer-Staaten beizubehalten, ebenso wie Deseret und Kalifornien und andere früher aus Kriegsgründen klar und nachvollziehbar als "Disputed Territories" geführten Regionen.
Das Setting hat so einen wesentlichen Teil des nicht-übernatürlichen Konfliktpotentials eingebüßt.

Es wurde auf ein "Monster of the Week"-im-Wilden-Westen reduziert, was nur ein Randthema des eigentlichen Deadlands-Settings war und ist.
Dieser ohnehin schon üble Ret-Con-Unfug wurde noch verschlimmert, indem Pinnacle die SCHLECHTE Idee hatte, die "Deadlands-Marke" nun auch für andere Epochen zu verwenden.

So wird - eine Preview gab es ja schon - Deadlands Dark Ages erscheinen, was "Deadlands im Mittelalter" sein soll, aber anders als der Weird West, wo man wenigstens versucht hatte etwa historisch und geographisch plausibel zu bleiben, ist Dark Ages ein DUMMES "Fäntelalter"-Mittelalter, in dem es natürlich auch Weird Science gibt, in dem es Paladine mit Sixshooter-Revolvern gibt, die ihnen von Merlin(!) zur Verfügung gestellt wurden.
Und statt der Reckoners, der vier Reiter der Apokalypse, als den Treibern all der "Hölle auf Erden"-Bestrebungen ist es nun die böse Hexe "Morgana", die im Streit mit Merlin, dem guten weisen weißen alten Mann, all die Übernatürlichkeiten des neuen Woke West zu verantworten hat.

Das ist so DUMM und so LANGWEILIG, wie es nur geht.

Einfach schwach, dünn, dumm, schlecht, öde, einfallslos - also das GEGENTEIL des eigentlichen, originalen Deadlands-Settings.
 
in dem es Paladine mit Sixshooter-Revolvern gibt, die ihnen von Merlin(!) zur Verfügung gestellt wurden.
Cool. :)

OffTopic
Erinnert mich ein wenig an Fate/Zero. Da werden in Gralskriegen von Magiern Heldengeister beschworen und damit kämpfen sie gegeneinander. Die Heldengeister sind halt "echte" (westliche) Helden wie Alexander der Große, König Artus und Gilgamesh, die dann gegeneinander antreten.

Allerdings beschränkt sich das nicht nur auf Kampf, sondern auch auf großartige philosophische Gespräche.
Aber das nur als "Werbung" am Rande. Das Ding ist echt sehenswert (ich kenn nur den Animé).
Das als Rollenspiel hätte irgednwie auch was.
 
Es ist vor allem eine Frage der Erwartungshaltung.

Wenn ich von Deadlands die Schwerpunktthematik "ewiger amerikanischer Bürgerkrieg", die in der Urfassung auch vorhanden war, erwarte, dann wird mir die neuste Fassung nichts geben. Es werden zwar die Nachwirkungen behandelt, jedoch nicht der Konflikt an sich.

Wenn ich die Larger-than-life-Kampagnen aus Reloaded will, kann ich die immer noch und mit überraschend wenigen Anpassungen mit dem (nicht so) neuen System und dem neuen Hintergrund spielen.

Der Fokus liegt jedoch ganz klar auf Wild West Horror, also Dingen die in der Prärie und den Städten des Westens herumschleichen und nicht auf Weltrettungsplots.

Das kann ich als Monster-of-the-Week, wie es auch schon im Ur-Deadlands ging, machen, ich kann aber auch ganze Kampagnen darum stricken.

Kurz wenn mein Fokus als SL eh nicht auf dem Bürgerkrieg liegt, dann verliere ich durch die geänderte Storyline nichts.

Man kann darüber streiten ob man tatsächlich die Cacklerstoryline als Aufhänger für diese Änderung hätte nehmen müssen.

Im Buch selbst gibt es knapp eine halbe Seite die sich damit beschäftigt und die sagt im Endeffekt, dass (abgesehen vom Morganaeffekt) der Cackler nicht wirklich viel tut. Aus meiner Sicht hätte man das Ganze komplett weglassen und die ganze Sache einfach Reboot nennen können. Es wäre kein Unterschied zu merken.

Mechanisch hat das Spiel aber immer noch die selben Themen, die schon bei Reloaded ein Problem sein konnten, einige der arkanen Hintergründe (vor allem die Schamanen und die verrückten Wissenschaftler) sind einfach nicht mehr so schön dargestellt, wie im Original.

Wenn man damit leben kann, dann ist die neue Fassung ehrlich gesagt runder und in sich geschlossener als Reloaded.
 
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