Rezension Dawn of the Dead (Roman zum Film)

Nepharite

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George A. Romero - Dawn of the Dead


[User-Rezi] von Nepharite


George A. Romeros Film, Dawn of the Dead, markierte im Jahre 1978 -zehn Jahre nach dem ebenfalls bahnbrechenden "Night of the Living Dead"- einen Meilenstein des modernen Horror-Films und hat -ob es einem gefällt oder nicht- das Genre nachhaltig beeinflusst. Dass ein solch bedeutendes Kino-Werk ohne "Roman zum Film" davon kommt, war selbst in den guten alten Siebzigern nicht mehr zu erwarten -bösartige Zungen würden unken: zu hoffen. Und so erfolgte die belletristische Adaption des Stoffes im Original schon im Jahr des Kino-Starts, während die deutsche Erstveröffentlichung 1979 im Wilhelm Goldmann Verlag in der Reihe "Goldmann Filmbuch" stattfand, damals anspruchsvoller- bzw. ansprechenderweise inklusive einiger "aussagekräftiger" Film-Fotos.
Anlässlich Zack Snyders 2004er-Film-Remake, welches -und das soll nicht unerwähnt blieben- mit Romeros Stoff nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hat, entschied sich Panini/Dino nach rund als 25 Jahren für eine Neuveröffentlichung des -wohlgemerkt- alten Stoffes, allerdings ohne Bilder von Film-Szenen und augenscheinlich in einer neuen Übersetzung.

Das Überleben der Menschheit steht auf des Messers Schneide, denn die Toten erheben sich auf der Jagd nach dem Fleisch der Lebenden aus ihren Gräbern. Obwohl jeder einzelne dieser Zombies ausschließlich instinktgesteuert agiert und relativ leicht zu töten ist, bringen die Wiedergänger allein auf Grund ihrer unermesslichen Anzahl (Un)Tod und Vernichtung.
Vier, mehr oder weniger zufällig verbundene Menschen versuchen dem Zusammenbruch der Ordnung in der US-amerikanischen Stadt Philadelphia durch die gemeinsame Flucht in einem Hubschrauber zu entrinnen: die Journalistin Francine, der Hubschrauberpilot Steve sowie die beiden Elite-Polizisten Roger und Peter. Doch ihre Reise steht unter keinem guten Stern: nicht nur, dass sie nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, auch notwendige Tankstopps bringen immer wieder tödliche Gefahren mit sich, während Spannungen innerhalb dieser inhomogenen Gemeinschaft für zusätzliche Unsicherheit sorgen.
Als sich die Gelegenheit bietet entschließen sich die Vier spontan, auf dem Dach eines riesigen, auf der "grünen Wiese" gelegenen Einkaufszentrums ihr provisorisches Lager aufzuschlagen, um sich dann in den verwaisten Läden mit Lebensmitteln, Waffen und anderen wichtigen Gütern einzudecken. Als die Männer merken, wie leicht sie der Heerscharen von Zombies, welche den Konsumtempel nunmehr bevölkern, Herr werden können, fassen sie den Plan, das Gebäude abzuriegeln und es anschließend von den darin gefangenen Untoten zu säubern. Zunächst haben sie auch durchschlagenden Erfolg, doch dann taucht vor den verschlossenen Türen der Shopping-Mall ein Bande marodierender Rocker auf und der Kampf ums Überleben beginnt aufs Neue.

Ich möchte es mir mit der Kritik an diesem Roman einfach machen und auf eine detaillierte "Exegese" von Film und Buch, ihrem sozial- bzw. gesellschaftskritischen "Content" bzw. Nicht-"Content" verzichten, denn Cineasten werden es ohnehin geahnt haben: beiden Autoren -ob Romero tatsächlich mehr als nur seinen Namen zu dem Werk beigetragen hat, scheint zumindest zweifelhaft- gelingt es nicht, die Intensität der Kino-Bilder sowie zentrale Botschaften in den um Werktreue bemühten Roman rüberzuretten, da ihnen hierfür entweder die schriftstellerischen Fertigkeiten oder aber der Raum -236 Seiten sind nicht viel-, die Lust oder alles zusammen fehlen.
Lediglich in den ersten beiden Kapiteln bekommt der Leser eine Ahnung davon, wie grundsätzlich pessimistisch Romeros Zombie-Story ist, nur hier -in den tumultartigen Szenen im Sender, dem verzweifelten Plädoyer eines Wissenschaftlers, dem Selbstmord eines S.W.A.T.-Mitgliedes- werden der Zerfall staatlicher Ordnung, gesellschaftlicher Konventionen und die Unfähigkeit des Menschen zu kooperativem Verhalten als Ursache für seinen Untergang in Andeutungen thematisiert. In den nachfolgenden Kapiteln dominiert oberflächliches, blutiges Hack´n´Slay die wenigen tiefsinnigen Momente.

Doch nicht nur die Handlung ist relativ grob gezeichnet, auch in Bezug auf Figuren überwiegt das Klischeehafte, wobei jedoch kleinere "Brüche" -bspw. Peters Tränen angesichts von Leid- die Charaktere hinreichend lebendig, "echt" erscheinen lassen, ohne allerdings dem Leser allzuviel Raum für eine Identifikation zu bieten. Insofern bleibt die Perspektive des Leser eher eine voyeuristisch distanzierte, aus der ihm das Handeln der Protagonisten nicht wirklich nahe geht.

Fazit: Auch wenn es dem Roman in nur ganz wenigen Szenen gelingt, den "Geist" des Films einzufangen, so kann ich die schnelle, brutale, nicht sehr tiefsinnige Story dennoch jenen Action- und Splatter-Fans empfehlen, die Romeros Kino-Klassiker noch nicht kennen. Ungeachtet dessen gilt aber: lieber schauen als lesen!Den Artikel im Blog lesen
 
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