Abgesehen vom persönlichen Charakter der beteiligten Vampire, etwaigen politischen Strömungen und jahrelang gepflegten Vendetten innerhalb der kainitischen Gesellschaft sollte man nicht außer Acht lassen, was das System an Gefallen und Gegengefallen den Kindern der Nacht eigentlich bedeutet. Meines Erachtens ziemlich viel, denn es ist eine immaterielle Währung, die bis in alle Ewigkeit bestehen kann. Während ganze Zivilisationen mit ihren Geld- und Tauschsystemen kamen und gingen, hat die Währung in Form der Dankesschuld bereits seit vorsintflutlichen Zeiten Bestand. Ein vor Kurzem in die Nacht geholter Grünschnabel wird den Wert eines richtigen Gefallens vielleicht noch nicht ernsthaft ermessen können, aber ein vierteljahrtausendealter Vampir ganz bestimmt schon.
Und wenn wir etwas mit großer Sicherheit sagen können, dann sind besonders die alten Kainskinder daran interessiert, den
Status quo ihrer illustren Gesellschaft zu erhalten. Welche Demütigung wiegt da wohl schlimmer: Ein Ahn der auf erniedrigende Art und Weise seine Schuld bei einem Neugeborenen begleichen muss…
… oder ein Kind Kains, dessen Wort rein gar
nichts wert ist?
Letzendlich beruht das System jedoch auf einem schwierig zu ermessenen Wert, wenn es um die Schwere einer Dankesschuld geht. Vermutlich würde zum Beispiel Empedokles die kleinen entwürdigenden Häppchen seiner Lebensschuld an Eiterfinger als wesentlich schneller abgegolten betrachten, als es der junge Nossi tun würde. Doch kann Empedokles auf die Akzeptanz seitens der Camarilla oder insbesondere seines eigenen Clans hoffen, wenn er die Schuld offiziell — womöglich viel zu früh — als beglichen erklärt? Wird der Erstgeborene des Clans der Verborgenen vielleicht sogar darin einen Affront sehen? Schließlich gehen Ansehen und Macht sehr eng einher mit der wertvollsten Währung, welche die Kainskinder kennen.
Natürlich ist das auch immer ein guter Aufhänger für tolle Geschichten.