Conan [Conan RPG] Hintergrundfrage?

Quasimodo

Sethskind
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Es gibt ja eine Reihe mehr oder weniger Offizielle Rollenspiele zur Hintergrundwelt von Conan Hyborea.
Allerdings wird immer wieder der"Schrecken im Hintergrund", die "Schreckliche Wahrheit" und "übertrieben Düsterer" Hintergrund genannt.
Nun:
Was ist dieser Hintergrund? Da ich weder im Netz noch in den paar geschichten und Comics die ich gelesen haben erkennen konnte was damit gemeint sein könnte frag ich euch mal.
Was ist damit gemeint.
Das die Welt Brutal ist?
Kaum mehr als jede Fantsywelt in Gestzlosen gegenden
Das es Kulte und Magie gibt?
Naja dazu sag ich mal nix?
Selbst wenn der Autor von seinem Bekannten Lovecraft den Mytos übernahm...da muss schon mehr sein als ein zwei monster die kleine Landstriche heimsuchen.
Also was ist der "schrecken" der so vielbeschworen wird?
Ist es erkennbar das die großen alten am Ende des Hyberianischen Zeitlalters herabsteigen werden und die Menschheit versklaven/auslöschen/zu willigen Sexsklaven/etc machen?

Falls mir jemand das mal verkliekern kann sag ich schonmal danke
 
AW: Conan Rollenspie/Hintergrundfrage?

Mehr nicht?
Ich meine Götter von den Sternen in einer Welt in der man eh jeden moment verrecken kann(und sei es das deinem Mitspielen im würfelspiel der Taverne dein Glück nicht gefällt) sind stimmungsvoll aber nicht gerade besonders erschreckend...
 
AW: Conan Rollenspie/Hintergrundfrage?

Conan ist teil des Cthulhu-Mythos.
Nein. Nie und nimmer!

Es trifft zu, daß manche Darstellungen, manche Beschreibungen von unaussprechlichen "Göttern" von jenseits des Raumes und der Zeit den gleichen KLANG haben, wie Beschreibungen von HPL - das ist ja auch nicht verwunderlich, korrespondierten REH und HPL ja intensiv miteinander.

REH hat eigenständige Horror-Geschichten verfaßt, die tatsächlich mehr mit dem, was man erst SPÄTER! als Cthulhu-Mythos bezeichnen sollte, zu tun haben.

Conan jedoch weist, wie auch King Kull, Bran Mak Morn, Solomon Kane, "cthulhoide" Figuren auf, ist aber NIE UND NIMMER "Teil des Cthulhu-Mythos". - Weder Teil aufgrund der direkten Verwendung von später als zum Mythos gehörig deklarierten Kreaturen und Götter, noch ganz grundsätzlich, da von einem "Mythos" eh erst nach HPLs Tod gesprochen wurde.

HPL und REH zeichnen sich beide durch eine deprimierende, atheistische Weltsicht aus. Ist HPL in dieser Sicht geneigt die Verzweiflung und das jammervolle Abgleiten in den Wahnsinn in den Vordergrund zu stellen, so ist bei REH die INNERE KRAFT DES MENSCHEN, sein unbändiger Wille und seine zügellose, nie in Ketten zu legende URGEWALT, die bei Konfrontation mit übernatürlichen bzw. unnatürlichen Wesen jenseits der geistigen Gesundheit den Menschen in Rage geraten läßt und diese Wesen kurz und klein hacken läßt.

Überleben mittels Blutbad, statt verrecken im Wahnsinn. - Das unterscheidet - im Überblick - die REH-"Lösung" für das Problem des nicht existenten Gottes, von der HPL-"Lösung".

Conan gehört nie und nimmer zum "Cthulhu-Mythos". - Im Nachhinein kann man natürlich JEDEM Autoren versuchen eine "Mythos-Konformität" anzudichten, wenn er auch nur einmal ein "unaussprechliches Tentakelknäuel" in seinen Geschichten hat auftauchen lassen.

In diesem Sinne müßten auch C.L.Moores Geschichten von "Jirel of Joiry" (erste weibliche Sword&Sorcery-Heldin, die sich ständig mit Dingen jenseits der geistigen Gesundheit herumschlägt und sie tötet) und von "North-West Smith" (Pulp-Sci-Fi-Held, die Inspirationsquelle, die später zu Han Solo führen sollte, schlägt sich ständig mit Übernatürlichkeiten, Göttern "from outer Space" und anderen Unappetitlichkeiten herum) zum "Cthulhu-Mythos" gehören.

In den Jirel- und Northwest-Geschichten geht es z.T. WESENTLICH "cthulhoider" ab, als in den "cthulhoidesten" Conan-Geschichten.

Conan hat jedenfalls NICHTS mit dem "spätgeborenen" "Cthulhu-Mythos" zu tun.
 
AW: [Conan RPG] Hintergrundfrage?

Zornhau erfasst das Thema schon ganz gut.

HPL und REH haben sich ausgetauscht und es gibt die eine oder andere Geschichte, in denen der Einfluss explizit ist.

Beide teilen auch eine nihilistische Weltsicht - und kommen dennoch auf ganz unterschiedliche Ergebnisse. HPL und REH betrachten das Universum als letztendlich sinnentleert und vergänglich. Bei HPL können die Menschen das Universum nicht erfassen und sind einem grausamen und grauenhaften Kosmos schutzlos ausgeliefert.

Diese Unmöglichkeit der letztendlichen Sinnsuche findet sich auch bei Conan, für ihn liegt aber die Lösung im Pragmatismus (Note to myself: Conan und der Pragmatismus - auch ein Essay, der mal geschrieben werden sollte) und in der sinnlichen Wirklichkeit. Wir wissen, dass wir lebendig sind und das Leben spüren können - also müssen wir das auch tun - und jede Frage, was sich dahinter verbirgt, ob es einen Sinn darüber hinaus gibt, ist letztendlich hinfällig.

REH hat das am schönsten in "Queen of the Black Coast" ausgedrückt:

He shrugged his shoulders. "I have known many gods. He who denies them is as blind as he who trusts them too deeply. I seek not beyond death. It may be the blackness averred by the Nemedian skeptics, or Crom's realm of ice and cloud, or the snowy plains and vaulted halls of the Nordheimer's Valhalla. I know not, nor do I care. Let me live deep while I live; let me know the rich juices of red meat and stinging wine on my palate, the hot embrace of white arms, the mad exultation of battle when the blue blades flame and crimson, and I am content. Let teachers and priests and philosophers brood over questions of reality and illusion. I know this: if life is illusion, then I am no less an illusion, and being thus, the illusion is real to me. I live, I burn with life, I love, I slay, and am content."

Und, hey, damit kann ich mich richtig gut anfreunden.
 
AW: [Conan RPG] Hintergrundfrage?

I live, I burn with life, I love, I slay, and am content. < das ist aber kein camus
 
AW: [Conan RPG] Hintergrundfrage?

Ich lebe. Das, was größer ist als ich, ist unvernünftig. Sinn gibt es nicht. Ich lehne mich auf. Ich suche meine Rettung / Erlösung nicht bei denen, die größer sind als ich. Ich fliehe nicht vor der Gewissheit, sondern ich lebe - bewusst - weiter. <-- Soweit die Parallelen.

Dass es Unterschiede gibt, ist mir klar...
 
Mal wieder ein bißchen Nekromantie...

An philosophischen Einflüssen sehe ich bei Robert E. Howard solche zu Friedrich Nietzsche und Oswald Spengler (gerade letzterer könnte sich aus dem Briefkontakt zu Lovecraft ergeben haben, der jedenfalls den ersten Band von "Der Untergang des Abendlandes" mit sehr großer Zustimmung studiert hat). Sowohl Nietzsche als auch Spengler haben die Auffassung vertreten, daß die Geschichte in bestimmten Zyklen verläuft. Auch bei Robert E. Howard gibt es ansatzweise ein solches Geschichtsbild, da das hyborische Zeitalter auf das thurische folgt, das mit dem Untergang von Atlantis endete. Auch das hyborische Zeitalter endet wiederum mit einem Kataklysmus.
 
Ich würde bei solchen Pulp-Abenteuer-Geschichten, die oft mit der sehr heißen Nadel gestrickt wurden, nicht anfangen mehr reinzuinterpretieren, als wirklich dasteht.
Klar könnte man jede Menge Vermutungen anstellen, z.B. ob über Briefkontakt zwischen Autoren auch gewisse Weltsichten geteilt wurden. Das ist aber natürlich reine Spekulation.

Ich kenne nun die Originalgeschichten von Robert E. Howard zu den meisten seiner wiederkehrenden Figuren und viele seiner Western-Geschichten seit lange Zeit. "Philosophische Einflüsse" sind da nicht nur nicht erkennbar, sondern allein das "Aufwerten" von Abenteuer- und Action-Geschichten durch Hineininterpretieren von philosophischen Sichtweisen ist wie das Deklarieren eines Doppel-Whoppers zur haute cuisine. (Das Hineinphilosphieren ist ja schon bei Lovecraft unangebracht, bei Howard jedoch wirkt es geradezu widersinnig.)
 
Gut, philosophische Einflüsse ist etwas hoch gegriffen, irgendwelche Äußerungen über Gott und die Welt werden nur manchmal und dann sehr am Rande gebracht.

Für Interessierte noch ein Video über Lovecraft und Howard sowie mögliche gegenseitige Einflüsse:
 
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