Hm, nachdem hier immer nur "passive" Ratschläge gegeben wurden, werd ich jetzt mal in meinem Inneren wühlen, da ich die Problematik aus eigener Hand kenne.
Fange ich am besten mit meinem Brujah an, mein erster DA-Charakter (Gott oder weiß wer hab ihn selig). Aufgrund der philosophisch/kämpferischen Struktur der Brujah erschien mir dieser Typ sehr interessant, wobei ich ihn als unbeherrschten Philosophen ansah. Da ich mich z. Zt. in einer immensen Phase der Selbstreflektion befinde, passte dieser Clan gut zu mir, und ich erfüllte ihn gut mit "Leben" (soweit man halt bei einem Vampir davon reden kann...). All mein Ärger über Ungerechtigkeiten des gesellschaftlichen Gefüges packte ich ihn rein, stülpte ihm hehre Ziele über (klassenlose Gesellschaft blabla) und verpasste ihm Zorn, der immer im Hintergrund lauert, der darauf wartet zuzuschlagen. Gut, als ich richtig warm mit ihm war, kam das Finale des Abenteuers und unsere Gruppe war Geschichte.
Danach kommt Björn, mein schwedischer Gangrel zur Wikingerzeit. Und hier stieß ich an Grenzen, da ich meine Überzeugungen, die meiner Natur, schlecht einfließen lassen konnte. Also nahm ich mir die Werte meines Bogens zur Hand, versuchte sie im großen Kontext wahrzunehmen und daraus ein Bild zu erschaffen, wie das Wechselspiel hoher/mittlerer/niedriger Werte mir Anreiz zur Vertiefung meines Charakters (also Björn) geben könnte. Erleichtert wird mir das Spielen von Björn durch ein ständiges im Hinterkopf-Behalten des Hintergrunds: Schweden zur Zeit der Wikinger, Jarl eines kleinen Dorfes etc. All die Vergangenheit meines Charakters, die aktuellen Geschehnisse, die Not, die uns zu unserer Queste treibt, all dies nehme ich her um Struktur in meinen Charakter zu bringen, die IHM gerecht wird. Den Spieler, den versuche ich herauszuhalten.
Anderes Beispiel: bei Lonewolf spiele ich einen Waldläufer mit Profession Fallensteller. Wieder ein Typus, der keine Gesellschaft mag (offensichtlich ein Symptom, das allen meinen Charakteren zu eigen ist). Doch diesem ist in seiner begrenzten Sicht seines bisherigen Lebens klar, dass er für die momentane Aufgabe die anderen braucht, nur darf ihm keiner in die Suppe spucken.
Ich denke, jeder schafft es nicht gänzlich, eine andere Person mit jedem Charakter zu erschaffen, dazu sind wir Menschen nicht perfekt genug. Wir können ja nicht ständig in die Haut eines anderen schlüpfen und ein Leben führen, dass so gar nichts mit unserem zu tun hat, dem unser Leben nicht zugrunde liegt. Das find ich auch nicht schlimm. Es ist für mich immer schön, wenn ich MICH in den Charakteren wiederfinde. Über die lange Zeit des Rollenspielens hinweg sind meine Charaktere immer ein Spiegelbild meiner zu der jeweiligen Zeit. Vereinfacht und ganz grob gesagt: ist mir nach Simplem, spiel ich einen Barbaren; reizen mich Spielereien, nehm ich einen Magier und spiele mit Arkanem.
Vielleicht lässt sich aus oben geschriebenem etwas Hilfreiches an Anreiz für Deinen Freund herausnehmen? Sollt alles irgendwie "zu oberflächlich" oder kompliziert klingen, kannst Dich ja melden, dann kann ich auch mehr ins Detail. Is schwierig, so ein Thema im Monolog eines Eintrags abzuhandeln.
In diesem Sinne.