Rezension Caine 3 - Collin Drake und die Bruderschaft [B!-Rezi]

Greifenklaue

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Collin Drake und die Bruderschaft
Caine 3

Caine war die erste Serie des 2006 zum besten Newcomer gewählten Labels Lausch. Mit „Collin Drake und die Bruderschaft“ (3) sowie „Dunkelheit“ (4) wird nun die Serie fortgesetzt und tiefer in die Welt des Serienkillers Steven Caine eingetaucht.

Der dritte Teil besteht aus zahlreichen Rückblenden, die die Vergangenheit des Hauptcharakters Steven Caine, aber auch die seines dunklen Seelengefährten Kartaan, an den er nun dank des Amuletts von Kyan’Kor gekettet ist, beleuchten.

Rückblende. Der junge Steven steht an der Schiffsreling und fotografiert den Sonnenuntergang. Voller Glückseligkeit merkt er gar nicht, wie seine Schulkameraden auf ihn zukommen und merken, dass es sich um einen falschen Plastikapparat handelt... Kinder können so grausam sein.

Schnitt. Der ehemalige Elitesoldat ist auf Kneipentour in seiner Heimatstadt, San Fransisco. Doch irgendwann trifft es auch den härtesten Kerl – Harndrang. Steven sucht die Örtlichkeiten auf und steht einigen Gestalten gegenüber, die einen am Boden Liegenden zusammen treten. Ein Problem? Nun, Caine will sich erleichtern, kann das aber nicht mit einer Knarre am Kopf. Da gibt es reichlich Backenfutter... Und das erste Angebot für einem Job in einer „Wachstumsbranche mit freien Arbeitszeiten“, kurzum Profikiller, kommt so ganz von nebenbei.

Schnitt. Der Senator fährt vor und Caine legt an – das kennt der Hörer ja schon aus der ersten Folge. Diesmal wird die Geschichte aber aus Sicht von Caines Auftraggeber und Gegenspieler Moretti erzählt, der dafür sorgt, dass das FBI richtig fix antrabt._
Und in einer weiteren Rückblende erfährt man, warum Moretti so einen Hass auf Caine schiebt.

Und damit zurück zum aktuellen Geschehen. Caine erholt sich von seinem letzten Auftrag, denn er wurde nur scheinbar für den Mord am Senator hingerichtet. In Wirklichkeit wurde er aber von einer außerirdischen Rasse zu ihrem Werkzeug degradiert und zum Träger des Penumbra auserkoren, welches ihm übermenschliche Kräfte verleiht. So kämpft er an der Seite der „Dunkelelfen“ gegen die Aganoi.

Da taucht Linda Watkins bei ihm auf, die für den undurchsichtigen Collin Drake und seine Bruderschaft arbeitet und dicht an ihm dran bleiben soll. Da Siscos Bürgermeister von den Aganoi niedergemetzelt wurde, ist es sowohl im Interesse der Bruderschaft wie auch der Dunkelelfen, mehr darüber herauszufinden.

Die Rolle der Bruderschaft und das Beziehungsgeflecht Drake, Linda und Art Jeffries ist ja, durch den Titel, so eine Art Schwerpunkt der Folge, die durch unterschiedliche Begegnungen, Besprechungen und Aussagen beleuchtet.

Auch die Geschichte von SFPD-Sergeant Kilkenny wird weiter vorangetrieben, zumindest wenn er nicht gerade Chili-Kaugummis kauft, oder mit seiner Ex um den Unterhalt streitet. Er telefoniert gerade mit einem Nachbarn, weil er es nicht mehr rechtzeitig zum Spiel schaffen kann, da bricht das Gespräch plötzlich ab. Auch erneutes Anrufen bringt nix. So ist nicht die Frage, ob etwas zu Hause passiert ist, sondern was???

Caine bezeichnet sich als Erwachsenenhörspiel und tatsächlich – entgegen so manchem Erwachsenenhorrorhörspiel – geht es verbal richtig zur Sache. Dreckige Witze unter der Gürtellinie, Fäkalsprache – alles findet sich hier wieder, allerdings durchaus so, dass es in den Kontext passt und nur selten gekünstelt oder übertrieben wirkt. Trotzdem ist das eine Geschmacksfrage, die nicht jeder positiv für sich beantworten kann und Hörspielfans polarisiert: entweder man liebt die Serie oder man kann mit ihr nichts anfangen.

Vom Genre her erinnert es an SciFi-Klassiker wie Krieg der Welten, V – Die außerirdischen Besucher kommen, Independence Day (öhm, ja, Klassiker in negativer Hinsicht...) und allen Stoffen, in denen Außerirdische_ die Erde okkupieren. Das Ganze gemixt mit einem Hauch Tarantino-Style, so dass es ordentlich zur Sache geht.

Der nötige Schuss Coolness kommt bei Caine auch durch die Musik. Hier hat man seine Zusammenarbeit mit Nuclear Blast weiter ausgebaut und hat diesmal die dänischen NjuMetaller Mnemic am Start, die ordentlich loslegen. Aber man traut sich auch, wieder ganz andere Musikpassagen zu fahren, so gibt es nach einer Kilkenny-Szene, in der er Country im Auto hört, diese dann auch in der Zwischensequenz laufen.

Produktionstechnisch ist man auf hohem Niveau und kann mit John Sinclair oder Gabriel Burns, die hier neue Maßstäbe gesetzt haben, mithalten. Auch die Sprecher wurden gut gewählt und sprechen ihre Rollen engagiert. Allen voran natürlich Thorsten Michaelis (u.a. Synchronstimme von Wesley Snipes, Sean Bean, Benicio Del Torro) als Caine, dessen Stimme hervorragend zur Figur passt und dem man den auf cool getrimmten Charakter schon anhand der Stimme abnimmt. Aber auch die anderen Stimmen sind hervorragend besetzt. Zwei möchte ich noch herausgreifen. Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jada Pinkett Smith) als toughe Agentin Linda Watkins, die am Ende der Folge die Contenance verliert (zu Recht) – und der der Stimmungswechsel gut gelingt - als auch Hörspielallzweckwaffe Peter Gröger (Stimme von Quark aus Deep Space Nine und diversen Red Shirt-Auftritten bei der Hörspielreihe John Sinclair 2000) als Setho, der Anführer der Dunkelelfen. Diesmal fungiert er noch als Erzähler des Hintergrundes von Kartaan, welcher dadurch gut abgerundet wird. Gerade die vielen fremden Begriffe dieser fremden Welt mit dem nötigen Ernst ohne Stockfehler wirken so_gleich viel weniger unbekannt. Als letztes möchte ich noch Art Jeffries erwähnen der von Produzent Günther Merlau selbst gesprochen wird und durchaus mit den Profis mithält (gut, wer schon Gott gesprochen hat, der darf sich eigentlich auch zu den Profis zählen > Das B.Ö.S.E.). Dieser Charakter sticht mit Steifheit und Überkorrektheit hervor und produziert aus meiner Sicht damit die humorigsten Szenen.

Der Plot ist diesmal sehr gestückelt, es gibt so gesehen kaum Haupthandlung, die dafür dann aber am Ende richtungsweisend für die Serie ist.

Aber auch über eine kleine Unstimmigkeit bei aller Qualität gilt es zu berichten. So wird die Geschichte Kartaans ab seiner Geburt erzählt und mit Babygeschrei vertont – einem menschlichen Babygeschrei. Hier hätte ein Schuss Fremdartigkeit gut getan.

Das Cover ist gewohnt psychedelisch gehalten, diesmal im Grundton grau-gelb und entwickelt sich zum echten Markenzeichen der Serie. Die Laufzeit der CD ist mit 56 Minuten ist im normalen Rahmen, wobei die letzten 3:40 Minuten ein Track („Meaningless“) von Mnemic sind.

Auf dem Cover ist noch zu erfahren, dass im Herbst ’07 zwei weitere Folgen erscheinen sollen und im Podcast-Interview mit RPG-Radio, dass die Serie, zumindest ihre erste Staffel, 10 Folgen umfassen soll.

Fazit: Sicherlich eine wegweisende Folge für die Serie, die Weichen stellt und zugleich Hintergründe klärt, aber auch wegweisend in dem Punkt, dass der Härtegrad nochmal nach oben geschraubt wurde. Wer aber nichts gegen derbe Witze und einige verbale Entgleisungen hat, oder dem das gar gefällt, hat hier wohl seine Serie gefunden.

Weiterführende Links
www.merlausch.de – Verlagshomepage
www.stevencaine.de – Caines Video-Podcast mit wöchentlichen Flashs
RPG-Radio » Episode 36 - LAUSCH - Phantastische Hörspiele - Interview im RPG-Radio
www.mnemic.com – Bandpage
[ame="http://www.youtube.com/watch?v=5s6Jp1ld2n4"]YouTube - Mnemic - Meaningless[/ame] – Video zu Mnemic „Meaningless“Den Artikel im Blog lesen
 
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