AW: Brüderkrieg - hä?
Vorallem wäre der historische Hintergrund großartiges Füllmaterial, um dem verlangten Preis von 45 Euro zumindest ein wenig näher zu kommen.
DVDs:
Ausleihen und mindestens einmal Ansehen (eventuell eh gleich kaufen, weil einfach gut gemachte Dokumentar- bzw. Spielfilme):
[ame=http://www.amazon.de/gp/product/B000HEZBN0]Civil War[/ame] (Dokumentation mit erträglichem Pathos und recht ruhiger, aber in neun Folgen auch recht umfangreicher Darstellung - ein MUSS um ins Thema dieses Settings reinzukommen)
[ame=http://www.amazon.de/Gods-Generals-Jeff-Daniels/dp/B00018GWHG]Gods and Generals[/ame] (bietet gerade interessante Einblicke in die Motivation von Charakteren zu Beginn des Bürgerkrieges - ein MUSS für Rollenspieler in solch einem Setting)
[ame=http://www.amazon.de/Gettysburg-Tom-Berenger/dp/B00018GWIK]Gettysburg[/ame] (ohne den zu kennen, kann man eigentlich nicht Rollenspiel im US-Bürgerkrieg betreiben - dieser Film gehört zum MUSS-Programm für solch ein Setting)
Bücher:
(kostengünstige Ausgaben, jedes einzelne kostet ca. 10 Euro)
Der US - Bürgerkrieg 1861 - 1865. Soldaten, Waffen, Ausrüstung stellt eine nette Übersicht über das Thema dar. Es fehlen jedoch die für manche Miniaturenfans wichtigen Details zu Uniformen.
Für mehr Kolorit gerade bei den Uniformen ist natürlich Osprey die erste Adresse. Hier gibt es eine deutsche Übersetzung der Men-at-Arms-Bände zu den Unions-Truppen und den Konföderations-Truppen:
Die Truppen des amerikanischen Bürgerkrieges: Konföderierte & Unionisten
Kartenmaterial, gerade wenn man eine Kampagne während des laufenden Bürgerkrieges ansiedeln will besonders wichtig, gibt es hier im [ame=http://www.amazon.de/Atlas-of-the-Civil-War/dp/0762423560/]Atlas of the Civil War.[/ame]
Wenn man sich nur die Bücher anschafft (ca. 30 Euro), dann hat man von einem Budget von 45 Euro noch 15 Euro für ein generisches Grundregelwerk übrig. - So bekommt man z.B. für 9 Euro das Savage Worlds Grundregelwerk in der SW:EX-Ausgabe. Das kann US-Bürgerkriegs-Charaktere "out of the book" erstellen lassen. Kanonen, Ironclads, U-Boote, Seuchen, usw. sind aus den Büchern zu entnehmen und lassen sich leicht als settingspezifische Ausrüstung bzw. Settingregeln erstellen. - Bleiben noch 6 Euro von den 45 für das Ausleihen der obigen DVDs, die man sich am Besten ALLE an einem Wochenende reinzieht).
Mit dem Sparprogramm bekommt man solides Hintergrundmaterial, welches einen über eine ganze Kampagne hinweg begleiten kann, sowie jede Menge Inspiration für das Spielen von Charakteren in diesem Setting.
Ein Rollenspiel, welches den US-Bürgerkrieg als Setting erschließen möchte, sollte weniger das Rad (d.h. das Regelsystem) neu erfinden, als vielmehr das Setting-Material so aufbereiten, daß es spieltauglich griffbereit ist. Dafür gibt man dann auch gerne das Geld aus.
Für Kinderzeichnungen und noch ein halbgares Regelwerk muß NIEMAND Geld ausgeben. So etwas bekommt man im Dutzend KOSTENLOS als Heartbreaker unterschiedlichster (Un-)Reifegrade zum Download angeboten.
Grasi hat es schon in seiner Rezension erwähnt: Das Photomaterial aus dem US-Bürgerkrieg ist größtenteils lizenzfrei verfügbar. Das gäbe einem Rollenspiel zu diesem Thema die entsprechend dichte, authentische Optik.
Es ist auch nicht klar, was man mit den Charakterklassen wie Scharfschütze oder "Abenteuerer" (Oh, Gott! Was soll das denn in solch einem Setting?) eigentlich spielen soll. - Eine übliche, zusammengewürfelte Fantasy-Meute ohne innere Struktur bietet sich nicht einmal für Quantrills Raiders an.
Hier ist besonders das Fehlen von ABENTEUER/KAMPAGNEN-Mustern ein Problem.
Man kann den Bürgerkrieg als militärisches Rollenspiel aufziehen. Die Charaktere sind Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften in derselben Einheit. Man spielt hier, wie man es in Gods&Generals und Gettysburg sehen konnte, dieselben Charaktere über die Jahre des Kriegsgeschehens hinweg. Verluste werden durch neue Rekruten oder zusammengelegte Einheiten (alles neue SCs, die mitten in der Kampagne auch schon erfahrener sein könnten) ausgeglichen.
Oder man spielt im zivilen Umfeld, in einer Stadt, die mal von den Blauen, mal von den Grauen eingenommen, geplündert, befestigt, usw. wird. Jeder SC ist ein normaler Bürger, der irgendwie versucht durchzukommen.
Oder man spielt einen Haufen marodierender Bastarde, Meuchelmörder, Plünderer, Vergewaltiger (ohne AC-Power-Up!), die als Jayhawker oder Quantrills Raiders unter der Zivilbevölkerung TERROR verbreiteten. Die gab es mit "Geschmacksrichtung" Yankee ebenso wie mit "Geschmacksrichtung "Rebell". - So eine "Bleeding Kansas"-Kampagne hätte ihren eigenen Reiz. Die ursprünglich vielleicht noch politisch motivierten Leute, werden im Laufe der stets brutaler werdenden Bushwhacker-Übergriffe immer abgestumpfter, immer blutrünstiger, immer gewaltbereiter. Das umzusetzen ruft schon fast nach einer Charakteristik, die dieses Abgleiten in die Gleichgültigkeit gegenüber dem Töten und der Gewaltanwendung allgemein darstellt. (Man sehe sich auch den Film "The Outlaw Josey Wales" an.)
Oder man spielt die Besatzung eines Mississippi-Raddampfers, die in den Anfängen mit Flüchtlingen, Spionen, einzelnen Übergriffen, gelynchten Negern, usw. konfrontiert wird, später dann zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet wird und mit dem gepanzerten und mit Kanonen bestückten ehemaligen Frachter nun in Gefechte verwickelt wird.
Oder man spielt eine reine Spionage-Kampagne, bei der man sich in Infiltration, Akzentimitation, usw. üben kann - diese sind hier überlebenswichtig, denn Spione bekommen den kürzest möglichen Prozess.
Potential für Bürgerkriegs-Kampagnen gibt es jede Menge. - Generische Regelsysteme wie GURPS, BRP, D20 Modern (Past), Savage Worlds oder Unisystem (aus A Fistfull of Zombies - nur minus alle Zombies darin!) lassen einen so etwas spielen, ohne daß man auf ein bereits solides, verläßliches, funktionstüchtiges Regelsystem verzichten müßte. - Man kann auch einfach Midgard 1880 nehmen und dieses auf 1861-65 anpassen.
Ein eher historisch ausgerichtetes US-Bürgerkriegs-Rollenspiel hat ja keine besonderen Regelmechaniken nötig, die eine spezifische Neuentwicklung notwendig machten. Im Gegenteil: Solch ein historisch ausgerichtetes Setting ist sogar die einfachste Übung für eine Anpassung eines beliebigen generischen Rollenspielregelsystems. - Mit Risus kann man gleich anfangen:
Unionsoffizier: Offizier und Gentleman 3, Haltet die Stellung! 4, Klassisch gebildeter Professor 3
Louisiana-Scharfschütze: Trickreicher Cajun-Jäger 4, Laissez les bon temps rollez 4, Irre kichernder Hinterwäldler 2