AW: Rune Quest -> Rolemaster
Ach, an Rolemaster ist eigentlich nicht mehr oder weniger herumzuhacken, als an allen anderen "crunchy" Rollenspielen mit einer Mega-Menge an Tabellen und Gedöns auch.
Ich war selbst früher ein begeisterter "crunchy"-Gamer. Ich gestehe sogar hier und offen, daß mir die Raumschiff- bzw. Sonnensystem-Regeln in Traveller und MegaTraveller SPASS gemacht haben (O Graus! Mich schauert's, wenn ich heute daran denke.) Ich muß damals einfach VIEL mehr Zeit als heute gehabt haben, so etwa vier bis fünf mal soviel freie Zeit als heute (was natürlich einfach ist, wenn man in seinen jungen Jahren kaum mal eine feste Freundin geschweige denn eine Ehefrau hat, die durchaus ein paar Ideen zur Freizeitgestaltung haben könnte, die nicht das stundenlange Brüten und Optimieren von Raumschiff-Tonnagen und -Antrieben beinhalten.).
Mich schrecken heute Systeme einfach eher ab, die von meiner knappen Zeit für das nackte System zuviel abknapsen. Für ein Setting bin ich jedoch immer noch bereit mich in den Keller einzuschließen und erst nach Tagen halbverdurstet wieder herauszukrabbeln.
RuneQuest war ein recht leichtgewichtiges System, was auch gut so war. Die Welt dahinter, Glorantha, ist eine Fantasy-Welt, die einen von der schieren Menge an Material erschlagen kann. Nicht, daß man alles davon gelesen haben muß um spielen zu können, aber man ist halt neugierig auf alle kleinen Bröckchen an Informationen. Sich dazu noch mit einem komplizierten Regelwerk belasten zu müssen, wäre nicht so gesund gewesen.
Ich hatte damals als Sci-Fi-Begeisteter versucht meine alte Traveller-Truppe von SpaceMaster zu überzeugen. Das hatte leider nicht geklappt, weil eben das Rolemaster-Regelwerk auch für das eigentliche Spiel am Tisch zu - sagen wir mal - vollständig war. Man brauchte auch wirklich jeden Scheiß an Büchern - so mußte ich mir die eigentlich eher Fantasy-orientierten Arms Law and Claw Law Bände und noch ein paar Kleinigkeiten zulegen, bevor ich SpaceMaster überhaupt ernstlich antesten konnte, da im eigentlichen SpaceMaster-Band damals (wie es heute ist weiß ich nicht) KEINE Informationen über waffenloser Aktionen oder den Angriff mit einem spitzen Stock enthalten waren. Das war für mich als Schüler schon ein lange Wochen leerer Geldbeutel. *seufz*
Die MERP/MERS-Variante, das Rolemaster Light sozusagen, fand ich hingegen ganz annehmbar (auch wenn ich diese nur als Spieler kennengelernt hatte).
Rolemasters jüngste Inkarnationen habe ich aber überhaupt nicht mehr verfolgt. In meiner aktuellen zeitlichen und sonstigen Verfassung hat Rolemaster nichts, was ich haben will.
Aber, wie Josh schon gesagt hatte: "Wenn man es schon 14 Jahre spielt, ist das alles gar nicht so wild...". Das stimmt. Das gilt zwar für jedes System, ob "crunchy" oder "fluffy", aber es ist auch meine Erfahrung: ein System kann noch so komplex und aufwendig im Spielen sein, wenn man ein paar Jahre Spielpraxis erworben hat, dann weiß man einfach, was wie geht bzw. wo man welche Informationen finden kann. Dann läuft das auch so zügig, wie es eben bestenfalls gehen kann (vorausgesetzt, man hat nur systemerfahrene Spieler in der Runde - Anfängern die "Mega-Cruncher" beizubringen ist ein undankbarer und spaßfreier Job. Für beide Seiten.)