AW: Astrópía – Hier gelten andere Regeln (Film)
Obwohl der Film nur 90 Minuten dauert, wirkt er viel länger. Der Film zieht sich unerträglich lang an den Stellen, die sofort klar sind (zu Beginn des Spiels ist sie eine ahnungslose Tussi... warum müssen wir uns das 20 Minuten lang immer und immer wieder antun?) und kürzt die Stellen weg, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten (Gamerin und Tussi werden über das Rollenspiel Freunde und außer 2 Szenen in denen das im Hintergrund passiert, sieht man nix?).
Die Schauspieler waren in Ordnung. Die Übersetzung - insbesondere die Anspielungen, soweit ich sie zumindest wiedererkannt habe - hat gepasst. Aber die Dialoge waren hölzern, mit unverständlichen Sprechpausen und völlig unsinnigen Betonungen. So als hätte man einige Stellen nicht am Stück, sondern satzweise synchronisiert ohne dass irgendjemand versucht hat, das ganze aneinander anzupassen.
Es wirkt so als ob die Macher vor allem die Szenen im Laden und in der Spielwelt wirklich entwickelt haben. Dort funktioniert der Film noch am ehesten. Es gibt sogar einige hübsche Bilder, einen Szenenaufbau in dem Dialoge und Geschichte nicht zufällig aneinander geraten, sondern tatsächlich ineinander greifen. In den Momenten ist der Film tatsächlich Film und keine Schüleraufführung einer Friends-Folge, die von Islands neureichem Supernerd finanziert wurde.
Wirklich genervt war ich vom Ende, in dem Spielwelt und Realität willkürlich ineinanderfallen. Die Idee war plump, aber meinetwegen... man muss ja nicht immer den Knaller am Ende haben. Aber warum entführt jemand seine eigene Freundin auf offener Straße, um ein Medaillon zu bekommen, dass sie ihm vermutlich auch so gegeben hätte? Wer lässt den Antagonisten denn noch am Ende erzählen, was sein großer Plan ist ("Wir haben ganz viel Geld auf den Caymans.") ohne sich dabei wegen totaler erzählerischer Unfähigkeit in Grund und Boden zu schämen? Und welchen erzählerischen Zweck hatte die ganze Sequenz außer ein paar plumpen Sichtgags ("oh.. schau mal ein Jedi!") und dem Vermeiden zusätzlicher Kosten, weil man die Fantasykulissen schon hatte und diese eh das eigentliche Kernstück des Films sind? Astropia mag sich zwar nicht mit The Gamers vergleichen wollen - auch wenn es augenscheinlich ist, dass beide Filme am liebsten von der Spielwelt und nicht von der realen Welt erzählen wollen - aber zumindest mit Dorkness Rising. Der versucht ebenfalls eine Romantische Komödie mit Rollenspielerhumor zu verbinden und das gelingt dort merklich besser und führt zu einem Film, der wenigstens noch durchschnittlich ist.
Ich kann verstehen, dass man als Rollenspieler Filme wohlwollender betrachtet, weil sie das Hobby auf verträgliche und nicht zu sehr entstellende Art und Weise präsentieren. Aber Astropia ist ein schlecht erzählter Film mit einem furchtbar holprigen Aufbau und ungeschickten Dialogen. Der Film wäre als Youtube-Kurzfilm in 9:59 problemlos erzählbar gewesen ohne irgendwas zu verlieren. Im Gegenteil er würde vermutlich als Kult und Meisterwerk eine Meme-Laufbahn einschlagen und alle paar Monate von jemand anderem hier neu verlinkt werden, ganz einfach weil die erzählerischen Durststrecken und Fettnäpfchen seltener und kürzer auftauchen würden.
Aber wer CSI:Miami für gut gemachte Unterhaltung hält, der wird mit Astropia zweifelsohne einen Heidenspaß haben.