An der Mauer - Spielrundentagebuch

Memnoch

2-11-13-4
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30. September 2003
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Heute ging meine Nachtwachen-Runde weiter (siehe hier) und die Rekruten haben es endlich bis zur Mauer geschafft sowie bereits ihre ersten Erfahrungen gesammelt, dass das Leben an der Mauer durchaus hart sein kann.

Der Tross, mit dem die Charaktere auf dem Weg zur Mauer sind, wird durch die Wanderkrähe Weyland Schwarzflut, einen ursprünglich von den Eiseninseln stammenden Kämmerer angeführt. Unter der Bande von Wegelagerern, Dieben und Mördern, die als Rekruten auf dem Weg zur Mauer sind, befinden sich auch Rikkard Flint (ein junger Adliger eben jenes Hauses, der sich freiwillig für die Mauer verpflichtet hat), Garion Schnee (ein Bastardjunge, der als Dieb und Wegelagerer seinen Lebensunterhalt verdient hat, es allerdings vorzog das Schwarz anzulegen, anstatt seine Hand zu verlieren) sowie Cerzon (ein hochbegabter in Ungnade gefallener Schwertkämpfer, der leider dazu neigt, immer das Falsche zur falschen Zeit zu sagen). Mit ihnen ziehen zudem Jeycob (ein korrupter Knecht, dessen Machenschaften als gekaufter Handlanger aufgeflogen sind) sowie zwei schwer verwundete ehemalige Wachen aus Winterfell, die sich ebenfalls mit den falschen Leuten eingelassen haben.

So startete der Tross vom überaus dankbaren Lord Horton aus, um ihren Weg zur Mauer fortzusetzen. Ihre nächste Rast legten sie in Königinnenkron ein, einem Turm inmitten eines von einem verfallenen Dorf umgebenen Sees. Noch während sie dort ankamen, berichtete Rikkard seinen Begleitern die Geschichte, wie die Gute Königin Alysanne, die der Nachtwache die Schenkung verdoppelte, eines Tages hier Einkehr hielt und dass zu ihren Ehren die Zinnen des Turmes gleich einer Krone vergoldet wurden. Auch andere Geschichten - wie jene über die 79 Wächter von Nachtfort - wurden während der Wache erzählt. Bei der Erkundung des Turms fand man ebenfalls den Leichnam eines Wächters, der vor langer Zeit auf seinem Posten sein Leben gelassen hat. Während Cerzon kurzerhand die Leiche aus dem Fenster in den See werfen wollte, bestand Rikkard darauf, dem Mann ein ehrenvolles Begräbnis zuteil werden zu lassen.

Am Ende des nachfolgenden Tages wurde dann der letzte Halt in Mulwarft (Mole Town) eingelegt, während die Mauer bereits am Horizont zu sehen war und nur die Worte Weylands unterstrich: "Vergnügt euch heute mal auf meine Kosten. Genießt die Nacht. Schlafen könnt ihr später noch, aber das ist eure letzte Nacht, die ihr hier verbringt, bevor ihr euren Eid geleistet habt." Das ließ sich niemand zweimal sagen. Rikkard zeugte in der Nacht seinen letzten Bastard für eine lange Zeit, während Garion sich ebenfalls an eine Hure hielt und Cerzon im Vollrausch zuerst in Garions Zimmer torkelte, nur um mit einem Stiefel beworfen zu werden und danach in Rikkards Zimmer zu torkeln und von diesem die Tür vor die Nase geknallt zu bekommen.
Während der Tross am nächsten Morgen müde zusammen kam, fiel es langsam auf, dass Weyland nicht auftauchte. Nach etwa zwanzig Minuten machten sich Cerzon und Garion auf die Suche nach ihm, während Rikkard den Rest mit zotigen Sprüchen und Geschichten von dem Umstand ablenkte. Garion fand ihren Anführer dann schließlich in der Hütte einer alten Frau namens Grilka und ihrer Tochter Vali, wo er offensichtlich die Nacht verbracht hatte und darüber die Zeit vergessen hatte. Auch wenn Garion das Gefühl nicht loswurde, dass die beiden Frauen von jenseits der Mauer stammten, verkniff er es sich, Weyland zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Nachdem alle versammelt waren und Garion dem Rest einredete, dass er Weyland im Bordell gefunden hatte und der alte Mann einfach nur verschlafen hätte, machten sie sich auf die letzte Etappe auf dem Weg zur Mauer.


[Wir haben zwar heute noch mehr gespielt, der Rest kommt aber dann morgen. Wird mir jetzt zu spät. :)]
 
Schön die Sache mit dem Turm aus dem Buch eingearbeitet. So gefällt mir das. Funkt natürlich um so besser, je weniger die Spieler das Buch kennen.
Hast du das komplett mit dem gheimen Zugange übernommen?

Auch wenn Garion das Gefühl nicht loswurde, dass die beiden Frauen von jenseits der Mauer stammten
Wie stellt man das fest?
 
Außerdem soll es Leute geben die sowas intuitiv erkennen oder per educated guess, bspw. weil die Frauen sich nicht nach den Sitten der Südländer verhalten.
 
Von gewissen äußeren Merkmalen, wie der Kleidung, Schmuckstücken und dem Bronzemesser an Garions Kehle einmal abgesehen. :D Weder die Alte noch ihre Tochter versuchen sonderlich ihre Herkunft zu verbergen, auch wenn sie es nicht zwingend jedem sofort auf die Nase binden. Aber wenn jemand mehr über den Hintergrund der beiden sowie den Zusammenhang zu der Wanderkrähe Weyland erfahren möchte, ehe die SCs dies selbst aufdecken, kann ich das gerne nochmal gesondert in einem Spoiler darlegen.

Was die Sache mit dem Turm angeht: ein Spieler (der des Rikkard) kennt die Bücher ziemlich genau und hat natürlich die passende Idee gehabt, wie man den Weg über den See finden kann. War aber auch ok, so wie er es gemacht hat.

Ansonsten weiter im Text. Ich setze jetzt mal zur besseren Unterscheidung von den Diskussionen, die beschreibenden Texte in kursiv. Auf die Diskussionen möchte ich jedenfalls nicht verzichten, da die eben auch gutes Feedback für mich darstellen.

Binnen eines weiteren Tagesmarsches erreichte die Gruppe zur Abenddämmerung die Schwarze Festung, wobei Garions Stimmung merklich mit jeder Minute sank, als ihm bewusst wurde, dass das Leben an der Mauer vollkommen anders sein würde, als alles was er bisher kannte. Die Tatsache, dass er in etwas Entfernung sah, dass selbst am Abend die Rekruten noch den Umgang mit den Waffen trainierten, machte dies für ihn besonders deutlich. Einzig die Tatsache, dass er in Mulwarft im Bordell ebenfalls ein paar Schwarze Brüder gesehen hatte und zumindest dieser Teil des Eides anscheinend nicht ganz so streng gehanhabt wurde, war ein Lichtblick für ihn.
Weyland teilte den Rekruten kurzerhand Plätze in den Baracken zu und schickte die Übrigen dann zu Ser Alliser Thorne, damit dieser sich ein erstes Bild von deren Fähigkeiten machen konnte. Einzig die drei, Rikkard, Garion und Cerzon sollten sich an anderer Stelle, bei Ser Mors Westford melden, da Weyland sich bereits von ihren kämpferischen Qualitäten überzeugen konnte und diese von Mors mehr würden lernen können. Sie erkundigten sich ein wenig über Mors, um zu erfahren, wer er denn sei und erfuhren so, dass er ein Grenzer-Veteran sei, der von den Wildlingen jenseits der Mauer schlicht "der Schlächter" genannt wurde.
Das Training, in dem Mors einige Manöver demonstrierte, endete für Garion mit ein paar Blessuren, für Cerzon allerdings mit einigen bösen Platzwunden. Mors hatte sie mit scharfen Waffen gegeneinander antreten lassen. Während Rikkard und Garion stets mit den flachen Seiten zuschlugen, um größeren Schaden zu vermeiden, hielt sich Cerzon nicht zurück, so dass Mors im Gegenzug keine weitere Notwendigkeit für Zurückhaltung sah. Wollte Mors noch den Kampf nach den ersten Verletzungen zunächst abbrechen, sorgte Cerzons große Klappe dafür, dass er letztlich übel zugerichtet im bewusstlosen Zustand von seinen Kameraden in die Baracken geschleift wurde, wo sich Weyland dann die nächsten vier Stunden daran machte, die Verletzungen zu versorgen.


Kurz zu Mors, da die Frage aufkommen könnte: ja, bei ihm handelt es sich um denselben Mors, den man in der PS3-Adaption spielt. Der Charakter hat mir so gut gefallen, dass ich lieber ihn als Ausbilder für die Gruppe haben wollte. Der Kampf endete für Cerzon mit vier Verletzungen (Injuries), die aber aufgrund eines phänomenal-glücklichen Wurfes des heilkundigen Weylands zum Glück alle am nächsten Tag wieder ausgeheilt waren. Der Trainingskampf war jedenfalls eine gute Gelegenheit, meine Spieler näher mit dem Kampfsystem vertraut zu machen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück saßen sie dann zusammen und Mors teilte ihnen mit, dass er einen Auftrag habe und dass er dies als eine gute Übung für die drei ansehen würde. Finley, ein Bruder der Nachtwache und Freund Mors', der bereits seit zehn Jahren an der Mauer dienen würde, sei über Nacht aus der Schwarzen Festung verschwunden. Er sei damit beauftragt worden, den Deserteur ausfindig zu machen.
Also machten sie sich zu Pferde auf den Weg nach Mulwarft. Dort angekommen wurde Rikkard damit beauftragt, im Haus der Heilerin zu erfragen, ob sie etwas über Finley wisse, während Garion dasselbe bei der Bordellbesitzerin machen sollte. Cerzon wurde zugunsten der Diskretion, mit der das Ganze ablaufen sollte, lieber bei Mors und den Pferden gelassen. Während Garion nur in Erfahrung bringen konnte, dass Finley seit Monaten nicht mehr im Bordell dewesen war und die Besitzerin ihn für einen komischen Kauz hielt, weil er zwar immer wieder ins Bordell kam, jedoch nie eines ihrer Mädchen oder einen der Lustknaben anrührte, konnte Rikkard von der Heilerin Grilka in Erfahrung bringen, dass ihre Tochter bei der Jagd tatsächlich einen Schwarzen Bruder gesehen habe. Er verbaschiedete sich von ihr und zog sich dann in eine verborgene Ecke zurück, um seinen Körper zurückzulassen und nach dem Körper seiner Schattenkatze zu greifen und mit ihren Sinnen die Fährte des Deserteurs aufzunehmen. Zur gleichen Zeit bemerkte Cerzon, dass Mors in seinem Sattel zusammengesackt war und nicht darauf reagierte, dass man ihn ansprach. Ein kurzer Stoß in die Seite beförderte Mors vom Pferd, so dass er - scheinbar bewusstlos - liegen blieb. In dem Augenblick kam Garion dazu, der schnell umkehrte und die Heilerin holte. Rikkard konnte feststellen, dass sich zu seiner Schattenkatze ein großer Hund gesellte, den er bereits in Mors Begleitung gesehen hatte.
Die Heilerin untersuchte Mors einige Augenblicke und versicherte dann den beiden anderen, dass nichts Schlimmes mit Mors sei. Auf Garions erneute (diesmal misstrauische) Nachfrage, erwiderte sie lediglich, dass "ihr Südländer nichts von diesen Dingen versteht".
Mit der Zeit fiel Garion auf, dass Rikkard nicht zurückkam und er ihn auch bei der Heilerin nicht gesehen hatte. Also machte er sich auf die Suche nach ihm, die jedoch recht schnell endete, da sich Rikkard in dem Moment, in dem Garion sich von den anderen entfernen wollte, um die Ecke kam und so verhindern konnte, dass dieser ihn fand, während er noch seinen Körper verlassen hatte. In dem Augenblick kam auch Mors wieder zu sich und Rikkard berichtete, er habe herausgefunden, wo der Deserteur zu finden sei, verplapperte sich dabei jedoch ein wenig, so dass Garion - obwohl er sich das nicht anmerken ließ - etwas misstrauisch wurde, wie Rikkard das herausgefunden hatte.

Einige Zeit später konnten sie Finley einholen und umzingelten ihn mit den Pferden. Er berichtete ihnen, warum er keine Wahl mehr sah, als zu desertieren: er hatte sich gerade mit einem der neuen Rekruten, die etwa vor zwei Monaten angekommen waren und bereits den Eid geleistet hatten, angefreundet und im Gespräch erfahren, dass dieser an der Mauer gelandet sei, weil er eine Frau vergewaltigt und ermordet hatte - Finleys (ehemalige) Frau. Da er lieber desertieren (und damit sterben) wollte, als Gefahr zu laufen, Hand an einen Bruder zu legen, sah er keinen anderen Ausweg. Die drei konnten ihn jedoch überzeugen, wieder zur Mauer zurückzukehren. Sie hatten vor, dem Lord Kommandanten zu erzählen, dass Finley, als er die Geschichte erfahren hatte, sich in Mulwarft betrunken hätte (sie benetzten ihn sogar mit Wein und gaben ihm etwas Wein zu trinken) und dann auf dem Rückweg im Vollrausch die Orientierung verloren habe.
Während des ganzen Weges sprach Mors indes kein Wort.
In der Schwarzen Festung angekommen, erstattete Mors dem Lord Kommandanten (Mormont) Bericht und dieser ließ die Brüder sich versammeln. Mormont bedankte sich bei Finley für seine treuen Dienste an der Mauer, verurteilte ihn jedoch wegen Eidbruchs zum Tode. Mors führte die Hinrichtung aus und kam dann auf die drei zu. Er bedankte sich bei den dreien für ihre gute Tat, machte ihnen aber auch klar, dass er keine andere Wahl gehabt hatte, da er sonst ihnen als Rekruten ein falsches Bild vermittelt hätte und sie so selbst letztlich vielleicht zum desertieren verführt hätte. Gemeinsam begruben sie schließlich Finley.


Der letzte Teil mag vielleicht ein wenig erscheinen, als wären die Charaktere etwas in die Rolle der Statisten gerückt worden. Sie hatten aber zu jedem Zeitpunkt auch die Gelegenheit in die Hinrichtung einzugreifen (sie wurden auch von mir darauf hingewiesen und aktiv gefragt, ob sie etwas machen wollen). Darauf lege ich durchaus Wert, auch wenn es einmal Situationen gibt, in dem man als Charakter einfach wenig Optionen hat, etwas zu tun. Insgesamt haben sie aber deutlich an ihrem guten Ruf diese Session gearbeitet und zwischen den dreien, Mors und Weyland entfaltet sich nach und nach deutlich gegenseitiger Respekt.
Insgesamt waren alle mit der Session gestern sehr zufrieden. Nächste Woche dann starten wir vorraussichtlich unsere parallel laufende Runde um das dornische Haus Ravell (mit den selben Spielern). Da bin ich auch schon sehr gespannt, vor allem da die Spieler klar gesagt bekommen haben, dass sie da in puncto Eigeninitiative noch mehr gefragt sein werden, da die Verantwortung für das Haus komplett in ihren Händen liegt (die Position des Lords bzw. in diesem Fall der Lady liegt ebenfalls komplett in Spielerhand).
Die Charakterkonstellation deutet schonmal darauf hin, dass es eine sehr politische Runde wird. Die Lady des Hauses, der Maester als politischer Berater an ihrer Seite und ein junger Bastardsohn der Lady, der ihr als Giftmischer und Meuchelmörder dient. Hab ich schon gesagt, dass ich mich freue? :D
 
Du hast meinen neid, die Runde klingt sehr interessant, und auch schon eine 2. (in Vollkontrast!) geplant, seufz.....
 
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