[9.05.2008] Die Mambo ruft zum Totentanz

Kiera McKinney

Die Dunkle Macht
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Irgendwie hatte es immer etwas von Grabräuberei, wenn man für irgendwelche Voodoorituale auf den Friedhof mußte und so war es auch heute. Da passten sogar die Schatten, die hinter allen Ecken zu lauern schienen. Ein wenig würde sie zurückversetzt in die Zeit als sie angefangen hatte und von den sterblichen und unsterblichen Baokor in die Kunst eingewiesen wurde. Fast war es als würde sie aus der Ferne die eintönigen Gesänge und die Trommeln hören und irgendwie half das sogar, mit den Trugbildern von Zacharii besser fertig zu werden.

Kiera ging vorsichtig zum Tor und versuchte dieses zu öffnen, sollte es geschlossen sein, würde sie eben über die Mauer steigen, auch das war nicht das erste Mal, dass sie das tat. Fast wie ein Hauchen im Wind kamen Worte in Form leiser Gebete und Beschwörungsformeln in einer Mischung aus französisch und Kreolisch über ihre Lippen, obwohl sie das Kreolische nicht wirklich beherrschte, und sie suchte mit den Augen den Eingangsbereich ab. Es mußte hier eine Art zentrales Kreuz geben, genau dieses brauchte sie als erstes.

Sie kniete sie dort nieder, wisperte in die 4 Himmelsrichtungen den Namen von Papa Ghede, dann begann sie mit der Schneiderkreide langsam und konzentriert ein ziemlich kompliziertes Muster auszustreuen.

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Ihre Hand zitterte dabei kurz, das war ihr auch noch nie passiert, doch sie konnte es nicht unterdrücken, der Rest wurde dann schwieriger, wie sollte sie bei dem Sauwetter die Opfergaben dar reichen? Gut, das mit dem Tabak war einfach. Eine Zigarre würde da reichen, doch der Rest würde schnell zu einem ziemlichen Matsch werden, wäre sie der Loa, fände sie das gestimmt nicht so lustig, doch es ging nicht anders und so drapierte sie dann noch ein paar Gewürze und Akazienblätter auf dem Veve, bevor sie vorsichtig etwas Rum darübergoss und den Zigarrenrauch darüber blies. Wie gut, dass sie als Vampir nicht mehr Atmen mußte das fiel das Inhalieren und wieder auspusten des Rauchs gleich leichter.

Für ihre Begriffe dauerte es Ewigkeiten in denen ihr die untoten Augen der Toten über die Schulter zu blicken schienen. Und es dauerte noch länger, vorallem viel länger als sonst, bis sie das Gefühl erhielt, dass ihr die Erlaubnis erteilt worden war.

Nun mußte sie noch eines der jüngsten Gräber auf dem Friedhof suchen.
 
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Die tiefhängenden Wolken sorgten durch Form und vor allem Farbe für eine Verstärkung desunheimlichen Ambientes. Der kränkliche Grünstich im dunklen Grau trat sich durch das Mondlicht, davon hinten dagegenleuchtete, deutlich hervor. Wenn man nicht genau hinsah, fühlte man sich noch stärker beobachtet als sonst schon. Fast mochte es scheinen, als zeigten sich im verhangenen Himmel immer wieder Fratzen und verzerrte, über den Himmel huschende Gestalten, doch wenn man hinsah, war nichts zu sehen... Allein die Ahnung einer Bewegung im peripheren Sichtbereich wies darauf hin, daß nicht alles so war, wie es gewöhnlich zu sein schien. Auch wurde der Eindruck der umhertanzenden Schatten von der gedämpften Beleuchtung noch weiter verstärkt, so als wäre der Friedhof ihr nächtlicher Spiel- und Tummelplatz, nur gestört durch die Eindringlinge, die sich um diese Zeit auf den Totenacker wagten. Um diese herum entspann sich die Jagd der Schatten und Lichter, unheimlicher Gestalten, womöglich hatte sich auch die ein oder andere ruhelose Seele dazwischengemischt, die ebenfalls beständig Störer der Ruhe dieses Ortes beobachtete und verfolgte, ihre Stimme von Windböen davongerissen. In diesen Nächten war dieser Ort derart unwirklich und zurückweisend, daß es keinen Zweifel daran
gab, wer in dieser Domäne herrschte. Sterbliche wurden hier nur geduldet...

Ihre Suche nach einer möglichst frischen Grabstelle hatte Kiera schnell in die Nähe der Friedhofsmauer geführt. Hier war anscheinend vor kurzem erst wieder ein Teil des Friedhofs planiert worden, um frischen Gräbern Platz zu machen. Etwas entfernt konnte sie die entfernten Grabplatten und -steine liegen sehen. Achtlos auf einen Haufen geworfen warteten sie darauf, einer neuen Verwendung zugeführt zu werden, die Namen der ehemals dort Begrabenen dem Vergessen überantwortend. Auch dort waren sich bewegende Fetzen von Dunkelheit zu erkennen, allerdings war dort diesmal noch etwas anderes, das vom Wind leise an ihr Ohr getragen wurde: Fast schien es, als schippe dort jemand Erde. Der groben Richtung nach befand sich der Ursprung des Geräusches irgendwo jenseits des Haufens alten Gesteins.
 
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Die Voodoo-Hexe spitzte die Ohren und versuchte möglichst wenig Geräusche auf dem groben Sand zu machen. War sie denn nicht alleine hier, wer wagte es denn, sich um diese Zeit hier herumzutreiben, außer irgendwelchen gottverdammten Kindern der Dunkelheit. Hatte da jemand ähnliche Bedürfnisse? War da ein ganz anderes Wesen zu Gange. Es war doch interessant das zu erfahren. Der Kies knirschte leicht, trotz der flachen Treter, doch barfußlaufen bei dem Wetter wollte Kiera dann doch nicht.

Sie sah einige Male über ihre Schultern und dann verließ sie den Weg und ging vorsichtig zwischen den Gräbern durch und näherte sich der Stelle vorsichtig bis sie sehen konnte, was dort vor sich ging. Nur gut, dass in einer solchen Stille und an einem solchen Ort Geräusche sehr weit zu hören waren. Alles in allem hatte es etwas surreales. Als sie näher kam und das Geräusch lauter wurde, wurde sie langsamer und schritt nur noch im Zeitlupe weiter, immer darauf bedacht, kein Geräusch zu machen.
 
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Die Ursache der Geräusche fand sich ein Stück weit von der Mauer entfernt, in einem normalerweise schwer einzusehenden Winkel. Dort konnte sie eine menschliche Gestalt erkennen, gekleidet allem Anschein nach in einem Mantel, in der Nähe lag ein großer Hut. Diese Gestalt hatte ihr den Rücken zugewandt und warf die letzte Erde in die Überreste einer Grube. Dazu sprach er leise, in einer Sprache die Kiera als Latein ausmachen konnte.
"Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras. Er blüht wie eine Blume auf dem Feld. Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da und ihre Stätte kennt sie nicht mehr. Die Gnade des Herrn aber währt von Ewigkeit zu Ewigkeit."
Vielleicht erkannte sie den Psalm sogar, anscheinend war hier gerade jemand abseits der üblichen Pfade begraben worden. bei genauerer Betrachtung konnte sie neben dieser Grube im Halbschatten der Mauer eine ähnliche Stelle im Boden sehen. Der Mann stellte jedenfalls den Spaten in eine Ecke und begann, die Spuren seiner Arbeit zu verwischen. So wollte er wohl verhinder, daß die Gräber später gefunden werden konnten.
"Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!" setzte er seiner Arbeit einen weiteren Psalter zu. Sofern ihn die Hexe nicht bei seiner Arbeit störte, war er dann auch bald fertig. Er klopfte sich die Hände ab und hob den Hut ab, bevor er sich vor dem Grab bekreuzigte und zur deutschen Sprache zurückkehrte.
"Herr, hier bette ich eine arme Seele zur Ruhe, die nun im Tode zu dir zurückkehrt. Auch wenn nur du allein ihren Namen kennst, so möchte ich dich bitten, sie in deine Gefilde aufzunehmen und ihr ihre sündige Existenz zu vergeben, in deine Hände empfehle ich ihren Geist. Amen."
 
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Nien Kiera wartete ab, sie wollte vorallem auch wissen, wer es war und ein ganz frisches Grab, das wäre genau das, was sie brauchte, das könnte ihr doch genau in den Kram passen.

Natürlich kannte sie den Psalm, irgendwas mußt doch von der Klosterschule übrig geblieben sein. Sie hätte ihn auch nach der langen Zeit, die es her war, mitsprechen können. Was ging hier ab, ein Mörder, der seine Opfer begrub und dann doch Reue empfand, dann war doch vielleicht noch nicht alles verloren, dann könnte er doch vielleicht noch auf den richtigen Weg finden, auch wenn sie das Töten nicht als richtig empfand, sie mußte zumindest menschliche Opfer nicht töten, meistens sah sie sie auch nicht wirklich als Opfer, auf der anderen Seite hatte sie mit dem Voodoo eine andere Art von Umgang mit Leben und Tod erlebt, der Clan von dem sie es hatte, hatte da so seine ganz eigenen Vorstellungen und trotzdem Achtung vor der Leben ...

Sie wartete, bis der Mann auf ihrer Höhe war, dann trat sie langsam näher. "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit." Die Stimme war leise und doch eindringlich und der Text ebenso in Latein. "Amen."
 
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Das Werk war wohlgetan und gut geraten. Eine weitere verlorene Seele war heimgekehrt und hatte eine angemessene Ruhestätte gefunden. Und es war auch tröstlich zu wissen, daß Schäfer nach 64 Jahren nicht mehr allein auf das letzte Gericht warte mußte. Mochten er und die unbekannte Tote gemeinsam die letzte Ruhe finden !

Daß er Gesellschaft bekommen hatte, merkte er erst spät, und normalerweise hätte er einen gehörigen Sprung getan, als Kiera sich näherte. Als er jedoch ihre Worte vernahm, schwächte dies sein Erschrecken. Anscheinend war diese Person ein guter Christ und nicht gewillt, die Totenruhe durch überstürzte Handlungen oder Lautäußerungen zu stören, und das war gut so. Er hatte weiß Gott schon viele Tote unter die Erde bringen müssen und in den seltensten Fällen hatte ein geweihter Gottesacker zu Verfügung gestanden, aber das war nicht geeignet, der Handlung ihre Bedeutung zu nehmen. In seinen Augen war die Totenruhe sakrosankt. Nachdem er geendet hatte, trat er ein paar Schritte zurück und setzte dann den Hut wieder auf. Kiera konnte nun auch deutlich mehr von ihrem Gegenüber erkennen: Es war ein schmächtiger Mann um die 60 Jahre mit kurzen grauen Haaren,
in Anzug und Mantel. Als er sich zu ihr drehte und sie ansprach, erkannte sie einen kurzen Augenblick der Überraschung aber auch des Erkennens in seinem Blick.
"Ich danke ihnen Frau McKinney. Auch wenn ich nicht weiß, was sie persönlich hierher führt, und es mich wohl auch nichts angeht, wünsche ich ihnen einen guten Abend."
Er zog den Hut und verbeugte sich.
 
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Bei Kiera blieb das Erkennen aus, sie hatte den Mann noch nie in ihrem langen Leben gesehen, es könnte natürlich auch sein, dass es jemand in Verkleidung war, egal ob nun mundan oder magisch. Mit leicht gekräuselter Stirn sah sie Alfons an.

"Verzeihung, ich fühle mich geehrt, dass sie meinen Namen kennen, leider sind sie mir gänzlich unbekannt", sagte sie leise. "Oder ist es vielleicht schon eine ganze Weile her und ich erkenne sie einfach nicht, manches Mal kann man schon vergesslich sein."

Wenn es ein Mensch war, konnte er damit jedenfalls keine Rückschlüsse ziehen.
 
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Was zum Geier ? Entweder hatte sie derart vielk Arbeitsstreß, daß sie ihn nicht erkannte, hatte ihn schon wieder vergessen (was aber eigentlich für jemanden ihrer Position keine Option sein sollte...) oder machte sich einen Spaß draus. Jedenfalls könnten 24 Stunden nicht als längere Weile herhalten, das war jawohl klar. Die Optionen 2 und 3 schätzte er aber als unwahrscheinlich ein.
"Ich hab gestern erst einen Termin bei ihnen gehabt, ist ihnen das schon wieder entfallen ?"
Scheinbar war die Regentin eine etwas zerstreute Person und hing sehr von ihrem Sekretär ab... Das trtübte das bisher vorhandene Bild von ihr doch etwas...
 
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Kiera lachte.

"Also wenn sie einen Termin bei mir gehabt hätten, hätte ich es nicht vergessen, sie meinen bestimmt meine Schwester Caitlin, ich bin Kiera." Sie hielt ihm die Hand hin. "Das erklärt aber vieles bis alles.
Solche Verwechslungen passieren immer mal wieder."

Wieder ein paar Schatten. Irgendwie war Zach inzwischen überall lästig.
 
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Ihre Schwester ? Das erklärte in der Tat einiges. Während er also seine Meinung über die Regentin erneut revidierte, ergriff er ihre Hand und ließ ihr einen angemessenen Händedruck zuteil werden.
"Dr. Alfons E. Thürmer vom Clan der Verborgenen... Sehr erfreut ! Sie sehen sich aber auch nicht unähnlich, wenn sie die Bemerkung erlauben..."
Natürlich fragte er sich trotzdem, was eine Hexe hier um diese Zeit zu suchen hatte. Er ging erst einmal wie selbstverständlich davon aus, mit der Schwester der Regentin eine weitere Angehörige von Haus und Clan vor sich zu haben. Normalerweise hätte die Schatten und die auch hier unwirkliche Atmosphäre ihn auch hier weiterhin bedrückt, allerdings wurde dieser Effekt dadurch abgeschwächt, daß er sich auf geweihtem Boden wußte, und daher fühlte er sich hier sicherer als draußen.
 
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"Das ist bei Zwillingen manches Mal eben so, dass die sich ähnlich sehen." Nein, Kiera hatte keine Scheu vor Nosferatu, sie hatte auch keine Scheu gehabt, Christo zu umarmen und dessen Clan galt als noch abstossender.
"Sie sind also neu in der Stadt, dann mal willkommen. Aber noch was, bei mir müssen sie nicht so förmlich sein, bei mir gibt es keinen Clan, den ich nennen könnte."

Irgendwie wirkte Kiera bei näherem Hinsehen menschlicher und lockerer.
 
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Ja, wenn das so war, konnte man sich aber auch wirklich leicht vertun... Auch wenn ihm das in der Vergangenheit noch nicht so oft passiert war. Den Hinweis auf die Clanlosigkeit seiner Gegenüber registrierte er, ging aber nicht näher darauf ein, auch wenn es ihn schon wunderte... Warum hatte sich der jeweilige Erzeuger damals wohl nicht beide unter den Nagel gerissen ? Schon eine interessante Frage, aber wohl auch ziemlich indiskret, außerdem wußte sie es wahrscheinlich mangels Kenntnis ihres Erzeugers selber nicht. Wozu also da noch in der Wunde bohren ?

"Außerhalb des Clans bin ich in der Regel immer ein wenig förmlicher. Ich hoffe, das stört sie nicht... Ist aber auch Gewohnheitssache. Ist es indiskret, sie zu fragen, was sie zu derart später Stunde noch hierher treibt ?"
 
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"Mir kam eben gerade eine Idee, als ich mich mit 2 Leuten im Café unterhalten hatte, ob es vielleicht möglich wäre, die Beeinflussung von diesem Koldunen etwas abzuschwächen und dazu brauche ich frische Friedhofserde", sagte Kiera wahrheitsgetreu, wenn der Nosferatu es wollte, würde er sie sowieso beobachten, da konnte sie es ihm auch gleich sagen, das würde eventuell sogar ein besseres Licht auf sie werfen als eine unnötige Lügen.

"Gut, man sollte auch nicht zu vertrauenswürdig sein, immerhin weiß man nie, wer einem gegenübersteht, schon garnicht, wenn die aussieht wie die Regentin."

Dass der geweihte Boden was verbesserte, konnte die Voodoohexe nun nicht unterschreiben, aber schlimmer geworden war es bis jetzt auch nicht.
 
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"Da sagen sie was... Ist in einigen Situationen aber bestimmt auch nützlich könnte ich mir vorstellen."
Nicht, daß Thürmer von so etwas viel Ahnung hatte, aber die Verwendung von Friedhofserde war doch etwas, daß er nicht zwingend mit Magie verband. Klang eher nach Voodoo, aber dafür wäre man hier schon etwas weit vom Schuß, wenn er sich recht erinnerte, kam das doch aus der Karibik... In seiner ehemaligen Heimat war er ja auch damit konfrontiert gewesen, aber hier ? Das müßte schon ein ziemlicher Zufall sein... !
"Das klingt ja fast wie Voodoo, Miss McKinney... Meinen sie, daß sowas hier hilft ?"
Daß Kiera deutlich mehr Ahnung von Voodoo hatte als er, konnte er ja nicht wissen. Immerhin war es wie gesagt recht unwahrscheinlich, daß eine Clanlose derart weitab des üblichen Gebietes mit so etwas hantierte. Er ging vielmehr davon aus, eine Laiengläubige vor sich zu haben, die jetzt ihren Glauben in die Waagschale warf. Zwar wußte er, daß es eine sehr anpassungsfähige Religion war, die durchaus auch Wirkung zeigte, aber das meiste war für ihn Aberglaube.
 
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"Es ist Voodoo, Herr Doktor ... sind sie eigentlich Mediziner?" entgegnete Kiera. "Manches Mal ist es auch ein Vorteil keinen Clan zu haben und nicht in ein Schema gepresst zu werden, ich habe das vor etlicher Zeit in Haiti gelernt und manches Mal erzielt man erstaunliche Resultate. Besonders die Jungs und Mädels von den Samedis sind da wahre Meiste drinnen."

Sie lächelte.

"Ich bin erstaunt, dass es überhaupt jemand als das erkennt ohne dass ich es sage." Ihr Blick ging zu den Gräbern. "Erlauben sie, dass ich Erde nehme, dann können wir uns an anderer Stelle weiter unterhalten, es ist etwas ungemütlich hier."
 
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Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Züge. Wieder jemand reingefallen !
"Was haben die Ärzte diesem Land bloß getan, daß man sie hinter jedem Doktortitel vermutet ? Nein, ich bin etwas viel schlimmeres, nämlich Anwalt. Strafrecht und kanonisches Recht, um genau zu sein. Was die Clansschablone angeht, gebe ich ihnen recht, allerdings zahlt man da auch einen hohen Preis in dieser Gesellschaft. Nicht, daß die meisten da eine Wahl hätten, aber trotzdem.

Er wies in die Richtung der Mauer.
"Sicher, die Reste, die übrig gelieben sind, liegen dort hinter den Büschen." Das war ja schonmal eine Überraschung... Tatsächlich eine praktizierende Mambo in diesen Breiten zu finden. Zumal man mit diesem Amt ja auch meist eher Neger assoziierte als Weiße. Samedi, Haiti... Das kam wohl einer Lehre direkt an der Quelle recht nahe. Interessante Sache, das !
"Nun, klingt sicher etwas stereotyp, aber ich habe 35 Jahre in der Domäne New Orleans gelebt. Dort ist Voodoo ja auch recht verbreitet, wenn auch mehr als Religion denn als magische Spielart. Da bekommt sogar ein kretyen vivan wie ich ein wenig mit. Wirklich viel weiß ich aber nicht. Eine handvoll Begriffe, ein paar Namen und ich erkenne eine Veve, wenn ich sie sehe, das war es dann im großen und ganzen aber auch schon."
In der Tat hatte er nur eine kleine Ahnung von der Thematik. Für einen Eingeweihten war er also wohl tatsächlich nur ein 'kretyen vivan', ein kleiner dummer Mann.
 
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"Nun, ich habe festgestellt, dass die meisten, die einen Doktortitel benutzen auch Ärzte sind, von daher trifft man zumindest im deutschsprachigen Raum sehr oft ins Schwarze", erwiderte Kiera. "Es stimmt schon es ist mitunter ein hoher Preis, keinen Clan zu haben, doch ich gebe zu, ich sehe es auch als eine Chance, aber für viele klingt es wie Blasphemie, wenn man so etwas sagt. An dumme Sprüche und sowas habe ich mich gewöhnt auch daran, dass manche Geisseln oder Sheriffs denken, man wäre automatisch ungebildet oder dümmer, manche wollen einem auch nicht in der Stadt haben, aber meistens kann man sie vom Gegenteil überzeugen." Sie lachte. "Besonders, wenn sie merken, dass sie da vollkommen falsch liegen."

Sie sah in die Richtung, in die er zeigte und nickte.

"Warten sie, ich hole die Erde und bin gleich wieder da. Wenn sie wollen können sie mitkommen. Voodoo ist für viele eine Religion, die allerdings sehr mit dem katholischen Glauben verknüpft ist, es ist halt eine Kombination zwischen der alten afrikanischen Religion die ehemalige Sklaven mitgebracht haben, aber mehr und mehr gibt es auch Weiße, die sich darauf einlassen, ohne Glaube ist Voodoo nichts."

Dann würde sie in die Richtung gehen und sich Erde nehmen. Auch hier hinterließ sie eine als kleine Gabe an den Wächter der Toten einige Akazienblätter. Ob er wohl noch da war, wenn sie zurückkam?
 
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"Ja, da gibt es wie überall solche und solche. Aber mit ein wenig Glück erwischt man einen verständigen Vertreter seiner Art..."
Thürmer folgte Kiera mit kurzem Abstand. "Es kommt aber auch auf den jeweiligen Clanlosen an. Die meisten würden das mit der Chance tatsächlich nicht unterschreiben, aber das hängt natürlich auch
vom Einzelfall ab. Viele können aber auch nicht mit derart speziellen Kenntnissen glänzen wie sie, die sind da dann meist schon etwas ärmer dran. ich führe da gerne einen an, mit dem ich früher zusammen
gedient habe. Typisches Profil, ehemaliger Berufssoldat, keine höhere Bildung oder weitere Qualifikation. Inzwischen hat er sich zwar in einer Domäne halbwegs etabliert, aber in diesen Fällen bleibt
nur die Arbeit, die sonst keiner haben will." Am Ziel angekommen, hielt er sich etwa 5 Schritte hinter der Mambo, und verharrte dort schweigend, bis sie soweit fertig war. Dann setzte er seine
Ausführungen fort.
"Nun, es ist in der Tat auffällig, daß viele an Voodoo gleuben, und sich trotzdem als gute Christen sehen. Ein guter Christ bin ich zwar auch, aber wie bereits gesagt, habe ich mit Voodoo wenig zu
schaffen. Der war aber zu meiner Zeit in diesen Breiten auch nicht wirklich Mode, auch wenn der Spiritismus damals sehr populär war."
 
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"Na, wenn es sie interessiert, kommen sie mit, dann können sie sich weiter damit befassen", sagte Kiera als sie von der Erde genug hatte, viel mehr als sie nur für die beiden GrisGris brauchen würde.
"Man kann aber auch gut Christ und Voodoo-Gläubiger sein, wußten sie, dass man Papa Legba mit Petrus assozieren kann?

Was das Caitiff-Problem angeht, es stimmt es trifft öfters Leute, die wirklich nicht über ein gewisses Mass hinauskommen. Vielleicht sollte man mal was an dem Bild tun, je mehr davon eine gewisse Spezialisierung hätten, desto besser wäre es für alle, allerdings hatte ich ab und zu auch schon mal den Eindruck, manche Leute hätten Angst vor einem und so ein Typ vom Sabbat wollte mich anwerben, nachdem Motto bei uns seid ihr ein Clan, aber den Verein mag ich nicht wirklich."
 
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"Nicht direkt, aber in die Richtung hatte ich mal was gehört. Christliche Heilige mit vergleichbaren Gestalten zur Deckung bringen... Wohl einer der Gründe, aus denen man die beiden Religionen gut miteinander vereinbaren kann... Legba müßte dann der Öffner des Tores sein, oder ?" Immerhin war Petrus' Attribut nunmal der Schlüssel, ergo müßte es bei Legba dieser oder ein vergleichbarer Aspekt sein, der zur Anwendung kam. Ergäbe jedenfalls am meisten Sinn. "Das Problem ist ja gerade, daß viele der Clanlosen recht wahllos ausgewählt werden, oder ihr Erzeuger feindlichen Umständen zum Opfer fällt. Da man sie auf dem gesellschaftlichen Parkett nicht als vollwertig erachtet, ziehen sie sich zurück oder gehen auf Konfrontationskurs, um sich so Gehör zu verschaffen. Das Ganze ist also insofern ein strukturelles problem, als daß man sie in eine Nische drängt, aus der sie nicht mehr herauskommen, wofür man sie dann weiter geringschätzt. Ein Teufelskreis eben."
Thürmer machte eine einladende Handbewegung von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort weg.
"Bitte nach ihnen."
 
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