51st State

Leronoth

Leronoth
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Da ich es nun seit einer Woche ausgiebigst spiele und es schon rein thematisch ein Spiel ist das bei B! eigentlich regen anklang finden dürfte, wollte ich mal etwas zu 51st State schreiben.

Das Spiel ist ein sehr überzeugendes Endzeit-Aufbauspiel, das einige interessante Mechaniken mitbringt.
Die Grundidee ist es eine gebeutelte Post-Apokalyptische welt (Neuroshima) nach nutzbaren Orten, Kontakten etc. abzusuchen und eine neue infrasturktur aufzubauen. Das Spiel ist dabei kaum destruktiv und überrascht allein dadurch manche Endzeiterwartung. Statt eine Kaputte welt noch weiter kaputtzumachen, wird eine neue belebbare(re) Welt aufgebaut, was durchaus gut in das Setting passt.

Grundlegend durchsuchen die bis zu vier auch taktisch unterschiedlichen fraktionen die Umgebung in der sogenannten Sichtungsphase. Hier wird eine Karte verdeckt gezogen, und eine auswahl an offenen karten zwischen den spielern aufgeteilt. Die Spieler wissen so nicht nur welche Karten die Mitspieler haben, sondern können auch die vom Mitspieler erheischten karten wegschnappen. So wird eine erste Interaktion ermöglicht die sich leider im 3-4 spieler spiel etwas weniger elegant ausnimmt als beim zweispieler-spiel, da hier unregelmäßig karten nachgelegt werden müssen.

nachdem in vorrunden gebaute Standorte und verträge, sowie meine Anführerkarte ressourcen produziert haben wird reihum gehandelt. dadurch wird die runde in zahlreiche einzelaktionen zerlegt, so dass die wartezeiten recht gering ausfallen. Diese Aktionen bestehen im wesentlichen im Aufbau, wobei sich hier die spannende kernmechanik entfaltet:
Karten haben im 51sten Bundesstaat nicht nur einen Effekt, sondern gleich drei.
So kann ich einen Ort sowohl mit roher Feuerkraft ausplündern, als auch mit ihm in Zusammenarbeit treten oder sogar als weiteren Standort einrichten. Hierdurch entsteht ein hoher Wiederspielwert und eine große taktische Vielfalt. Die Fraktionen bauen mehr oder weniger auf Überfälle, Verträge oder Aufbau und ich kann akzente auf Rohstoffe legen ohne andere karten gleich verfallen lassen zu müssen.
Das verwenden eines Ortes geschieht durch das aufbauen eines Kontaktes. Grundkarten ermöglichen mir im tausch für ressourcen jede runde je einen vertrag, eine plünderung und einen standort einzurichten. Dabei haben diese karten eine reichweite von 1-3, die die entfernung (von 1-3) der karte mindestens erreichen muss. Dies funktioniert nach etwas übung recht fix und plausibel.
Je nachdem welcher Art meine Übernahme war habe ich nun die möglichekit die beute einer plünderung einmalig zu verwenden, regelmäßig kleine unterstützung durch einen vertrag zu kriegen oder (oft siegpunkt oder ressourcen generierende) Standorteffekte zu nutzen. Letzteres macht den großteil des Spiels aus. Mit Arbeitern habe ich die möglichkeit je nach karteneffekt ressourcen in siegpunkte zu verwandeln, karten zu Rohstoffen zu machen, extra karten zu ziehen, weitere verträge zu erleichtern und vieles mehr. Einige der Karten sind dabei offene produktionsstätten. Meine Mitspieler dürfen hier ebenfalls für einen arbeiter mitproduziren, im gegenzug darf ich ihren arbeiter ein zweites mal ausbeuten. Auch hier kommt also ein interaktives Moment hinzu.

Soviel zur Grundmechanik. Ziel des Spiels ist es möglichst viele Siegpunkte zu erreichen die ich wie erwähnt durch die aufwendung gewisser ressourcen, das bauen von gebäuden oder das aktivieren gewisser Eigenschaften meines Anführers erlange (die kann ich im spiel ziehen und anwerben und zu späteren zeitpunkten von einem anderen anführer überwältigen lassen). Dadurch wird es möglich mit verschiedenen effekten zum sieg zu gelangen und gewissermaßen einen thematischen Aufbau zu vollziehen.
Gerade letzteres fühlt sich sehr gut an. das gefühl etwas aufzubauen und kontrolle daüber zu haben welche produktionsketten man in gang setzt wird schön übertragen.
Etwas weniger schön ist hingegen das ressourcenmanagement. zahllose marker zeigen die bestände der vier ressourcen an und wandern häufig hin und her. das bedarf einer gewissen übersicht die sich jedoch im lauf des ersten Spiels einstellen sollte.
Ähnliche schwierigkeiten gibt es auch bei der interpretation der Karten"texte". Da die Desigenr auf regeltexte auf den karten verzichtet haben, läuft alles über eine syntax ab, die einige zeit braucht um sich völlig zu erschließen. Pfeile und Gleichheitszeichen geben Produzierte Rohstoffe und siegpunkte an, Uhren geben an das rohstoffe gelagert werden können, eine hand bedeutet einmalige effekte etc. das funktioniert ist aber mühseliger als ein kleiner Kartentext.
Als letztes Manko muss auch das regelwerk genannt werden. Durch die vielen nur über diese syntax erschließbaren effekte ist die einstiegshürde bereits hoch, die regeln erschweren dies jedoch durch übersetzungsfehler, teils krudem satzbau und einem fehlenden didaktischen konzept völlig. Bisher kommt man also nciht darum herum auch ins englische original zu schauen oder mit interpretationsbereitschaft an das spiel zu gehen.

Trotz allem ist 51st state nicht nur ein schön anzsuehendes sondern auch toll zu spielendes Spiel. Wenn die Erklärhürden einmal genommen sind, hat man sehr schnell freude daran karten kreativ zu nutzen und sein kleines Reservat wachsen zu sehen.
Allein das finden und ausbauen macht über viele partien freude. Ist die faszination der neu zu entdekcenden karten erloschen kann man immer noch freude daran haben bessere taktiken zu entwickeln und kompetitiver zu spielen. Dass man in vielen partien das ganze kartendeck durchspielen kann wird dadurch entschädigt dass man jede karte auf verschiedenste weisen nutzen kann und viele unikate dabei sind. So setzt kaum eine ernüchterung ein und es bleiben immer noch möglichkeiten offen die man zuvor nicht genutzt hat.
Auch die Spielzeit ist angemessen, so dass man etwa genau dann zum ende kommt wenn man befürchtet einem könnte der errichtete Staat über den Kopf wachsen.

Auf Youtube gibt es ein Vorstellungsvideo vom Boardgamegeek, dort gibt es auch ein wesentlich ausführlicheres und schön gemachtes tutorial über mehrere teile (teil 1). die englischen regeln gibt es heir als pdf (12MB!).
 
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