43 AD

L

LushWoods

Guest
Weil ich Rollenspiel zur Römerzeit spannend fand, habe ich eben mal "Zenobia 2" von 2004 (ursprünglich 1999) überflogen. Das ist ein 226 seitiges kostenloses PDF in einfachstem Layout. Bilder sind Hobby-Niveau und komischerweise zum Teil sehr verpixelt.

Zenobia spielt in einer Fantasy-Version des Nahen Ostens um 260 AD in einem von Rom besetzten Persien und der Autor hat von der Anzahl der Seiten (mehr als die Hälfe des Gesamtumfangs) zu schließen, einiges zu dieser Zeit recherchiert.

Ich war eher an den Regeln interessiert.

Ein Charakter wird durch die Attribute MIGHT, FATE, HITS, CRAFT und LEARNING beschrieben. Die ersten beiden werden als 1W6 (ohne 1) ausgewürfelt, HITS als 2W6+10 und die letzten beiden starten bei 1. Die Wahl des Volks (von denen es 11 gibt) beeinflusst die Attribute gegebenenfalls. Römer haben z.B. +1 LEARNING.

Gestatten, Matteus: MIGHT 5, FATE 6, HITS 18, CRAFT 1, LEARNING 2.

Attribut-Tests werden mit 2W6+Attribut gemacht und man muss 10+ erreichen. Alternativ kann bei Tests, wo es auf Glück oder Schicksal ankommt, temporär einen Punkt FATE spendieren, auf diese Weise die Götter anrufen und schafft es automatisch. Um FATE zurückzubekommen, gilt des den Göttern ein passendes Opfer darzubringen.

Als nächstes wählt man eine von 13 Profession, z.B. Dieb, Jäger oder Wüstenkrieger. Das definiert neben ein bisschen Flavor-Text das Geld, die Ausrüstung und eine besondere Fähigkeit wie "Schlösser knacken" beim Dieb (der im übrigen einer der reicheren Charaktere ist).

Matteus ist ein Legionär mit der Fähigkeit "Hard to Kill". In seiner Dienstzeit ist Matteus zu einem Centurio befördert worden (FATE-Test bestanden). Er besitzt 180 Denarii und die übliche Ausrüstung eines Legionärs.

Nun würfelt man, aus welcher Schicht (Sklave, Bauer, Städter, Schreiber, Adliger oder Außenseiter) der Charakter kommt, was mich irritiert, weil einige Professionen als Voraussetzung eine bestimmte Schicht haben. Nun ja, man kann auch aussuchen, wenn man will.

Jede Schicht schenkt dem Charakter eine Fähigkeit und definiert Lernwürfel. Der Außenseiter kann z.B. 3x versuchen, eine 6 zu würfeln und dadurch CRAFT zu steigern. Ausgewogen scheint mir das nicht zu sein, denn Außenseiter haben ohne weiteren offensichtlichen Vorteil nur 5 Würfel, wo andere bis zu 8 haben.

Matteus war ein Bauer. Das gibt "Streetwise" und CRAFT 2, LEARNING 3.

Fähigkeiten sind besondere Talente. Sie haben keinen zugehörigen Wert und man würfelt dafür nicht, sondern sie definieren besonderen Eigenschaften.

Hard to Kill sagt, dass Matteus immer einen Punkt Schaden weniger einstecken muss und Streetwise bedeutet, dass er über einen FATE-Test Kontakte zur Unterwelt aufbauen kann.

Nun kann ich für 180 + weitere 150 Denarii Ausrüstung aussuchen, maximal MIGHT+8 (also 13) Teile. Waffen sind ziemlich teuer, aber die habe ich als Legionär schon. Ein Reittier ist unerschwinglich. Vielleicht ließe der Spielleiter ja zu, dass Matteus seine als Centurio verdienten Beinschienen in ein Pferd mit Sattel eintauscht. Oder das ist schon Teil des ersten Abenteuers...

Alles weitere obliegt dem Spieler und er ist aufgefordert, den Charakter auszuschmücken, damit es nicht ein langweiliger Stereotyp ist.

Wer einen Magier spielen will, muss mit MIGHT 1 beginnen und hat auch keine Chance, CRAFT oder LEARNING zu steigern (wozu man diese beiden Attribute auch immer braucht), bekommt aber im Austausch dazu aber magische Kräfte wie z.B. "Agony" (1-3 Runden lang 1-3 Punkte Schaden - was dann auch schon der einzige direkte Kampfzauber war).

Im Kampf würfelt jeder Teilnehmer 2W6 + MIGHT + Waffenbonus (+1 für leichte Waffen, +2 für normale und +3 für schwere Waffen). Der höhere Wert gewinnt und der Unterlegene verliert die Differenz an HITS. Eine Differenz von 4 oder mehr ist ein "crippling blow" und hat gemäß einer Tabelle zusätzliche negative Effekte. Wer 12 auf 2W6 würfelt, darf 1W6 addieren und wer 2 würfelt, verliert immer. Kämpfen mehrere gegeneinander, definiert der eigene Wurf den Angriff gegen einen die die Verteidigung gegen alle Angriffe.

Matteus steht einem Löwen (MIGHT 5, HITS 12, 2 Attacks) gegenüber. Während der Löwe angreift, schleudert Matteus seinen Speer: 2+5+3, doch da ausgerechnet jetzt eine 2 fällt, geht der Angriff daneben, ohne das der Löwe abwehren muss. Also Nahkampf. Matteus zieht sein Schwert und macht sich bereit. In der nächsten Runde greift Matteus mit 6+5+2=13 an und der Löwe mit 13 und 10 (wobei nur höhere zählt, wie ich das interpretiere, weil ein Gegner nie mehr als einen Angriff pro Charakter machen kann). Gleichstand. Mühsam hält Matteus den Löwen in der nächsten Runde mit 12 auf Abstand, der nur mit 10 und 11 kontert und damit 1 HIT einstecken muss. Matteus schöpft neuen Mut und greift mit 15 an. Der Löwe kommt nur auf 14 und verliert einen weiteren Punkt. Das zieht sich... 13 gegen 12, diesmal spart Matteus den Erfolg für die nächste Runde auf. Dann 13 gegen 10 - zusammen mit den +1 aus der vorherigen Runde endlich eine Wunde. Der Löwe ist in der folgenden Runde benommen (er macht keinen Schaden selbst wenn er höher würfelt). 14 gegen 12, zwei weitere Punkte reduzieren HITS auf 3. Vielleicht ist der Legionär doch so keine einfache Beute denkt sich der Löwe und flieht...

Das soll als Einblick genügen.

Ich finde durchaus reizvoll, die Charaktererschaffung zum Teil dem Zufall zu überlassen - insbesondere wenn es schnell geht. Das führt dazu, dass man nicht immer die selbe heimliche Wunschvorstellung von sich selbst spielt und auch mal die Komfortzone verlässt.

Ich bin jedoch kein so großer Fan von auf 2W6 basierenden Systemen, da mir hier die Zufallsverteilung nicht gefällt. Auch quasi nur eine Fertigkeit zu haben, auf die man fast immer würfelt (MIGHT) macht die Charaktere doch recht einseitig. Jemand kann entweder einfach alles gut oder nichts so richtig. Ein hoher FATE-Wert ist zwar auch praktisch, er gleicht eine geringe MIGHT IMHO nicht aus. LEARNING und CRAFT gibt es zwar auch noch, aber Beispiele (Schlösser knacken ist ein CRAFT-Test) dafür habe ich mit einer schnellen Suche im PDF nicht gefunden. Ich würde mir wünschen, dass wäre alles ein bisschen besser balanciert.

Der Kampf kann sich glaube ich ganz schön ziehen und bietet dabei wenig Abwechslung. Natürlich könnte man sich schnell ein paar Regeln aus anderen Systemen bedienen, aber ich möchte ein System nicht danach beurteilen, was ich mir noch dazu ausdenken könnte, sondern was dessen Regeln bieten.

Ich muss sagen, der Autor Paul Elliot hat sich mit Zenobia sehr viel Mühe gemacht und ich kann keine Aussage zum Hintergrund machen. Bei den Regeln vermisse ich allerdings das gewisse Etwas, das mich reizen würde, das Spiel bereits aus diesem Grund einmal auszuprobieren.

Stefan
 
Sind das nun die Regeln von 43AD oder Zenobia? Denn wenn ich auf den Link klicke, kommt 43AD
 
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