[29.04.2008]Angetreten!

Mitra

Titan
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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

Als die Sonne am Horizont verschwunden war, rechnete Romero die üblichen dreißig Minuten ein die Kainiten gewöhnlich benötigten um Gesprächsbereit zu sein, dann wählte er die Nummer der Brujah Hannah Kelly. Eigentlich hatte er eine Menge anderer Dinge im Kopf, fürchterliche Dinge, aber auch nach Katastrophen musste das Leben weitergehen.
Sorgenfalten standen ihm auf der Stirn, die rot umrandeten Augen und das unglückliche Gesicht bewiesen, das er einen harten Tag hinter sich hatte.

Das Handy zwischen Kinn und Schulter geklemmt trat der Ghul vor die Tür seines Büros und hing ein kleines aber gut lesbares Schild vor die Tür.

Geschlossen
wegen Trauerfall

Zum ersten Mal in der Karriere des Italieners würde sein Büro heute Nacht nicht durchgehend besetzt sein. Einzig das Treffen mit der Brujah Ancillae und dem gestern eingetroffenen Mann würde stattfinden, da es keinen Aufschob erlaubte, anschließend gab es wichtigeres zu erledingen.
 
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Nach dem Aufwachen hatte sich die Brujah schmutzig gefühlt, vor allem, als ob ihr Arm bedeckt wäre von irgendeinem Dreck, den sie dringend abwaschen mußte. Dass sie nach der Tagruhe auch einen leichten Film von Blutschweiß auf ihrem Körper hatte, hatte die erste Tat dieses "Morgens" umso nötiger gemacht. Hannah hatte eine ausgedehnte, heiße Dusche genommen.

Danach stand sie vor dem Spiegel und besah sich ein wenig ratlos ihren nun offenbar geheilten Arm. Sie streckte und beugte den Arm, spannte die toten Muskeln an, lies sogar ein wenig das Schultergelenk kreisen. Es funktionierte, als sei nie etwas vorgefallen.

Sie schüttelte leicht den Kopf und wollte eben dazu übergehen, ihr nasses Haar zu trocknen, als sie ihr Telefon klingeln hörte. Irgendwann würde sie das Teil noch in seine Einzelteile zerlegen. Mit ein paar schnellen Schritten, die feuchte Fußabdrücke auf dem weichen Boden des Hotelzimmers hinterlies, war sie bei dem Telefon. Mehr neugierig als gereizt, wer sie denn überhaupt um diese Uhrzeit anrufen würde, drückte sie einmal mehr auf die richtige Taste, fuhr sich mit der anderen Hand durch die nassen Haare, um das Ohr für das Telefon frei zu haben und beantwortete schließlich den Anruf.

Hannah hier. Wie kann ich helfen?

Hätte die Brujah gewußt, wen sie da am anderen Ende hatte, wäre es ihr wohl merklich schwerer gefallen, den ungezwungenen Tonfall aufzusetzen und sogar gut gelaunt zu klingen.
 
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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

"Romero hier, guten Abend Miss Kelly! Bitte finden Sie sich sofort in meinem Büro ein! Prinz Buchet wünscht Sie in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen und ich denke ich muss nicht weiter erwähnen das seine Exzellenz nicht gerne wartet."

Hannah konnte es nicht wissen, sie war noch nicht lange genug in der Stadt um Erfahrung mit dem Ghul zu haben. Aber hätte einer der 'älteren' Kainiten das Gespräch mit angehört hätten sie fassunglos den Kopf geschüttelt. Noch niemals zuvor hatte Romero derart unhöflich mit einem Mitglied der Camarilla gesprochen. Allein der Ton in seiner Stimme, war kaum wiederzuerkennen. Vom einzigen Charma war nichts mehr übrig geblieben.

"Ich schlage vor Sie beeilen sich, auf Wiederhören!"

Ein leises Knacken beendete das Gespräch.
 
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Hätte Hannah einen normalen Blutkreislauf gehabt, wäre sie vermutlich in dem Augenblick, als sie Romeros Worte hörte, ziemlich blass geworden. Prinz Buchet wünscht sie in einer dringlichen Angelegenheit zu sprechen.

Scheiße. war alles, was ihr daraufhin durch den Kopf ging. Sie hatte Mühe, sich so schnell wieder zu fangen.

Natürlich. Ich mache mich gleich auf den Weg.

Aber das Gespräch war bereits beendet. Für einige Sekunden stand Hannah lediglich da und blinzelte. Was sollte das denn jetzt? Der Prinz wollte sie sehen, aber ob das gut war...? Einige unanständige Flüche später hatte sie ihr Haar soweit getrocknet und sich grob angezogen, dass sie sich auf den Weg zur Gräfin machen konnte um so schnell wie möglich in die Akademie zu fahren. Der Abend fing keineswegs so an, wie sie sich das vorgestellt hatte.
 
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Es dauerte sicher länger, als sich Romero gewünscht hätte, bis Hannah Kelly vor der Tür der Akademie stand. Dennoch hatte sie sich beeilt. Sie brannte darauf, zu erfahren, was der Prinz tatsächlich von ihr wollte. Sie hatte sich doch entschlossen, zumindest ein wenig "geschäftlich" aufzutreten. Schaden konnte es sicher nicht.

Hannah hatte ihre Maschine bis zum Bahnhof gefahren und war die letzten Meter bis zur Akademie gelaufen. Es war zwar nicht schick, mit dieser Aufmachung Motorrad zu fahren, aber auch das war ihr völlig egal gewesen. So stand das Motorrad wieder an einem erreichbaren Ort und sie hatte das Taxigeld gespart. Sie hatte sich sogar verkniffen, sich einen der Dannemann Zigarillos anzuzünden, als sie zu der Akademie kam. Die Brujah strich noch einmal - unnötiger Weise - über ihre Kleidung um den Sitz zu überprüfen und eventuelle Falten glatt zu streichen. Sie ging die letzten Stufen zu der Tür hoch, bei der sie auch beim ersten Mal gewesen war um Romero und las das dort angebrachte Schild.

Geschlossen
wegen Trauerfall

Wollt ihr Pisser mich eigentlich verarschen?

Ob das wohl eine Anspielung und ein schlechter Witz auf ihr bevorstehendes Schicksal sein sollte? Dann würde der Prinz sich auf eine Überraschung gefasst machen müssen.
 
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Das surren der umstehenden Kameras und das leise Schnappen des Schloßes an der Zugangstür bewiesen das Hannah zumindest wahrgenommen wurde.

"Klick"​
 
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Mit noch ein wenig mehr gedämpfter Laune trat Hannah durch die nun geöffnete Tür. Irgendwie war die gesamte Situation mehr als Seltsam. Was wurde hier gespielt? Und warum kam sie sich vor, als würde sie hier in die Höhle des Löwen spazieren?

Sie würde es schon erleben.

Noch während die Tür aufschwang und sie über die Schwelle trat, wurde ihre Unsicherheit durch offenkundige Selbstsicherheit ersetzt.
 
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Ghul des Prinzen, Toni Romero:

Der Italiener saß im Halbdunkel einer kleinen Tischlampe und schien in ein schweres, offensichtlich uraltes Buch vertieft zu sein. Obwohl er es eigentlich gewesen sein musste der die Tür zum Büro geöffnet hatte, schien er seinen Gast überhaupt nicht wahrzunehmen.
Hannah mocht den Italiener erst kurze Zeit kennen, aber selbst sie konnte nicht übersehen, dass er sehr schlecht aussah und anscheinend seit Tagern nicht geschlafen hatte.
Minuten vergingen in denen er selbst auf vorsichtiges Anreden nicht reagierte, dann aber hob er endlich den Kopf.
Verwirrt sah er der Brujah ins Gesicht, schien sie im ersten Moment aber nicht zu erkennen. Verwirrt fraß sich sein Blick an dem ihren fest, dann endlich sprach er.

"Guten Abend Miss Kelly, verzeihen Sie meine Unachtsamkeit. Prinz Buchet erwartet sie hinten, gehen Sie ruhig durch... Bitte!"

Der Kopf des Ghuls ruckte wieder hinab, eine zitternde Hand blätterte gelbes Pergament zur Seite, dann vertiefte sich der Sekretär wieder in geschriebenes Wort.
 
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Während Hannah so unbeachtet in seinem Büro stand, hatte sie versucht zu erkennen, was der Ghul dort wohl lesen mochte. Sie hatte recht schnell festgestellt, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, was seine Aufmerksamkeit derartig fesselte und hatte dann tatsächlich versucht, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es dauerte länger, als sie gedacht hätte.

Recht schnell hatte sich ihre Vermutung, das Ganze hätte ein schlechter Scherz auf ihre Kosten sein können, in Nichts aufgelöst. Das hatte mit ihr nichts zu tun. Eigentlich hätte sie sich das auch denken können.

Als der Ghul ihr schließlich doch Beachtung schenkte, grüßte die Brujah ihn freundlich zurück. An Stelle ihrer Verärgerung war Neugierde getreten. Sie nickte knapp auf seine Anweisung und ging seiner Richtungsweisung folgend durch die Tür nach hinten.
 
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Schon im Flur spürte sie die Existenz eines unglaublich mächtigen Wesens.
Als Brujah kannte sie ja die übernatürliche Macht die Kainiten auf andere ausüben konnten. Dies aber war anders, es war so viel mehr.
Ungleich mächtiger als alles was sie kannte, war das was sie spürte nicht die Ausübung dieser Macht, sondern eher die Spuren die sie in der Umgebung hinterließ. Quasi eine Essenz der Macht die sich in wabernden Schlieren überall hier im Gebäude zu befinden schien. Ihr gesamter Körper, jede einzelne Zelle schien von Geburt an nur auf diesen einen Moment gewartet zu haben. Das Treffen mit einem der Alten stand kurz bevor und Demut mischte sich mit reiner Vorfreude.

Hatte Hannah sich genügend auf die zwingend notwendige Etikette vorbereitet? Saßen Frisur und Kleidung? Was wenn dem mächtigen Wesen nicht gefiel wie sie aussah, was wenn der Prinz mit ihr nicht zufrieden wäre? Beinahe war es wie vor ihrem aller ersten Date, nur das nicht irgendein pickeliger Knabe auf sie wartete, sonder die Reinkarnation von Brad Pitt und Georg Clonney.

Natürlich nicht im erotischen Sinne, aber der Effekt blieb dennoch der Gleiche.
 
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Hannah hasste das Gefühl. Es war nicht echt und das wußte sie nur zu gut - umso mehr mußte sie sich aber zusammennehmen, um nicht einfach sämtliche Etikette über den Haufen zu werfen, als sich ihr Innerstes einfach dagegen auflehnen wollte. Dafür fiel es ihr allerdings wiederum recht leicht, die richtige Tür zu erkennen.

Die Brujah verspürte leichte Nervosität, das Gefühl kribbelte ihr förmlich im Nacken und Hinterkopf. Der 'höfische' Umgang mit derartig alten Kainskindern, wie der Prinz wohl eines war, war ein gefährliches Spiel. Keine zwei Ahnen gingen gleich mit Etiketten um, manche waren sogar überaus leicht reizbar, wenn man einmal eine Verbeugung vergaß oder Ähnliches, während Andere sich kaum darum scherten. Aber nicht umsonst hatte ihr Erzeuger Hannah die wichtigsten Dinge förmlich eingeprügelt - vor ihrer Wiedergeburt als Vampir hatte sie solche Umgangsformen nicht einmal im Ansatz gekannt. Sie war damals dem Prinzen von London vorgeführt worden, in einer ihrer ersten Nächte. In jener Nacht war es ihr nicht einmal gestattet gewesen, den Mund aufzumachen, wenn sie nicht dazu aufgefordert worden war und darüber war sie heilfroh gewesen. Es war ein ähnliches Gefühl gewesen wie jetzt - nur, dass sie jetzt alleine hier stand und für sich allein sprechen mußte.

Hannah war inzwischen wirklich froh, dass sie die Gräfin noch einmal aufgesucht hatte, bevor sie hier hergekommen war und nicht in einer Lederjacke und abgetragenen Jeanshosen aufgetaucht war. Sicherlich trug natürlich die übernatürliche Ausstrahlung Buchets dazu bei, dass sie nun froh war, ihm nicht so 'schmutzig' entgegen getreten zu sein und sicher war ihr jetztiges Auftreten für den Toreadorprinzen nichts besonderes, sondern das Mindeste, das er von einem Vernunftbegabten Wesen erwarten würde? So schätzte sie ihn zumindest ein. Aber sie hatte sich ohnehin fest vorgenommen von diesem alten Kainskind ernst genommen zu werden.

Mit einer letzten Willensanstrengung brachte die Brujah die Rebellin, die in den Strassen von East London aufgewachsen war und dort bis zu ihrem ersten Tod gelebt hatte, zum schweigen. Dann klopfte sie behutsam an die Tür, wartete einen Augenblick und trat schließlich ein.

Sie ging weit genug in den Raum hinein, um die Tür hinter sich zu schließen, dann tat sie, wie ihr Erzeuger ihr beigebracht hatte. Einen höfischen Knicks, gepaart mit einer tiefen Verbeugung ihres Oberkörpers, gerades weit genug, dass es ehrfürchtig sein sollte und nicht lächerlich wirkte. In dieser Stellung verharrte sie dann abwartend.

Votre excellence. waren ihre einzigen Worte, die Hannah an den Monarchen richtete. Als seine Präsenz, seine Ausstrahlung, über ihr zusammengeschlagen war, wie gewaltige Wellen, hatte sie sich spontan dazu entschieden, in der Muttersprache des Prinzen zu beginnen. Jetzt hoffte sie inständig, das dies den gewünschten Effekt erzielen würde.

Damit müsste sie - so dachte die Brujah bei sich - eigentlich alles richtig gemacht haben, wenn auch vielleicht nicht perfekt. Jegliche Gedanken an Aufstand, Zeter und Mordio, die ihr zuvor noch durch den Kopf gegangen waren verbannte sie soweit es ihr möglich war in ihr hinterstes Bewußtsein.
 
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Es dauerte lange, viel zu lange bis die einnehmende Stimme des Prinzen Hannah aus ihrer unbequemen Lage erlöste.

"Guten Abend Miss Kelly! Wenn ich recht erinnere hatte ich noch nicht das Vergnügen euch kennenzulernen?"

Immer noch kein Wort das die Brujah aus ihrer Haltung erlösen würde. Offensichtlich teste der Monarch ihre Geduld, sie war Brujah und damit für solche Tests wie geschaffen. Die Frage die bei derartigen Versuchen in den Vordergrund tritt ist, was Buchet damit bezweckte? Konnte es hm nicht vollkommen egal sein wie lange die Lunte der jungen Frau brauchte bis sie abgebrannt war?

"Aber bitte, erhebt euch doch Werteste. Nehmt Platz!"

Buchet deutete auf einen freien Ledersessel gegenüber seines wuchtigen Schreitisches und lächelte dabei zuvorkommend und durch und durch freundlich. Die Austattung des Büros schien nicht so recht zu seiner einnehmenden Persönlickeit zu passen, dann fiel Hannah auch ein warum. Dies war das Büro der Seneshall und damit auch ihre Möbel.

"Ich soll euch Grüße ausrichten. Euer Erzeuger hatte viel Gutes zu berichten!"

Buchet ließ die Worte sacken. Der zugeworfene Brocken war schwer verdaulich, das war ihm absolut klar. War dies ein weiterer Test? Worauf wollte der alte Monarch hinaus? Ging es darum Hannah vorzuführen, oder hatte der Toreador andere Pläne? Steckte ein Plan hinter alle dem?
 
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Für einen Augenblick konnte der Toreador sicher die Verwirrung erkennen, die sich auf Hannahs Gesicht widerspiegelte. Sicher, seine Stimme hatte es ihr etwas angenehmer gemacht, in seiner Gegenwart zu sein. Er war symphatisch, auf eine überatürliche Art anziehend, der sich selbst die rebellische Brujah nicht entziehen konnte. Aber was er sagte, brachte sie sofort wieder aus dem Konzept.

Vielen Dank, Prinz Buchet.

Damit erhob sich die Brujah schließlich. Es war ihr wahrlich schwer gefallen, so lange in der Position zu verharren. Natürlich konnte sie nicht erahnen, was den Prinzen dazu trieb, sie derartig zu testen, aber sie kannte die Situation bereits aus früheren Begebenheiten. Nicht, dass es ihr deswegen irgendwie leichter gefallen wäre. Sie ging zu dem angedeuteten Ledersessel und nahm Platz. Dabei lies sie den Prinzen nicht aus den Augen, als ob sie hoffte, in seinen Augen eine Antwort auf ein duzend ungestellte Fragen zu erhalten. Aber sie lächelte. Der Prinz stellte sie auf die Probe, also würde sie versuchen mitzuspielen.

Ich muß gestehen, ich hatte nicht erwartet heute Abend von euch hier in Empfang genommen zu werden, Exzellenz. Ich bin erst seit kurzem hier in eurer Stadt und mir war nicht bewußt, dass ihr Johann kennt.

Eigentlich zweifelte die Brujah daran, dass ihr Erzeuger den Toreador wirklich persönlich kannte, aber sie konnte wohl nicht sicher sein. Aber eigentlich war die Frage ohnehin nicht wichtig. Viel wichtiger war doch die Frage: Was hatte das alles zu bedeuten?
 
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"Ich hatte unlängst geschäftlich mit ihm zu tun und muss zugeben das ich recht überrascht war. Kultiviertes Benehmen und ein mindestmaß an Etikette findet man selten in den Reihen der Brujah. Wie es scheint hat euch euer Meister viel gelehrt, gut so!"

Buchet verschränkte die Finger ineinander und legte die Hände in einer langsamen Bewegung auf die Schreibtischoberfläche. Schweigend musterte er die junge Frau vor sich und schien sie mit den Blicken zu sezieren. Beinahe war es, als würde er tief in ihr innerstes Selbst schauen. Nichts blieb diesen Augen verborgen.

"Der Grund warum ich Euch zu mir rufen lies ist folgender. Ihr seid Teil der geschäftlichen Vereinbarung Miss Kelly, aber sagt was könnt ihr mir über Euren Erzeuger berichten? Erst die Unterhaltung, dann das Geschäft, gleich so wie es die alten Sitten angedacht!"
 
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Wie es schien, war Hannah dem alten Kainskind wohl doch ausgeliefert. Die Unterhaltung lief keineswegs so, wie sie es sich gewünscht hätte, denn sie bekam kaum einen Fuß auf den Boden. Sie war teil der geschäftlichen Vereinbarung?

Es kostete einige Überwindung nicht einfach mit der Frage herauszuplatzen, was das zu bedeuten hatte. Sie legte die Hände vor sich auf den Tisch und verschränkte die Finger beider Hände leicht ineinaner.

Das Benehmen und gewisse Umgangsformen mußte mir Johann tatsächlich zunächst lehren. Es wurde mir nicht gerade in die Wiege gelegt. Ich habe ihn im East End von London getroffen. Es war ihm damals als eine kleine Domäne zugesprochen worden und er war damit beschäftigt gewesen, einige Vorkommnisse dort zu untersuchen.

Sie pausierte. Eigentlich wollte sie darauf lieber nicht näher eingehen. Bilderhaft schossen in der Brujah Erinnerungen an diese vergangenen Tage hoch.

Wie dem auch sei, ich habe ihn in zunächst ein paar Jahre als Ghul und danach in meiner unfreien Zeit als strengen Lehrer kennen gelernt, der offensichtlich sehr alten Idealen anhing, von denen ich zu meinen Lebzeiten selbstverständlich noch nichteinmal gehört hatte. Auch wenn ich mich in meinen ersten Jahren gegen seine 'verstaubte Art' - wie ich es genannt habe - aufgelehnt hatte, war ich dennoch dankbar über jede Lektion, die ich erhalten habe. Er hat mir ermöglicht Dinge zu tun und zu lernen, zu denen ich sonst niemals Zugang gehabt hätte.

Natürlich, Hannahs Aussagen waren ein Stück weit berechnend, aber in ihrer Stimme schwang tatsächlich das mit, was man als Dankbarkeit, ein wenig Reue, ein gutes Stück Ehrfurcht und ein wenig Stolz bezeichnen mochte.

Er war mir ein guter Lehrer, denke ich, darüber hinaus wurde er über die Jahre hinweg zu einem teuren Freund und Mentor für mich. Wir haben lange in London verbracht, bis der zweite große Krieg begann seine Spuren dort zu hinterlassen. Danach zogen wir für kurze Zeit in ländlichere, sicherere Gebiete. Nach dem Krieg zeigte mir Johann unter anderem seine Heimat, Deutschland.

Wieder pausierte Hannah nun und sah den Prinzen dabei an. Ob er sich wohl wirklich für ihre dumme Geschichte interessierte? Sollte sie wohl weiter ins Detail gehen? Immerhin wollte sie den alten Blutsauger vor sich nur ungern langweilen.
 
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"Es ist auf jeden Fall bezeichnend für ihn, dass er es versucht hat! Arbeitet weiter daran junge Brujah und ehrt das Vermächtnis eurer Ahnenreihe. Bedenkt das sich Euer Erzeuger etwas bei seiner Ausbildung gedacht hat. Ein Punkt der sehr wichtig ist, also hört mir genau zu. Das Zeugen eines Kindes ist eine ganz besondere Ehre dessen weitreichender Verantwortung man sich unter allen Umständen und in jedem Augenblick seiner Existenz bewußt sein sollte."

Worauf wollte der alte Toreador hinaus? Irgendwie schien er Hannah eine Rüge erteilen zu wollen, kam mit seiner Rede aber irgendwie nicht auf den Punkt. Noch während die Brujah gedanklich versuchte dem Sinn der Worte zu folgen, wechselte Buchet urplötzlich das Thema, also keine Standpauke? Leeres Gerede, oder doch etwas mit tieferen Sinn?

"Euer Vater hat mir ein sehr wertvolles Gemälde überlassen. Ein Original des Meisters William Blake. Albion Rose heßt es, wunderbares Werk. Ich habe den Mann übrigens 1799 kurz bei einem meiner Besuche in London persönlich kennenlernen können. Ich war damals nebenher als Kritiker tätig und schätzte seine revolutionären Reliefradierungen. Zu der damaligen Zeit eine bahnbrechende Neuheit müsse Ihr wissen. War Euch bekannt das Blake das zweite Gesicht hatte? Es hieß er könne seine Ahnungen und Weissagungen in die Bilder bannen. Seltsame Sache fürwahr, leider erlaubten mir meine Pflichten nicht mich dem näher zu widmen."

Buchet öffnete eine Schublade des Schreibtisches und holte ein Foto hervor. Anscheinend zeigte es das Motiv des genannten Gemäldes.

"Sicher versteht Ihr daher mein Interesse an dem Gemälde. Was uns zum Grund Eurer Anwesenheit führt, ich bekomme, wie Ihr Euch denken könnt, dieses Bild nicht umsonst. Natürlich bezahle ich einen Preis, einen nicht unerheblichen wie ich anmerken darf!"
 

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Hatte der Prinz Hannah gerade verdeutlichen wollen, dass ihre Umgangsformen mangelhaft waren? Sicher war sie nicht perfekt, aber anhand ihrer Vergangenheit grenzte es an ein verdammtes Wunder, dass ihr Erzeuger überhaupt soweit mit ihr gekommen war. Sie senkte beinahe demütig ihren Blick und für einen Augenblick überlegte die Brujah, ob sie Buchet direkt danach fragen sollte. Vielleicht nach einer Lektion, da wechselte er auch schon wieder das Thema. Zumindest schien es so. Ein wenig fühlte es sich an, als ob ihr Kopf einfach nicht schnell genug die Informationen verarbeitete, die der Toreador ihr vorwarf. Es kostete Hannah eine gehörige Portion Willenskraft, sich doch wieder zusammen zu reissen und bei der Sache zu bleiben und sich darüber hinaus so wenig wie möglich ihrer Verwirrung anmerken zu lassen.

Das macht er mit Absicht. Eine gute Taktik und du hast keinen Weg, sie direkt zu Kontern, Mädchen. Bleib einfach am Ball und halte nach seinen Angriffen auf deine Deckung Ausschau.

Sie versuchte sich an die verschiedensten Lektionen ihres Erzeugers zu erinnern, die er ihr auf einem Hinterhof in London Nacht um Nacht beigebracht hatte. Und es funktionierte. Zwar durchschaute sie noch lange nicht, was Prinz Buchet bezweckte, aber seine Worte drangen nicht mehr wie in einem Schlaghagel auf sie ein. William Blake? Erinnerungen an langweilige Lehrstunden, bei denen sie einige Werke gelesen hatte, die von ihm geschrieben oder mit seinen Bildern unterlegt waren, kamen in der Brujah hoch. Ja, den Namen kannte sie durchaus. Johann hatte eines seiner Werke an Buchet verkauft? Zu welchem Zweck, welchem Preis? Die Brujah sah den Prinzen wieder an.

Ich bin mit einigen, aber vermutlich nicht allen seinen Werken vertraut. Ich hörte davon, dass er das zweite Gesicht gehabt haben soll, aber ich war mir nie sicher, was ich von diesen Gerüchten halten sollte. Meister Blake verstarb leider auch gut ein halbes Jahrhundert vor meiner Geburt.

Hannah lächelte ein offenes Lächeln. Inzwischen rechnete sie sich die besten Chancen aus, bei dem Prinzen für den Augenblick in positivem Licht zu erscheinen, wenn sie offen, bescheiden und verständnisvoll auftrat. Was ihr in seiner Präsenz ohnehin nicht wirklich schwer fiel. Allerdings vermied sie es vehement zu bemerken, dass sie nie besonders von Blakes Werken angetan war und den Aufstieg Albions für ein ziemlich hässliches Bild hielt. Selbst den Gedanken daran verdrängte sie schleunigst wieder in die Tiefen ihres Unterbewußtseins. Für einen Toreador wäre das sicher reinste Blasphemie.

Soweit ich mich erinnere, hat er diese Druckform verwendet um seine Werke selbst zu publizieren, nicht wahr? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Preis für ein solches Original enorm sein müsste. Was allerdings soviel Wert ist und mit mir in Verbindung stünde, kann ich nicht erkennen, fürchte ich.

Inzwischen platzte die Brujah innerlich beinahe vor Neugier und die Willensanstrengung, sich weiter zurückzuhalten glich einer Zerreißprobe. Trotzdem wählte sie ihre Worte vorsichtig, zwang sich interessiert und gebildet, aber nicht altklug - und schon gar nicht ungeduldig zu erscheinen. Aber was war denn der Preis für das Bild gewesen? Was sollte dieses Spiel, dieser Test?
 
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"Das besondere an diesem Bild ist nicht etwa die meisterhafte Arbeit. Genaugenommen ist es bestenfalls mittelmäßig, ...das besondere an diesem Bild ist die Magie, welche auf eindrucksvollste Weise in die Farbe eingewoben wurde. Wer immer sich also das original Gemälde betrachtet, so heißt es zumindest, wird von einer tiefgehenden Empfindung reinster Glückseeligkeit erfüllt. Ich selbst bin zu ähnlichem in der Lage, müsst Ihr wissen Miss Kelly. Mister Blake jedoch vollbrachte seine erstaunliche Tat ohne jegliche auf Blut bezogene Hilfe. Ihr versteht sicher, dass es mir unter den Nägeln brennt einen Blick darauf zu werfen."

Buchet grinste freundlich und fast schien es sogar für den Bruchteil einer Sekunde er würde der Brujah zublinzeln. Aber das konnte nicht sein...

"Ich habe Eurem Sire also versprochen ihm im Gegenzug einen ganz besonderen Wunsch zu erfüllen. Dieser Wunsch, Ihr habt es Euch sicher bereits gedacht, hat unter anderem mit Eurer Person zu tun. Wenn ich ehrlich sein soll, sogar maßgeblich. Leider wurden mir keinerlei Ausweichmöglichkeiten gelassen, ich muss also leider auf Eure uneingeschränkte Kooperation bestehen!"
 
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Der Prinz sprach von Ungeduld, aber gleichzeitig spannte er sie derartig auf die Folter? Oh, welch Ironie. Offenbar erlaubte er sich doch auf ihre Kosten einen gewaltigen Spaß. Am liebsten hätte Hannah mit den Zähnen geknirscht und die Fäuste geballt um ihrer stetig weiterwachsenden Frustration in dieser Sache Luft zu verschaffen... aber nein. Sie warf ein letztes Mal ihre Starrköpfigkeit ins Rennen um zumindest das zu verhindern.

Nun, meine Aufmerksamkeit und meine Kooperationsbereitschaft liegt ganz auf eurer Seite, Exzellenz. Verzeiht mir die Frage, aber um welchen Wunsch handelt es sich dabei? Oder soll ich es nicht erfahren?

Ja, letztlich geann ihre Neugierde die Oberhand und die Brujah konnte sich vorstellen, dass das Verlangen des Prinzen, endlich einen Blick auf das Bild werfen zu können, sich wohl ähnlich anfühlen mußte, wie ihre Begierde endlich zu erfahren, was überhaupt los war.

Verdammt schwach, Mädchen... du hast echt schnell aufgegeben.

Als ihr dieser Gedanken durch den Kopf schoß, sah sie beinahe etwas verlegen auf ihre Hände. Ja... sie hatte wirklich nicht so lange ausgehalten, wie sie gedacht hätte. Das hatte sie doch schon besser gekonnt? Zumindest versuchte sie sich das in der Gegenwart dieses alten Meisters seines Fachs nun einzureden.
 
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Es war Buchet nicht anzusehen ob er den kleinen Sieg überhaupt mitbekommen hatte. Gleichmütig überging er Hannahs Kommentar, kam aber trotzdem zum Punkt. Blieb die Frage ob er dies tat weil sie etwas gesagt hatte, oder ob er sowieso jetzt geendet hätte.

"Ich musste ihm versprechen Euch zu erlauben ein Kind zu zeugen. Eines seiner Wahl natürlich. Der Auserwählte ist bereits hier in der Akademie und wartet, ohne sich dessen bewußt zu sein natürlich, auf Euren Besuch. Da es mir zugegebener Maßen unter den Nägeln brennt einen Blick auf das Gemälde zu werfen, ordne ich an das die Zeugung noch in der heutigen Nacht stattfindet. Macht Euch mit Eurem Kind bekannt wenn die Zeremonie vollzogen ist. Informationen die dazu wichtig sind findet ihr in einer Mappe in Romeros Büro. Ihr findet den Glücklichen in Appartement 417 im Wetsflügel."

Langsam lehnte sich Buchet zurück und begutachtete mit sichtlichem Vergnügen die nun kommende Reaktion der jungen Wilden.
 
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