[28.04.2008] Von Toten und lebenden Toten

rv122

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Die Nacht lag in ihrer Stille über dem Friedhof von Finstertal. Nichts schien die schlafenden Toten zu stören. Doch dann erklangen Schritte über die Wege des Friedhofes und die Stille löste sich auf. Doch sie wurde nicht von einem Lebenden gestört, sondern von einem Toten, der sich immer noch unter den Lebenden bewegte.

Der Mann schritt über den Friedhof. Doch dabei wirkte er nicht wie ein Eindringling oder Grabräuber. Er hatte einen schlichten schwarzen Anzug an, ein schwarzes Hemd und eine Blutrote Krawatte an. Auf seinem Kopf war ein schwarzer Hut und sein offener Mantel wehte leicht im Wind. In seiner Hand schien eine einzelne weiße Rose zu leuchten.

Er schaute nicht nach recht oder links, sondern nur auf einen speziellen Punkt. Beobachter könnten meinen er schaute sich nicht um, um nicht von seiner Angst streiche gespielt zu bekommen, doch dies war nicht der Fall. Der Mann wusste, dass nichts auf dem Friedhof ihn etwas anhaben konnte und so brauchte er nicht nach gefahren Ausschau zu halten.

So bewegte er sich ohne zögern in dieser Sommernacht auf ein Grab zu. Es war gut gepflegt und schien regelmäßig besuche zu bekommen. Ein glänzender glatt polierter schwarzer Stein. Lang blieb er stehen und schaute auf das Grab herab. Für einen Beobachter war dies sicher eine gespenstische Szene, denn der Fremde stand wie seine Statur da. Kein Muskel bewegte sich und keine Geräusche drangen von ihm aus. Man könnte meinen, der Tod würde nun die Seele aus diesem Grab holen.

Doch nach Minuten oder Stunden, ging er nun nach unten und strich mit dem Finger über die Inschrift des Grabsteines. Danach legte er die Rose nieder und trat einen Schritt zurück und schaute auf die Uhr. Es war soweit, der neue Tag war angebrochen und wie auf dieses stumme Zeichen herauf, fingen leichte Lichter um den Grabstein an zu Tanzen.

Wie zu einer Musik, die nur sie hörten Tanzten sie und schienen sich zu einer Gestalt fügen zu wollen. Als der Tanz vorbei war, schwebte nun eine Frau in einem weißen langen Kleid über der Rose. Sie lächelte, blieb aber sonst stumm, wie auch der schwarz gekleidete Fremde.

Ein Wind kam wieder auf und wehte ein paar lose Blätter durch die Luft, die um das geisterhafte Paar herum in den Himmel aufstiegen.

habe jetzt eine kurze Pause eingefügt, falls einer von euch Neugierigen zufällig auch genau zu dieser Zeit auf dem Friedhof ist und dass sehen könnte ;). Wenn sich keiner meldet, schreib ich am Donnerstag weiter :)
 
AW: [28.04.2008] Von Toten und lebenden Toten

Lange schauten sich die beiden nur an und bewegten keinen Muskel. Doch irgendwann hob die Frau eine Hand und strich über die Wange des Beschwörers, welcher dann ach dieser griff und sie versuchte festzuhalten. Das sonderbar was dieser nun spürte, war dass diese Hand nicht kalt war, wie man denken konnte, sondern warm war. Der Mann musste stolz lächeln, er hatte es geschafft.

Nun begann er zu reden und zu erzählen. Doch was er mit diesem Geist sprach, würde für immer bei den Toten bleiben und diese waren ja gewissermaßen nicht sehr gesprächig. Das war ihm auch ganz recht so, denn einige Dinge waren nicht für Lebende bestimmt.

Viel hatte er zu erzählen und so ging schnell eine Stunde vorbei. Die Zeit war um und nun hieß es wieder Abschied zu nehmen. Mit einer kurzen Geste verabschiedete er sich von der Frau und als hätte sie nur auf dieses erlösende Zeichen gewartet, zerfiel sie in hunderte von Lichtern.

Er blieb noch eine Minute vor ihrem Grab stehen, als er sich dann umdrehte und wieder den Weg ging, denn er bei seiner Ankunft gekommen war.

Unbemerkt von den beiden unheimlichen Menschen hatte ein Mädchen dies alles beobachten können. Sie war neugierig und wollte wissen, wer immer die weiße Rose auf das Grab ihrer Schwester legte und hockte nun leicht zitternd und mit Tränen in den Augen hinter einem Busch. Was sie heute Nacht gesehen hatte, konnte einfach nicht wahr sein, so sagte sie es sich jedenfalls immer wieder.
Doch als der Mond hinter den Wolken hervorkam und sie erkannte, wer am Grab stand, hätte sie beinah laut aufgerufen. Nun war er wieder gegangen und er hatte den Geist ihrer Schwester gerufen.

Langsam ging sie zum Grab und schaute auf dieses herab und starrte auf die weiße Rose. Ein Windstoß schreckte sie auf und sie fing an zu rennen. Weg von diesem Mann, weg von dem Grab und raus aus dem Friedhof.

All dies schien die Toten nicht zu stören und sie schließen weiter ruhig in ihren Gräbern. Der Mond wurde nun nicht mehr von den Wolken verdeckt und der Name auf dem schwarzen Grabstein schimmerte im Licht. Der Name der Toten war Gwen McKenna.
 
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