[28.04.2008]Die Brujah und das Biest

Dragoner

Hannah Kelly - Brujah
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29. Oktober 2008
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Es war anstrengender, das Tier unter Kontrolle zu halten, als Hannah sich hatte erinnern können. Sie war durch die Straßen gesprintet, um Ecken gebogen, hatte sich abgesetzt, soweit sie konnte. Natürlich konnte sie die Demonstranten noch immer hören, genauso, wie die lauter werdenden Rufe ihres Protests. Und sie hoffte, dass ihr der fremde Angreifer nicht gefolgt war.

Sie war sich kaum noch ihrer Umgebung gewahr, hatte gerade noch sichergehen können, dass sich kein Sterblicher in ihrer Nähe befand... dann war es um ihre Kontrolle bereits wieder geschehen. Das Tier war wieder frei.

Der Anfall war kurz, aber voller gewalttätiger Energie. Das Tier fand sich auf einem sandgefüllten Platz wieder, mit seltsamen Aufbauten, einige davon bewegten sich sachte im Wind. Von der Beute keine Spur. Die Frustration darüber entlud sich voller Wucht gegen die seltsamen Gebilde. Das Bersten von Holz, Kreischen von Metall und dumpfe Schläge hallten durch die Nachbarschaft des kleinen Kinderspielplatzes, doch nach wenigen Minuten herrschte bereits wieder gespenstische Stille.

Hannahs Sicht klärte sich und langsam wurde sie der Zerstörung um sich herum gewahr. Sie hatte eine Kinderrutsche aus ihrer Verankerung gerissen. Das Verbeulte und verbogene Metall war durch eine kleine Holzhütte, in die Kinder wohl hineingehen konnten um sich zu verstecken oder sonstiges, getrieben worden. Die gesunde Hand der Brujah verströmte einen leichten, beinahe beruhigenden Schmerz. Als ihr Blick darauf fiel, konnte sie einige Holzsplitter sehen, die aus der Hand ragten. Großartig. Wie zum Teufel hatte sie das alles mit einer Hand geschafft? Eine wahre Litanei der Flüche, die vermutlich selbst Ziege ihr respektvoll hätten zunicken lassen, ergoss sich über den nicht länger idyllischen Kinderspielplatz.

Zu Hannahs Glück war der Spielplatz nicht beleuchtet, denn die Raserei hatte wohl einige Leute, die nach der Demonstration nicht bereits wach gewesen waren aufgeweckt. In einigen der umliegenden Häuser waren Lichter zu sehen. Die Brujah duckte sich hinter die ruinierte Rutsche, bediente sich ihrer Zähne um die Splitter und Spreissel so gut es ging aus ihrer Hand zu ziehen und zog den Reisverschluß ihrer Jacke bis oben hin zu.

Die Anarche konnte Sirenen in der Stadt hören aber es war unmöglich auszumachen, ob diese auf dem Weg hier her waren oder zu der Demonstration. Oder ob ihr Ziel ganz woanders lag. Sie hatte nicht vor, zu warten um es herauszufinden. Nachdem sie sich noch einmal einen schnellen Überblick verschafft hatte, versicherte sie sich, dass sich dieser seltsame, schmerzende Zustand in ihrem anderen Arm nicht weiter ausbreitete, was tatsächlich nicht der Fall schien. Immer wieder pulsierten zwar beachtliche Schmerzwellen durch sie, aber damit würde sie jetzt ersteinmal zurechtkommen müssen. Die geschundene Vampirin versichert sich eilig, dass sie noch alle ihre Habseligkeiten bei sich hatte und ging dann den am schlechtesten beleuchteten Weg fort von dem Spielplatz, in Richtung der Innenstadt.

Sie warf noch einen Blick zurück zu der zurückgelassenen modernen - oder war das mordenden? - Kunst auf dem Spielplatz und verspürte sogar ein wenig Reue darüber, dass sie so ausgerastet war und in so wenigen Minuten solche Zerstörung angerichtet hatte. Hannah dankte... ja... wem eigentlich? Gott? Vielleicht... jedenfalls dankte sie was-auch-immer, dass kein Sterblicher ihrem Tier zum Opfer gefallen war und dass es nun ersteinmal befriedigt war. Soetwas durfte wirklich nicht noch einmal passieren, nahm sie sich vor.

Als Hannah einige Minuten später wieder auf belebtere Straßen kam, hatte sie die Hände in Handschuhe gesteckt - was im Fall ihrer nicht mehr funktionsfähigen Hand nicht leicht gewesen war und mit ziemlichen Schmerzen verbunden war - und die ruinierte Hand mühevoll in die zugehörige Jackentasche gesteckt, damit der nutzlose Arm nicht auffallen würde.

Als die Brujah ein junges Pärchen auf der anderen Straßenseite kichernd entlang gehen sah, wurde sie sich bewußt, dass sie diese Nacht erheblich mehr Blut gekostet hatte, als sie gedacht hatte. Und offenbar mußte sie in der Nähe eines Clubs sein... ob sie sich ein, zwei oder drei Opfer suchen gehen sollte, bevor sie wirklich hungrig wurde? Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Andererseits mußte sie dringend mit Max sprechen... und am Besten auch Fabian warnen, dass sie jemand angegriffen hatte. Wieder kamen ihr Flüche und Verwünschungen aus fast 140 Jahren ihrer Existenz in den Sinn.

Nein, zuerst würde sie dafür sorgen, dass sie nicht Hungrig weitermachen mußte...
 
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Es hatte länger gedauert, als sie zuerst gedacht hatte, aber ihre neueste Behinderung war wirklich keine Hilfe dabei, einen Menschen unauffällig einzulullen, ihn zu verführen und schließlich seines Blutes zu berauben. Als sie endlich aus dem Club herauskam, war sie aber immerhin nicht mehr in Gefahr auch noch Hungrig zu werden - aber alles andere als satt. Und der Kerl, den sie auf der Tanzfläche abgeschleppt hatte, freute sich auf der Toilette über die Nummer, die er geschoben hatte - oder würde sich zumindest freuen, wenn der Kater und die Euphorie abgeklungen waren und er glauben würde, dass er eine Nummer geschoben hatte. Zumindest schien er glücklich zu sein, als sie ihn auf der Toilette sitzend zurückgelassen hatte.

Hannah fühlte sich von dem stark alkoholisierten Blut ebenfalls trunken und benebelt, aber das kam ihr im Moment mehr als recht. Es betäubte die Schmerzen. Auf der Strasse angekommen blickte sie sich um - und der Mob, der nun durch die Straßen zog, war deutlich zu hören und würde wohl auch in Kürze diese Gegend erreichen.

Herrliches Chaos.

Während sie sich in Bewegung setzte, zückte Hannah ihr Telefon und wählte zuerst wieder Fabians Nummer. Sie mußte zumindest kurz mit ihm sprechen, bevor sie auch Max anrufen würde.
 
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Und damit lief sie beinahe in den großen, kräftigen Kerl im löchrigen Mantel hinein. Vielleicht ging ihr als erstes durch den Kopf, dass sie ihn versetzt hatte. Falls sie befürchtete dass er sauer auf sie war, würde ein Blick in sein Sorgen umwölktes Gesicht ausreichen um zu erkennen das es ihm wohl eher um ihr Wohlergehen ging.
Wie schon am Abend zuvor könnte ihr der ungewöhnlich lebendige Glanz in seinen Augen und die Wärme die er abstrahlte auffallen. Seine Stimme war ein fürsorgliches Brummen.
Hallo Hannah. Bist du in Ordnung ? Die haben mich da nicht reingelassen. Ich wollte nach dir Sehen.

Er deutete mit dem Kinn auf den Club aus dem sie gerade gekommen war. Natürlich hatte man ihn in seinem löchrigem Penner Outfit nicht reingelassen. Da er fand das für diese Nacht genug Unruhe war und auch genug Leute verletzt worden waren, hatte er beschlossen darauf zu verzichten den Kopf des Türstehers an der Garderobe aufzuhängen. Also hatte er hier draußen gewartet. Er hatte ihren Tobsuchts Anfall auf dem Spielplatz von weitem beobachtet. Sein Instinkt hatte ihm geraten nicht näher heran zugehen. Sie schien nicht sie selbst gewesen zu sein. Erst als sie ruhiger geworden war und wieder gezielt handelte, was bedeutete sich um ihre Wunden zu kümmern, hatte er sich hervorgewagt. Doch da war es zu spät gewesen und sie war in dem Club verschwunden.
 
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Die angeschlagene Vampirin war viel zu sehr in ihre eigene Gedankenwelt vertieft gewesen um Salem zu bemerken, wie er über die Straße auf sie zukam. Als er allerdings schon beinahe direkt vor ihr stand blickte sie mißtrauisch zu ihm auf. Ein weiterer Angreifer? Nein. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später hatte sie den Gangrel erkannt. Das Bild des Wachhundes ging ihr für einen Augenblick wieder durch den Kopf.

Salem... Scheiße. Wo kommst du denn her?

Sie erwartete offenbar nicht wirklich eine Antwort, denn im selben Atemzug drehte sie sich um, sah zu dem Club zurück und nickte dann, als sie sich wieder Salem zuwandte. Währendessen legte sie das Telefon auf und verstaute es wieder in ihrer Jackentasche.

Hast nichts verpasst, ist nicht so'n toller Schuppen.

Sie legte ihre gesunde Hand auf Salems Schulter und bugsierte ihn von dem Club weg in Richtung Innenstadt.

Ich hab dich beim Bahnhof nicht gesehen und Max - 'n Clanbruder - hat mich dann zu der Demo mitgeschleift. Aber du warst auch da, hm? Hast du gesehen, was da passiert ist?

Eine winzige Notlüge. Nur eine kleine.. und es war auch noch nichteinmal 100% gelogen. Nur ein wenig die Wahrheit... verdreht. In Hannahs Stimme schwang ein wenig der Schmerz mit, den sie noch empfand und der Schock über das, was ihr auf der Demo widerfahren war. Und das machte sie nur noch ein wenig glaubwürdiger.
 
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Für Außenstehende mochte es seltsam aussehen, als die Kleine den großen Kerl mit ihrem Arm einfach herumdrehte und führte. So ein Verhalten hätte man von einem Mädchen und ihrem Freund erwartet. Salem sah aber nicht aus als wäre er ihr fester Freund. Tatsächlich war die Vertrautheit mit der sie den Mann bedachte auch ungewöhnlich. Sie hatten sich schließlich erst gestern kennengelern. Trotzdem folgte er ihr bereitwillig. Auf ihre Bemerkung über den Bahnhof schüttelte er nur knapp den Kopf. Sein Gesicht sagte das es nicht der Rede wert wäre und er winkte ab. In Betracht der Dinge die sie gesehen und erlitten hatten, war das wohl auch nebensächlich. Ich habe es gesehen ja. Was war das für ein Kerl. Du wirst doch wieder OK ? Sowas habe ich noch nie gesehen.

Offensichtlich hatte er beobachtet was ihr passiert war. Zumindest war ihre Frage damit beantwortet.
Ich hätte von Gevatter Tod zumindest einen Schwarzen Mantel und eine Sense erwartet.
Der Witz kam eher lahm daher. Wirkte beinahe ein wenig unbeholfen. Eben wie jemand der mit einem Opfer sprach, aber nicht genau wusste wie er helfen konnte.
 
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Ein weiterer - diesmal in gälischer Sprache gehaltener - Fluch kam über Hannahs Lippen. Gevatter Tod. So hätte sie das vielleicht nicht ausgedrückt, das, was ihr widerfahren war, war schon so beunruhigend genug.

Gevatter Tod? Ne, ich schätze, der Kerl war ein Kainskind... oder ein Werwolf oder sowas. Vielleicht auch ein verdammter Besessener oder sowas. Hab gehört, sowas soll's auch geben. Und nein, ich hab sowas auch noch nie gesehen... oder zu spüren bekommen.

Während sie neben Salem fort von den Menschen ging, versuchte sie sich eine ihrer Zigarillos aus der anderen Jackentasche zu holen um sie zu entzünden. Und wieder waren ungewöhnliche Verrenkungen nötig, um das zu bewerkstelligen. Und es war schnell klar, dass sie zu stolz war, um sich dabei helfen zu lassen. Das Feuerzeug hielt sie von sich weg, als sie es entzündete und erst dann brachte sie es langsam näher um die Dannemann zu entzünden. Salem konnte sogar sehen, dass sie leicht zitterte, als sie die erste Rauchwolke ausblies, nachdem sie das Feuerzeug wieder verstaut hatte. Eine unbewußte - und für ihren Körper eher unnötige - Reaktion der Brujah, aber sie war nach dem Angriff - und je länger sie darüber nachdachte - völlig durch den Wind.

Scheiße. Er hat meinen verdammten Arm abfaulen lassen! Mitten in einer Menschenmenge. Der Typ hat doch 'nen Knall, aber echt! Fuck!

Sie zog an dem Zigarillo. Ihr war wirklich übel und irgendwie war sie froh, dass jemanden bei ihr war, der ihr eine gewisse emotionale Sicherheit und Stabilität gab. Sie fühlte sich verdammt verletzlich - ein Punkt, der Dargol vermutlich zu geistigen Jubelanfällen anregen würde. Dass sie aber Salem gar nicht näher kannte und es ihn vermutlich nicht im Geringsten interessieren würde, kam ihr dabei nicht einmal in den Sinn. Aus irgendeinem verrückten Grund hatte sie den gesellschaftlichen Aussteiger gemocht, als sie ihn zum ersten Mal sprechen hörte.

Mann, ich hasse es, die Kontrolle so zu verlieren. Hab ich irgendwen erwischt? Menschen?

Erst jetzt schenkte sie ihrem Begleiter wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre Sorge, ob sie jemanden verletzt haben könnte, an den sie sich bloß nicht erinnerte, war echt, genauso, wie sie sich wirklich emotional am Ende fühlte in dem Augenblick. Auch wenn er es nicht mehr gewohnt war, Konversation in dieser Art zu betreiben, würde Salem das aus der Stimme der Brujah heraushören können.

Scheiße, Annie. Du bist 130 Jahre alt und keine 16 mehr... wenn du jetzt anfängst Scheiß-Bluttränen zu flennen, wird der Typ dich auslachen und vermutlich auseinandernehmen... und dann den Rest der Kainskinder in der Stadt dazu einladen auf deine jämmerliche Asche zu pissen. Echt! Verdammtes Weichei!

Ob sie sich wohl besser fühlen würde, wenn sie das Blut wieder auskotzen würde, dass sie in dem Club zu sich genommen hatte? Ob sie sich nicht mehr wie ein verdammtes Tier fühlen würde?

Soetwas war der Brujah wirklich schon viele Jahre nicht mehr passiert.
 
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Der alte Wagen mit Max und seinem Ghul schlich um die Ecken, als Max endlich sein Handy aus der Tasche holte.

"Fuck, sowas haste noch nicht erlebt."

Ja, sowas hatte er noch nicht erlebt. Aber vorerst war es noch egal. Er wählte die Nummer von Hannah und wartete einfach ab.
 
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Hannah ging neben Salem her und fühlte sich noch immer schlecht. Es dauerte einen Augenblick, bis das Klingeln ihres Telefons sie aus den Gedanken riss. Sie wandte sich an ihre Begleitung und meinte matt:
Gib mir'n Moment, ja? Dauert nicht lange...

Dann zog die das Telefon aus der Tasche, drückte nach kurzem Suchen auf die richtige Taste und hob sich das verhasste Technikwunder ans Ohr. Sie blieb weiterhin aber einfach an Salems Seite.

Hannah hier... was gibt's?

Auch wenn sie sich Mühe gab, durch das Telefon "normal" zu klingen, konnte man ihr förmlich anhören, dass sie schon bessere Momente hatte.
 
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Glück gehabt, sie ist wieder bei sich.

Die Stimme des Riesen war noch angespannt, Hannah konnte es durch das Telefon hindurch hören.

"Max hier, hab mir'n Taxi besorgt und bin noch unserm neu'n Freund begegnet. Sowas hab ich noch nich gesehn, nichmal vom Sabbath. Wo biste, wir sammeln dich dann auf?"
 
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Für schier endlos erscheinende Sekunden war Schweigen Hannahs einzige Antwort. Was sollte sie darauf sagen? Sie hatte soetwas selbst noch nicht erlebt und so ganz vorbei war es wohl auch noch nicht, wenn sie ihren Arm bedachte. Diese Nacht hatte sich schlagartig in einen großen, stinkenden Haufen Mist entwickelt. Was also tun? Die Brujah versuchte souverän zu klingen.

Ich bin gerade aus 'nem Club rausgekommen, hab einen Bekannten dabei. Wir müssen uns wirklich treffen und wir haben vielleicht noch 'nen Termin. Werden wir dann sehen.

Hannah ging zur nächsten Ecke und las den Straßennamen ab, damit Max wußte, wo er sie abholen konnte. Dann machte sie wieder einige Sekunden Pause. Am liebsten wollte sie die nächste Frage gar nicht stellen - was würde es bedeuten, wenn Max sie bejahte? Ganz große Scheiße.

Hat er dich auch erwischt?
 
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Noch nen Termin...

Fuck!

Hannah konnte hören wie Max die Addresse weitergab.

"Okay, die Gegend ist bekannt, sind nur ein paar Straßen weiter. Nen Termin hab ich auch noch, müsste irgendwann gegen jetzt bei der Seneschall sein, werd dann versuchen noch was rauszufinden."

Er machte eine kurze Pause. Zum Glück kam sie zu Fuß nicht so weit das ein Auto die Strecke nicht in wenigen Minuten überbrücken konnte.

Schlimmer als du denkst, Kleine

"Stand mir gegenüber und hat seine Maske fallen lassen, aber das erzähl ich besser wenn wir uns sehn."
 
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Die Erkenntnis brachte Hannah wieder zum Schweigen. Max hatte es gesehen, was auch immer es gewesen war, es mußte scheußlich gewesen sein. Und er hat ihm... ihr... es... ins Antlitz gesehen. Sie schluckte hörbar um das Grauen, dass sich in ihrer Fantasie bildete, zu verdrängen.

Klar. Dann seh'n wir uns gleich, mate.

Der Brujah war das nur recht, das Telefon half nicht gerade dabei ein Gefühl der Sicherheit aufzubauen und ein Gespräch darüber wollte sie jetzt ohnehin möglichst vermeiden. Schon allein, weil sie Salem schon wieder vernachlässigen würde. An diesen wandte sie sich daraufhin auch.

Hey, Salem. Wir werden gleich abgeholt, wenn das ok ist. Kannst gern mitkommen. Und... danke, dass du mir nachgekommen bist...

Augenblick... was war nur los mit ihr? Vielleicht lag es daran, dass Hannah ihre eigene Vergänglichkeit vor Augen gehalten wurde. Dass ihr deutlich gemacht wurde, dass sie eigentlich - nicht einmal so tief in ihrem Inneren, wie sie sich immer einredete - ein Monster war. Mußte sie denn wirklich die Nächte damit verbringen auch noch ein Arsch gegenüber anderen zu sein?

Reiss dich endlich zusammen, das ist ja nicht zum Aushalten. Das nächste Mal wird die Begegnung anders ablaufen!

Aber so einfach war es gar nicht, den Schock loszuwerden, auch wenn sie sich bemühte. So würde Max sie kurz darauf wohl an der Straßenecke sehen, zusammen mit Salem. Eine Hand in der Jackentasche, die Andere immer wieder mit dem Zigarillo zum Mund führend.
 
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So dauerte es tatsächlich nur wenige Minuten bis ein älterer zweier Golf an der Straßenecke an der Hannah stand zum stehen kam. Kreischende Reifen und ein hupender Wagen dahinter inklusive.

"Shit, jetzt hätten wir sie fast übersehen."

Der Mann am Steuer wirkte noch von relativ durchschnittlicher Figur, die langen Haare und sein Bartansatz machten ihn aber zum üblichen Verdächtigen für die meisten Drogenfahnder. Max saß auf dem Beifahrersitz, sein Blick war leicht säuerilch, ihm war anzusehen das er möglichst schnell weg wollte.

"Spring rein!"

Die Rückbank war ein wenig unordentlich, aber Hannah würde wohl nichts entgegenfallen beim öffnen der Tür.
 
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Er beobachtete ihr Profil als sie telefonierte. Zitterte sie etwa ? Das wäre keine Überraschung. Er spürte selber Schwäche und Übelkeit, wenn er daran dachte wie Haut und Fleisch unter dem Druck der Finger des Todes weggefault waren. Unter keinen Umständen wollte er dorthin wieder zurück.
Als sie aufgelegt hatte schüttelte er nur Knapp mit dem Kopf. Nein. Du hast ganz übel gewütet. Aber es war niemand da und ich bin außer Reichweite geblieben. Darum hatte er sie wohl auch nicht mehr eingeholt, bevor sie den Club betreten hatte.
Dann tat der größere Mann etwas unerwartetes. Eine seiner Hände umfasste ihren Kopf und er tätschelte sie beruhigend. Er wirkte dabei ein wenig link, so als wäre er nicht sicher ob es richtig war sie zu berühren. Vielleicht lag auch das wieder an seiner langen Isolation. Vielleicht fiel es ihm darum schwer richtig einzuschätzen was angebracht war und was nicht. Wenn sie sich seiner Berührung entzog, würde er sich nur Räuspern und die Hände in seine Taschen vergraben. Ansonsten wartete er nur ein paar Momente ab.
Vielleicht hätte sich etwas in Hannah sogar gewünscht in den Arm genommen zu werden. Aber trotz Salmes Sorge die ihm deutlich vom Gesicht abzulesen war, gab es eine gewisse Distanz zwischen ihnen die ihn davon abhielt.
Als der Wagen des Brujah heranfuhr erkannte er Max. Das war der Riese von der Demo. Machs gut Hannah. War alles was er sagte. Er, der diese Nacht so etwas wie ihr Beschützer gewesen sein mochte. Zumindest hatte er über sie gewacht.
Seine Haltung verriet deutlich, dass er nicht mit in das Auto steigen würde. In seinen Augen flackerte es kurz. Hatte das große Baby vielleicht Angst ? War ihm das Ding zu eng ? Oder schreckte ihn die Technik ab ?
Nach der Verabschiedung sah er den kleiner werdenenden Lichtern hinterher. Irgendwo ein paar Straßen weiter hörte er Menschen die brüllten und mit improvisierten Schlagwaffen alle möglichen Dinge demolierten. Das war einfach keine gute Nacht. Salem zog den Kopf ein wenig ein, vergrub die Hände in den Taschen und trottete von dannen. Er wollte niemanden mehr sehen.
 
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Hannah war überrascht von Salems Geste ihr gegenüber. Ein Teil in ihr - der räuberische Teil - wollte sich tatsächlich von der Berührung zurückziehen. Aber das Tier war durch das Erlebte so schwach, dass es in der Situation nicht überwog. Es war die junge Sterbliche, die sie einmal gewesen war, die diese simple Berührung und die Wärme, die sie sogar zu spenden vermochte, genoss. Trotz besagter Distanz zwischen den Beiden, die Hannah genauso gut spüren konnte, wie Salem selbst, hielt sie still und ein betretenes Schweigen trat ein. So verrückt die Situation war, so gut fühlte es sich auch wieder an.

Erst als das Auto in Sicht kam und die Beiden auseinander gingen, brach sie ihr Schweigen wieder und wiederholte einfach ein Wort, das sie ehrlicher nicht hätte meinen können:

Danke.

Es war zwar eigentlich nur so ein Gefühl, aber die Brujah wußte bereits, dass Salem nicht mitkommen würde, bevor er sich verabschiedete. Sie hatte nicht die geringste Idee, warum, aber es passte zu dem seltsamen Gangrel. Und sie akzeptierte es - zumindest beinahe.

Vielleicht sehen wir uns morgen Nacht. Würde mich freuen.

Als sie die Tür des alten Golfs öffnete war sie bereits wieder beinahe vollständig die nächtliche Räuberin.

Scheinbar schien die Unordnung in dem Auto Hannah wirklich nicht im Geringsten zu stören. Sie warf Max beim Einsteigen einen fragenden Blick zu und nickte lediglich in Richtung des Fahrers des Autos. Die unausgesprochene Frage, ob der Typ in Ordnung war.

Ohne jedoch die Antwort abzuwarten stieg Hannah hinten in den Golf, auffällig darauf verzichtend, die zweite Hand aus der Tasche zu nehmen. Die Brujah sah noch einmal zu Salem, nahm noch einen Zug von dem Zigarillo und zog die Tür zu.

Scheiße. Verpissen wir uns.

An der Nacht würde ihr so einiges noch zu denken geben. But first things first.
 
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Max kam nichtmal mehr dazu dem anderen zuzunicken oder sonstwas zu machen, da saß Hannah bereits im Wagen.

"Zum Bahnhof, dort steht mein Wagen. Hannah, das ist Thomas, mein Ghul."

Als der Ghul den Wagen beschleunigte sprach Max wieder weiter. Ihm war anzuhören das er noch wütend war.

"Dieses Vieh sah aus wie na wandelnde Leiche, komplett zerfallen , an dem sind sogar schon Maden rumgekrochen.Was hat er mit dir angestellt?"
 
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Hannah nickte dem Ghul zu. Mehr Beachtung schenkte sie ihm im Augenblick nicht. Sie schauerte bei Max' Erzählung des Gesehenen.

Scheiße. Der Typ... was auch immer... hat mich angegriffen. Einfach so. Ich mein... sieh dir diese Scheiße an!

Damit nahm die Brujah die Hand aus der Tasche und streifte ihre Jacke mit etwas Mühe soweit ab, dass Max - und auch sein Ghul - den verwitterten, verfärbten, abgestorbenen und verdrehten Arm sehen konnten.

Tut scheiße weh! Er hat das dann auch noch mit dem Rest versucht, hat aber wohl nicht so geklappt. Ich kann diesen Dreck nichtmal heilen, verdammt!

Damit streifte sie die Jacke wieder über und sah nach vorn.

Wenn ich den Sack erwische...
 
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Als erste Wirkung des gezeigten Arms wäre der Ghul fast in ein entgegenkommendes Auto gefahren.

"Halt die Augen auf der Straße!"

Wurde er darauf von Max zurechtgewiesen.

"Fuck, sowas hab ich noch nicht gesehn. Bin dabei bei der Jagd und wenn am Ende die ganze Stadt in Asche liegt.Der Freak hat mir gesagt wir hätten das sichere Gebiet verlassen und dort hätten wir nichts zu suchen gehabt."
 
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Hannah nickte, während sie die Jacke wieder verschloss.

Ja, sowas in der Art hat er mir auch gesagt. Hat auch gemeint, er wäre nicht allein, aber kein Plan, ob ich ihm das abnehmen soll. Aber ich bin ehrlich... das war mir in dem Moment echt scheißegal!

Ich hätt dich vorher gewarnt, aber ich hatte Mühe von der Menschenmenge wegzukommen, bevor ich vollends austicke... und als ich dann ausgerastet bin hab ich mich wohl auf 'nem bescheuerten Kinderspielplatz ein paar Blocks weiter vergnügt. Salem hat mich da in der Nähe eingesammelt.


Salem. Ein paar wirre Gedanken und seltsame Eindrücke, von denen sie sich gerade nicht sicher war, ob sie die wirklich so wahrgenommen hatte, schossen ihr durch den Kopf.

Is'n Gangrel, den ich gestern zufällig kennen gelernt hab. warf sie noch schnell als erklärenden Informationsbrocken hinterher. Dann kamen ihre Gedanken wieder zu den jetzt anliegenden Dingen. Fabian.

DeSade würde sich gerne mit uns treffen. In etwa 'ner halben oder dreiviertel Stunde oder so.

Hannah versuchte in dem Auto eine Uhr zu finden und bestätigte dann noch einmal die Uhrzeit. Außerdem nannte sie Max nach kurzem Überlegen auch die Adresse.

Ich hab nicht vor, da einfach so hinzumarschieren und zu klingeln. Nicht nachdem wie die Nacht bisher verlaufen ist.
 
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Ein weiterer Name den auch Max noch treffen wollte.

"Warnungen sind überbewertet. Ja, klingt gut. Sind gleich am Bahnhof, dann können wir auch wieder in 'n richtiges Auto umsteigen."

So langsam kamen die drei auch tatsächlich dem Bahnhof näher, aber eben wirklich nur so langsam. Sie kam also an nem Spielplatz wieder zu sich, Max war es dabei so ziemlich egal ob sie davon jemanden ausgesaugt hat oder nicht.

"Salem kann ich dann in den nächsten Tagen ja noch kennen lernen."
 
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