[27.04.08] Verruchte Stätten

Salem

Kainit
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20. Oktober 2008
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55
Der Flußlauf hatte ihn geradewegs in diese etwas schmuddelige Ecke der Stadt geführt. So war der örtliche Sündenpfuhl das Erste das Salem nach langer Zeit wieder von einer Stadt sah. Außerdem war es auch das erste was er von Finstertal aus der Nähe sah. Rotes Licht flackerte auf dem schwarz glänzendem Kopfsteinpflaster und brach sich in den schmutzig trüben Scheiben der Häuser wieder. Das Leben hatte ihn wieder und es zeigte ihm direkt seine schäbige Seiten. Grell bemalte Verkommeheit. Das galt für die Menschen genauso wie für die Eingangstüren in die Lokale. Salem hatte die Hände in die Taschen geschoben und den Blick zu Boden gesenkt. Er ging so unauffällig wie es ihm möglich war und gab sich die größte Mühe den Anschein zu erwecken, daß er hier oft entlang ging.
In jede Seitenstraße spähte er kurz hinein. Wenn er irgendwo einen einsamen Menschen betrunken liegen sehen würde, wollte er sich dessen Mantel nehmen. Das wäre unaufälliger als sein derbes Oberteil, dem man deutlich ansah das es zuviel Wetter gesehen hatte. Da er sich nicht auskannte lief er ohne Ziel einfach die Straßen hinab und sah sich die Leute und die Stadt an. Zur Beruhigung summter er leise vor sich hin während er still ein Lied in seinem Kopf mit sang.

Auf der Bahre des Todes
liegt der König und fleht
zu vergeben seine Sünden
die er im Leben hat gesäht.
Doch die Zeugen seiner Taten
habn´ die Sünden erlebt
der Tod sei ihm gegönnet
seine Reue kommt zu spät.
Der Tod ihm gegenüber,
fordert ihm zum Tanze auf:
Komm leer´ Dein´ letzten Becher,
hier nimmt das Ende seinen Lauf.
Mit dem Tode soll er tanzen
durch das Höllenportal
denn das Ende ist der Anfang
seiner endlosen Qual.

In der Gosse liegt der Bettler
hat verloren seinen Mut
ihm die Füße sind erfroren
seine Lunge voller Blut.
Doch im Leben war er seelig
war zufrieden nur mit Brot
hat gelitten und geschwiegen
wenn er spürt des Königs Wut.
Auch zu ihm kommt dann der Tod
fordert ihn zum Tanze auf:
Leer auch Du dein´ letzten Becher
hier nimmt das Ende seinen Lauf.
Mit dem Tode wird er tanzen
in das Paradies zurück
denn das Ende ist der Anfang
von seinem ewigen Glück.
 
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Tatsächlich fand Salem hinter einer Mülltonne ein betrunkenes Subjekt mit einem 'Mantel'. Es handelte sich um einen älteren Mann, der seinen Rausch in vollen Zügen, jedoch ohne Bewusstsein genoß. Es konnte gut und gerne sein, dass er auch mehr als nur Alkohholika inne hatte. Aber das war sicher nichts besonders in diesem dreckigen Teil der Stadt. Das was der Kerl über seine Kleidung trug konnte man zwar als Mantel identifizieren, aber der Name Mantel war dann doch etwas zu schmeichelhaft. Ein graues Stück Stoff mit zwei Außentaschen und jeder Menge Löcher. Allerdings viel Salem damit definitiv weniger auf. Es war fast als würde er mit dem überstreifen des Kleidungsstücks noch mehr in dieses Viertel eintauchen und eine Art Camouflage überwerfen.

~

Fabian verlies das beige Gebäude mit den vielen kleinen Fenstern und den roten Vorhängen. Er hatte nur minder Erfolg gehabt. Eigentlich wollte er einige nette Einkäufe erledigen. Stattdessen hatte er wenigstens ein wenig 'Werbung' für den 28ten machen können.
Es schien als wäre der Drogenmarkt inzwischen völlig monopolistisch aufgebaut. Ihm war erzählt worden, dass es zwar einen guten freien Dealer gegeben hatte, aber der war irgendwie an einen falschen Kunden geraten. Davon hatte die russische Mafia Wind bekommen und nun war der Dealer Dauergast bei den Fischen. Danach schien die Mafia Probleme mit dem Kunden gehabt zu haben. Schien eine Art Rambo oder sowas gewesen zu sein. Tja und jetzt gab es nur noch einen Anlaufpunkt: Ziege.

Es würde sicher interessant werden bei dem alten Haudegen aufzutauchen. Aber warum nicht, vielleicht konnte man an alte Bande anknüpfen. So von wegen Elysium und so.
Apropos ins Café de Trois musste er auch noch. Ein wenig Routine in die Sache bringen. Außerdem wollte er vielleicht seine neue Fähigkeit testen. Er hatte bisher nur ein paar seiner 'Freunde' zu ihm geholt. Es war großartig zu wissen, dass man mit einem Schlag plötzlich all die Skinheads um sich versammeln konnte, ohne überhaupt ein Wort gesagt zu haben. Sehr nützlich.
Doch an wem sollte der BrujahDJ seine neugewonnene Präsenz ausprobieren? Jemand der nicht sofort sauer wurde und ihm vielleicht sogar ein nettes Gespräch bescheerte? Tja, da blieb nicht mehr viel Auswahl. Aber das hatte Zeit bis er im Café war.

Jetztt musste er ersteinmal diese andere Sache klären.
Plötzlich machte sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Brujahs breit. Natürlich, man konnte das Angenehme mit dem Job verbinden.
In Gedanken lief er um die Ecke und wäre beinahe in den Gangrel gelaufen. Scheinbar funktionierte die Tarnung wunderbar, sonst hätte ihn dieser Mann Ende Zwanzig mit dem schwarzen Kaputzenpullover und den olivgrünen Jeans sicher nicht übersehen.
"Holla, das war knapp."
Fabian sah auf und blickte in das Gesicht des Fremden. Typischer Kerl von der Straße. Aber relativ kräftig. Vielleicht war dem hier langweilig und er wollte ein wenig spielen? Warum nicht, Fabian musste sowieso noch mehr Leute zusammen trommeln.
 
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War es echtes Glück oder nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit das er tatsächlich einen Mantel fand ? Salem blieb stehen als er den Haufen Mensch in der Seitenstraße liegen sah. Mit seiner Zunge beulte er eine seiner Wangen von Innen aus, so daß sich eine deutliche Beule zeigte. Ein kurzer Blick in alle Richtungen ob ihn jemand bemerkte ? Dann trat Salem in die Dunkelheit der Gasse hinein. Immer noch mit den Händen in der Tasche ging er möglichst unaufällig hinüber zu dem Menschen und schnüffelte kurz. Betrunken. Er nickte zufrieden und trat probeweise einmal gegen den Kerl. Mehr als ein protestierendes Brummen zur Antwort kam nicht, also konnte man davon ausgehen das der Mann bewußtlos bleiben würde. Salem konzentrierte sich kurz und spannte seine Rückenmuskeln an. Dann packte er den Mantel und hob mit einer Stärke die ein Mensch seiner Statur nicht haben sollte den ganzen Unglücklichen einfach auf. Er schüttelte den Mantel ein wenig hin und her. Schließlich rutschte der Eigentümer aus dem fleckigem Fetzen heraus. Salem achtete darauf das sich der Typ nicht verletzte und einigermaßen sanft landete. Dann schlug er das Kleidungsstück einmal aus und legte ihn an. Perfekt. Er sah hinunter zu dem Altem und begann kurz ein paar Zeitungen oder ähnlich wärmendes auf ihn zu schaufeln. Es war eine Kalte Nacht und vielleicht wäre es ohne ihn sogar die letzte für den Mann gewesen. Wenn er ihn aber schon beklaute, dann konnte er wenigstens noch dies für ihn tun. Als Salem dann wieder zurück auf die Hauptstaße ging war er scheinbar vollständig mit der Kulisse verschmolzen. Sein unrasiertes Gesicht und seine ungekämmten Haare unterstrichen diesen Umstand. Nur seine Augen waren eine Idee zu klar und wach für einen Penner.
Nun war er wesentlich entspannter, denn er fühlte sich unaufälig. Vielleicht zu entspannt wie er kurz darauf feststellte, weil er fast mit jemandem kollidierte. Salem blieb wie angewurzelt stehen.
Sein Gegenüber war ein Mann seines Alters in unaufälliger Kleidung. Jetzt war es wohl an ihm etwas zu sagen. Die Stirn legte sich in Falten und der Blick ging ein wenig ins Leere. Salem legte leicht den Kopf schief und wirkte als würde er einen Moment nachdenken müssen. Tatsächlich suchte er Worte.

Verzeihung...? Betonte er es dann wie eine Frage. Es schien als wäre er unsicher. Die Stimme war eigentlich angenehm. Eine warme Klangfarbe und wenig aufdringliche Höhen oder Tiefen. Allerdings klang er wie jemand der es nicht gewohnt war zu sprechen. Es fehlte allerdings noch etwas. Salem besah sich das Gesicht seines Gegenübers und schien sich erst dann zu erinnern das zu einem Gespräch auch ein Gesichtsausdruck gehörte. Schnell bleckte er ebenfalls die Zähne. Es sollte ein Lächeln oder auch ein entschuldigendes Grinsen sein, aber er übertrieb es ein wenig. So wirkte es wie eine Antwort auf das breite Grinsen des Brujah.
 
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Langsam wich das Grinsen von Fabians Gesicht. Der Andere machte ihn doch nicht nach, oder? Er hatte doch nicht etwa seine Mimik reflektiert? Fabian hatte doch nicht etwa schon wieder ein breites Grinsen aufgesetzt.
Seit Jennifer ihm gesagt hatte, dass er ständig mit einem Grinsen herumlief, war Fabian ein wenig aufmerksam geworden. War dies wirklich der Fall?

Das Problem war, dass Fabian es nicht gewohnt war, Reaktionen anderer Leute wahrzunehmen und ordentlich zu verwerten. Er hatte definitiv ein gestörtes Verhältnis zu seiner Umwelt. Woraus ein übersteigertes Ego folgerte, was wiederum sehr gut half, wenn man ständig mit neuen Menschen zu tun hatte und ständig versucht war aus allem den größt möglichen Spass heraus zu bekommen.
Egozentrischer Junkie?
Nein, Fabian war einfach ein wenig anders als die Anderen. Er hatte seine eigenen Vorstellungen, lebte in seiner eigenen Welt, in der er der Mittelpunkt war. Jemand der Fabian wirklich gut kannte würde ihn wohl als Karrikatur von Zaphod Beeblebrox beschreiben. Übersteigerte positive Selbstwahrnemung, geringe persönliche Distanz und keinerlei Einfühlungsvermögen. Das Problem war, dass niemand Fabian wirklich gut kannte.

"Kein Ding! Alles klar bei dir? Siehst ein wenig mitgenommen aus. Vielleicht kann ich dir helfen?"
Das Gegenüber von Salem sah nun wirklich nicht wie ein freundlicher Sozialarbeiter aus. Andererseits erschien der Vorschlag ernst gemeint zu sein.
 
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Als das Grinsen aufhörte sich von einem Ohr zum Anderem zu spannen ließ auch Salem seines schlagartig fallen. Er wollte sich keineswegs über Fabian Lustig machen. Er war es nur nicht mehr sonderlich gewohnt sich zu unterhalten und hatte daher noch nicht wieder das richtige Maß für Gesichtsausdrücke. Darum dauerte es wieder ein paar Sekunden zu lange bis er die richtigen Worte ausgewählt hatte.

Uhm...ja. Ich bin neu in der Stadt.
Dann erinnerte er sich auch wieder an andere zwischenmenschliche Dinge. Abstand. Er machte einen kleinen Schritt nach hinten und stellte damit wieder die richtige Distanz zu einem Fremden her. Der Kerl ist bestimmt ein Dealer. Er sieht zumindest nicht aus als wäre er von der Wohlfahrt und warum sollte er wohl anbieten einer abgerissenen Gestalt zu helfen ? Aber es war eine gute Übung. Wer wusste schon zu was der Kerl vielleicht außerdem noch nützlich sein würde ? Salem war durchaus auch hungrig.
 
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Fabian blickte verwundert zu seinem Gegenüber. Was war nur mit dem Kerl los? Ein bisschen zu viel getrunken? Zu viele Pillen geworfen? Na ja, vielleicht konnte man die Paranoia ja nutzen.
"Hey, wie wäre es, wenn wir was trinken gehen? Oder zumindest ein bisschen durch die Stadt wandern. Ich kann dir vielleicht was über die Stadt erzählen..."
Plötzlich merkte Salem, dass sein Gegenüber recht hatte. Der erste soziale Kontakt an diesem Abend und gleich ein so freundliches Wesen. Es schien wirklich als wäre etwas besonderes an Fabian. Eine gewisse Aura oder Präsenz. Der Mann mit dem leichten Grinsen im Gesicht, das sich scheinbar nicht völlig entfehrnen lies, gab einem das Gefühl der Sicherheit. Ja, es war fast, als wäre der junge Brujah-DJ der geeigneste Gesprächspartner für Salem. Zumindest was das austesten anging. Und vielleicht konnte man von dem Kerl ja wirklich etwas nützliches erfahren? Zumindest hatte Salem das Gefühl, dies ausprobieren zu wollen.

"Ich heiße übrigens Fabian Mahler. Oder auch DJ deSade, wenn du dich ein wenig mit Musik auskennst."
Das Grinsen wurde ein Stück breiter und Fabian streckte dem Kerl die Hand hin. Hoffentlich machte der jetzt nicht einen Hops nach hinten.
Dann begann Fabian die Straße entlang zu gehen.
"Eigentlich ist Finstertal eine tolle Stadt, aber eben nur in bestimmten Gebieten. Ich weiß nicht ob du schon was von der Kunstakademie gehört hast. Ist ziemlich berühmt und all die Privilegierten hausen dort. Kannst dir sicher vorstellen, welche Schnösel dort über einen schwarzen Fleck auf einer Leinwand debatieren, während..."
Fabian lies lediglich eine Hand über das Ambiente gleiten. Alte und verbrauchte Huren, Stöhnen aus den Seitengassen, Müll auf der Straße. Salem sah es ja selbst. Und irgendwie mochte er dem Brujah recht geben. Was bildeten sich diese Leute ein, die auf den Geldbergen saßen, während hier das Elend herrschte.

"Aber es gibt immer wieder einige Leute, die was verändern wollen."
Fabian winkte ab.
"Nicht irgendwelche Sozialarbeiter, oder Pädagogen, oder so ein Kram. Politik zu machen wurde hier schon lange aufgegeben."
Er steckte die Hände in die Hosentaschen, während sie im Rotlichtviertel spazieren gingen.
"Nein, ein paar Leute die wirklich was verändern wollen. Kannst du mir folgen?"
Fabian stoppte und sah dem Typ in die Augen. Eigentlich war es völlig egal wer der Typ war, solange Fabian ihn mit ein wenig unnützer Propaganda füttern konnte und ihm klar machen konnte, das er einer derjenigen war, die immer nur verlieren würden, wenn er sich nicht bald gegen 'die da oben' wendete.
Eigentlich gefiel sich Fabian als intriganter Parolenschwinger.

Out of Character
Wurf im Notizblock; hab dir auch eine Nachricht geschrieben
 
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Der DJ fuhr wie ein Güterzug über Salem hinweg. Gerade ordnete er noch seine Gedanken und überlegte was als nächstes zu so einer Begrüßung gehörte, da hatte Fabian ihn auch mit einer Handbewegung die Straße herunter geführt. Seine Füße schlugen ganz von selber die Richtung ein. Der Kerl scheint nett zu sein. Irgendwie schien es ihm das gerade alles ungewöhnlich schnell verlief. Es genügten aber bereits wenige Wochen abseits der Städte um sich wie auf einem anderem Planeten zu fühlen, wenn man zurück kam. Die Kultur raste. Eigentlich warnten einen die Eltern immer davor mit solchen Fremden mit zugehen. Im Moment wußte er aber auch kaum alternativen. Außerdem wäre es irgendwie unhöflich sich jetzt davon zu machen und es fiel ihm auch keine Floskel ein mit der man sich zu so einer Gelegenheit aus der Affäre zog.

Meine Name ist Salem Isarhut. Ein kräftiger Händedruck und schon waren sie unterwegs. Die Hand des Typs fühlte sich irgendwie klamm an. Salem war absolut nicht in der Lage dem Gespräch richtig zu folgen. So blickte er die meiste Zeit zu Boden und brummte ab und an nur etwas bejahendes. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Er war gerade erst wieder soweit sich bewußt zu werden das in so einer Stadt komplexe Schichten existierten. Von Politik und sozialer Ungerechtigkeit war er weit entfernt. Diesem Fabian schien das alles aber wichtig zu sein. Darum wollte Salem versuchen auch etwas nettes zu sagen. Er wollte das das Gespräch weiterlief und irgendwie wollte er auch freundlich sein zu dem Typ.
Uhmm...ja. Du meinst Menschen die für ihr Volk kämpfen. So wie Michael Collins.
Na also. Langsam kam er in Fahrt. Einige alte Geschichten fielen ihm ein. Von tapferen, ehrenhaften Männern. Vielleicht wollte Fabian eine Geschichte von Robert the Bruce hören ? Oder von Pancho Villa ?
 
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Fabian runzelte kurz die Stirn. Michael Collins? Wer war denn das? Hey, er war ein verdammter Brujah DJ, er brachte Leute zum tanzen und das wars. Auf dem Bildungsstand, den Fabian hatte, konnte er nichts von irgendwelchen Iren wissen, die für ihr Land gekämpft hatten.
Trotzdem nickte er.
"Ja, klar, so in etwa."
Anschließend ging er weiter.
"Was genau machst du denn in der Stadt, wenn du gerade erst angekommen bist? Hast du dich schon durch die Bürokratie gekämpft und versucht eine ordentliche Wohnung, oder eine Arbeit zu bekommen?"

Fabian hielt den Kopf zwar geradeaus, blickte aber aus dem Augenwinkel zu dem Gangrel.
"Ist relativ schwer."
Sofort wiegelte er ab und schwenkte die Hand.
"Klar, es gibt überall arbeitslosigkkeit, aber hier in Finstertal...eine verdammte Schande."
Er nickte bestätigend mit dem Kopf.
"Sicherlich hast du schon bemerkt, dass es hier Gegenden gibt, die man Nachts besser nicht betritt. Tja, das passiert wenn man all die leute, die kaum was verdienen in Gettos steckt und erwartet, dass sie sich selbst umbringen. Wie wilde Tiere im Zirkus. Und die Domptöre haben ihren Spass dabei."
Fabian hatte tatsächlich ein bischen etwas über Politik gelesen und ein paar Vokabeln aufgegriffen. Außerdem hatte er gelesen, das es immer gut war nette Vergleiche zur völlig anderen Dingen herzustellen. Half bei der Imagination oder so...
 
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Im Augenblick war das Gerede über Politik für ihn noch zu abstrakt. Salem hatte das Gefühl längst nicht alles mitzubekommen was sein Gesprächspartner von sich gab. Umso erstaunlicher das er sich trotzdem von dem Kerl durch die Straßen führen ließ und ihm zu allem Überfluß auch noch zuhörte. Sicher - er hatte sich jemanden zum üben gewünscht. Aber irgendwie hatte er in ein Wespennest gestochen. Dabei hatte er gar nichts gesagt. Das Fragen Gewitter das über ihn hereinbrach war auch noch unangenehm zu beantworten.

Ich...nein. Ich schaue mir erstmal alles an. Für gewöhnlich melde ich mich nirgends an. Ich arbeite auch nicht so wirklich. Also...nur Gelegenheitsmäßig. Nichts festes. Wieder eine merkliche Pause, aber sie wurden kürzer und die Stirn warf nicht mehr ganz so viele Falten. Die Worte fielen Salem wieder leichter. Auch die Art wie man sie aussprach kam intutiv wieder. Er erinnerte sich an andere Unterhaltungen die er geführt hatte und erinnerte sich auch daran, daß so ein Gespräch keine Einbahnstraße war.Und du ? Schaffte er es also zu fragen.

Auf den Kommentar das es gefährlich werden mochte in den Straßen zog er nur die Schultern hoch. Normalerweise gab es wenig was er fürchten musste. Ganz sicher keine Straßenräuber, oder Menschen.
Ich habe keine Angst. Ich kann auf mich aufpassen.
 
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Out of Character
Ieks, den Thread hab ich ja völlig vergessen, sorry!


Fabian nickte. Der typische Streuner. Nichts festes, hie und da mal arbeiten, vor sich hinleben. Wäre doch gelacht, wenn man den nicht ein wenig polen könnte. Also zog Fabian eine Karte aus seiner Umhängetasche, auf der eine Adresse und eine Uhrzeit angegeben war. Die Adresse würde einen in das östliche Industriegebiet auf einen kleinen Platz an dem einmal Bäume gestanden hatten, jetzt aber das einzige Anzeichen auf Natur ein bisschen dreckige Erde war, führen. Dort hatten jede Menge Personen platz.
Die Uhrzeit war 22.00, zehn Uhr nachts.

"Also wenn du was unternehmen willst, kannst du hier vorbei schauen. Ist eine wunderbare Gelegenheit um gute Leute kennen zu lernen, solche wie dieser Collins."
Fabian überreichte Salem die Karte.
"Außerdem lohnt es sich immer für das Richtige einzustehen, nicht wahr?"
Dann begann er breit zu grinsen.
"Ich bin DJ. Vielleicht hast du bereits von mir gehört, DJ deSade. Gerade gibts viel zu tun im Black Hammer. Der Club hat gerade erst aufgemacht und ein Bekannter von mir ist der Besitzer. Also jede Menge tanzendes Volk."
 
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Großartig. Ein Rekrutierungsgespräch. Wahrscheinlich so ein Sektenspinner. Jetzt erst bemerkte Salem das der Andere ihn versuchte für sich einzunehmen. Ein wenig plump sogar. Trotzdem irgendwie auf eine charmante und freche Art. Er war ihm nicht mal böse und fand den Kerl trotzdem noch zu sympathisch um ihn weg zu schicken.
Also steckte er einfach nur die Karte ein und ertappte sich bei dem Gedanken Fabain zu liebe dort auch tatsächlich aufzutauchen. Er grinste einfach mal zurück. Von DJs und derartigem hatte Salem nur sehr wenig Ahnung. Er wusste so gerade das es so etwas gab. Black Hammer war wohl so etwas wie ein Club. Aber de Sade sagte ihm dann wieder etwas.

So wie der Marquis de Sade ? Der Autor ? Er klang sichtlich froh wieder etwas zu der Unterhaltung beisteuern zu können. Wenn der Streuner auch ein wenig schlicht im Gemüt schien, wann immer ein Thema zur Sprache kam das geschichtlich interessant war schien er kurzzeitig zu erwachen. Ob Fabian das überhaupt merkte stand nun wieder auf einem anderem Blatt. Gut möglich das er Salem einfach für einfältig hielt. Auf jedenfall war dieser froh eine andere Stimme zu hören.
 
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Fabian hielt den Kerl für eine einfache Natur. Aber das war völlig irrelevant. Momentan war Salems ganze Person irrelevant und machte gerade mal einen Milimeter in dem Pot von Fabians Interesse aus. Nicht weil der DJ dachte, er hätte es hier mit einer schlichten Natur zu tun. Nein, er behandelte Salem genauso wie jeden anderen auch.
Wenn man nur an sich selbst interessiert war, war es nicht wichtig, was andere Personen von einem hielten, oder was andere Personen darstellten. Man hatte seine eigenen Vorstellungen von der Person, seine eigene Vorstellung von der Welt.

Und diese wich in Fabians Fall gewaltig von der allgemeinen Sicht ab. Für Fabian war Salem ein einarmiger Bandit, an dessen Hebel Fabian gerade gezogen hatte. Wenn er Glück hatte würde der Automat die richtigen Symbole anzeigen. Wenn nicht gab es jede Menge anderer Automaten mit denen man spielen konnte. Und das beste war, dass man keine Münzen hineinstecken musste und es unendlich viele Automaten gab.
Das einzige was man tun musste war ein wenig Zeit zu investieren.

"Marquis de Sade? Ja, hab mich nach dem verrückten Franzosen benannt. Ich dachte das passt ganz gut, wenn man bedenkt, was für Sound ich mache."
Ein breites Grinsen, wie sollte es auch anders sein. Dass das Einzige das Fabian von Marquis Donatien Alphonse Francois de Sade gelesen hatte, der Wikipediaeintrag war, musste er ja nicht erwähnen.
"Aber hey, ich muss weiter, war nett sich mit dir zu unterhalten. Und wie gesagt, kannst ja morgen vorbeischauen."
Sollte Salem nichts großartiges mehr von sich geben, würde Fabian ihm zuzwinkern, beide Hände in seine Richtung strecken und mit den Fingern Pistolen formen, kurz bevor er sich umdrehte und im Rotlichtviertel verschwand.
 
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