[22.4.08] Etwas ist anders!

Discordia

B! scheuert
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7. Januar 2005
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Was für eine verdammte Scheiße! Der Abend hatte einfach genial angefangen und jetzt das! Enio konnte sich nicht daran erinnern in den letzten Jahren so friedlich geschlafen zu haben wie am vergangenen Tag. Keine Albträume... nicht ein einziger... noch nicht mal ein harmloser. Das war eigentlich ein ziemlich seltener Fall und der Brujah war recht leichtfüßig und für seine Verhältnisse gut gelaunt aufgestanden. Ein Schlaf ohne Albträume bescherte dem brummeligen Italiener meistens einen unbeschwerten Abend und wenn nicht die übliche Scheiße passierte, die halt einfach oft genug passierte, hielt diese Unbeschwertheit oft die ganze Nacht an.

Heute wurde ihm aber ziemlich schnell ein Strich durch die Rechnung gemacht. Enio hatte sich ein wenig verändert... keine Frage. Aber wie sehr und welchen Preis er bezahlen mußte wurde dem Turiner erst klar als er zu Übungszwecken seine selten genutzten Fähigkeiten, die ihm von Kamal und auch Peter beigebracht wurden, benutzen wollte. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte es sah so aus als ob er nicht mehr in der Lage wäre Schimären zu erzeugen. Aber warum verdammt nochmal? Wieder versetzte Enio einem Einrichtungsgegnstand einen Tritt. Diesmal mußte der Schreibtisch dran glauben. Leider flog er viel zu weit und landete in der spärlich eingerichteten Vitrine am anderen Ende des Raumes. Wenn der Brujah nicht bald ein anderes Ventil für seine Wut finden würde, mußte er sich wohl bald komplett neu einrichten. Sein Ghul hatte schon längst das Weite gesucht und war fauchend aus der Wohnung gerannt. Was für eine Katatstrophe!

Was war schief gelaufen? Enio wußte, daß es alleine sein Wille war und seine Konzentrationsfähigkeit, die ihm erlaubten Trugbilder und sich bewegende Illusionen zu erzeugen. Es sprach absolut nichts dafür und es gab keinen Grund warum Enio heute einen schlechten Tag haben sollte. Alles war in Ordnung. Er hatte ausgezeichnet geschlafen, sein Kopf war frei und er fühlte sich in einer ausgezeichneten Verfassung. Also warum zur Hölle gelang es ihm nicht der scheinbaren Realität seinen Willen aufzuzwingen? Er hatte fast 70 Jahre dazu gebraucht soweit zu kommen wie er bis gestern noch war. Die Kräfte der Ravnos waren für einen Brujah oder jeden anderen Vampir nicht so einfach zu erlernen wie für die Scharlatane selbst und Enio hatte weiß Gott genug Zeit investiert um das zu erlernen was er konnte... gekonnt hatte. Immer und immer wieder hatte er es probiert. Nichts passierte.

Enio mußte raus hier. Seine Zuflucht erschien ihm gerade einfach zu deprimierend und das sie momentan in einem sehr schlechten Zustand war machte die Situation ganz bestimmt nicht besser. Aber wohin? Irgendetwas in Enio fand es überhaupt keine gute Idee auf die Straße zu gehen und mit dem nächst besten Sack Streit anzufangen. Er könnte ihn verletzen oder gar Schlimmeres. Aber warum in Drei-Teufels-Namen interesierte ihn das überhaupt? War es ihm in den letzten paar Jahren nicht immer mehr egal geworden was aus Menschen wurde, die ihm krumm kamen? Gab es nicht so etwas wie den Begriff Kollateralschaden in Enios Wortschatz und beinhaltete versehentlicher Mord an Sterblichen? Eigentlich schon... aber im Moment sah der Brujah das ganz anders. Wie bereits erwähnt... Enio hatte sich verändert... und im Prinzip kannte er den Grund dafür verdammt gut.

Der Turiner schnappte sich seinen Helm und seine Lederjacke. Bewaffnet war er mininmal aber den Dolch trug er bei sich. Wenn es jemand schaffen sollte ihn aus seiner toten Hand zu nehmen, hatte er ihn auch verdient aber niemand sollte eine Chance bekommen durch einen schlichten Einbruch an das zu kommen wofür er gestern diesen Ausflug unter dem Dom unternommen hatte. Wo war die Waffe wohl besser aufgehoben als am Körper des Brujah? Mit grimmiger Entschlossenheit legte er die Hand auf die kleine Ausbeulung wo das Artefakt steckte und öffnete die Tür. Nein... heute würde er ganz sicher nicht die Regeln des Elysiums einhalten und unbewaffnet eintreten. Wozu waren Regeln denn da um nicht auch einmal gebrochen zu werden?
 
AW: [22.4.08] Etwas ist anders!

später...


Wieder einmal war Enio verdutzt. Es war ganz sicher nicht das erste Mal an diesem Abend. Diesesmal war der Anlaß aber nicht ganz so ärgerlich wie zuvor. Enio hatte seine Zuflucht betreten mit dem Vorsatz ein wenig aufzuräumen. Die Bude hatte es dringend nötig und ein einfaches Aufräumen würde wohl sowieso nicht reichen. Der Italiener mußte in nächster Zeit unbedingt ein Möbelgeschäft aufsuchen und sich ein neues Sofa, einen neuen Tisch und eine neue Vitrine zulegen, da alle Stücke nicht mehr zu retten waren. Naja... das hatte man nun davon, wenn man seinem Zorn freien Lauf gewährte und mit einem überschäumenden Temperament ausgestattet war.

Nachdem Enio ein wenig die Bude auf Vordermann gebracht hatte wollte er dazu übergehen eine weitere Fäigkeit, die er jahrelang sträflich vernachlässigt hatte und nie besonders ausgebaut hatte zu testen und eventuell versuchen besser darin zu werden oder zumindest den ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen. Es war schon schlimm genug, daß der Brujah seiner Kräfte beraubt wurde, die ihm von den Ravnos beigebracht wurden, da hatte Enio Hoffnung, daß nicht auch noch etwas anderes gelitten hatte und nicht mehr so gut oder gar nicht mehr funktionierte. Enio hatte es noch nie geschafft die Gestalt eines anderen anzunehmen in dem er die Kraft der Verdunkelung so weit beherrschte um sein Äußeres komplett zu verändern. Vielleicht wurde es höchste Zeit seine Kenntnisse zu erweitern und diese Ausprägung der Diszipplin zu erlernen.

Eigentlich wußte Enio auf was es ankam und im Prinzip wollte er lediglich ein bißchen üben aber es kam auch in diesm Fall anders als erwartet. Enio wußte, daß es wesentlich einfacher war sich der Gestalt von jemandem zu bedienen, den man sehr gut kannte und schon sehr oft gesehen hatte, deshalb konzentrierte sich der Italiener auf seinen alten Freund Kamal. Er hatte wohl mit keinem anderen Kainskind mehr Zeit verbracht als mit ihm.
Plop! Verrückt! Es kostete den Brujah überhaupt nicht viel Mühe und es kam ihm so vor als würde er diese Fähigkeit längst beherrschen, denn plötzlich sah Enio seinen alten Weggefährten im Spiegelbild gegenüber. Es war fast unheimlich den jung wirkenden Pakistani zu sehen. Enio konnte nicht anders als sich selbst zuzuwinken und sich ein Lächeln zu schenken. Sogar das Lächeln war perfekt. "Verdammt! Du mieser Sack von einem Spaggetifresser... was machst du mit meinem Körper." Enio verstummte augenblicklich. Selbst die Stimme und der leichte Akzent passte. Es war unglaublich.

Der Primogen drehte sich noch ein weilchen und bewunderte seine unscheinbare Gestalt im Spiegel ehe er die Maske fallen lies um wieder in sein eigenes verdutzes und mitlerweile fast menschlich wirkendes Gesicht zu sehen. "Porca Miseria! Ich wußte gar nicht wie leicht das geht."

Insgeheim wußte der Brujah aber, daß es eben nicht so leicht gehen sollte.

Ja... etwas war anders.
 
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