AW: [21.5.06] [Delilah] Langersehnter Besuch
Okay, so wird das nichts. Meyye ist nicht der Typ, jetzt aus Solidarität mit Delilah mitzuheulen und ihren Schmerz mitzufühlen... sie kann sich nicht vorstellen, wie das sein muß. Sie hat noch nie soetwas getan und das auch nicht für die nächste (oder mittlere oder ferne) Zukunft vor. Sie will es sich gar nicht vorstellen. Aber sie hat einen guten Vergleich, denkt sie. Einen Moment den auch sie schon erlebt hat... als ein Mensch unter ihren Fängen seinen letzten Blutstropfen verloren und seinen letzten Atemzug ausgehaucht hat. Damals hat sie auch geweint und geschrien, sich selbst und ihren Erzeuger verflucht... und hat dann diese Nacht in ihrem Herzen verschlossen, um weiter zu überleben. Sie hat sie nicht vergessen, im Gegenteil: sie denkt immer wieder daran, und daran, dass sie es in Zukunft besser machen muß. Die Schuld abtragen muß.
Sie geht nicht weg. Sie nimmt Delilahs Kopf zwischen die Hände und zwingt sie so, ihr in die Augen zu schauen. Ihr Gesicht hat den Ausdruck schwarzer Wolken, die durch noch leises Donnergrollen ankündigen, was heraufkommt - oder vorüberziehen könnte. "Scheißegal, warum." sagt sie leise, aber gerade deshalb hörbar. "Aber wenn du es unbedingt wissen willst, es war das Tier. Das verdammte Mistvieh, mit dem wir immer kämpfen müssen. Diesmal hast du verloren. Das ist beschissen, aber noch nicht das Ende. Jetzt kannst du dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert. Dass du nicht verlierst, was du hast. Dass du die Delilah bleibst, die ich mag. Vergiss es nicht, denk daran wenn du nachlässiger zu werden drohst, trauere deswegen... aber geh du bitte auch nicht weg."
Damit glätten sich ihre Züge wieder, werden sanfter. "Das warst nicht du, Delilah... ich kenne dich, ich sehe dich jetzt..." Sie wischt mit dem Finger eine der Tränen auf, zeigt sie ihr. "Das sind nicht die Anzeichen einer grausamen Killerin. Monster weinen nicht."