[18.05.2008]Ein Nest bauen

Kalliope

Kainit
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Wie von ihrer Herrin aufgetragen brachte Eleanore den Abend damit zu potentielle Residenzen für Frau Doktor zu ermitteln. Das Internet war fraglos eine der nützlichsten Erfindungen des 20sten Jahrhunderts!
Der Geschmack Ravens war ihrer Assistentin vertraut und so hielt sie vor allem nach Wohnungen Ausschau, die zu Zeiten des Kaiserreichs erbaut und seiner Zeit vom gehobenen Bürgertum bezogen worden waren. Gut erhalten sollte die Bausubstanz sein, nach Möglichkeit renoviert aber dennoch nahe am Originalzustand belassen.
Allein die Lage einer potentiellen Zuflucht würde die Malkavianerin letztlich selbst festsetzen müssen. Zwar ging die Guhlin davon aus, dass Frau Doktor ihrem gewohnten Vorgehen sich eher etwas außerhalb der belebten Stadt anzusiedeln treu bleiben würde, allerdings war sie sich mindestens ebenso gewiss, dass ein Neubau für die Britin nicht als Eigenheim in Frage kam. Lenore suchte also primär nach Altbauten des späten 19. Jahrhunderts, welche in möglichst einwandfreien Zustand waren und im Idealfall nahe an der alten Anstalt lagen. Die Tatsache, dass Ligeia so schrecklich versessen darauf war jene Ruine zu erkunden veranlasste ihre Blutsklavin zu der Annahme, dass sie wohl auch durchaus gewillt wäre sich in deren unmittelbarem Umfeld nieder zu lassen, sofern dies denn möglich sein würde.
Was nun die Größe der Wohnung anbelangte, so bestünde der Idealaufbau wohl aus einem großen Wohnzimmer -dem ehemaligen Salon-, zwei Schlafzimmern, mindestens einem Bad sowie der obligatorischen Küche. Jedes weitere Zimmer wie beispielsweise ein klar definierter Eingangsbereich, eine zusätzliche oder eine kleinere Wohnstube wären bloß ein zusätzlicher, nicht notwendiger allerdings ebenso wenig unwillkommener Bonus sofern Lage und Preis Ansprüchen und Budget entsprachen.

Es blieb also festzuhalten, dass die Krankenschwester sehr genau wusste, wonach sie das Internet durchsuchte. Aber würde sie auch fündig werden?
 
Es war natürlich immer eine Frage, was man anlegen wollte und wo man die Wohung finden wollte. Eigentlich gab es ein gutes Dutzend Angebote, die durchaus interessant sein konnten, doch nur eines davon lag nun wirklich in Finstertal in dem Bereich, der mit dem Jagdgebiet des Mondclanes in der Karte eingezeichnet war. Aber wer sagte denn, daß man sich nicht auch mit einem anderen Clan kurzschließen konnte, wenn man für den gleichen Mitpreis im Bereich der Gangrel sogar einen Bungalow bekommen konnte, ganz alleine, ohne die störenden Einflüsse anderer Menschen, die eventuell das klare Denken stören könnten.
 
Das Objekt innerhalb des clanseigenen Reviers wäre natürlich wohl am adäquatesten. So besah sich Lenore das Angebot also auch als erstes.
Wie stand es denn um Verkehrsanbindung, Qualität der Nachbarschaft und vor allem: die Kosten?
Das Einkommen Ravens lag gegenwärtig bei ca 3000 Euro, ungefähr. Sofern sich die Guhlin bei der Umrechnung von Pfund in Kontinentalwährung nicht verrechnet hatte. Etwa ein Drittel davon wäre sie wohl bereit für ihre Unterkunft aufzuwenden, sofern ihr das entsprechende Gebäude zusagte.
Auch der Bungalow hatte allerdings so seinen Reiz. Darum wäre selbiger das zweite Angebot, welches sich die Guhlin näher besehen würde.
 
Damit würden sie sich auch den Bungalow leisten können, zumal der auch noch einen schönen Raum mit einem Bad hatte, den bestimmt die Guhlin bekommen konnte. Das andere Haus war ein Haus mit 4 Etagen und das gewählte Objekt lag in der zweiten, also mitten drinnen, was auch seinen Reiz haben konnte, beide Wohnungen lagen in ruhigen Seitenstrassen, aber auch alles andere war gut zu erreichen, es war also wirklich nur die Frage, was man bevorzugte, oder doch lieber für weniger in die Nähe des Schwarzen Kamp?
 
Die Preise beider Unterkünfte waren mehr als akzeptabel. Ausgezeichnet. Bliebe bloß noch das Abwägen der jeweiligen Vorzüge.
So setzte Lenore also bei beiden Angeboten ein Lesezeichen im Browser und notierte die jeweiligen Kontaktdaten der zugehörigen Ansprechpartner. Es bedürfte natürlich einer Besichtigung der Immobilien in Person um sich tatsächlich ihrer Qualität zu versichern. Am besten wäre es wohl, selbige gemeinsam mit der Malkavianerin zu unternehmen.
Selbige traf nun auch nicht all zu viel später wieder in der alten Fabrik ein und wurde seitens der Guhlin mit einem herzlichen "Willkommen zurück, Frau Doktor" begrüßt.

"Danke, Lenore", erwiderte jene bloß knapp, zaghaft lächelnd. Hatten sie auch noch nicht all zu viel von dieser Stadt gesehen, so gab es doch bereits jetzt schon Manches, was die Schwestern beschäftigen musste. So wirkte die Brünette einigermaßen nachdenklich, allerdings nicht abwesend und war somit augenscheinlich empfänglich dafür sich mit der Wohnungsfrage zu befassen.

"Wenn sie erlauben, ich habe in ihrer Abwesenheit bisher zwei Wohnungen ausfindig gemacht, welche ihren Ansprüchen unter Umständen Genüge tun mögen. Allerdings befindet sich bloß eines der beiden reizenden Objekte innerhalb ihres direkten Clansterrains... Hier, sehen sie selbst."

Und mit diesen Worten drehte die Assistentin ihren Laptop so, dass die inzwischen an sie herangetretene Madelaine das jeweilige Angebot besehen konnte.

Die Vampirin las sich beide Anzeigen aufmerksam durch, dabei gedanklich den Sinn und Unsinn dieses...World Wide Web abwägend. Zweifellos war es aber doch reichlich praktisch Wohnungsangebote binnen kürzester Zeit heraussuchen und inspizieren zu können...
Zur Auswahl stande also zunächst eine Wohnung in klassisch gutbürgerlicher Manier des späten 19. Jahrhunderts. Dabei hatte die Wohnung in der 2. Etagen den gewissen Reiz, dass man sich damit in der ehemaligen Beletage wiederfinden würde und damit wohl durchaus eine der besseren, wenn nicht sogar die beste Wohnung des Gebäudes beziehen konnte. Nach alter Sitte wäre eine solche Unterkunft einem Doktor mehr als angemessen gewesen.
Nachbarschaft innerhalb der Immobilie konnte je nach Kontext sowohl Vor- als auch Nachteile bieten. Generell war es allerdings auch möglich sich durch die Menschen eines gewissen Amüsemants zu versichern wann immer es einem danach verlangte. Andererseits war es in Städten erfahrungsgemäß ebenso gut möglich den Anwohnenden auch gänzlich aus dem Weg zu gehen wenn es einem beliebte, ganz ohne irgendwelchen Verdacht zu erregen. Und Blut in unmittelbarer Nähe war an sich stets willkommen, vor allem innerhalb des clanseigenen Jagdgebietes.

Die Alternative, welche Lenore gefunden hatte, war ein Bungalow. Natürlich handelte es sich hierbei um eine durchaus größere Unterkunft, welche auch den Gefallen der Untoten fand. Die größere Distanz zu etwaigen Nachbarn wäre wahrhaftig angenehm, sollte es Not tun innerhalb des eigenen Heims eher...Unübliches zu praktizieren. Hierbei dachte Raven vor allem an manche Eigenheiten Ligeias und den Ausmaßen, die selbige hin und wieder annehmen mochten.
Dann wiederum befand sich die Immobilie nicht innerhalb des Refugiums der Mondkinder, was natürlich als konkreter Nachteil gesehen werden musste.

Mehr Raum und Freiheit oder Heimatverbundenheit in der Fremde? Was galt der Vampirin mehr? An sich keine schwierige Entscheidung. Aber man würde ja sehen, wohin das Ganze führen würde.

"Beide Angebote sind reizvoll... Ich denke, wir sollten uns allerdings zunächst das Appartement besehen. Sollte es uns nicht zusagen...nun, der Bungalow ist wirklich ansprechend."

Damit stand dann also die Priorisierung erst einmal fest. Entsprechend zückte die Malkavianerin also ihr Mobiltelefon und wählte die Kontaktnummer, welche als Verbindung zum Ansprechpartner für die Wohnung eingetragen stand. Ob sie noch jemanden erreichen würde?
 
Es dauerte etwas, doch dann meldete sich doch jemand.

"Hausverwaltung Albrecht", meldete sich ein sonore Männerstimme. "Was kann ich für sie tun?"

Wenigstens kein Makler, sondern gleich die Hausverwaltung, das war doch schon mal ein Anfang.
 
"Guten Abend. Dr. Raven mein Name. Ich interessiere mich für die Wohnung in der zweiten Etage. Wäre es möglich selbige zeitnah zu besichtigen?"
 
"Guten Abend Frau Dr. Raven, natürlich können sie die Wohnung besichtigen, sie ist bereits leer, möchten sie morgen einen Termin?" Ein paar Geräusche waren zu hören als ob jemand sich einen Zettel und was zu schreiben holte.
"Wann hätten sie denn Zeit, eher vormittags oder eher nachmittags, am schönsten besichtigt sich eine Wohnung, wenn die Sonne durch die Fenster flutet."
 
"Oh, leider werde ich vermutlich vor dem späten Nachmittag keinen Termin einrichten können." In ihrer Stimme klang ungespieltes Bedauern mit. Wenn sie sich ausmalte, wie die Sonne wohl in vielleicht gar noch historisches Jugendstilglas fiel und dort in tausend Regenbogenfarben gebrochen wurde...
Ein Anblick, der für sie niemals mehr etwas anderes als Erinnerung sein würde.

"Generell passt es mir am besten Abends. Ich bin terminlich gegenwärtig leider ausgesprochen belegt und dennoch dringend auf eine Bleibe angewiesen... ich könnte auch gerade jetzt vorbei schauen, sofern es ihnen keine Umstände macht...dann schaffe ich die Besichtigung noch bevor ich schlaftechnisch an meine endgültigen Kapazitätsgrenzen käme..." Ein etwas hilflos anmutendes, leises, aber müdes Lachen.
Der Laut, welcher wohl am Telefon klang, als würde er den Strapazen eines langen, arbeitsreichen Tages Tribut zollen, war in Wirklichkeit Ausdruck der ausgesprochenen Nervosität, welche Madelaine stets empfand, wenn sie sich aus Dingen herausreden musste, welche für Menschen allgemein hin doch so einfach zu bewerkstelligen waren.

"Selbstverständlich würde ich ihnen ihre zusätzliche Mühe mit angemessener Aufwandsentschädigung vergelten."
 
"Sie brauchen keine Gebühren für eine Besichtigung bezahlen, was halten sie von morgen 21 Uhr, jetzt ist es leider doch schon ein klein wenig spät", erwiderte der Mann. "Ich würde dann vor dem Haus auf sie warten, wäre das denn für sie machbar?"

Gut war halt schade für die Frau Doktor, wenn sie auf das Lichterschauspiel verzichten wollte, welches das Flurfenster zauberte.
 
"Ja, in Ordnung. Das klingt gut. 21 Uhr ist festgehalten", erwiderte Madelaine, beinahe erleichtert. "Bis morgen Abend also."


Irgendwo in ihrem Hinterkopf erklang ein etwas resignatives Seufzen. Aber weshalb bloß? Sie war stolz darauf diesen Termin ganz alleine ausgemacht zu haben!

Die Guhlin auf dem Sofa hatte sich während des Gespräches wieder mit ihrem Laptop beschäftigt, konnte sich als Ohrenzeugin allerdings eines leichten Schmunzelns nicht erwehren.
 
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