[18.05.2008] Überraschungsschlag

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Vicente war an seinem Opfer vorbei, auf die Strasse hinter dem Cafe getreten.
Den Mantel des Tschechen hielt er über den Arm geschlagen. Den dergestalt geschaffenen Sichtschutz nutzte er um die kleinen Güter seines Raub, Portmonaie, Uhr, etwaige Ketten in den eigenen Taschen verschwinden zu lassen während er die Strasse entlang schritt. Ruhig, gelassen ähnlich eines Touristen ohne konkretes Ziel vor Augen und so unbescholten wie es Bestatter nur möglich war.

Sein Blick glitt an der Fassade vorbei, Sexshop, ein rotes Licht, die Huren fanden nach der Aufregung an ihre Plätze zurück. Er gönnte zwei, drei Frauen mehr seiner unheimlichen Aufmerksamkeit, achtete darauf nicht weiter aufzufallen. Für die Soldaten die auf hab'acht Stellung gegangen waren keine Gefahr zu stellen. Kurz hielt er an. Packe sich durch den schweren Stoff des eigenen Sakkos an den Rücken, richtete sich etwas mühsam hoch, als würde ihn mit knapp fünfzig das Rheuma plagen. Kontrollierte über die kleine Schauspieleinlage den Sitz der gestohlenen Waffe.

Zwei, drei Schritte weiter, eine gemusterte Frau nebst rüder Abfuhr ihres Zuhälters dem der Nekromant nicht geheuer war, waren Vicentes Gedanken auf das erlebte fokussiert. Er hatte mit di Fonti lange gesprochen, im Restaurant. War höflich gewesen, hatte seine Hilfe angeboten. Es stand außer Frage das er natürlich Michael bitten würde seinen Guhl zu nutzen, das er versuchen würde den Arzt zum Dienst zu überzeugen. 'Gib uns Bescheid wenn du weißt was die Russen planen'. Es war natürlich nicht der genaue Wortlaut. Aber die Essenz dessen was ihm sein Kontaktmann gesagt hatte. Das die Russen handeln, den ersten Schuss setzen würde. Er hatte deutlich gemacht das sich Fonti seiner Loyalität sicher sein konnte. Das er im Krieg nicht zaudern würde. Dennoch.
Zorn wallte in dem Kainiten auf. Es gab drei Möglichkeiten.
Man wusste nichts von der Angelegenheit.
Man kann seine Männer nicht Kontrollieren.
Man misstraute ihm und hatte ihn verarscht.
Der Zorn wies deutlich auf die letztere Möglichkeit, auf den zweiten Aspekt. Wichser! Ich bin länger Teil der Familie als er alt. Kurz hielt er vor einem der Schaufenster, fixierte die Frau drinnen mit starren Blick, erinnerte sich an die eigenen Überzeugungen. Es war falsch sein Handeln von Emotionen lenken zu lassen. Der Kopf ging leicht schief, als würde er es sich überlegen. Dann schritt er ruhig weiter.
Vielleicht war es vernünftig nicht jedem Italiener der neu in die Stadt kam zu vertrauen. Selbst mit guten Leumund. Selbst mit der Zusicherung. Auch mit der Expertise. Die Nummer wurde gewählt.
Der Blick musterte die Umgebung und Vicente würde darauf achten nicht zu nah an Leute zu geraten, das man vom Gespräch nicht allzuviel mit bekam.

"Rosselini" Kam es mehr zwischen den Zähnen gepresst hervor, in der Tonlage, mit der Stimme die wohl Fonti selbst ohne Namen wiedererkennen mochte. Nachdem was er ihm im Restaurant gesagt hatte war es gut möglich das er nur mit einem der Vertrauten sprach. Das Tier jaulte bei dem Gedanken hoch.
"Guten Abend, Signore." Neutral, weitestgehend, mit einer Pause die dem Gegenüber erlauben würde zu sprechen. "Ich befinde mich in der Strasse hinter einem russischen Cafe." Die Worte waren weiterhin eher knapp, gehalten, leise gesprochen und darauf bedacht das das italienisch nicht auffiel. Genügend Informationen das man wusste wo er war, was er wohl zwangsläufig mitbekam und damit der Grund für den Anruf.
 
"Signore Rosselini, ich nehme an Sie wollen mich von einem Ereignis informieren von dessen Ansetzung ich auch erst vor einer Stunde erfahren habe und sind wegen meines mangelnden Vertrauens in sie erbost. Hergül hat das entschieden um ein Zeichen zu setzen das die Russen nicht einmal ihr eigenes Gebiet und ihren eigenen Boss beschützen können...gehen Sie also davon aus das wir uns im Krieg mit den Russen befinden. Ansonsten würde ich Ihnen raten Land zu gewinnen, ich und meine Männer werden noch heute Nacht auf die Matratzen gehen...rufen Sie mich nur an wenn es unbedingt notwendig ist, ich halte es umgekehrt ganz genauso. Ihr Vorteil ist das sie keiner von Kamenievs Männern kennt, das sollte sie schützen, aber je länger Sie dort vor der Nase der Russen bleiben besteht die Gefahr das jemand nachforscht...und ihr Ruf aus Hamburg ist nicht so geheim um sie dann vor Entdeckung zu schützen. Also mein Freund, passen Sie auf sich auf und halten Sie sich lieber aus dem Rotlichtbezirk fern wenn Sie können. Aber sagen Sie mir noch wie erfolgreich unser Angriff war?"
 
Vicente ruhig schritt weiter während Fonti sprach, achtete weiterhin darauf Menschen sowie weiteren Kreaturen der Nacht auszuweichen. Bei der nächsten Möglichkeit würde er abbiegen, die Schritte raus aus dem Rotlichtbezirk lenken, während er konzentriert die Ausführungen verfolgte.
Die untote Natur des Italiener verhinderte das er mit einem frustrierten seufzen antwortete. Nach allem was Fonti ausführte war es eine eher schlecht koordinierte Hauruck Aktion, die wohl dazu führte das man sich zurück zog.
Was den Krieg betraf, natürlich war Vicente davon ausgegangen das einer vorherrschte, bereits nachdem Gespräch gestern. Hatte er doch seine Loyalität versichert.

"Natürlich, ich verstehe Sie."
Die Antwort kam klar, und recht umgehend ohne große Ausschweifungen die ihm in dem Viertel weitaus mehr Schwierigkeiten bringen würden als Nutzen.
Es mochte ihm nicht gefallen das er bis auf dringende Notwendigkeiten aus der Kommunikation genommen war.
Es hätte sich angeboten zu erläutern das die Russen, würden sie nachforschen, wohl recht umgehend darauf kommen würde das Vicente unter dem weniger charmanten Rufnamen 'Tuk', 'Leiche' in Bolzano den Kontakt zwischen Dieben und Mafiosi gepflegt hatte. Als vertrauenswürdiger, neutraler und verschwiegener Mittelsmann. Jemand der neben Italienern mitunter auch mal Russen unter die Erde brachte. Etwas das sich wohl Nutzen lies wenn er nicht zu stark mit dem Überfall in Verbindung gebracht wurde. Es war gar die Möglichkeit offen gewesen das sich der Italiener erst an die Russen gewandt hatte, nun würde da doch nicht die Faust voll und das Blut überwiegen.
Dennoch war weder Platz noch Zeit für diese Diskussion.

Sein Blick fuhr herum, stellte sicher das er nicht belauscht wurde.
"Es gibt einige Tote unter den Russen, es gelang mir einen der Bodyguards aus der Gleichung zu nehmen. Unser Fahrer des Angriffsgruppe hat wohl überlebt und konnte los fahren. Kamienev ist wahrscheinlich noch herausgekommen ... es gab unerwarteter Verstärkung. Ansonsten gehe von mindestens einem sicheren Verlust auf unserer Seite aus." Er pausierte kurz.
"Es ist möglich das während ich mit der Wache beschäftigt war ein Photograph tätig war. Wenn Sie dazu irgendwelche Informationen aufbringen können wäre ich ihnen dankbar und würde mich dem Problem natürlich persönlich widmen."
Er wartete einen Augenaufschlag. "Passen Sie auf sich auf, möge Gott mit den ihnen und den ihren sein."
 
DiFonti verabschiedete sich höflich und mit der Bitte das Vincente auf der Hut sein möge.
 
Vicente nahm kurz das Handy vom Ohr und ging die nächsten Schritte durch. Er hoffte das Fonti nach dem Hinweis wegen des Fotos entsprechend handeln würde.
Sofern er sich überhaupt noch soweit raus traute. Der Blick viel auf die erbeutete Jacke welche er nachwievor nutzte um seinen Arm zu verdecken.
Natürlich, nachdem sähen ging es an das entern. Er orientierte sich kurz anhand der Strassennamen, wandte sich in Richtung des Hotels seiner Frau.
Nicht nur das die Unterlagen vorbereitet werden musste. Anstelle erneut anzurufen schickte er einen Text. Die kurze bitte um den Weg sowie die Bitte den Raum für 'erweiterte Gespräche' vorzubereiten. Wäre der Weg zu weit würde es wohl ein Taxi tun müssen. Die Idee Sofia mit dem Maserati herzubestellen war so abwegig das er sie nichtmals in Betracht zog.
 
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