16.05.2008 Sheriff an Hüterin

Totz66

Kainit
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"Ja, genau für jeden auf der Liste eine eigene Zugangskarte und es wird über Tage von dir persönlich das Schloss an der Saaltür angebracht. Die Rechnung dann umgehend an die Akademie. Die Karten werden nach der Sitzung wieder eingesammelt."

Moishe legte am Ende seiner Rede auf ohne Zeit für Grußworte zu verschwenden. Er fuhr bereits auf der Umleitungsstrecke nach Finstertal als er einmal mehr zum Telefon griff und Helenas Nummer wählte, wie versprochen.
 
Helena ging ans Telefon.
"Hallo, Herr BenLevy", meldete sie sich, man merkte ihr nicht an, wieviel Stress es heute gegeben hatte. "Waren sie erfolgreich? Wo sind sie denn?"

Was es zu besprechen gab war vermutlich nicht Telefon geeignet."
 
"Hallo Miss O´Niell, ich bin auf dem Weg nach Hause auf der Umgehungsstrecke zurück nach Finstertal. Ich nehme an Sie wissen schon vom Brand im Tunnel?"
 
"Ja, weiss ich, ich war gerade mit Caitlin in Burgh als es in den Nachrichten kam, wie lange können sie wachbleiben, dann könnten wir uns im Cafe treffen", erwiderte Helena.
 
"Gibt es denn etwas Neues zu besprechen Miss O´Niell? Ich dachte wir wären uns einig uneinig zu sein was die Personalie Monsieur Buchet angeht?"
 
"Wenn sie zu hören, hätte ich vielleicht viel zu sagen, wenn es nur den Punkt gibt, ob ich morgen für oder gegen Buchet bin, kann ich nicht mal sagen, wie ich entscheiden werde", erwiderte Helena.
 
Moishe hob überrascht die Augenbrauen, das hatte am frühen Abend noch ganz anders geklungen.

"Dann bin ich gespannt zu hören was Sie zu sagen haben. Treffen wir uns im Cafe? Ich habe noch eine knappe halbe Stunde Fahrt dorthin."
 
"Gut, dann bis nachher, ich habe auch Zuwachs bekommen", sagte Helena dann. "Das sollten sie auch wissen."
 
"Neuankömmlinge, interessant. Na, ich nehme an ich werde die Herrschaften nachher kennenlernen. Wir sehen uns dann später!"

Moishe beendete das Telefonat und fuhr entspannt weiter zum Cafe wo er nach knapp 20 Minuten schließlich eintraf und das Cafe de Trois betrat.
Er lächelte Sophie freundlich zu und ging zum Tresen.

"Guten Abend zum Zweiten. Ist Miss O´Niell im Haus oder bin ich zu früh?"
 
"Helena ist noch unterwegs, aber sie kommt auf jeden Fall noch hat sie gesagt", erwiderte Sophia. "Leider darf ich ihnen nichts mehr anbieten, Verfügung der Archontin."

Sie hatte allerdings eine Zigarre für ihn.
 
Moishe nahm die Zigarre entgegen und quittierte die Bemerkung das die Küche kalt blieb mit einem Nicken.
Er sah Marta Hagen mit zwei neuen Gesichtern an einem Tisch sitzen und sich unterhalten, wollte aber vor seiner Unterredung mit Helena noch einen moment abschalten und seine Gedanken sammeln, daher begrüsste er die drei Personen nur mit einem durchaus freundlichen "Hallo Frau Hagen, guten Abend die Herren." und zog sich an einen etwas abseits gelegenen Tisch zurück wo er sich den ausliegenden Tageszeitungen widmete und an einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel am 14.05.1948 hängenblieb.
Moishes Gedanken schweiften ab. Damals war er noch sterblich gewesen. Er war erst wenige Monate zuvor in Palästina eingetroffen und hatte sich relativ schnell der Haggana angeschlossen die schon vor der Staatsgründung gegen die Araber und die Engländer ebenso gekämpft hatte wie gegen Palmach, Sterngruppe und Irgun. In dieser Nacht des 14. Mai hatte er mit Rachel unter den Sternen des Libanon eine ganz eigene Art von Fest gefeiert. Es waren die letzten freien Tage gewesen. Rachel war wenige Tage später beim Sturm einer Artelleriestellung der Syrer gefallen und Moishe war kurz darauf nach Tel Aviv zum neugegründeten Nachrichtendienst abkommandiert worden und hatte seither nicht mehr zurückgesehen. Erinnerungen nachhängend wartete er auf Helenas Ankunft.
 
Nach dem Gespräch mit dem Brujah machte sich Helena also wieder auf den Weg zum Cafe, nahm das heute noch ein Ende.

Sie sah sich um, die Neuen sassen immer noch mit Marta am Tisch und Moishe an einem anderen. Sollte von dort keine Frage kommen, würde sie schnell zu dem Sheriff gehen und sich dazu setzen.

"Sorry, aber heute habe ich so wenig Zeit wie sonst kaum", sagte sie. "Wie ist es ihnen ergangen?"

Es fiel ihr auf, das Moishe einer der wenigen war, mit denen sie nicht per du war.
 
Moishe erhob sich als Helena zu ihm an den Tisch trat und rückte ihr den stuhl zurecht bevor er wieder selbst Platz nahm.
" Guten Abend Miss O´Niell. Anstrengend, mühselig und besorgniserregend würde ich sagen. Ich bin nicht viel schlauer als zu Beginn des Abends. Aber vielleicht kommt der Höhepunkt ja wirklich zum Ende hin. Sie sagten Sie hätten mir etwas zu sagen und ich solle nur zuhören. Also dann, ich höre."
Moishe dämpfte bei seiner Antwort seine Stimme und würde das auch weiter so halten, immerhin waren Helena und er nicht alleine im Raum.
 
"Kann es sein, daß wir alle irgendwas übersehen?" fragte Helena gerade heraus. "Ich weiss im Moment echt nicht, was noch richtig und was falsch ist, ich würde am liebsten die ganze Sache verschieben und vorallem die ganze Brut auf der Anklagebank sehen und nicht nur einen, denn Buchet ausschalten, denke ich, reicht nicht."

Würde er auch nur drauf bestehen, es gab nur einen schuldigen und alle anderen waren unschuldig?
 
"Miss O´Niell, nach meinem Dafürhalten sieht das alles ohnehin nach einem Schauprozeß aus. Madamme Guil hat eine Absprache mit den Tremere und leider ist Professor Johardo unabkömmlich? Sehr fragwürdig, außerdem wenn ein Justicar es verlangt blieben Johardo nur Flucht mit anschließender Blutjagd übrig oder er müsste sich der Anklage stellen.
Da dies nicht geschehen ist und ich schon mehrfach sagte das es viele Clans in der Camarilla gibt die sich wieder Oliver Buchet als Prinz wünschen kann ich mir nicht vorstellen das sich irgendetwas ändern wird. Einzig ein unerwarteter Kandidat, der das Gleichgewicht der Kräfte aufrecht erhält, also dem Clan der Rose angehört und die anderen Clans hinter sich vereinen kann, wäre eine Möglichkeit um eine erneute Amtszeit von Monsieur Buchet zu verhindern, eine Amtszeit die er wohl ohne Unterstützung einer Mehrheit der Clans ausüben müsste wie ich das einschätze, denn nach dem was ich heute Nacht so von verschiedenen Leuten gehört habe vertraut ihm niemand mehr."
 
Helena musterte den Sheriff.
"Vermutlich und ein Grund dürfte sein, daß die Archonten keine Lust haben, noch ein paar Tage hier zubleiben", erwiderte sie dann. "Ich denke Buchet hat nicht mehr und nicht weniger Dreck am Stecken als jeder andere Prinz oder Anführer einer Stadt auch und vermutlich ist Madame Guil genauso hinter Buchets Forschungen her, wie jeder andere in der Machtklasse und dafür würden sie alles tun.

Und was Johardo angeht, wenn der nicht was hätte, was ihn für die Tremere noch nützlich macht, würde er vermutlich nicht mehr existieren oder meinen sie nicht, daß es genug Geier in dem Clan gibt, sie auf seinen Stuhl spekulieren?

Und ich hoffe nicht, sie wollen irgend einen Typen als Prinzen aus dem Hut ziehen, denn erstens keiner kennt, zweitens keiner respektiert und den drittens die Stadt nach weniger als einem Monat ausspuckt wie einen ausgelutschten Kaugummi.

Außerdem, wenn Buchet abgewählt wird, was soll dann mit ihm geschehen?"

Es waren Fragen, die Helena wichtig waren.
 
"Miss O´Niell, ich vermag nicht einmal ansatzweise ermessen was jemanden wie Johardo für die Tremere wertvoll macht, ich gebe Ihnen aber soweit recht das es ein Zeichen seines Wertes ist das ihm erlaubt wird weiterzuleben.
Was die Sache mit dem Prinzen den keiner kennt angeht...wenn es so jemanden gibt kenne ich ihn auch nicht. Bitte hören wir doch endlich mit diesen permanenten schlecht versteckten Vorwürfen auf das ich nur hier bin um die so unglaublich wertvolle Domäne Finstertal mit meinen gierigen Klauen an mich zu reissen, wenn meine Taten Sie nicht vom Gegenteil überzeugen können meine Worte das auch nicht und ich bin dieser Verdächtigungen so Leid.
Was die Abwahl und deren Folgen für Oliver Buchet angeht vermute ich es kommt darauf an ob man ihm eine Schuld nachweisen kann. Wenn ja steht auf Pakte mit den Infernalischen immer noch die Todesstrafe in der Camarilla. Ist dem nicht so und er wird mangels Unterstützung abgesetzt wird man ihn aus meiner Sicht aus der Domäne verbannen, denn man könnte niemanden hierlassen dem man schon jetzt nicht vertraut."

Moishe dachte nach. Konnte es so einfach sein? Helena sorgte sich um das Unleben ihres Freundes?Ähnlich wie Jenny hauptsächlich Angst um den duke hatte? Unfähig aus Furcht auch nur ein Wort dessen aufzunehmen was man ihr an logischen Argumenten versuchte entgegen zu halten? Die Gedanken des Juden rasten. Was würde er tun wenn Friedrich in einer vergleichbaren Situation wäre? Moishe wollte glauben das seine Sorge ihn nicht betriebsblind machen würde und zeitgleich seine Hauptsorge nicht nur die Angst vorr Verlust von Protektion und Status durch den Verlust seines Herren wäre. Wie war das mit Helena? Was wurde aus Helena O´Niell wenn ihr mächtiger Adoptivvater nicht mehr da wäre? Wurde aus der Hüterin wieder eine schwache, gesellschaftlich zweitklassige Caitiff deren Wort kein Gewicht hatte? Schwer vorzustellen, aber nicht von der Hand zu weisen.

Aber Garantien gibt es keine in diesem Spiel und ich bin nicht in der Lage ihr oder gar Buchet irgendetwas zu garantieren.

"Aber kommen wir bitte dazu zurück das Sie sagten Sie hätten mir etwas zu sagen das ich mir anhören sollte. Ich habe nämlich wieder den Eindruck das nur ich ohne Unterlass rede. Was wollten Sie mir sagen Miss O´Niell?"
 
"Hey, hören sie endlich auf, mir immer irgendwas zu unterstellen, die Frage hätte ich jedem so gestellt unter anderem mir selber und es konnte mir keiner eine Antwort draufgeben, von daher wird es wohl keinen Toreadorprinzen geben, den wir auf den Thron setzen können?", sagte Helena dann. "Und ansonsten, sind sie ein Werkzeug ihres Clans, so wie es die anderen auch alle sind, keiner kann aus seiner Haut, ich auch nicht, nur um das mal zu sagen, ich kämpfe um diese Stadt und das mit allem was mir zur Verfügung steht."

Sie würde wohl einsehen, daß sie mit allem was sie sagen konnte hier einfach nur auf Granit stieß. Also dann nicht. Für sich selber hatte sie schon vorgesorgt, wenn hier alles auf der Strecke blieb, sie war mit mehr Wassern gewaschen als die meisten.

"Was ich ihnen sagen wollte, so wie ich die Sache sehe, ist es verdammt nochmal egal, ob Buchet morgen Prinz wird oder jemand anderer, an dem eigentlichen Zustand wird sich nichts ändern, das liegt nicht in seiner und nicht in unserer Hand. Genau das ist dann auch der Punkt an dem ich sage, ich weiß nicht, wen ich morgen wählen werde.

Und was meine Fragen angeht, sie sind Sheriff, haben sie sich denn garkeine Gedanken um diese Dinge gemacht? Was z.B. passiert, wenn sie Buchet töten müssten. Was sie machen würden, wenn die Archonten die Blutjagd ausrufen?"
 
"Miss O´Niell, seit ich hier bin wird mir jede Nacht mindestens zehnmal offen oder durch die Blume vermittelt das man mich für einen opportunistischen Thronräuber hält, irgendwann reicht es und ich bin es Leid darauf weiter einzugehen, also: Nein, ich weiss nichts von einem Überraschungskandidaten von außerhalb Finstertals und ich habe auch nicht vor so jemanden hierher zu bringen. Wenn wider Erwarten einer auftaucht werde ich mich damit befassen, aber solch ein Bewerber gehört nicht zu meinen Planungen. Ich hoffe das genügt als Antwort, denn mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen."

Moishe war sich klar das er hier vielleicht den falschen Baum anbellte, aber das Clan Toreador in Finstertal wie die Made im Speck sass und aus Angst um die eigenen Pfründe ihm Opportunismus und Machtgier vorwarf ging ihm langsam gegen den Strich. Wer bepöbelte denn die Ursurpatoren für ihre Intrigen? Wer fragte nach seinen vielen toten Clansgeschwistern? Ja, es gab keine Hinweise das Buchet für deren Tod verantwortlich war, so wie es angeblich keine Beweise für seine Pakte mit Zacharii gab, aber was den Juden betraf war etwas das quakte wie eine Ente, watschelte wie eine Ente und gelb war wie eine Ente ebendies: Eine Ente!

"Zum Thema Buchet als Prinz oder nicht Prinz sehe ich schon einen klaren Unterschied und deshalb werde ich ihn auch nicht unterstützen: Wenn er weiter Prinz ist wird es aus meiner Sicht noch schwieriger das Ziege-Problem zu lösen. Er wird nicht davon ablassen und mit ihm als Prinz wird er vielen von uns die Hände binden in dieser Sache, deshalb bin ich gegen ihn.
Wenn gegen Buchet morgen die Blutjagd ausgerufen würde wäre er direkt in den Händen der Archonten, da brauchen die mich kleinen Hansel nicht um das Problem zu lösen, wenn er der Domäne verwiesen wird würde das nur zu meinem Problem wenn er wiederkommt oder der Verbannung nicht Folge leistet, in dem Fall würde ich mich nach den Anweisungen des jeweiligen neuen Prinzen damit befassen und versuchen die Gesetze durchzusetzen, ob ich damit erfolgreicher wäre als mit diesem Renegaten von Monsignore Galantes Feier bezweifele ich, aber ich würde meine Pflicht tun. Was die Teilnahme an einer Blutjagd angeht...ich begehe keinen Amaranth, es ist ein Verbrechen das langfristig immer auf den Diableristen zurückfällt und das ist mir das bißchen Macht nicht Wert die eine solche Sünde einbringt."
 
"Ja, leider waren einige ihrer Clansgeschwister nicht unbedingt eine Zierde für ihren Clan, aber ich kann ihnen versichern, andere waren durchaus meine Freunde und ein Küken habe ich aus der Stadt geschafft, bevor die heisse Phase begann", antwortete Helena dann.

"Und ja, ich versuche aus dem Grund Möglichkeiten zu finden, weil ich vorher Ziege finden und vernichten möchte und vorallem dieses gottverdammte Bild, haben sie zufällig heute mit Meyye gesprochen, ich hatte leider keine Zeit, sie zu kontaktieren.
Ich hoffe nur, daß nicht mit der Einsetzung eines neuen Prinzen die Herausgabe von Ziege einhergeht, denn ich könnte mir vorstellen, daß das eine Bedingung der Tremere ist, vorallem nach dem Wisch, den ich in meinem Email-konto fand, ich halte es für eine Falle, aber wer weiss, wer darauf reinfällt, immerhin scheint die Dummheit des Menschen unendlich zu sein und, ein Stück davon ist jeder von uns einer.

Die beste Zeit, die ich für die Suche kalkulieren würde, werde ich leider nicht wahrnehmen können. Wir werden sehen, ob es eine Möglichkeit gibt und vorallem, es dürfen dann nicht noch mehr Methusalems oder so was hier aufkreuzen, die die Unsterblichkeit suchen."
 
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