[13.05.2008] Angetreten zur Steinigung

Seine Schultern zogen sich unwillkürlich ein Stück in die Höhe, als Sybille die Befreiung des Prinzen zur Sprache brachte. Seit die Harpyie zuckersüß lächelnd, so zumindest seine Erinnerung, von diesem Angriff auf Werwölfe gesprochen hatte, kreisten eine Menge unangehmer Gedanken durch seinen Verstand.

"Also ich weiß an welchem Ende man eine Waffe festhält. Mehr kann ich für eine direkte Kampfhandlung nicht anbieten. Um danach aufzuräumen oder die Maskerade zu wahren bin ich sicherlich besser geeignet. Auch verstehe ich mich darauf Menschen abzurichten. Wenn sie also noch Ghule für diesen Angriff benötigen ... mehr als drei Nächte braucht es eigentlich nicht, um die richtigen Totschläger einzuweisen."

Hätte er zu entscheiden gehabt, er hätte eine Armee von Ghulen für so einen Wahnwitz aufgestellt. Und wenn diese pelzigen Dämonen sich müde gekämpft hatten, dann konnte man ihnen den Gnadenstoß geben.

"Aber möglicherweise hat die Regentin und der Primogen schon eine Verwendung für mich vorgesehen", ergänzte er noch, schließlich sollte man ja immer nur Gutes über seine Ahnen sagen.
 
"Na, das könnte schon sein, ich denke, die Regentin und der Primogen werden nicht viel Federlesen machen, wenn es darum geht, als Clan gut dazustehen", erwiderte Sybille. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich ihr zu unterstellen, doch offenbar hatte er sich dagegen entschieden.

"Wenn sie wissen, was sie in der Stadt machen wollen, außer das Gildenhaus zu wärmen, melden sie sich einfach bei mir."
 
Das klang nun nach: Ende der Vorstellung, ab zurück in den Straßendreck mit dir. Falls die Körpersprache von Sybille dies noch unterstrich und er so einigermaßen sicher sein konnte aus dem Gespräch entlassen worden zu sein, erhob er und verneigte sich.

"Gewiss. Ich wünsche ihrer Exzellenz noch eine erfolgreiche Nacht", leitete er seinen Abgang ein. Und das war nicht weder gelogen noch Floskel. Immerhin lag es doch auf der Hand, dass eine starke Regierung für Sicherheit und Ordnung sorgte.

Er machte die drei ersten Schritte rückwärts, ehe er sich dann umwandte, um mit langen aber ruhigen Schritten dem Ausgang entgegen zu streben. Das Treffen war recht zufriedenstellend verlaufen. Damit fielen ihm erst einmal ein paar Tonnen Gebein von den Schultern. Nun musste er sich nur noch durch die letzten Unanehmlichkeiten des Umzuges kümmern. Er wollte so schnell wie möglich ein paar eigene Betonpfeiler in den Boden rammen, da ihm die Füße des Gildenhauses recht tönern erschienen. Gespaltene Hierarchien, mehr Geheimnisse als Bücher in der Bibliothek und dann auch noch die Kanalratten als Feind. Sogar ein Plan B würde vielleicht nicht ausreichen und Plan C nötig machen.
 
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