Serie 12 Monkeys (Serie)

alexandro

Kainskind
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13. Juli 2006
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Schaut noch jemand diese Serie.

Ich war anfangs skeptisch, weil sie sich schon in der ersten Folge fast komplett von der Prämisse des Films (welcher zu meinem absoluten Lieblingen im Bereich der SciFi- und Zeitreisefilme gehört) verabschiedet haben. Trotzdem habe ich weitergeschaut und war schnell angefixt: einfach gut und spannend erzählt, die Handlung kommt schnell voran (und offenbart schnell immer mehr Ebenen des Problems) und die Schauspieler wissen auch zu gefallen (was auch damit zusammenhängen kann, dass ihre Rollen gut geschrieben sind und die Figuren sich wie intelligente Menschen verhalten).

Eine zweite Staffel ist schon bestätigt, bin gespannt wie es weitergeht.
 
Ich hab die erste Staffel immerhin zuende geschaut. Und werde in die zweite auch reingucken. Aber irgendwie glaube ich, dass das so in Richtung Lost geht: Immer mehr Verwirrung, bis auch die Showrunner nicht mehr durchsehen.
Und ich finde es total irritierend, dass der Schauspieler, der mit seiner Adlernase und der Glatze eigentlich viel mehr nach Bruce Willis aussieht die zweite Geige hinter dem kinnlosen Hippie spielen muss, der den Cole darstellt. Und Goines Tochter fand ich auch fürchterlich nervend.
 
Nö.
Zumindest nicht, soweit ich mich erinnere. Ist ja auch schon zwanzig Jahre (Meine Güte!) her.
 
Darum geht es ja nicht. Sondern darum, ob die Geschichte plausibel bleibt.
Es gibt ja so drei grobe Richtungen, in die das gehen kann: Die Handlungen der Zeitreisenden führen erst zu der Zukunft (Terminator), sie verändern die Zukunft (Back to the Future), oder sie haben gar keinen Einfluss (der 12 Monkeys Film, wenn ich mich richtig erinnere).
Und die Serie scheint das Zeitreisemodell von der dritten zur ersten Möglichkeit verschoben zu haben. Was ich schade finde, weil ich gerade dieses Hoffnungslose im Film so beeindruckend fand. Dazu gehört auch, dass die Welt im Film auch anders dargestellt wurde. Das war alles viel beengter, die Menschen konnten ja nur in Schutzanzügen an die Oberfläche. Und es gab auch nicht haufenweise nomadisierende Gruppen. Die Zukunft in der Serie erscheint mir gar nicht so bedrückend.
Und das Problem ist hier natürlich hauptsächlich, dass sie den Namen 12 Monkeys nehmen, und dann aber alle Charaktere umbauen (Cole hat kein Kinn mehr, Cassandra ist eine echte Blondine, Jones ist viel weniger DDR-Zahnärztin-Mäßig unterwegs und Brad Pitt ist a) ein Mädchen und b) sogar noch nervender) und eigentlich eine ganz andere Geschichte in einem ganz anderen Setting erzählen. Da wäre eine eigenständige Serie vielleicht besser gewesen.

Das hat aber nichts mit dem Lost-Problem zu tun. Da hat man es mit einer Serie zu tun, wo es ständig irgendwelche Plottwists gibt, und man irgendwann merkt, dass die Showrunner selber gar nicht so genau wussten, was sie da tun, weil es zu Inkonsistenzen kommt. Das ist theoretisch bei allen drei Zeitreise-Stories möglich.
 
Naja - ich will Lost nicht spoilern. Ich denke jedoch, daß Lost deshalb keinen großen Wiedersehenswert hat, weil es ganz stark auf einem großen Geheimnis aufbaut und wenn man das kennt, dann ist die ganze Geschichte plötzlich nicht nur plausibel in jeder Hinsicht, sondern auch völlig langweilig.

Ich denke da hätte man bei 12 Monkeys je nach Perspektive der Figur viel mehr Möglichkeiten - aber ich habe die Serie noch nicht gesehen und muß gestehen, daß ich kein großer Fan des Films war, weil er mir - damals - keine Konklusion angeboten hatte. Vielleicht hatte ich auch zu sehr auf eine Erklärung des Geheimnisses um die 12 Monkeys gewartet und dabei ist mir die eigentliche Geschichte zu banal erschienen. Ich hatte auch nie wieder richtig Lust auf den Film. Mal schauen, ob sich das nochmal ändert.
 
Ja ich hab ja auch offenbar in den letzten 20 Jahren nicht nochmal die Kraft aufgebracht, mir diesen trostlosen Film ein zweites Mal anzuschauen. Aber es hat mich damals schon enorm beeindruckt. :)
 
Naja in 12 Monkeys (Film)
sieht es ja so aus, dass die Leute die Cole zurückgeschickt haben das nicht getan haben um den Ausbruch zu verhindern, sondern um sicherzustellen dass sie selbst überleben und nach dem Zusammenbruch die Herrscherelite stellen. Zumindest hatte ich die letzte Szene (mit der Zeitreise-Wissenschaftlerin und dem Virus-Wissenschaftler im Flugzeug) so interpretiert, bei mir ist der Film aber auch schon 10+ Jahre her. Cole wird bewusst dumm gehalten, damit er nichts wichtiges verändern kann.

In der Serie scheint diese Rolle eher auf die Markridge-Group ausgelagert zu sein und Project Splinter davon unbeeinflusst zu sein. Cole hat in der Serie mehr Informationen und damit auch mehr Handlungsautonomie (schon deswegen verstehe ich den "Lost"-Vergleich nicht) und alle Entwicklungen und Twists wurden eigentlich schon irgendwo angekündigt.
 
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Wie gesagt. Ich hab den damals im Kino gesehen. Und das ist erschreckende zwanzig Jahre her. Wenn du dich anders erinnerst, hast du wahrscheinlich Recht. :)

Der Lost-Vergleich bezog nicht auf Cole und seine Handlungsautonomie, sondern sollte die Befürchtung ausdrücken, dass das ständige vor-und-zurück irgendwann dafür sorgt, dass die Story so inkonsistent und Konfus wie bei Lost wird und nur noch mit so nem billigen "War ja alles nur eine Geschichte/Fegefeuer/Traum eine autistischen Jungen"-Trick aus der Affäre ziehen müssen.
 
Nachdem jetzt gesehen zu resümieren:
James Cole: Glaubt selber nie wirklich daran, daß er etwas an der Geschichte ändern kann - was schließlich auch sein Schicksal besiegelt. Zeitweilig hofft und glaubt er an eine Geisteskrankheit und an seine Genesung von dieser.
Paradoxerweise trifft er Jeffrey Goines und weiht ihn in die bevorstehende Apokalypse ein, was Jeffrey gefällt. Nicht ganz klar wird, inwieweit letzterer mit Dr. Peters - dem Mitarbeiter seines Vaters, der letztendlich den Virus unters Volk bringt - unter einem Hut steckt und damit die implantierte Idee verwirklicht, aber er kann die Tiere aus dem Zoo befreien und damit zumindest seine eigene Vorstellung einer Zukunft umsetzen. Er wäre also derjenige, der seine Zukunft verändert hätte.
Dann noch Dr. Kathryn Railly. Sie glaubt zuerst nicht an Zeitreisen, dann durch das Foto aus dem 1. Weltkrieg schon und an das damit verbundene Schicksal, also die Unveränderlichkeit der Zukunft. Sie ändert jedoch daraufhin ihre Verhaltensweise, versucht Cole zu helfen. Ergo glaubt sie jetzt daran, daß Zeitreisen die Zukunft verändern könnten und die Zukunft nicht vorherbestimmt ist.

Man erkennt also nicht, was genau einen Charakter antreibt und welche Theorie die "richtige" ist; auch wenn der Cassandrakomplex vorgestellt wird, ist die Handlung nicht schicksalhaft angelegt - zumindest sehe ich das so. Tatsächlich bin ich sogar schon wieder ziemlich verwirrt gewesen, als ich versucht habe, die Perspektiven der Charaktere herauszufinden. Nichts ist wahr. Alles ist möglich, sobald man sich auf den Einzelnen weiter fokussiert. Das ist letztendlich der Motor der ganzen Geschichte.
 
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Gut zusammengefasst. Im wesentlichen ist der Film eine Reihe von Charakterstudien - wie die Figuren mit den Mysterien umgehen ist wichtiger, als eine explizite Antwort zu geben. Was passiert ist Projektionsfläche für tolles Charakterspiel (auch in dieser Hinsicht erinnert mich der Film an "Lost", welches ich auch genau wegen dieser Charaktermomente schätze und auch denke dass es durchaus einen Wiederschauwert hat).

In dieser Hinsicht kann die Serie leider nicht mithalten (weder mit dem Film, noch mit Lost): die Handlung ist (soweit man dies derzeit sagen kann) besser ausgearbeitet, aber die Figuren sind einfach nicht so interessant (könnte sich noch ändern, aber bisher sieht es nicht so aus). Naja, man kann nicht alles haben. :(
 
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Jetzt habe ich die Serie gesehen. Sie ist viel klarer strukturiert als der Film. Fast alle Charaktere sind gradlinig angelegt. Sie gleiten jedoch - je länger sie mit den Paradoxien in Berührung kommen - immer weiter in einen Wahn hinein, zwischen Schicksal und freier Entscheidung wählen zu müssen.

Teilweise wurden die Charaktere verändert, man kann also die Filmcharaktere nicht eins zu eins mit denen der Serie vergleichen
Im Gegensatz zum Film, ist James Cole hier überzeugt davon, seine Zukunft selber bestimmen zu können. Er steckt damit auch Dr. Cassandra Railly an, die keinen Moment daran zweifelt.
Die Fraktion die an das Schicksal glaubt, geht hier sogar soweit, bestimmte Dinge erfüllen zu müssen, um "den Kreislauf zu schließen". Diese wird zu bzw. aus diesen rekrutiert sich die Armee der 12 Monkeys, die sich zum Schluß der Serie zum ersten Mal auch zeigt. Im Film wird sie hingegen immer als Mythos gehandelt.
Zum Schluß zeigt sich noch eine dritte Fraktion - angeführt von der Physikerin Katarina Jones, die aus all dem Geschehen gelernt hat, daß nur die Gegenwart eine Rolle spielt, die Vergangenheit nicht geändert werden kann.
Der Serie bleibt mehr Zeit um das Pendeln der Charaktere zwischen diesen extremen Ansichten mehr oder weniger stark zu zeigen - wie zum Beispiel stärker bei der verrückten (Jennifer) Goines, die mehr oder weniger stark für das Ende der Welt verantwortlich ist jedoch immer wieder auch Cole hilft, die Zukunft zu verändern.
Die eigentlich "böse" Kraft stellt die Fraktion dar - wer hätte das gedacht - die bereit ist, Gewalt auszuüben, um ihre Ziele zu verwirklichen. Dabei bieten die Überzeugungen lediglich ausreden. Egal welcher Theorie man folgt, sind es diese Leute, die das Ende der Menschheit einläuten, die bereit waren über Leichen zu gehen
 
In der zweiten Staffel scheint sich die Serie in einen "gewöhnlichen" Zeitreisethriller zu verwandeln. Die Prämisse, man könne nichts verändern, wurde scheinbar völlig aufgegeben. Paradoxerweise versuchen die Leute noch immer bestimmte Dinge zu verändern, anstatt einfach nur zu versuchen, in eine andere Zukunft zu reisen. Aber mal schauen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Die 12 Monkeys sind wirklich ein Haufen indoktrinierter Dummbeutel, die garnix raffen. Kein Wunder, wenn die für die Katastrophe in einer Zukunft verantwortlich sind.
 
Zum Staffelende hat die Serie dann wieder die Rasanz eines Filmes, überrascht mit neuen Möglichkeiten. Das Bäumchen-Wechsel-Dich der Helden zwischen den Parteien ist ziemlich verwirrend. Ich könnte mir schon vorstellen, den ein oder anderen Widerspruch darin zu finden. Aber es ist ja eine Geschichte und kein Spielszenario.
 
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