[12.05.2008] Ankunft bei den Krauts...

Das hatte natürlich seinen Grund. Selbst wenn Amanda den Pagen nicht für Nahrung gehalten hätte, würde sich Miles um das Gepäck kümmern. Schließlich hatte sie eine nicht unerheblich Menge Bargeld dabei, um Iain eine gute Soforthilfe geben zu können, die sich banktechnisch nicht zurückverfolgen ließ.
Jedenfalls nicht leicht.
Der Frau nickte sie nochmal lächelnd zu, dann ging sie mit Miles zu besagtem Aufzug, um ihre Suite zu begutachten.
 
Sie kam in eine Art Salon mit geschmackvollen Möbeln und Teppichen, alles aufs beste auf einander abgestimmt. Ein grosses Fenster ging nach Norden. Würde sie es überprüfen, würde sie feststellen, daß es sehr dichte Samtvorhänge und eine sehr gutes Rollo gab, das sämtliches Licht aussperren konnte.
Davon ab ging der Masterbedroom mit einem begehbaren Kleiderschrank und einen grossen Badezimmer. Auf der anderen Seite gab es noch das sogenannte Zofenzimmer, mit normaler Ausstattung und einem Duschbad.
 
Ja, das Notwendigste war da. Sie hatte schon schlechtere Suiten gesehen. Ein gemütliches, kleines Nest. Sie selbst bevorzugte es etwas geräumiger, doch fürs erste würde es genügen. Und sie hatte ein paar Minuten für sich.
Amanda ließ sich von Miles einen guten Schluck frisch gezapftes Rot in eines der erlesenen Kristallgläser füllen und verschloß seine Wunde. Dann schlenzte sie sich auf ein Sofa, während der Guhl für angenehme Musik sorgte.



Dann kümmerte sie sich um den Hefter und Miles kümmerte sich um das Gepäck, räumte ein und was Dienstboten so taten.
Und dann hätte sie sich beinahe verschluckt. Sie verschüttete aber nichts, auch wenn Miles inzwischen schon reichlich Erfahrung im Entfernen von Blutflecken hatte.
Empfang ! Heute ! Obligatorisch !
Verdammt ! Das hätte der Frau Stadthalterin aber ruhig mal aus dem hübschen Gesicht fallen können. Blieb überhaupt noch Zeit zu duschen und sich umzuziehen ?
Es mußte !
"Miles !" jetzt wurde es etwas hektisch.
"Madame ?"
"Wir werden heute noch auf einen Empfang gehen. Leg das schwarze Armani mit den grünen Applikationen raus und die Smaragde ! Ich mach mich fertig."
"Sehr wohl, Madame."
Dann verschwand sie im Bad.
 
Iain hatte sich bereits in Schale geworfen. Frisch gestylt, mit exquisitem Edelstahl-Schmuck und in einen noblen Smoking gekleidet stand er vor dem Ganzkörperspiegel in seinem Zimmer und zupfte imaginäre Fusseln von seinem Ärmel.

Dann holte er mit einer eleganten Bewegung sein Smartphone aus dem Smoking und sandte Moishe eine SMS.

"Mein Lieber Moishe, ich habe heute Nacht eine Überraschung für Dich. Ich möchte Dir auf der Feier jemanden vorstellen. Grüße, Iain.

Dann schritt Iain die Treppe hinab in den Empfangsbereich, in dem er bereits Amanda vermutete...
 
Aber Amanda war eigentlich noch nie vor Iain irgendwo gewesen. Sie neigte dazu, das akademische Viertel großzügig auszulegen. Allerdings ziemte es sich nicht, allzu spät auf so einem Empfang aufzutauchen, besonders, wenn man die Neue war. Die entfernung des Reisestaubes, die Erneuerung des Makeups und das Anlegen einer frischen Garnitur Kleidung, waren alles Dinge, die Amanda aus dem FF beherrschte. Ihr war das Äußere immer schon wichtig gewesen.
Und wie erwartet sah sie danach aus, wie aus dem sprichwörtlichen Ei gepellt. In rekordverdächtigen 15 Minuten. Aber es saß ja auch jeder Handgriff.
Kurz später kam sie in den Empfangsraum des Hotels runter, gefolgt von Miles. Tja, und da stand ER.
"Iain...," Amanda konnte sich ein ehrliches Lächeln nicht verkneifen, "was für eine Freude."
 
Zu sagen, Iain eilte auf die Treppe zu, um sie ín Empfang zu nehmen, wäre natürlich vollkommener Unsinn gewesen. Iain Finnlay war ein Ventrue und als solcher bei festlichen und alltäglichen Anlässen die Eleganz in Person. Aber jemand, der ihn gut genug kannte, könnte den Sprung, die Spannung in seinem Schritt bemerken, mit dem er auf die Treppe zutrat um gelassen aber offensichtlich ehrlich erfreut sein Kind zu begrüßen.

"Amanda..."

Seine Stimme war weich, vibrierte in einem zärtlichen Timbre. Fast - fast! - schon verliebt blickte er das Kind an, das er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Und während seine Augen noch immer liebenswürdig, weich und warm zu ihr aufstrahlten, durchzuckte ein schrecklicher Gedanke sein untotes Hirn: Er war jetzt wieder verletzlich! Da war sie, seine süße Nemesis! Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie hier her zu rufen? Hatte er etwa verdrängt gehabt, was es für ein Gefühl gewesen war, sie allnächtlich um sich zu haben? Vor ihr jede einzelne Nacht verbergen zu müssen, wie tiefgreifend seine Gefühle für sie tatsächlich waren? Natürlich hatte er sich ihr gegenüber hart gezeigt, unbarmherzig, kühl. Damit die kurzen Momente, in denen seien wahren Gefühle zu ihr durchdrangen nur wirkten, als wären sie aufgesetzte Platitüde, ein Eingehen auf und Spielen mit ihren ebenso starken Gefühlen! Als Ventrue machte es sich nunmal immer besser, wenn man als kalter Geschäftsmann verschrien war...

Seinen eisblauen Augen war nichts von diesen Gefühlswallungen anzumerken und Iain drängte diese Flut an Emotionen zurück in ihr kristallenes Verlies in seinem Herzen. Er konnte, wollte, durfte sich nicht davon überwältigen oder ablenken lassen! Er musste ihr gegenüber weiter wie das oberflächlich herzliche Arschloch wirken, sonst würden sie beide unter der so offensichtlichen Angreifbarkeit ihrer Gefühle füreinander leiden müssen oder wegen dieser ausgespielt werden...

Iain war auf die unterste Treppenstufe getreten und reichte ihr seine perfekt manikürte Hand, um sie die letzten Schritte hinab zu geleiten. Miles übersah er geflissentlich.
Sanft drückte er ihre Hand zur Begrüßung und versuchte seine Augen davon abzuhalten, in ihren zu versinken. Das geschäftsmännische, schnörkellose Lächeln wirkte genau echt genug, um auch aufgesetzt zu sein.
Er musste dieses sein emotionales Kryptonit unter Kontrolle behalten!
 
Jaaa, für einen Moment war es wieder wie früher. Iain hatte das Leuchten echter Leidenschaft in seinen Augen, auch wenn er es in der Öffentlichkeit nicht zulassen würde, das sein Körper solchen Aufwallungen folgte. Amanda aber kannte ihn lang genug und damals hatte sie diesen Blick oft gesehen.
Doch der Moment verging schnell. Viel zu schnell.
Und dann ging es darum, kein peinliches Schweigen aufkommen zu lassen. Amanda stemmte die Fäuste in die Hüften und machte ein eingeschnapptes Gesicht.
"Obwohl ich eigentlich böse mit dir sein müßte. Früher wäre ich nicht auf die lokalen Newsletter angewiesen gewesen, um von einer Party vom Rang der heutigen zu erfahren, Iain. Schäm dich."
Sie wackelte mit gespielter Strenge mit ihrem Finger. Und Miles, nun ja, der war halt immer da. Es passierte Amanda häufig, das sie ihn, so wie jetzt gerade, nicht mehr bewußt wahrnahm. Die Wahrscheinlichkeit lag aber sehr hoch, das sie es umso mehr spüren würde, wäre er weg.
Gleichwohl. Iain stand jetzt in ihrem absoluten Mittelpunkt.
 
Iain lachte ehrlich, führte sie am ausgestreckten Arm die Treppe herab und umarmte sie. Für einen flüchtigen, melancholisch süßen Augenblick wirkte es so, als würde er sie küssen, seine Lippen schwebten an ihrem Mund vorbei... doch nein! Seine Wange kam an der ihren zu liegen und er nahm sie in den Arm und hielt sie ganz uncharakteristisch ein, zwei Sekunden länger, als vom Protokoll her erlaubt gewesen wäre. Sie spürte seine starken Arme um sich, seine muskulöse Brust durch den Smoking, seinen Duft, den sie immer erkennen würde, egal unter welchem Rasierwasser oder Deodorant er sich auch verbergen mochte.

"Vergib mir, meine Liebe!" flüsterte er nur für sie hörbar und dieser Satz bedeutete so viel mehr als nur die Party. Sie fühlte darin die Entschuldigung für die vergangenen Jahrzehnte, die sie voneinander auf Grund seiner Entscheidung getrennt verunlebt hatten. Die abrupte Verabschiedung in den 80ern ohne längere Vorbereitung. Und trotz all dieser Gefühle die so uncharakteristisch in ihm brodelten, war Iain dieser eine Augenblick für den Moment schlichtweg genug. Zwei, drei inexistente Herzschläge lang war er wieder Mensch, glücklich, vollkommen und hatte seine Amanda im Arm. Dann tickte der Sekundenzeiger weiter und es war schon einige Wimpernschläge zu lange Zeit gewesen, sie aus der verlangenden Umarmung zu entlassen. Und so holte er das nun nach, suchte ihre Augen mit den seinen, sah das Verständnis darin und erschrak erneut. Denn das hatte er ihr wahrlich nicht verraten wollen. Aber wer, wenn nicht sie, die sie Jahre seiner Ausbildung und Aufmerksamkeit genossen hatte, könnte ihn mit einem einzigen Blick durchschauen?

Iain rettete sich in Smalltalk.

"Aber Amanda, mein Kind, so selbstsicher auf dem gesellschaftlichen Parkett der Kainskinder wie Du bist, brauche ich Dich doch davon nicht im Vorraus in Kenntnis zu setzen! Du wirst immer eine hervorragende Figur dabei machen!" Das Lächeln war entschuldigend genug, um den Stuss den er da von sich gab zu relativieren.

"Darf ich davon ausgehen, dass Du mir heute eine Begleiterin sein wirst, so dass ich Dich den anwesenden Kainskindern vorstellen kann?"

Iain reichte ihr seinen Ellbogen, damit sie sich - wie so oft - einhaken konnte.

"Ich nehme an, Miles fährt uns? Deine Wahl der Automobile war gesellschaftlichen Anlässen schon immer besser zugetan, ich neige dazu, jugendlich zu protzen" spielte er auf seinen Masserati an.
 
Weit und breit keine Mia, Iain in blendender Laune, ein Ball des Stadtregenten und alles schon am ersten Abend in Finstertal. Wenn sie sich nicht gerade pudelwohl gefühlt hätte, dann wäre Amanda vielleicht der kleine pessimistische Gedanke aufgefallen, der vor sich hinmoserte, das es ja von nun an nur noch schlechter werden konnte.
Aber wie gesagt, dafür war sie viel zu glücklich. Fast wie früher. Fast...
Dann gibts Komplimente..., für das Kind.
"Selbstverständlich," erwiedert Amanda auf Iain's Frage nach Begleitung. Wie könnte es auch anders sein, jetzt, da sie wieder an einem Ort verweilen ? Und ebenso selbstverständlich hackt sie sich bei ihm ein. Das Dreamteam ist wieder da. Das dynamische Duo. Die drei lustigen Zwei.
"Ich habe nur noch unseren Bentley behalten, den Rest habe ich verkauft, aber an diesem alten Wagen hänge ich."
Sie konnte sich auch noch genau an die Nacht erinnern, in der er ihr das Automobil geschenkt hatte.
"Außerdem muß es zum heutigen Anlass ja nicht so sportlich sein, wie du es bevorzugst. Miles kommt natürlich ganz prima mit dem alten S1 klar, aber wenn du ihn mal wieder fahren möchtest..."
Es war ja nicht so, das der S1 nichts unter der Haube hatte.
 
"Nein, nein. Lass nur Deinen Miles fahren, Liebes. Dann kann ich mich in aller Ruhe mit Dir unterhalten."

Iain blickte auf die sündhafte teure Armbanduhr an seinem Handgelenk. "Wenn ich es richtig sehe, könnten wir allerdings schon losfahren. Bist Du bereit, das who-is-who von Finstertal kennenzulernen?" Oder diejenigen, die sich dafür halten...
 
"An deiner Seite, Iain, bin ich bereit, die Welt zu erobern."
Und Amanda klemmte sich seinen Arm fest ein. Heute würde ihr keiner ihren Erzeuger wegnehmen. Heute nicht !
Miles war sogut wie unsichtbar, machte aber die Autotüren auf und fuhr den Bentley ruhig und geübt. Dabei bediente er sich dieser selektiven Wahrnehmung, die er kultiviert hatte, seit er in Madame Peel's Diensten stand. Was genau sich die beiden da hinten im Fond erzählten, blendete er geflissentlich aus. Nur wenn sich die Stimmlage der Herrschaften änderte und sie befehlend klang, dann hörte er richtig zu.
"Aber vorläufig reicht mir auch Finstertal."
 
Iain lachte ehrlich belustigt auf.

"Sei vorsichtig, Amanda, für Finstertal wurden bereits einige opulente Pläne gemacht... auch von Seiten des Clans Ventrue aus!"

Liebevoll streichelte er die Finger, die sich beinahe schon schmerzhaft in seinen Arm gruben. Beinahe... Der Druck hatte etwas hochsinnliches an sich, war eine Erinnerung daran, dass er unlebte und ein ständiger Reiz, die Berührung durch Amanda zu genießen.

"Madame Seneschall hat wie es scheint ambitionierte Pläne für unseren Clan. Wir werden sehen, wie sich die nächsten Nächte entwickeln. Doch ich habe Dich auch dazu hergerufen, um Dich hier in eine Position zu bringen, die es Dir ermöglichen wird, aufzusteigen - wenn alles so läuft wie ich mir das vorstelle" schränkte er seine Behauptung gleich wieder ein.
 
"Ja, davon hat die verehrte Archontin auch gesprochen," bemerkte Amanda mit belustigtem Seitenblick. "Besonders deshalb, weil es genug Platz zum Aufstieg gibt, da die Stadt selbstständig dafür zu sorgen scheint, das er verfügbar ist."
Nun wurde aus dem Seitenblick etwas intensiver.
"Sie hat das Fluch genannt, Iain, und sah, wie man so schön sagt, not amused dabei aus. Und das, obwohl sie auch erwähnte, das mit dem entgültigen Tod eines gewissen Zacharii, jemand vernichtet wurde, dem man soeinen Fluch durchaus zutrauen könnte."
Dann machte sie eine Kunstpause.
"Sechs tote Primogene, Iain ? Ich nehme an, DEINE Pläne sind von einer ganz außergewöhnlichen Erlesenheit."
Allzuviele Worte hatte Amanda nie gebraucht, um auf den Punkt zu kommen. Außerdem galt es Iain's Stimmung zu nutzen. Jetzt, wo er vielleicht noch vom Wiedersehen überwältigt war und nicht so aufpasste. Manchmal war es schon etwas lästig, sich an seinem Beschützerinstikt vorbeizukämpfen.
Gleichwohl, er hatte sicher nichts anders erwartet und Amanda nicht den Kuß gegeben, weil sie sich für nichts interessierte. Und schließlich konnte man kaum genug Kontext kriegen, wenn man aus den Worten von Kainiten schlau werden wollte. Und heute abend würde alle Kainiten anwesend sein, die die Stadt zu bieten hatte.
 
Iain schnaubte abfällig. Der sogenannte Fluch!

"Amanda... ich bin der letzte, der nicht auch eingesteht, dass es Übernatürliches in dieser Welt gibt, und tatsächlich gibt es Blutflüche, die eine erschreckende Macht entwickeln können."
Danke Saulot, Du musstest Dich ja unbedingt von diesem Emporkömmling von Magus leerlutschen lassen...
"Aber dieser sogenannte 'Fluch' der Ventrue... sieh Dir doch mal die generelle Sterblichkeit in Finstertal in den letzten Jahren an. Teilweise sind hier mehr als 20 Kainiten in einem Jahr verstorben - und das waren nicht nur Ventrue! Sicherlich hat es die Ventrue extrem hart getroffen. Aber gerade so ein tödliches Pflaster wie Finstertal - gerade zu Zeiten, als Zacharii noch nicht als vernichtet galt..." Ja, Iain glaubte nicht an alles, nur weil es Hörensagen war! "... ist die Crux für die selbstgefällige Selbstsicherheit, die unserem Blut so leicht zu eigen zu sein scheint!"

Iain schüttelte den Kopf.

"Wir haben alle unser Schicksal selbst in der Hand. Jedes einzelne, kleine Detail ist der Schlag eines Schmetterlingsflügels, der eine halbe Welt entfernt einen Orkan verursachen kann. Aber letztendlich haben wir unser Schicksal selbst in der Hand!"

Und beide hatten sie dieses Gefühle eines Deja-Vus, sie beide in Iains Londoner Penthouse sitzend, durch die getönten Glasscheiben auf die City blickend und dieses Gespräch führend... wie lange war es her gewesen? 20 Jahre?
 
Iain hielt also nicht viel von diesem Fluch. Amanda fand es allerdings noch zu früh, um sich entgültig festzulegen. Und als er von Schmetterlingsflügeln anfing, da sah sie eine große Hand, die chinesische Reissäcke verteilte.
Aber das Deja-Vu war schön...
"Naja, du hattest immer schon ein Gespür für Gelegenheiten, mein Lieber."
Was sollte sie da auch sagen. Es wußte ohnehin keiner wirklich bescheid, sonst wäre kein Justikar hier, um das zu ändern. Vielleicht wußten die wichtigen Leute auch alles schon ganz genau und der Justikar war da, damit nichts herauskam. Auch möglich.
Aber Spekulationen dieser Art brachten letztlich nichts, außer möglicherweise Befangenheit.
"Hat sich denn in deiner Hand schon etwas Schicksal angesammelt ?" fragte Amanda neckend.
 
Iain grinste jetzt breit: "Mehr als eine Hand voll will es einfach nicht werden, es ist fast so, als zerrinnt es mir zwischen den Fingern!"

Gedankenlos streckte er die rechte aus und streichelte ihre Wange und er war verloren in ihren Augen. Der Moment schien ewig zwischen ihnen zu hängen. Dann: Ein abruptes Abwenden. Kalte, geschäftstüchtige Stimme. neutrale Mine. Iain blickt hinaus zum Autofenster.

"Wir sind jeden Augenblick da..."
 
Ja, so wars wohl. Eine kleine Hand voll.
Amanda wollte gerade nach seiner Hand greifen und auf das Streicheln ihrer Wange eingehen, da griff sie auch schon ins Leere. Einen Augenblick war die Frau ungehalten darüber, aber die Ventrue hatte sich sofort wieder im Griff. Und es persönlich nehmen...
...wäre in höchstem Maße nutzlos gewesen.
Was Iain jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte, war ein beleidigtes Frauchen. Seinen plötzlichen Stimmungswechsel zu ignorieren, wäre aber auch dumm gewesen und deshalb fragte Amanda sicherheitshalber nach.
"Wie gut möchtest du, das wir uns in der Öffentlichkeit verstehen ?"
Sie waren wirklich gleich da und DAS sollte vorher doch geklärt werden.
 
Er hatte schon wieder einen Fehler gemacht. Nur einen weiteren Fehler, seit er sich erlaubt hatte, ihr den Kuss zu schenken und sich somit an jemanden zu binden, den er so sehr, so uncharakteristisch liebte. Und das ganze in einer Welt, in der schon ein einzelner Fehler tödlich sein konnte.

"Verzeih, Amanda... Ich hatte Dich viel zu lange nicht um mich."

Und tatsächlich tat es ihm wahrhaftig leid. Er wusste, dass er sich sprunghaft verhalten hatte und in ein altertümliches pseudomännliches Verhaltensmuster gefallen war, in dem es die Gesellschaft nicht vorsah, dass Männer ihre Gefühle zeigten. Nun... er war wohl trotz allem noch ein Kind seiner Zeit. Nicht, dass das bei seinem "Geschäftsleben" von Nachteil gewesen wäre. Aber in Beziehungsdingen tatsächlich...

Unerwartet heftig griff seine Hand, die er gerade noch zurück gezogen hatte wieder nach der ihren. Hielt sie fest. Nicht so, dass es schmerzte. Aber doch so fest, dass sie merkte, dass er sie nicht so schnell wieder loslassen würde. Sanft streichelte sein Daumen über ihren Handrücken, fuhren seine Finger die ihren nach.

"Ich werde in der Öffentlichkeit nicht verbergen können, dass Du mir sehr am Herzen liegst, Amanda. Das will ich auch gar nicht." Auch wenn niemanden angeht, wie sehr! Ich bin mir nicht sicher, ob Du selbst überhaupt weißt, wie sehr...
"Was mich angeht, bist Du mein geliebtes Kind, das meinem Ruf nach Finstertal gefolgt ist, um gemeinsam mit mir und den anwesenden Ventrue unseren Clan zu solidieren und ordentlich wiederaufzubauen."
Iain verstummte. Blickte an Amanda vorbei durch eines der getönten Fenster. Dann beugte er sich ganz uncharakteristisch zu Amanda hinüber und küsste sie sanft auf die Wange. Bei jedem anderen hätte es linkisch wirken können, doch Iain hatte schon immer kleine Gesten und Bewegungen elegant aussehen lassen können.
Der schottische Ventrue richtete sich wieder auf, fuhr sanft den kaum wahrnehmbaren Abdruck auf Amandas Wange mit dem Zeigefinger nach.

"Danke, dass Du hier bist. Ich kann Dir noch gar nicht zeigen, wie sehr ich mich freue, Dich wieder in meinem Unleben zu haben."
Dann lächelte er wieder auf seine abrupte und so lausbübische Art.
"Unsere Primogena wird diese Feier in erster Linie so organisiert haben, dass sie und Monsignore Galante zur Geltung gebracht werden. Aber vergiss nicht, so ein klein wenig ist das heute Abend auch DEIN Auftritt. Tu einfach so, als würde diese Party speziell für Dich gegeben, nur stiel unseren Gastgebern nicht die Schau, sie könnten ungehalten darüber sein, von einem so jungen Vampir deklassiert zu werden!"

Er lachte und betrachtete sie weiter mit seinem - Anderen so unbekannten - liebevollen und wohlwollenden Blick.

EDIT:
Out of Character

Noch ein, zwei Posts und dann Ankunft im allgemeinen Thread?
 
"Ich versteh schon," war dann alles, was Amanda dazu sagte. Aber sie gab Iain einen Kuß auf die Wange, der alles andere sagte. Und mehr mußte auch nicht dazu gesagt werden. Es wäre zuviel. Ab hier übernahm das Verstehen.
Miles war einfach den Weg zurückgefahren, den er vorhin genommen hatte. Er konnte sogar den selben Parkplatz nehmen. Ohne sich umzusehen sagte er mit ruhiger Stimme, "Wir sind da, Madame."
Er war sich sicher, das die Herrschaften es gehört hatten, aber aus Erfahrung wußte er, das diese sich manchmal etwas Zeit damit ließen, es wahrzunehmen. Es gab schließlich wichtigere Dinge als ankommen. Miles würde es merken, wenn sie aussteigen wollten.
"Alsoooo, was mich angeht, mein Herr und Gebieter, den ich heute Abend nicht so nennen werde, ich wäre soweit, die gehobene Gesellschaft kennenzulernen. So wie ich das sehe, stehen uns interessante Zeiten, im besten chinesischen Sinne, bevor.
Wie könnte man das besser beginnen oder feiern als mit einer Party ?"
Sie strich ihm sanft über die starken Hände, sah ihm aber fest in die Augen und wenn Amanda wollte, dann war ihr Blick wirklich fest, als sie sagte,
"Ich werde dich nicht enttäuschen, Iain."
Und das hatte sie auch verdammt nochmal nicht vor.
 
Iain nickte langsam. Fest. Bedächtig.

Blickte Amanda in ihre starken, manchmal so halsstarrigen aber heute so konzentrierten Augen.

"Gut." Eine Sekunde Schweigen.
"Was das Image unseres Clans angeht: Wir sind nach wie vor verhasst bei unseren Neidern - was so ziemlich alle anderen Clans mit einschließen dürfte - aber hier in Finstertal konzentrieren wir uns vornehmlich darauf, keine größeren Aktionen zu unternehmen, die die anderen in ihren Vorurteilen bekräftigen könnten. Wenn ich ehrlich bin, investiert Clan Ventrue zur Zeit sogar sehr ordentlich in den Wiederaufbau. Wir arbeiten an einem neuen Clans-Haus, ich persönlich bin dabei, alternative Quellen der Blutzufuhr zu erschließen und wir steigen wie in alten Zeiten in die Wirtschaft ein, um den Arbeitsmarkt ein wenig anzukurbeln. Nichts wirklich besonderes, jedes für sich, aber alles in allem eine gar nicht mal so unerhebliche Anstrengung. Madame Sybille ist dabei unser Freund, also richte Dich nach ihr. Wen Du ansonsten beleidigen willst, überlasse ich Deinem guten Geschmack!" Jetzt war das Lächeln wieder warm und ehrlich.

"Ich werde Dich nach Möglichkeiten vorstellen, aber selbst ich dürfte einige der Anwesenden hier noch nicht oder lediglich vom Sehen kennen. Ich kann mir vorstellen, dass noch weitere Kainskinder nach Finstertal geströmt sind, nun, da die unmittelbare Gefahr wieder vorbei zu sein scheint..."

Wie hatte er nur die ganze Zeit ohne sie auskommen können? Es war ja fast so, als blühe er in ihrer Gegenwart richtig auf...
Iain versuchte den Gedanken zu verdrängen, die Glückswoge abzuschütteln, die ihn zu durchfluten und abzulenken drohte. Er musste sich auf dieses Event heute Abend konzentrieren!

Mit einem sanften Druck am Arm signalisierte Iain Amanda, dass es Zeit war auszusteigen...
 
Zurück
Oben Unten