[08.04.2004] Besuch bei Bekannten

AlexanderK

Neuling
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21. März 2004
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Alexander legte den Hörer wieder auf die Station und dachte nach. Ein Privatdetektiv sollte ein paar Fotos machen. Nichts ungewöhnliches. Ein Café und all seine Besucher wie auch Angestellten und Inhaber. Offiziell lief es ein wenig unter Wirtschaftsspionage. Aber letzten Endes wurde für viel Geld versucht herauszufinden, was den Laden so reizvoll machte. Offensichtlich hatte der Auftraggeber viel Interesse an dem Klientel.
Selbst wenn der Privatdetektiv entdeckt würde. Selbst wenn er ausgequetscht würde. Die Anonymität des Auftraggebers würde bestehen bleiben. Denn so lief das Geschäft. Der Privatdetektiv wusste auch nicht, wer ihm den Auftrag gegeben hatte. Die erste Anzahlung musste Alexander sofort liefern. Erst nach Beendigung des Auftrags erhielt der Detektiv den Rest. Alles bar und direkt in den Postkasten ohne Absender. Dafür würde der Detektiv die Fotos an einem geeigneten Ort übergeben.
Innerlich seufzte der Brujah. Dieser Agentenkram war eindeutig nichts für ihn. Er hätte es lieber auf direktem Wege versucht. Aber zunächst brauchte er dazu noch ein paar Antworten und noch tausend Prozent mehr Erfahrung. Das würde noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Er machte ein Häkchen auf seiner Liste. Für heute stand nichts weiter an. Also würde er wohl noch den Zuhälter, mit dem er etwas befreundet war, besuchen. Vielleicht gab es ja etwas neues. Es konnte aber auch so nicht schaden den Kontakt nicht ganz abreißen zu lassen.
Am Anfang des Abends hatte er sich bereits mit dem Architekten in der Bar getroffen. Nachdem er sich solche Mühe gegeben hatte, war für diesen natürlich nun die Deckenbeleuchtung im Weg. Es hatte etwas gedauert, bis sie zu einer, wie Alexander fand, vernünftigen Lösung gekommen sind. Natürlich hatten sich ihm die Nackenhaare bei dem Gedanken daran aufgestellt, dass eventuell alles wieder runtergerissen werden musste. Aber so was blieb ja nie aus. Bei der Beschallung arbeiteten sie dafür gleich zusammen.
Danach hatte er in der Küche vorbeigesehen. Doch im Restaurant schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen.
Als er raus ging zog er sich die Jacke über und steckte die Hände in den Taschen. Normalerweise wussten die Mädchen des Zuhälters wo ihr Chef war. Allerdings stellten sie sich manchmal etwas quer und erpressten den ein oder anderen Euro. Deswegen steckte sich Alexander auch noch drei kleine Scheine ein. Aus früherer Erfahrung wusste er, dass sie natürlich direkt den ganzen Arm nahmen, wenn er ihnen den kleinen Finger reichte. Deswegen nahm er nie viel Geld mit, wenn er seinen Freund suchte.
Auf der Straße schnupperte er die Kohlenstoffhaltige Luft und ging ein wenig Ziellos die „rote Meile“ entlang ohne wirklich Ausschau nach jemandem zu halten. Nicht, weil er kein Ziel hatte, sondern, weil er irgendwie etwas rastlos war und sich die Beine vertreten wollte. Lächelnd nickte er dem ein oder anderen Mädchen zu. Obwohl er schon so lange in der Gegend wohnte, schien ihn hier niemand wirklich zu kennen.
 
Als er ebenso diese Straße hinunterschlenderte kam ihm ein Mann torkelnd entgegen. Er rempelte ihn an und meinte dann. "Schie....glauben ausch daschs schie sich allesch erlauben können...nur weil schie mehr geld haben..." und schubbste ihn ein wenig, doch es bereitete Alexander keine Probleme, seinen Stand zu halten...der Stoß war zu ungerichtet, zu kraftlos...
Ein paar andere Leute drehten langsam den Kopf in seine Richtung...
 
Glaubte Alexander wirklich er dürfte alles, nur weil er mehr Geld hatte? Er besaß doch vermutlich nicht mal mehr Geld. Und von so jemandem musste er sich nicht einfach runterputzen lassen. Selbst wenn er es hätte.
Du meinst also, es ist schlecht zu arbeiten und Geld zu verdienen, damit es einem besser geht? Es war eine einfache Frage. Und für den Besoffenen sollte es eine Fangfrage sein. Aber das hier war keine Herausforderung, deswegen wartete er auch nicht ab, bis der andere von alleine Hineintappte. Weil wenn du Arbeit brauchst, kannst du mich auch so fragen. Ich hab welche für dich, wenn du welche brauchst.
 
Nach dem Zwischenfall fackelte Alexander nicht mehr lange. Richtig und nüchtern zu arbeiten schien nichts für den Kerl zu sein und so zog er wohl wieder ab. Der junge Brujah war zufrieden damit nicht noch wirklich ärger zu bekommen und suchte die nächste ihm bekannte Hure auf. In seinem Vokabular wurden sie als Kurtisanen bezeichnet. Irgendwie fand er das weniger niedermachend und sah in den meisten auch nicht einfach den Abschaum, sondern viel eher gestrandete Menschen.
Erst mit zehn Euro konnte Alexander Daisy davon überzeugen ihm zu sagen, wo er Nick finden konnte. Er war diese Nacht aus.
Eigentlich ging Alexander das nichts an, doch der junge Brujah fand es unprofessionell, dass der Zuhälter sich von seinen eigenen Frauen in der Horizontalen befriedigen ließ. Allerdings kamen sie auch ab und an in den Genuss mit Nick essen zu gehen. Der Zuhälter war wohl etwas stämmiger, als reines Muskeltraining bewirken konnte. Das Bier hinterließ nun mal seine Spuren. Doch allgemein wurde er als einigermaßen Gutaussehend bezeichnet.
Da er nicht vor hatte seinen Freund bei seinem inszenierten Date zu stören beobachtete Alexander das Spielchen zunächst nur aus dem Park heraus. Als es auf zwölf Uhr zuging begab sich der junge Brujah zu der Wohnung von Nick um dort gegenüber an die Hauswand gelehnt ein wenig in der Zeitung zu lesen.
Erst eine halbe Stunde später fuhr der aufgetunte Wagen vor und parkte. Nick stieg alleine aus, wie Alexander zu seinem Erstaunen feststellen durfte und ging hinein. Schnell ging der Junge Brujah hinterher und stellte gerade noch rechtzeitig den Fuß zwischen Tür und Angel.
Nick musste genau darauf gewartet haben und öffnete dem Brujah die Tür. „Hei du. Wie schaut’s?“ wurde Alexander direkt begrüßt.
Später in der Nacht bekam er die Bestätigung. Nick hatte Alexander entdeckt, bereits beim Essen. Dem jungen Brujah schmeichelte das gar nicht. Aber er konnte sich beherrschen und nahm es auf die leichte Schulter. Wenigstens ging Nick damit nicht so arrogant um. Zusammen zogen sie um die Häuser und machten die Tour bei seinen Huren vorbei. Der Frust der Männer schien sich derzeit in Grenzen zu halten und so taten es auch ihre Spendierhosen. Sie erzählten sich ein wenig von ihren Problemen, wobei Alexander genau darauf achtete nichts von den Kainskindern zu erzählen. Da beschränkte er sich lieber auf die Bar und das Restaurant. Nick fand Alexanders Idee zwar interessant, aber auch naiv. In so einer Welt konnte man damit vermutlich nur das Kokaingeschäft ankurbeln, meinte der Zuhälter.
Nachdem sie ein paar von Nicks Huren abgeklappert hatten, fielen Alexander ein paar Prellungen auf. Erst auf Nachfragen meinte der Zuhälter etwas beschämt, dass da wohl jemand seine Frauen abschleppte um seinen Frust so richtig abzubauen. Sie bekamen dabei zwar einige Schläge ab, aber nichts ernsthaftes. Er wollte sich darum kümmern.
Alexander fragte nicht weiter nach um den anderen nicht noch mehr zu beschämen.
Als er nach hause ging fühlte sich Alexander etwas befreit. Als hätte er sich etwas Luft machen können. Sein Schritt ging etwas leichter und er hielt sich etwas aufrechter.
 
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