[07.05.2008] In der Bibliothek...

AW: [07.05.2008] In der Bibliothek...

Verwirrung flog über das zerschundene Gesicht des Nosferatu, wie eine Wolke über einen blauen Himmel. Kurz legte sich die Strin in Falten. Lurker legte den Kopf leicht schräg und konzentrierte den Blick seiner grau-schmutzigen Augen auf Thürmer, schien ihn abzumessen und zu sondieren, so als suche er in dessen Gesicht oder in seinen Augen nach etwas. Immer noch hielt er die Hand des Anderen dabei fest.

Wie schon gesagt, morgen Nacht, so früh wie möglich auf der Mülldeponie in der Nähe des zentralen Verbrennungsofens. Ist alles in Ordnung?

Er hatte dem Neuen dies schon gesagt. Eben war er über das Gähnen seines Clans Bruders einfach hinweg gegangen. Manche von ihnen neigten zu menschlichen Gesten, aus Gewohnheit, oder weil sie sich sie einfach aus Gründen der Tarnung angewöhnt hatten. Mancher Vampir hatte gar den Tick die unwillkürlichen Gesten wie Gähnen, Kratzen oder Blinzeln der Sterblichen zu imitieren, darum hatte Lurker nichts gesagt, aber in Kombination mit so einer Unaufmerksamkeit war das schon bemerkenswert.
 
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"Wie mans nimmt, Boß..."

Thürmer druckste ein wenig herum, anscheinend war ihm das Thema unangenehm.

"Seit der Hinrichtung im Trois hab ich Ausfallerscheinungen... Mir drängen sich immer wieder Bilder von ähnlichen Erlebnissen aus meiner lebendigen Zeit auf und sorgen dafür, daß ich mich mies fühle. Zudem bilde ich mir auch noch eine gewisse Mattheit oder Müdigkeit ein, obwohl sowas in meinem jetzigen Zustand eigentlich kein Thema sein sollte..."

Besonders letzteres schien ihn zu beunruhigen. Was verständlich war, bedachte man, daß dieser Umstand gegen jedes Faktenwissen verstieß, das er in seinem Unleben gesammelt hatte.

"Aber davon mal abgesehen, ist alles klar, denke ich."
 
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Für einige Lidschläge, die nicht zwischen diesen beiden Gesprächspartnern getauscht wurden, sondern irgendwo anders stattfinden mussten, hielt Lurker seinen musternden Blick noch aufrecht. Allerdings wirkte er dabei eher in sich gekehrt. Schließlich nickte er einmal ganz sachte und ließ die Hand des Anderen dann los.
Tatsächlich zögerte er, weil er sich erinnerte, dass auch er sich ungewöhnlich angeschlagen gefühlt hatte. Im Augenblick war alles normal und weil es vorüber gegangen war, hatte er es als kurzen Moment der Schwäche abgetan. Etwas dass man auf den Stress der letzten Nächte schob. Für heute hatte er Thürmer aber mit Sicherheit genug Sorgen bereitet. Wahrscheinlich war es auch einfach nur Zufall, dass sie plötzlich beide unpässlich gewesen waren. Was sollten sie auch im Augenblick konkret daran ändern?

Kein Problem. Es sind schwere Zeiten, sowas nimmt einen mit. Dann also bis morgen.

Eine kleine, nörgelnde Stimme in seinem Kopf gab säuerlich zu bedenken, dass es sich bestimmt nicht nur um so etwas wie geistiges Sodbrennen gehandelt hatte. Aber man konnte nicht immer auf die nagende Paranoia hören. gut wenn sie einen warnte, aber manchmal durfte man sich von Gespenstern und Schatten an der Wand nicht ablenken lassen, sondern musste sich auf unmittelbar greifbares konzentrieren.
 
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"Gut, bis morgen dann !"

Der morgige Tag war ja nun auch schon ganz schön voll...
Ein Termin in der Akademie, die Clanssitzung und eine Zuflucht mußte er sich ja auch noch suchen.

Blieb nur zu hoffen, daß die derzeitigen Verhältnisse hier nicht an der Tagesordnung waren...
 
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