Rezension [T-Rezi] Fantasy-Kompendium

Caninus

heiliges Caninchen!
Registriert
20. Oktober 2005
Beiträge
11.462
Fantasy-Kompendium


Savage Worlds Quellenbuch [T-Rezi]


Nach den Kampagnenbänden "Necropolis 2350" und "Sundred Skies" hat Prometheus Games nun auch das erste Quellenbuch zu "Savage Worlds: Gentlemen's Edition" veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Übersetzung, die auf die entsprechende deutsche Erstausgabe des Grundregelwerks angepasst wurde. Das ist die Basis, auf der das "Fantasy-Kompendium" aufgebaut ist. Aktuell, Ende 2011, sind einige der Inhalte allerdings etwas überholt oder gar in der neuen Grundregelausgabe "Savage Worlds: Gentlemen's Edition - Revised" enthalten, was zirka die Hälfte des Materials aus dem Kompendium betrifft. Dennoch kann sich die Anschaffung lohnen - den richtigen Leser und Spieler vorausgesetzt.

Das Buch selbst folgt dem handlichen Format der Grundregeln und das Hardcover wirkt recht stabil. Zudem gibt es ein schönes langes Lesebändchen, was die Arbeit mit dem Kompendium erleichtert. Die Seiten sind hochglänzend gedruckt und kommen in Sepia daher, um den Eindruck eines alten Folianten zu vermitteln. Sieht ganz nett aus, spiegelt aber je nach Lichtverhältnissen ein wenig und verhindert eine klare Sicht auf den Text.

Für den deutschsprachigen Inhalt des Buchs zeichnet sich die Redaktion um Chefredakteur Sascha Schnitzer verantwortlich. Und der sind prompt etliche kleine Fehler unterlaufen. Das liegt sicherlich auch daran, dass Übersetzer und Lektoren identisch sind: Henrike Buhr, Marcel Hill und Sascha Schnitzer. Also eine Doppelbelastung, die dem Buch anzumerken ist. Zudem gibt es auch keinen Korrektor, der sich der Sache hätte annehmen können. Im Gesamten kein großer Beinbruch, aber trotzdem auffällig.

Der Inhalt des Buchs gliedert sich in fünf Kapitel, die jeweils ein großes Thema aufgreifen. Leider gibt es kein echtes Vorwort, um auf das Buch einzustimmen oder aus dem Nähkästchen zu plaudern. Nur eine winzige Einleitung, die gerade einmal einen Absatz groß ist und darauf hinweist, dass es mit dem Grundregelwerk und dem Kompendium möglich ist eigene Welten zu entwickeln oder Settings zu konvertieren.

Dann kommt auch schon das erste Kapitel herangerauscht, in dem sich alles um die Charaktere dreht. Erst einmal werden neue Rassen vorgestellt. Da wären die Dunkelelfen, die Gnome und Goblins, die Halbdrachen, das Licht-/Schattenblut, Minotauren und waschechte Orks. Vor allem die Dunkelelfen wirken ziemlich stimmig und die dazugehörige Illustration ist richtig schick. Aber bereits hier werden die Einflüsse sichtbar, denen die Autoren wohl ausgesetzt waren. Die Rassen erinnern an den etablierten Standard, wie er vom Rollenspiel "Dungeons & Dragons" vermittelt wird, vor allem von den alten Editionen 3.0 und 3.5. Das ist kein Beinbruch, denn schlussendlich ist dieser Standard erprobter und für gut befundener Stoff.

Neben den Rassen wird nun auch erklärt, wie eigene Rassen entwickelt werden können und sie trotzdem im Gleichgewicht zu anderen Spielerrassen stehen. Der Baukasten ist ziemlich nützlich und kommt mit einem simplen Punktesystem daher. Zusätzlich gibt es einige neue Talente, von denen viele die Kampfschulen betreffen.

Bei den Kampfschulen handelt es sich um eine gelungene Erweiterung der bisherigen Möglichkeiten. Erfüllt ein Charakter nämlich die Voraussetzungen für eine entsprechende Kampfschule und tritt dieser bei, erhält er Zugriff auf ein bestimmtes Manöver. Ergründet ein Charakter gar das Geheimnis seiner Kampfschule, gibt es weitere Boni. Neben den Regeln gibt es auch Beispiele für Kampfschulen. Als Beispiel mag hier die Schule der Waffen der Frauen dienen, bei denen die holde Weiblichkeit lernt, ihre Reize in den Kampf einzubringen um den Feind abzulenken und ihn dadurch sogar schwerer zu verletzen. Kampfschulen sind, wenn es das Setting zulässt, ziemlich stimmig und wurden hier gut umgesetzt.

Den Abschnitt über Duelle hätten sich die Autoren dagegen sparen können. Hier gibt es keine echten harten Regeln, sondern einfach nur Texte zu formellen Duellen und Piratenduellen - oder was sich die Schreiberlinge halt dazu vorstellen. Diese Ausarbeitung kann ein unbedarfter Spieler sicherlich als Anregung nutzen, aber eigentlich ist es überflüssig darauf einzugehen.

Spannender ist dagegen das Kapitel mit der Ausrüstung. Vor allem, weil es hier viel mehr als nur Ausrüstung gibt. Neben einigen kleinen Listen zu üblichen Gegenständen aus Fantasy-Settings, werden auch Regeln zu Überlandreisen vorgestellt. Die sind recht nützlich, allerdings sind die Angaben nur in Meilen. Wenigstens wird auch der Umrechnungsfaktor zum Kilometer angegeben. Eine leichte Anpassung auf das in Deutschland verwendete metrische System wäre allerdings schön gewesen.

Im Kapitel werden auch neue Waffen vorgestellt, wie das Bastardschwert oder die Miniarmbrust. Außerdem gibt es nun Regeln für besondere Materialien bei Waffen - Bronze und Feuerstein - und Rüstungen. Endlich gibt es einen triftigen Grund, um schicke Seide in der Schlacht zu tragen. Alles in allem eine ziemlich passende und brauchbare Zusammenstellung.

Besonders gut sind allerdings die Regeln zu Belagerungen, die im Rahmen einer Massenschlacht stattfinden können. Ziemlich gelungener Abschnitt mit nützlichen Regeln. Um die Sache abzurunden gibt es die passenden Belagerungswaffen auch zu kaufen. Und damit es überhaupt etwas zu belagern gibt, finden sich hier auch die passenden Burgen und Zaubertürme für ambitionierte Könige und Magier.

Das dritte Kapitel wendet sich nun der Arkana zu, den magischen und wunderlichen Künsten. Ebenfalls gut geschrieben und mit vielen nützlichen Regeln und Tipps, die in der eigenen Runde eingesetzt werden können, um eigene oder bekannte Welten stimmiger zu machen.

An erster Stelle stehen hier natürlich die Vorlagen für Gottheiten. Mit Hilfe dieser Vorlagen können generische Gottheiten ziemlich schnell umgesetzt werden oder die Schablonen dienen als Richtschnur, um eigenen Gottheiten mehr Schliff zu verpassen. Die Schablonen beinhalten jeweils Aspekte, Mächte, Pflichten und Sünden, die es zu beachten gilt.

Zusätzlich werden neue arkane Hintergründe vorgestellt: Alchemie, Formelle Magie, Hexerei und Troubadour. Eine nette Zusammenstellung, die recht brauchbar ist. Vor allem Alchemie und Troubadour wirken unterhaltsam. Um die Magie noch abwechslungsreicher zu machen, gibt es nun auch die Ritualmagie. Die kommt ohne Machtpunkte daher, dauert aber etwas länger und hat weniger Mächte zur Verfügung, wirkt aber auch stärker. Die passenden arkanen Hintergründe - Beschwörer und Schamane - werden sofort mitgeliefert. Nett.

Als nächstes folgen Vorschläge zu den Ausprägungen der Mächte. Es handelt sich dabei um Standards, die auf beinahe jede Macht angewandt werden können. Sei es nun Dunkelheit, Licht oder gar Nekromantie. Abschließend gibt es ein Grimoire, in dem sich neue Zauber, aber auch alle Zauber aus dem Buch "Savage World: Gentlemen's Edition" befinden. Eine gute Ergänzung, um die Auswahl zu erweitern.

Kapitel Vier ist das größte Kapitel und widmet sich den Schätzen. Spätestens hier tritt die Nähe zu "Dungeons & Dragons" hervor, denn es gibt für alles mögliche Tabellen. Sei es nur um Schätze zu finden oder magische Gegenstände zu erschaffen. Natürlich gibt es auch die passenden Regeln, um für die richtige Umsetzung zu Sorgen. Dabei sind die Regeln zu den Tränken sehr gelungen und lassen es zu, dass Tränke auch schlückchenweise genossen werden können. Das Kapitel schließt mit Regeln zu Artefakten, wahren Relikten und einigen Beispielen für wahre Relikte ab.

Das letzte Kapitel im Buch beschäftigt sich mit den Monstern. Erst einmal wird erklärt, was es für Möglichkeiten gibt, um neue Monster zu erschaffen. Laut Inhaltsverzeichnis werden anschließend die Begegnungstabellen aufgeführt, was falsch ist, denn die stehen ganz hinten im Buch. Witzigerweise ist die Seitenangabe zu den Tabellen aber richtig. Da ist im Inhaltsverzeichnis wohl etwas schief gegangen oder die merkwürdige Sortierung liegt daran, dass die Textkästen zu weiteren Regeln wie Bösewichtern oder alternativen Drachen irgendwie noch eingefügt werden mussten. Da hätte es wohl elegantere Lösungen gegeben.

Das Bestiarium enthält nun alles, was das Spielleiterherz begehrt. Angefangen mit Adeligen, über Fallen, bis hin zu Zyklopen. Ja, kein Witz, normale Bürger und auch Fallen haben es ebenfalls in die Sammlung der Monster geschafft. Na ja, stimmig ist das etwas anderes.

Das Buch schließt mit einem umfassenden Index ab und lässt an sich einen guten Eindruck zurück, was den eigentlichen Inhalt angeht. Allerdings wirkt es, als wäre es mit der heißen Nadel gestrickt und schlussendlich sind einige Inhalte leicht überholt oder im aktuellen Grundregelwerk "Savage Worlds: Gentlemen's Edition - Revised" enthalten. Ohne diese Mängel wäre das "Fantasy-Kompendium" eine klare Top-Empfehlung, so ist es nur eine Empfehlung, die sich vor allem an Weltenbastler richtet oder Spielgruppen, die etwas mehr Details in ihrem Fantasysetting wünschen.

Copyright © 2011 by Günther Lietz, all rights reserved
Diese Rezension erschien ebenfalls auf Taysals WebBlog und Buchrezicenter.

Fantasy-Kompendium
Savage Worlds Quellenbuch

Prometheus Games Hardcover (2011)
Autoren: Paul "Wiggy" Wade Williams, Simon Lucas, Shane Lacy Hensley, Clint Black, Piotr Korys
Chefredakteur deutsche Ausgabe: Sascha Schnitzer
Übersetzung: Henrike Buhr, Marcel Hill, Sascha Schnitzer
Lektorat: Henrike Buhr, Marcel Hill, Sascha Schnitzer
Coverillustration: Mateja Petkovic
208 Seiten, Format B5
Leseband, Sepiadruck
ISBN 978-3-941077-29-4Den Artikel im Blog lesen
 
Wozu brauchen wir nach gut einem Jahr noch eine Rezi über ein Produkt, das nach Erscheinen der GER/TA sowieso größtenteils überflüssig wurde?
 
Damit andere Leute einschätzen können ob es was für sie ist und sich eine Anschaffung lohnt?
Ich habe die GER nicht, nur das FK aber ich kann mir schwer vorstellen dass sie das Buch größtenteils überflüssig macht o_O
 
Die Betonung liegt auf "noch eine". Im hiesigen Rezi-Thread gibt es schon seit dem Erscheinen vor einem Jahr eine Rezension zum Kompendium. Die hast du sogar selber abgeliefert...
 
Wenn das Ergebnis dann dasselbe ist, ist das auch eine Aussage. Und Taysal und Teddy haben mit Sicherheit - wie Zornhau schon sagte - unterschiedliche Blickwinkel.
 
Aber warum eine 9 Monate alte Rezi wiederverwerten? Trotzdem immer gut SW in einem Artikel zu sehen.
 
Um die Auswahl an möglichen Meinungen und Blickwinkeln zu vergrößern, das Angebot für potenzielle Leser zu erweitern, das Buch nochmals in Erinnerung zu bringen, einen Rückblick zu ermöglichen, um Gespräche anzuregen, Meinungen zu bestätigen oder ihnen zu widersprechen, Fans zu unterhalten, etwas zu lernen, dem digitalen Vergessen zu entgehen, die Reichweite zu erhöhen, das Spiel in Erinnerung zu bringen, den Ball am Rollen zu halten ... Es gibt da viele gute Gründe.
 
Außerdem unterscheiden sich die Rezis ja auch in der zeitlichen Perspektive - Meine wurde direkt nach erscheinen des Kompendiums verfasst und veröffentlicht, während die von Taysal nach der GER geschrieben wurde.
 
Ich denke das "Überflüssige Rezensionen gnadenlos nicht veröffentlichen" kann auch noch warten, bis jeden Tag 5 Rezensionen auf die Startseite drängen und die Sicht auf die wichtigen Rezensionen versperren.

Also von mir aus können auch gerne 5 Leute gleichzeitig das selbe Thema rezensieren.

Ich denke allerdings, es würde einen guten Eindruck machen, wenn man bewusst zu Beginn oder Ende des Textes irgendwo anmerkt, dass es auch weitere Rezensionen im B! zu dem Thema gibt. Dann wird klarer, dass man bewusst ein Thema von mehreren Seiten beleuchten will und nicht nur planlos was altes irgendwo rausgekramt hat um ein Loch auf der Startseite zu füllen.

Ich war letztens auch irritiert als ein Shadowrun-Buch nach gefühlt garnicht so langer Zeit ein zweites Mal rezensiert wurde und sich das so las, als hätte es die erste Rezension nie gegeben.
Und das wiederrum hinterlässt bei mir nen schrägen Beigeschmack, wenn ich das Gefühl habe, der Rezensent schreibt auf und für eine Plattform über ein Thema, das auf genau der selben Plattform völlig an ihm vorbei ging.
 
Gerade Taysals Sachen sind aber im Grunde genau das. Er schreibt diese Rezensionen für seinen Blog und ist so freundlich sie nach einer gewissen Zeit auch für A! zur Verfügung zu stellen.
 
Ich war letztens auch irritiert als ein Shadowrun-Buch nach gefühlt garnicht so langer Zeit ein zweites Mal rezensiert wurde und sich das so las, als hätte es die erste Rezension nie gegeben.
Und das wiederrum hinterlässt bei mir nen schrägen Beigeschmack, wenn ich das Gefühl habe, der Rezensent schreibt auf und für eine Plattform über ein Thema, das auf genau der selben Plattform völlig an ihm vorbei ging.

also Durro-Dhun hat die zweite Rezi offensichtlich geholfen.

bei den Rezis geht es um Meinungen - man kann mehrere Meinungen zu einem Thema haben, siehe die Batman-Rezi, bei der ja ganz klar mehrere Leute nicht Taysals Meinung waren und wenn man sich mal ein Produkt in bestimmten Online-Handelshäusern ansieht, dann findet man dazu auch gerne mal ein paar hundert Rezis in unterschiedlicher Qualität.

Warum sollte ein Rollenspiel-Portal also nicht auch mehrere Rezis rausbringen auch wenn diese sich möglicherweise ähneln mögen oder sich nicht gegenseitig berücksichtigen oder oder....?
 
(...)
Ich war letztens auch irritiert als ein Shadowrun-Buch nach gefühlt garnicht so langer Zeit ein zweites Mal rezensiert wurde und sich das so las, als hätte es die erste Rezension nie gegeben.
Und das wiederrum hinterlässt bei mir nen schrägen Beigeschmack, wenn ich das Gefühl habe, der Rezensent schreibt auf und für eine Plattform über ein Thema, das auf genau der selben Plattform völlig an ihm vorbei ging.

Warum sollte sich ein Rezensent auf die Besprechung eines Kollegen berufen und darauf eingehen? Das führt mehr in Richtung Diskussion, die in der AA! ja unter den Rezensionen stattfinden kann. Zudem wäre es ein enormer Aufwand ständig die Rezensionen des kompletten Teams im Auge behalten und auch noch vernetzen zu müssen. Das könnte ein Wiki schlussendlich viel besser.

Und nein, die Themen hier im Forum gehen nicht alle an mir vorbei. Aber selbst wenn ich vor der Erstellung meiner Rezension Kenntnis habe, dass es eine weitere Besprechung gibt, lege ich Wert auf meine eigene Meinung und meinen eigenen Stil. Mal gefällt es den Leuten, mal weniger, mal hassen mich die Menschen. Ist halt so. Rezensenten sind keine Gäste in Talkshows und ihre Meinung muss auch für sich alleine stehen. Nur die wenigstens möchten eine Schnitzeljagd durch Rezis unternehmen, um zu wissen worauf sich bezogen wird. Und mehrere Ansichten zu einem Thema kennenzulernen halte ich für gut. Mir gibt es viel zu wenig ehrliche und gute Rezensionen im Netz. Und ich lese auch gerne Rezensionen zu einem Titel, die mehrere Jahre alt ist. Ebenso wie ich mir immer wieder mal gerne alte (und gute) Artikel in Blogs durchlese oder regelmäßig mitfiebere, wenn der eine Ring nach Mordor gebracht wird - sei es per Buch oder Heimkino.

Die Geschmäcker sind halt unterschiedlich und es wird niemand gezwungen nach einer ersten Rezi noch eine oder gar mehrere weitere Meinung einzuholen. Aber wenn, dann sollten die Meinungen voneinander unabhängig sein. :)
 
Zurück
Oben Unten