Worldbuilding - Bärtige Charaktere

Infernal Teddy

mag Caninchen
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Worldbuilding - Bärtige Charaktere


Ein Artikel von Infernal Teddy


Um ein vorweg zu nehmen - es geht NICHT um bärtig im sinne von Übermächtig. Aber wenn es darum geht im Rollenspiel Kulturen zu unterscheiden denken die meisten Spielleiter an Namen. Vielleicht Kleidung oder Architekur. Musik ist vielleicht auch noch drin. Aber was ist mit Bart- und Haarmode? Klar, Elfen haben lange Haare und keine Bärte, Zwerge haben Bärte, ungepflegtes Haar (Oder, wenn wir in Warhammer sind, auch mal orangene Irokesen die mit Schweinefett fixiert werden, was wieder unter "ungepflegt" fällt). Aber ansonsten? Ach ja, in DSA gab es noch dieses Volk das sich eine Autobahn durch die Kopfhaare rasiert, stimmt. Ansonsten macht sich aber kaum ein Spieler oder Spielleiter Gedanken um das Aussehen der Haare jenseits von "kurz, lang, Farbe", und das ist ein Fehler - schließlich lässt man sich hier wieder eine Möglichkeit entgehen einer Kultur etwas eigenes zu geben das den Spielern nach eine Weile auffallen kann.

Fangen wir mal mit etwas für Männer an - der Bart. Wie wir Männer wissen gibt es unzählige Weisen den Bart zu tragen, aber nur wenigen von uns ist klar das wir in einer recht ungewöhnlichen Zeit leben. Die Epoche seid dem Zweiten Weltkrieg ist tatsächlich meines Wissens nach die Erste in der es keinen kulturellen Zwang gibt sich einer Bartmode zu unterwerfen. Wie ich das meine? Ein paar Beispiele: Im Späthellenismus und in der Römischen Republik bzw. der Kaiserzeit hatte Mann glatt rasiert zu sein - wer es sich als Römer leisten konnte hatte sogar einen Sklaven der sich jeden Morgen um die Rasur kümmerte. Bärte hatten in Rom nur die Barbaren - die Gallier mit ihren riesigen, lächerlichen Schnurrbärten, die Germanen mit ihren ungepflegten Gesichtsmatten, die Perser und so weiter. Achtzehnhundert Jahre später auf einer verregneten Insel im Norden hatte Mann einen möglichst vollen Bart. Als junger Mann durfte man noch affektiert sein und nur den Schnurrbart stehen lassen, oder Koteletten und Kinnbart, aber wer bartlos war wurde nicht ernst genommen - nur Jünglinge die sich keinen Bart wachsen lassen konnten waren "Nackt" im Gesicht. Man kann also sagen das die Optik einer Kultur durchaus sich auch im Vorhandensein eines Bartes - und dessen Gestaltung - bemerkbar macht. Ihr glaubt mir nicht? Nehmen wir mal einen Kerl in blauen Jeans und weißem T-Shirt. Wenn ich sage "Er trägt einen Schnurrbart" denkt ihr wahrscheinlich 80s, oder? Man wird auch ein persisches Wandrelief - dank den Bärten! - nicht mit einem Griechischen verwechseln. Ein anderer Weg um den Bart im Rollenspiel einzubringen ist natürlich wie und wo man ihn entfernt - trifft man den Patronus der Gruppe zuhause an während sein Leibsklave ihm vorsichtig die Haare am ganzen Körper entfernt? Oder sitzt der venezianische Handwerksmeister beim Barbier auf dem Stuhl? (Übrigens eine Anekdote am Rande - die größte Veränderung in der "Rasierkultur" war der Erste Weltkrieg, als die Firma Gillette den Sicherheitsrasierer oder Rasierhobel entwarf und dank eine Vertrages mit der US Army an jeden GI verteilte damit die Gasmaske besser saß - auch etwas für die Cthulhu-Spielleiter da draußen)

Beim Thema Frisuren denken wir Kerle erstmal, das sei ein Frauenthema, richtig? Falsch gedacht! Auch bei der Frisur kann man durchaus kulturelle Unterschiede einbringen. So hatte man als Adliger im antiken Ägypten sich den Schädel zu rasieren und aufwendige Perücken zu tagen, ähnlich auch wieder im Frankreich des Sonnenkönigs (Zugegeben, keine Glatze, aber doch sehr kurze Haare). Auch hier kann man den Römern zu ihrem Kulturimperialismus gratulieren: vor zweitausend Jahren waren die Kelten und Germanen unheimlich stolz auf ihre langen Mähnen (Und was man so berichtet bekommt waren Keltenfürsten ähnlich um ihre Haare besorgt wie die heutigen Topmodels), heute hat ein deutscher Mann kurze, wohlgepflegte Haare zu haben, auch wenn sich da in den letzten vierzig Jahre auch wieder vieles geändert haben (Übrigens, geschätzte Mitkopfnicker, Haare muss man wenn sie so lang sind häufiger Waschen, und vor allem Pflegen, sonst sieht das eklig aus). Auch heute noch kann man bestimmte Kulturen anhand ihrer Entscheidungen bei der Frisur erkenne, und damit meine ich nicht Punks - jeder kennt wohl dank Hollywood den stereotypen ultra-othodoxen Juden mit seinen langen, engen Locken (Payot) zum Beispiel, oder die Tonsur die von manchen christlichen Orden immer noch praktiziert wird. Viele Kulturen haben im Laufe der Geschichte auch bei Zeremonien die den Übertritt in das Erwachsenenleben eine rituelle Frisur durchgeführt - im alten Japan war es zum Beispiel üblich das männliche Kinden der Kopf rasiert wurde - ein Brauch der auch dann Anwendung fand wenn ein Samurai aus Alters- oder Ehrengründe sich in ein Kloster zurückzog.

Ihr seht also, man kann mit Hilfe von Bart und Kopfbehaarung viel über eine Kultur erfahren, beziehungsweise mit einfachen Mitteln Kulturen von einander unterscheiden. Ich hoffe, dieser kleine Ausflug hat ein wenig Interesse gewckt - ich habe jetzt jedenfalls eine Verabredung mit meinem Rasierhobel...Den Artikel im Blog lesen
 
Ich sagte ja auch nicht nur "Ich mach das." sondern "Es war für mich immer selbstverständlich.".

Hatte das nie als ein besonderes Detail wahrgenommen. Durch welche Äußerlichkeiten soll man denn sonst seine NSCs differenzieren?
Kleidung wechselt ja immer mal wieder; Körperbau ist mit nem Nebensatz abgehakt - und dann kommt man eben zum Gesicht. Und da sind halt Haare dran.

Und allein schon aus Faulheit und Unkreativität bei Frisuren kommt man da doch auf die Idee einfach ein paar Klischees zu verwenden:
Mönche mit Tonsur,
Araber mit Bärten,
Barbarenkrieger mit Zöpfen...

Bevor ich lang und breit versuche Gesichtszüge bildhaft zu beschreiben um den NSC individuell hervorzuheben, sag ich doch lieber "lange rote lockige Haare, zwei Zöpfe hineingeflochten, kurzer Vollbart". Das ist für mich so selbstverständlich das einfachste um einen NSC darzustellen, dass mich dieser Satz ziemlich verwundert hatte.

Aber ein netter Artikel.
 
Also, jeder meiner Shadowrunspieler macht sich zimmlich große Gedanken um die Haare seines Charakters. Sind aber auch alles Frauen,...
 
Ach ja, in DSA gab es noch dieses Volk das sich eine Autobahn durch die Kopfhaare rasiert, stimmt.

Norbarden! Bei denen rasieren sich die Frauen einen Streifen quer über den Scheitel, die Männer den ganzen Schädel.
Und dann gibts da noch die Gjalsker, lustige Hochlandbarbaren mit Kilts und Dreadlocks.
 
Die Maraskaner nicht vergessen, die gerne mal obskure chinesische oder Anime-Frisuren zur Schau stellen. ;)
 
Ob gefärbt wird, oder nicht und welche Gesellschaftsschicht dies tut ist auch noch interessant. Die Farbe hat natürlich auch unterschiedliche Bedeutung.
Neongrün gefärbte, konservativ geschnitte Haare dürfte wohl kaum ein konservativer Politer zur Schau tragen. ;)
 
Bei aller Liebe zu solchen Details sollte man aber auch aufpassen, dass man sich nicht in Details verrennt.
Ich kenne da das (Negativ?)beispiel eines Spielleiter/Spielers, der es durchaus schafft, die Beschreibung der Charaktere auf Minuten auszudehnen, wenn man ihm nicht Einhalt gebietet - wie gesagt, nur die Aussehens-Beschreibung eines Charakters, egal ob (wichtigerer) NSC oder SC, nicht die Beschreibung einer Szene.

Andererseits sollte man sich auch bewusst sein, dass Spieler oder auch Spielleiter nicht auf dem Schirm haben, wenn ein (N)SC kulturtechnisch aus dem Rahmen fällt, nur weil er eine andere Frisur trägt als der Rest seines Kulturkreises. Eine reine Beschreibung alla "Der Thorwaler hat seine rote Mähne in einen gepflegten, gefetteten Fischgrätzopf geflochten und er trägt einen gepflegten Victor-Emanuel-Bart," ist nicht auffällig, wenn man sich nicht näher mit der Kultur beschäftigt hat, solange der Zusatz "was vollkommen dem/eurem Bild dieses kriegerischen Volkes widerspricht." fehlt.
 
Also immer wen ich auf eine Con fahre geht mir eine Liedzeile von Knorkator "Ich schäme mich für meine Fans" durch den kopf...

"Alles was ich seh' auf den Konzerten
sind dicke Männer mit Bärten ..."

ich muss sagen das gilt auch für treffen von Rollenspielern.

von daher glaube ich schon das zumindest für die Charaktere doch meist bewust eine Haartracht festgelegt wird.
(und sei es stillschweigendes .... ohne Bart sieht besser aus.)
 
Frage auf beliebiger Con: "Kennst du diesen einen Typen? Den Langhaarigen, mit Bart und Brille, rennt in Schwarz rum oder trägt oft ein Metal-Shirt"...:confused:
 
Ich glaube nächstes Jahr geh ich frisch rasiert und in weis auf die Rpc nach Köln.
(und zwar in "normalen" weisen klamotten nicht irgendwelche heilerkutten)


Übrigens sagte man über viele Germanenstämme sowie auch über Kelten das sich ihre Krieger mehr zeit für ihre Friesuren genommen haben als ihre Frauen.... soviel zu ungepflegt...
 
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