Spielfilm Wir waren Helden

S

Silence

Guest
Wir waren Helden ist weder ein klassischer Antikriegsfilm, noch Kriegsdrama, für mich gewesen.
Im Vordergrund stehen nicht ein oder zwei Personen, sondern jeder im Bild scheint eine Hauptperson zu sein.
Dies wollte ich im Voraus sagen ^.
In der Hauptrolle Mel Gibson glänzt er nicht mehr als andere Charakter des Filmes, er ist zwar ein wichtiger Knotenpunkt und einer der vielen Helden, aber nicht der HELD.
Es geht um den Vietnamkrieg, beziehungsweise dessen Beginn. Wer jetzt eine ausgelutschte Story sucht wird erfreut sein eine andere Erfahrung zu machen.
Kann ich empfehlen!!!
10
 
Da ich Filmen mit und von Osama Bin Gibson, unserem christlichen Fundamentalisten, (seit kurzem) mit Nichtachtung begegne, werde ich den Film sicherlich nicht schauen .. :nixwissen
 
ich finde den film gut. die musik ist klasse und ich finde ihn zwar noch ein kleines bisschen zu amerikanisch eingefärbt, aber es wird von der üblichen schwarz-weissmalerei abgesehen und zumindest einigermassen objektiv von beiden seiten aus berichtet, auch wenn die vietnamesencharaktere nicht so ausführich dargestellt werden, wir die amis.
die kompromisslosigkeit und vernichtende tödlichkeit der militärmaschinerie wird gut dargestellt, wobei es mit interessanten charakteren gewürzt wird. wer der epic von kriegen und den damit verbundenen entscheidungen und handlngsweisen von menschen nichts abgewinnen kann, der sollte ihn sich nicht ansehen, aber imo stellt es einen guten versuch dar, zu zeigen, wie menschen mit krieg umgehen, bzw. wie er sie verändert, zusätzlich zu heroischen taten. im übrigen ist die deutsche übersetzung auch etwas unglücklich, da der film im original "we were soldiers" heisst und dieser titel für beide seiten gilt, was der deutsche nicht unbedingt impliziert.
 
Ich finde, dass der Film auf höchst peinliche Weise nichts weiter tut, als "amerikanische Werte" (reale oder gewünschte) abzufeiern. Die Message: Alle Amerikaner sind eine einzige große Familie, die zusammenhält. Die Frauen basteln zuhause eine funktionierende Heimatfront, die die armen jungen Witwen schon nicht alleine lässt, und die Männer zeigen drüben in 'Nam, dass sie alle kräftig Chappi gefuttert haben - sie sind nämlich samt und sonders "ganze Kerle". Das ganze wird garniert mit der heute üblichen, unerträglichen One-Nation-Under-God-Sülze, ohne die amerikanische Kriegsfilme neuerer Machart offenbar nicht mehr auskommen - sei es Mad Mels flammende Rede zu seinen Soldaten, sei es das abfertigen der Rassenproblematik mit der Buntwäsche. Dazu dann noch die tränenerstickten Schlussworte des Colonels, dass er gerne gefallen wäre für nur einen einzigen seiner Männer, fertig ist das Patrioten-Rührstück. *würg*
Fazit: Rambo II war wenigstens ehrlich. Und natürlich: Wo sind all' die guten US-Kriegsfilme der letzten Jahrzehnte hin, wieso kriegen die sowas wie Die Brücke am Kwai, Steiner oder Apocalypse Now nichtmehr gebacken, oder wenigstens den Blauen Max?
 
Shub-Schumann schrieb:
Wo sind all' die guten US-Kriegsfilme der letzten Jahrzehnte hin, wieso kriegen die sowas wie Die Brücke am Kwai, Steiner oder Apocalypse Now nichtmehr gebacken, oder wenigstens den Blauen Max?

The Bridge on the River Kwai - eine Co-Produktion aus Großbritannien/USA (1957) => 48 Jahre her

Blue Max - eine Produktion aus Großbritannien (1966) => 39 Jahre her

Steiner - Das Eiserne Kreuz - eine Co-Produktion aus Großbritannien, Westdeutschland(West Germany - ja, das gab es damals in der guten, reichen alten Zeit, den fetten Jahren (West-)Deutschlands noch), und Jugoslavien (oh, das gab es damals auch noch, statt einer Unzahl mickriger Aggressor-Staaten und Kriegsgewinnler-Republiken) (1977) => 28 Jahre her

So richtig passen will für mich Deine Formulierung "all' die guten US-Kriegsfilme der letzten Jahrzehnte" bei dieser Liste nicht. :D

Ganz so "US-Kriegsfilm" UND "gut" kommt da nicht so recht auf.
Die "letzten Jahrzehnte" sind länger her, als so mancher hier im Forum auf Erden weilt ("Die Brücke am Kwai" ist sogar älter als ich *röchel*).

Diese Filme sind in einer Zeit des guten, alten und kalten Krieges entstanden, als Feindbilder noch was hergaben, als man wußte, daß "die da drüben" die Bösen, und wir die Guten waren. Da konnten sich einige wenige Filmemacher in dieser selbstzufriedenen Zeit erlauben auch mal ein klein wenig von dem "Heldentum" infrage zu stellen. - Das geht heute nicht mehr, wenn US-Soldaten Zivilisten umlegen, rechtsfreie Räume zur Entwürdigung mutmaßlicher Terroristen-Menschen schaffen und tatsächlich eine Art Kreuzzug des US-Protestantismus gegen die islamische Welt betreiben. In dieser unsauberen Gemütslage ist Kritik aus US-Medien nicht nur nicht zu erwarten, sondern unamerikanisch, wehrkraftzersetzend und wahrscheinlich sogar sündig.

Was heute bestens passen könnte wären solche Filme wie: John Wayne in "Jet Pilot"/"Düsenjäger" (1957), wo der gute US-Kampfpilot eine russische Pilotin aufreißt und zum Überlaufen ins gute McCarthy-Amerika bewegt; oder John Wayne in "The Green Berets" (nach der US-Spezialeinheit u.a. in Vietnam) (1968, wo also der Vietnam-"Konflikt" noch richtig dick am Kochen war), in welchem The Duke eine heldenhafte Mission in von gelben Kommis verseuchtem Gebiet erfolgreich durchzieht; oder "The Alamo" (1936) - nee! - lieber John Wayne in "The Alamo" (1960 - er hat da sogar selbst Regie geführt), ein Film, der sehr schön zeigt, wie krumm es die weißen, protestantischen Amerikaner nehmen, wenn jemand so dreist ist, und das Land, welches sie besetzt hatten (auch wenn sie noch nicht wußten, daß da Öl drunter ist ;)), zurück haben will (und dann ist der auch noch Katholik - also das geht ja schon gleich garnicht). - Man kann sich natürlich auch noch die weichgespültere Fassung von 2004 mit lauter Schauspielschülern, die nicht mal für GZSZ taugen würden, reinziehen; die soll angeblich historisch akkurater sein, aber Alamo ist eh solch ein Tränendrücker für die gebeutelte US-Seele, daß geschichtliche Fakten - ohnehin in einem Unterhaltungsfilm - nicht die rechtschaffene Entrüstung über die miesen, brutalen Terroristen mit der dunkelen Hautfarbe und dem starken, schwarzen Bartwuchs mindern könnten (nein, ich meine nicht die heutigen Bewohner ehemaliger oder noch existenter Schurkenstaaten, sondern die Mexikaner).

(Nur nicht falsch verstehen, daß da oben John Wayne öfters auftaucht. - Ich MAG John-Wayne-Filme. Nicht alle. Vornehmlich seine Kriegsfilme finde ich zum Kotzen. Aber ansonsten ist er ein echt starker Charakter. Die eigentlichen Western finde ich gut und unterhaltsam.)

Es gibt SEHR WENIGE kritische Kriegsfilme (Anti-Kriegsfilm ist in meinen Augen stets eine verlogene Bezeichnung von Heuchlern). Darunter sind auch ein paar US-amerikanische. Und auch ein paar deutsche (z.B. "Die Brücke", ein Film, den man wirklich mal gesehen haben sollte). Und auch ein paar russische ("Komm, und sieh!" ist der Film, der mich am meisten fertiggemacht hat.).

Doch ist es nach meinem Gefühl so, daß in der US und der Britischen Filmindustrie ein Kriegsfilm fast immer den Stellenwert eines "spannenden Abenteuerfilms" hat. Das ist ja an sich auch in Ordnung, denn schließlich ist ja auch Cäsar und Kleopatra ein Kriegsfilm, oder Die Zehn Gebote, oder Richard III., oder Excalibur, oder Herr der Zomb.. ähm, natürlich wollte ich "Ringe" schreiben.

Nur habe ich den Eindruck, daß es über die GEWONNENEN Kriege der anglo-amerikanischen Truppen kaum einen Hauch an Reflektion gibt. Da kommen die GIs wie die tollen Gewinner des Varsity-Football-Matches daher. Das ist z.B. in "Coming Home" oder "Deerhunter" anders. Zum Zweiten Weltkrieg kann ich mich nur an "Catch 22" als wirklich an die Nieren gehenden Kriegsfilm aus US-Produktion erinnern und natürlich den menschlich treffendsten aller 2. Weltkriegs-Filme "Lifeboat" von Hitchcock (aber mein Alter entschuldigt ja inzwischen meine offensichtlicheren Erinnerungslücken :D).

Man kann heutzutage aus den USA keine derartige kritische Distanz in den Medien erwarten, wie es sie noch in den Siebziger Jahren durch Vietnam-Heimkehrer, Watergate, Gleichberechtigung von Schwarzen, Frauenbewegung, etc. gab. Damals orientierten sich so manche US-Filmemacher am europäischen Polit-Kino, welches in Europa auch noch Zuschauer fand. Heute gehen doch keine Zuschauer mehr in einen Film mit vier Stunden Dialog, in dem die Zerrüttung einer Ehe vorexerziert wird. Heute muß Action, miese Computertricks und schnelle Schnitte geboten werden, damit man auch ja nicht zulange eine Kameraeinstellung ertragen muß.

Das Kino ist anders geworden, weil die Kinogänger anders geworden sind und sich nur mit Masse noch Kasse machen läßt. Filmförderung, Anspruch, Filmkunst, etc. gibt es nur noch auf DVDs mit alten Schinken aus der Zeit, bevor die meisten hier im Forum laufen konnten - oder es gibt unsägliche und entstellende Neuverfilmungen wie z.B. zu einem meiner Lieblingsfilme "Rollerball" (mit James Caan von 1975 - nicht die gleichnamige Scheiße von 2002).

Ich erwarte vom Kino nichts und werde dann (selten) wenigstens noch mal positiv überrascht (wie z.B. von "Open Range", einem ALTEN Western mit laaaangen Einstellungen und gemächlichem Tempo - ich hätte nie gedacht, daß jemand in heutiger Zeit noch einen so schönen Western machen kann).
 
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