Belletristik William Gibson

AW: William Gibson

Gibson wird gehyped.

Vollkommen richtig. Wahre Qualität erkennt man immer daran, dass sie nur einer erlesenen Auswahl an Menschen bekannt ist. Wenn so viele Leute etwas gut finden, ist das doch überhaupt kein Qualitätsindiz. Ganz im Gegenteil. Menschen sind doch Schafe und finden nur das gut, was alle anderen gut finden.

Aber wir natürlich nicht. Wir durchschauen das sofort. Wir sind was besonderes.
 
AW: William Gibson

Vollkommen richtig. Wahre Qualität erkennt man immer daran, dass sie nur einer erlesenen Auswahl an Menschen bekannt ist. Wenn so viele Leute etwas gut finden, ist das doch überhaupt kein Qualitätsindiz. Ganz im Gegenteil. Menschen sind doch Schafe und finden nur das gut, was alle anderen gut finden.

Aber wir natürlich nicht. Wir durchschauen das sofort. Wir sind was besonderes.

:D Jo!

Aber im Ernst.

Cyberpunk wird oft als technische SF gezeichnet, aber die Bücher von Gibson zeichnen sich eher durch die kaputten Typen ab, das kann er gut darstellen, denn durch realistische Zukunftstechnologien. Diesen Anspruch, technische Entwicklungen realistisch vorherzusagen, hat er selbst nicht. Wozu auch? Es genügt ja das er sie als Vehikel für seine Geschichten verwenden kann.

Es gibt Cyberpunk-Bücher die haben die technische Entwicklung besser dargestellt als es in Gibsons Geschichten der Fall ist.
Das muß dann aber nicht unbedingt besserer Cyberpunk sein. So ein wenig No-Future-Feeling der Charaktere gehört dazu.
 
AW: William Gibson

Ich finde an Gibson nicht so sehr die Inhalte gut (wobei die auch toll sind), sondern vor allem seine Sprache:

"The sky above the port was the colour of television, tuned to a dead channel."

Schon der erste Satz von Neuromancer ist reine Poesie und so geht es weiter. Gibson ist einer der Autoren, die ich mir streckenweise laut vorlese.
 
AW: William Gibson

Gibson ist gerade deshalb hoch angesehen, weil er ein Genre für "Gearheads" und "Tech-freaks" um eine literarische Dimension erweitert hat. Statt eines Asimov-schen Gedankenspiels um Technik und ihre soziologischen Folgen, geht es um Charaktere und das Mensch sein in einem modernen Zeitalter. Die Sprawl-Trilogie handelt nicht von Menschen in einer fernen Zukunft, sondern von den Ängsten, Beobachtungen und Themen der heutigen (bzw. damaligen) Zeit und drücken sich lediglich in einem futuristischen Gewand aus.

Bei Neuromancer geht es nicht darum wie die Welt in 20 oder 50 Jahren sein wird; es geht darum wie die Welt jetzt gerade ist. Das ist auch der Grund, weshalb der "mainstream" mit Gibson so viel anfangen konnte.

(Sowie die Tatsache, dass Gibsons Sprawlschreibe grandios die Hard-Boiled-Tradition aufgreift und um eine atemlose, gehetzte Panik erweitert.)
 
AW: William Gibson

Cyberpunk wird oft als technische SF gezeichnet, aber die Bücher von Gibson zeichnen sich eher durch die kaputten Typen ab, das kann er gut darstellen, denn durch realistische Zukunftstechnologien. Diesen Anspruch, technische Entwicklungen realistisch vorherzusagen, hat er selbst nicht. Wozu auch? Es genügt ja das er sie als Vehikel für seine Geschichten verwenden kann.

Ähm, also natürlich kann man sich über die Definition von Cyberpunk streiten, aber AFAIK ist Cyberpunk doch genau das, kaputte Typen die in einer durch rapide Technologisierung kaputt gemachten Dystopie leben, eine korrekte Vorhersage technologischer Entwicklung ist doch überhaupt kein Anspruch der Cyberpunk in irgendeiner Weise ausmacht.

Ich finde es befremdlich die Qualität eines Autors an einem einzelnen Aspekt zu messen der explizit weder für ihn noch für das Genre in irgendeiner Weise maßgeblich ist und dabei jegliche Form von schreiberischen Aspekten außen vor zu lassen. Neuromancer ist einfach ein grandioses Buch, dass es die technologische Zukunft nicht korrekt vorhersagt... so what?
 
AW: William Gibson

Gibson ist gerade deshalb hoch angesehen, weil er ein Genre für "Gearheads" und "Tech-freaks" um eine literarische Dimension erweitert hat. Statt eines Asimov-schen Gedankenspiels um Technik und ihre soziologischen Folgen, geht es um Charaktere und das Mensch sein in einem modernen Zeitalter. Die Sprawl-Trilogie handelt nicht von Menschen in einer fernen Zukunft, sondern von den Ängsten, Beobachtungen und Themen der heutigen (bzw. damaligen) Zeit und drücken sich lediglich in einem futuristischen Gewand aus.

Bei Neuromancer geht es nicht darum wie die Welt in 20 oder 50 Jahren sein wird; es geht darum wie die Welt jetzt gerade ist. Das ist auch der Grund, weshalb der "mainstream" mit Gibson so viel anfangen konnte.

(Sowie die Tatsache, dass Gibsons Sprawlschreibe grandios die Hard-Boiled-Tradition aufgreift und um eine atemlose, gehetzte Panik erweitert.)

Okay. Dieser Definition kann ich zustimmen.
:D

Das erklärt auch warum die Angst der Amerikaner vor japanischen Wirtschaftsunternehmen so stark thematisiert wird. :D
 
AW: William Gibson

Neuromancer ist einfach ein grandioses Buch, dass es die technologische Zukunft nicht korrekt vorhersagt... so what?
Gerade diesen Aspekt mag ich. Ich bin technophob, bzw. ein Technik-Depp und ein Buch, das sich in die Darstellung möglicher Technologie in 50-70 Jahren verstrickt und noch erklärt/erklären möchte, wie diese funktionieren, würde ich wohl nicht bis zum Ende durchhalten.
 
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