Wetterdaten erklären Geheimnisse der Geschichte (Spiegel)

AW: Wetterdaten erklären Geheimnisse der Geschichte (Spiegel)

Schade, dass der Artikel so oberflächlich ist :-/

Aussagen wie "Bei schlechtem Wetter gabs Krieg" und "Das römische Reich dehnte sich bei gutem Wetter aus" zeigen das Problem ja schon, die Ausbreitung des römischen Reichs war ja nun kein besonders friedlicher Vorgang.
Grundsätzlich ist der Einfluss des Wetters auf Gesellschaften und Wirtschaft natürlich sehr wichtig (und war es früher noch sehr viel mehr als heute) aber das ist zum einen keine neue Erkenntnis, zum andren trägt der Artikel den Erkenntnissen nicht gut Rechnung.
 
AW: Wetterdaten erklären Geheimnisse der Geschichte (Spiegel)

Schon die erste Aussage über die Alpenüberquerung ist schlichtweg unrichtig. Genügend Quellen weisen darauf hin das schon kurz nach der Alpenüberquerung nur noch ein Elefant lebte. Die meisten sind durch die Klimaveränderungen von Spanien über Gallien und über die Berge nach Italien an Krankheiten eingegangen, andere starben in den Bergen bei Kämpfen gegen feindliche lokale Bergvölker. Wenn man schon historische Fakten anführt dann bitte wenigstens richtig. Schön ist das wenigstens die historische Tatsache der Alpenüberquerung nicht geleugnet wird - das man sie in Frage stellt ist auf Grund geschichtlicher Fakten und Quellenbeweisen die Idiotie schlechthin. Woher sollen den 218 v. Chr. die karthagischen Truppen in Norditalien gekommen sein - und bevor jemand was sagt - es gab keine ausreichend große kartagische Flotte.
Für die anderen Aussagen brauch ich keine mediavistische Wetterforschung und erst recht keinen neunmalklugen Spiegelreporter - selbstverständlich weiten sich Großreiche vor allem in Schönwetterperioden aus - mehr Nahrung, mehr Menschen wachsen heran und man nutzt dadurch auch mehr Fläche - also ist eben auch Expansion angesagt.
Das karges Wetter und Missernten die Völkerwanderungen aus dem Norden auslösten ist auch nichts Neues und in der römischen Geschichtsschreibung beschrieben.
Zum Rest habe ich nicht viel zu sagen - ebenso oberflächlich wie offensichtlich wäre mein Kommentar.
 
AW: Wetterdaten erklären Geheimnisse der Geschichte (Spiegel)

Der Link zum Science-Artikel steht ja sehr wohl im Artikel. Wer also alle Quellen haben möchte, kann da einfach mal dort nachlesen.

Was die Elefanten angeht, da gibt es kaum gute Quellen. Fest steht nur, das bei der Schlacht am Trasimenischen See nur noch ein Elefant teilgenommen hat. Woran die Viecher vorher gestorben sind, ist schlicht Legende.
 
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Bei meiner Anmerkung bezog ich mich auf historische und zeitgenössische Quellen von 218 v. Chr und Nachfolgende. Die stehen eben nicht drin, weil sonst ja jeder gleich merken würde das uns der Artikel keine Lösung der Geheimnisse der Geschichte verkauft sondern es allenfalls leichter macht die Umstände der Alpenüberquerung anhand der Wetterdaten nachzuvollziehen, das wäre ja dann zu wenig reisserisch für den Herrn Reporter gewesen das so sachlich zu berichten.

Gut, das hier mal als Exkurs: Es gibt keine karthagischen Quellen zum 2. punischen Krieg. Alle Beschreibungen stammen von römischen Historikern. Insofern ist fast jede Quelle fraglich, da sie oft der Propaganda dienten. Es ist auch anzunehmen das keiner der römischen Historiker aus der Nähe von Hannibal und seinen Truppen berichten konnte.
Allerdings ist es durchaus so das sie recht gut über die beiden Schlachten in den Alpen informiert waren und dabei ist auch bekannt das sich Hannibal den Weg zu den Bergpässen mit den Elefanten und der schweren Infanterie freigekämpft hat. Da man sie dabei laut Berichten von oben mit riesigen Feldbrocken bewarf ist zu erwarten das dies auch bei den Tieren nicht ohne Verluste abgegangen ist.
Weiterhin waren die Pässe die überquert wurden auch bei mildem Klima so hoch das es für Tiere aus einem südlicheren Klima wie Elefanten mörderisch war, zumal die Tiere immense Lasten zu tragen hatten und für Bergtouren nicht die notwendige Physiognomie haben - das Kälte, Erschöpfung, wenig Futter und nach Ankunft in Norditalien der immense Temperaturunterschied kombiniert mit einer durch die andere Umgebung verbundenen Ernährungsumstellung und neuen Krankheitserregern die überlebenden Tiere krank gemacht und getötet haben ist damit zumindest naheliegend.
Ich denke der von Tharbad zitierte eine Elefant in der Schlacht am Trasimenischen See deutet auf diese These hin.
 
Noch ein Spiegelartikel, zwar nicht zum Wetter, sondern über Bergbau im 12. Jahrhundert:
Archäologie: Auf der Spur der geheimnisvollen Silbersucher
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,813107,00.html

Aber etwas extrem aufregendes enthält der Artikel nicht. Ausser das man vielleicht eine Vorstellung bekommt, wie Stollen im Mittelalter ausgesehen haben – nicht wie auf dem Floorplan gezeichnet ;)
 
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