Rezension Werwölfe

Taysal

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Werwölfe


Das Kartenspiel „Werwölfe“ aus dem Hause Pegasus Spiele baut auf eine altbekannte Mechanik auf, dass einigen Leuten bereits aus Spielen wie „Mord in der Disco“ oder „Werwölfe im Düsterwald“ bekannt ist. Pegasus hat eine stark erweiterte Variante des Spiels auf den deutschen Markt gebracht, mit der diese Mechanik erweitert werden kann.

Im Spiel dreht es sich darum, dass eine Gruppe von Leuten in die Rollen von Dorfbewohnern und von Werwölfen schlüpft. Was für eine Rolle jeder Spieler ausfüllt, wird geheim mittels Karten festgelegt. Einer der Mitspieler ist Moderator – er oder sie verwaltet sämtliche Rollen, Daten und sorgt für den reibungslosen Ablauf des Spiels.

Die Runden des Spiels sind in Tagen eingeteilt, die wiederum in Nachtphasen und Tagphasen abgehandelt werden. Am ersten Tag stellen sich alle Mitspieler als Dorfbewohner vor. Dann schläft das Dorf ein und die Werwölfe erwachen. Das wird umgesetzt, in dem alle Mitspieler die Augen schließen und die erwachenden Spieler ihre Augen wiederum öffnen dürfen. Die Werwölfe wählen nun stumm einen Dorfbewohner aus den sie töten werden – der Spieler wird aus dem Spiel genommen – dann schlafen sie wieder ein. Nun erwacht die Seherin, die – ebenfalls stumm – auch einen Mitspieler auswählt. Sie erfährt nun, ob dieser Mitspieler Werwolf oder Dorfbewohner ist. Dann schläft sie ebenfalls ein und sobald der Tag anbricht, erwachen alle – bis auf den toten Dorfbewohner.

Nun wird es richtig unterhaltsam, denn die Spieler bestimmen einen aus ihrer Reihe zum Werwolf und lynchen ihn. Haben die Dorfbewohner alle Werwölfe gelyncht, haben sie gewonnen. Erzielen die Werwölfe mit den Dorfbewohnern einen Gleichstand (dabei zählt die Seherin ebenfalls als Dorfbewohnerin) haben die bösen Damen und Buben gewonnen. Bei der Diskussion und der Nominierung des vermeintlichen Werwolfs darf natürlich niemand seine Rolle verraten. Und die Werwölfe werden lügen, um ihren Pelz zu retten.

Ein einfaches Spielprinzip und eine eingängige Mechanik. Bei der Anzahl der Mitspieler sollte allerdings darauf geachtet werden, ein gesundes Mittelmaß zu haben. Die vom Spiel angegebenen Anzahl von fünf bis achtundsechzig Spieler ist zwar korrekt, aber unter acht Mitspielern sind die Partien schnell zu Ende und auch langweilig. Mit mehr als zwei Dutzend Leuten muss der Moderator strukturiert vorgehen und kann sich ein Spiel in die Länge ziehen (Stunden), da jeder irgendwann mal zu Wort kommen möchte. Durch die große Anzahl neigt das Spiel dann auch zur Unübersichtlichkeit. Im Regelheft wird auf diese Problematik hingewiesen und empfohlen, dann mit zwei kleineren Gruppen zu spielen. Als optimale Größe bieten sich ein bis zwei Dutzend Spieler an.

Sobald viele Spieler mitmachen, sollte eine der vielen Regelvarianten genutzt werden. Das Regelheft beinhaltet sehr viele Varianten und Szenarien, die allesamt großen Spaß machen. So gibt es neben den Werwölfen auch Vampire, Lehrlinge der Seherin, Zaubermeister, Idioten und vieles mehr. Dabei besitzt jede dieser Rolle einen bestimmten Punktewert. Anhand dieses Werts kann ein Moderator sich eigene Szenarien ausdenken und zusammenstellen. Bleiben die Punktewerte der Dorfbewohner und der Werwölfe im Gleichgewicht, dann kann das Szenario gespielt werden. Eine gute Idee, die dem Moderator das Erschaffen von eigene Szenarien erleichtert.

Der Inhalt der Pappbox ist dabei sehr überschaubar. Neben den achtzig Spielkarten, gibt es drei Blankokarten, um selbst erdachte Rollen einzutragen. Zusätzlich liegt ein dicker Notizblock für den Moderator bei. Hier können schnell alle wichtigen Daten eingetragen werden. Herzstück ist dabei das Regelheft. Es ist handlich, heftgeklammert und umfasst vierundzwanzig Seiten mit Text in kleiner Schriftgröße. Trotzdem ist das Heft gut lesbar. Neben dem Grundspiel werden Varianten und Szenarien erklärt, wie eigene Szenarien erschaffen werden, was es für Probleme auftreten können und worauf geachtet werden sollte. Außerdem gibt es einen Abschnitt, der sich um den Einsatz von „Werwölfe“ bei Schulungen und Teamtreffen beschäftigt, da sich das Spiel auch für Schulungsleiter anbietet. Mal ganz davon abgesehen, dass auch ganze Schulklassen ihren Spaß mit „Werwölfe“ haben dürften.

Die Regeln sind leicht verständlich und schnell zu erlernen. Mit einem erfahrenen Moderator sind die Spieler schnell in der Materie. Auch hier gibt das Regelheft Informationen, um eine geeignete Atmosphäre aufzubauen. Das ist sehr vorbildlich. Die passende Atmosphäre wird auch durch die gelungenen Illustrationen von Sanjana Baijanath unterstützt.

„Werwölfe“ ist unterhaltsam und macht großen Spaß, die richtige Anzahl an Mitspielern vorausgesetzt, die sich auch verstehen und Spaß am Spiel haben. Da das Einschlafen mittels schließen der Augen geschieht, sollte auch kein bekannter Schummler anwesend sein. Das raubt nur den Spielspaß, vor allem bei solch einem kommunikativem und sozialem Spiel wie „Werwölfe“. Ein starkes Gruppenspiel!

Copyright © 2009 by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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