Was ist noch Cyberpunk?

Also ich würde, auch wenn das bei klass. Cyberpunk natürlich miteinander verklöppelt ist, Technik und Geschellschaft zunächst einmal trennen (um sie dann hinterher wieder zusammenführen zu wollen). Man hat die gesellschaftspolitischen Entwicklungen auf der einen Seite, den technischen Fortschritt auf der anderen. Man gucke sich nur einmal an wie sehr das Smartphone unsere Welt und unseren Lebensalltag mittlerweile bestimmt, dazu die Sprachsteuerungsdingens, der nächste Schritt wird sein sich irgendwann selbstb einzustöpseln.
Gesellschaftpolitisch kann man durchaus einige Paralellen erkennen. Z.B: wenn man sich den neuesten Bericht von Tranparency International anguckt im Bezug auf Korruption und Lobbyismus; in vielen Bereich haben augenscheinlich schon Konzerne mehr oder weniger das sagen, ähnlich wie in der CP-Spielwelt, und lenlken oder beinflussen die Politik massiv.
 
Definitiv stimme ich Wulfhelm zu (Punkt 4. etwas eingeschränkt) um Cyberpunk zu beschreiben, aber zum abgrenzen sagt für mich Skars Antwort eigentlich das wichtigste: es ist eine Dystopie der 80er.
Mit Smartphones, E-Cars, moderner Stadtplanung und Multinationalen Konzernen die in einer Finanzkrise von Staaten gerettet werden müssen ist es für mich kein Cyberpunk. Der springende Punkt daran ist wohl, dass die Dystopien vor denen die Menschen Angst haben heute einfach anders aussehen als damals weil klar geworden ist, dass viele der damaligen Ängste nicht eingetreten sind und es wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Oder einfach anders sind - waren in den 80ern die Technologiekonzerne der unberechenbare Machtfaktor sind es heute Hedge Fonds und Datenkonzerne. War es damals die Verelendung wegen der ungleichen Verteilung macht heute der Islam oder die neue Rechte vielen Angst. Die damaligen Ängste passen eben nicht mehr in die heutige Zeit, warum soll man vor GM Angst haben wo sich vor ein paar Jahren erst gezeigt hat wie fragil der Konzern ist? Vielleicht ist Cyberpunk heute wirklich WiFi-Punk, warum nicht? Wäre nicht das erste Genre mit einem dämlichen Namen ;)

Also soweit ich mich erinnere, war die Angst der Menschen in den 80er Jahren im Allgemeinen nicht die Dystopie von Cyberpunk, sondern die Bedrohung durch einen atomaren Krieg.
Cyberpunk begann als literarische Unterströmung zu einer Art negativ geprägten Science Fiction, welche das Gegenteil von "Hard SF" darstellte (utopistisch geprägte Zukunftsvisionen wie Star Trek, Perry Rhodan und die anderen Klassiker - die "Kinder" einer perfekten Gesellschaft steigen in ein Raumschiff und entdecken das Universum, um es zu retten. Sorry, das ist etwas vereinfacht dargestellt).
Von daher darf Cyberpunk durchaus etwas mehr sein, es ist nämlich den nächsten Schritt gegangen (bedeutet: Cyberpunk von heute wäre nicht die nächste, denkbare Dystopie, sondern die Übernächste...). Was passiert, wenn die große Katasprophe (Atomkrieg) ausbleibt? Wird dann alles kunterbunt, oder vielleicht doch nicht? Und viele Befürchtungen der Autoren sind in Erfüllung gegangen, einige nicht. E Cars und Taschencomputer (Smartphones) sind Cyberpunk, denn sie alleine retten die Menschheit nicht und sind ganz simple Erscheinungen von Technologie. Im Grunde, wie Floki es geschrieben hat.

Ein Problem könnte sein, dass es zum "negativ" von damals (80er) heute kein echtes "positiv" mehr gibt. Die Genres sind verschmolzen, kaum jemand erdenkt heute noch (interessante, ernst zu nehmende) Zukunftsvisionen ohne Nebenwirkungen, denke ich. Deshalb fällt es uns so schwer, echte Cyberpunk von dem heutigen Standpunkt aus zu erdenken. Ist aber nur sone Idee....

Mir ist noch ein Punkt eingefallen: Drogen. Es geht weniger um die Substanzen selbst, sondern viel mehr darum, dass die Menschen der Cyberpunk Zukunft nicht davor zurückschrecken, ihre Gesundheit gegen kurzfristigen Spaß oder Vorteile einzutauschen, da die Zukunft eh ruiniert ist. Mit ChrystalMeth und dem ganzen Kram ist einie Menge Cyberpunk Realität geworden, ich finde jedoch, Drogen gehören zu einer dreckigen Endzeit dazu.

Ich finde im übrigen, dass Elysium ein echter CP Film ist.
 
Cyber verbinde ich mit dem Wort Zukunft und Punk mit bunt und dreckig. Also ist Cyberpunk für mich eine bunte aber dreckige Zukunft. Soweit so einfach.
Nur stellt sich eben ein jeder soeine bunte, dreckige Zukunft anders vor.
Zum Beispiel wäre es für mich aus der jetzigen Sicht eher unwahrscheinlich, das ein atomarer Weltkrieg ausbricht. Ein nuklearer Terroranschlag ja, aber kein großes Ost gegen West oder Nord gegen Süd. Auch scheinen sich all diese fiktiven Zukünfte in der Regel einig zu sein, das egal wie dreckig und böse die gemalte zukunft auch ist, es sind anscheinend immer genügend Ressourcen da, um die Leuchtreklame über Nacht anzulassen. Irgendeine neue Energiequelle wurde dann praktischerweise ersonnen, gefunden oder schlicht möglich gemacht.
Dilithiumkristalle, ein Wunderreaktor mit wahnsinnig technischem Namen oder das, wie in Shadowrun, man endlich mal dazu übergeht, die Sonne in spürbarem Maße zu nutzen. Mit Sonnenkollektorsateliten.

Was ich aber in Wahrheit sehe ist, das die Leute fröhlich und sehenden Auges ihre schwindenden Ressourcen mit Feuereifer verbrennen. Wenn es so weitergeht, dann ist in 100 Jahren alles zum Teufel, was unsere moderne Zivilisation überhaupt möglich macht. Und die einzigen Feuer, die dann noch da sind, um unsere Dampfmaschienen anzutreiben, werden von Holz genährt, weil man garnicht mehr genügend Sprit hat, um nach etwas besserem zu bohren. Oder es vom Meeresgrund zu holen.
Und DAS wäre für mich der Cyberpunk von heute für übermorgen.
Die Leute müssen ohne ihre technischen Krücken auskommen. Was noch übrig ist und funktioniert, kann kaum noch repariert werden und wird von letzten Solaranlagen oder muskelbetriebenen Dynamos betrieben. Eine Art Steampunk der Posthochtechnologieära.
Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Konzerne. Fahren tuen Ochsen- und Pferdekarren, fliegen tuen nur noch Segler und Zeppeline. Abstrakte Währung gibts nicht mehr. Es zählt nur noch, was man in der Hand hält. Die Welt wird wieder sehr viel größer und lokaler.
So stelle ich mir, in naher Zukunft, einen mehr oder weniger realistischen Cyberpunk, unserer heutigen Zeit vor. Zugegeben, es ist wohl nicht mehr allzuviel Cyber mehr drin, aber es kann trotzdem seeehr bunt und dreckig werden. ;)

LG Sam
 
Ich finde im übrigen, dass Elysium ein echter CP Film ist.


Ich las neulich und lese als Vorbereitung zum Film das Manga "Battle Angel Alita" (ziemlich heftig Kost und empfehlenswert), jenes Werk ist sehr dystopisch, und es fällt mir schwer es zuzuordnen. Doch im Anhang wurde durch das Lektorat ergänzt, dass sich Filme wie Elysium und andere auf dieses Werk beziehen. Ebenso steht auf der Carlsen Comics Seite: "ALITA ist Science-Fiction und Cyberpunk at its best!".
Solltet ihr/du der Meinung sein, dass es echter Cyberpunk ist, so kann ich nur sagen lest es!
Übringes gibt es eine alte Version, die endet mit Band 12 von 15 und dann kam es erneut als Taschenbuch raus. Ich war so schlau, die "falsche Version" gekauft zu haben ... und ärgerte mich, eine unvollendete Reihe ohne Ende zu lesen ... *kopfschüttel
Jetzt tauchte aber noch eine Perfect Edition auf. Am besten wählt man gleich jene.
Ebenso gibt es noch eine komplett weitere Reihe, wo das theoretisch letzte Band 15 (ergo das Ende) umgeschrieben wurde und Alita nochmal ein gutes Stück weiter geht. Dieses Werk hat den Untertitel Mars Chronicle oder aber im europäischen Raum auch Last Order.
Auch von ihr wird in den nächsten Monaten eine Perfect Edition erscheinen.... ich freu mich darauf.

Warum ich das schreibe, weil ich denke, dass es zu allem hier im Forum genannten Äußerungen passt. Irgendwie ist es auch noch weiter gedacht. Wenn ich es richtig deute, dann unter dem Aspekt, dass das Werk da ansetzt, was mit uns hochtechnologischen und hochtechnisierten Menschen passiert, nachdem die Erde mehr Wüste und Müllhalde ist und es dennoch einige priviligierte "Reservate" gibt, in denen "die menschenfreundliche Natur" noch existiert.
Krasse Gedanken, die ein Yukito Kishiro 1990 bis 1995 aufzeichnete.

Schönen Tag euch!
 
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