Mindjammer Was haltet ihr von Mindjammer?

sma

0101010
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Hat jemand schon einmal Mindjammer gespielt? Das Setting klingt interessant und das Buch ist angenehm dünn, allerdings benötigt man Starblazers Adventures (SBA) als Grundregelwerk und das ist mit über 620 Seiten alles andere als dünn und leichtgewichtig und wirkt auf mich daher abschreckend.

Lohnt sich die Investition in diesen Wälzer? Infernal Teddy war ja in seinen Reviews von SBA sehr angetan und von MJ weniger beeindruckt. Gibt es weitere Stimmen?


Beide Systeme scheinen eher stiefkindlich behandelt zu werden. Für 2011 wurde bereits ein weiteres Mindjammer-Buch auf der oben zitierten, ebenfalls 2011 das letzte Mal aktualisierten Webseite angekündigt, doch nix ist passiert. Zu SBA findet man die Plan, eine zweite Auflage zu veröffentlichen, hängt da aber auch schon viele Monate dem Plan hinterher. So etwas ist für mich immer ein sehr schlechtes Zeichen, denn offenbar gibt es nicht genug Nachfrage oder Absatzmöglichkeiten für weitere Bücher, sodass der Verlag lieber anderen Projekten nachgeht.

Stefan
 
WIe du schon gesagt hast, von MJ war ich nicht so angetan, allerdings gibt es dazu einen Roman mittlerweile der nicht schlecht sein soll. Sarah ist aber im moment eher mit BRP- und Romanprojekten beschäftigt, keine ahnung was mit SBA los ist.
 
Ich habe mir Mindjammer gekauft.

Das SF-Setting von Sarah Newton trifft ein paar Annahmen über die Zukunft, die ich glaubwürdig und interessant finde. Energieversorgung und Miniaturisierung sind gelöste Probleme, wirklich alles wird gespeichert und quasi-intelligente Maschinen allgegenwärtig. Alles, was jemals gedacht, erfahren oder versucht wurde, ist als Erinnerung im globalen Datennetz - dem Mindscape - abgespeichert. Intelligente Raumschiffe - die Mindjammer - transportieren den Mindscape zwischen den Welten, denn seit knapp 200 Jahren beherrscht die Menschheit den überlichtschnellen Raumflug. So kann die interessante Situation auftreten, dass man vor seinen eigenen Erinnerungen auf einer Welt ankommt.

Wir schreiben das Jahr 10.000 und irgendwann in ferner Vergangenheit, bevor sich die Menschheit nur auf sich selbst konzentriert hat und die "perfekte" statisch Kultur geschaffen hat, wurde ein Teil der Galaxis mit Generationsschiffen besiedelt. Der Kontakt riss aber irgendwann ab. Dennoch existiert jetzt eine Vielzahl von Kulturen, die man versucht (oftmals egal ob die wollen oder nicht) in die "Commonality" zu integrieren.

Das würde IMHO schon als Setting reichen, aber es gibt da noch eine technologisch unterlegene, aber deutlich aggressivere Rasse namens Venu, die nach einem kurzen Krieg, der letztlich von der Commonality gewonnen wurde, jetzt erst recht Vergeltung sucht und die Rolle des Bösewichts in dem Setting übernimmt. Um keine eigenen Welten zu gefährden, hat die Commonality den Konflikt in eine Zone eigentlich unabhängiger Welten - den Darradine Rim - manipuliert, wo dann auch Spieler-Charaktere herumtoben können.

Diese müssen nämlich besondere Menschen (oder andere mehr oder weniger künstliche oder genmanipulierte Wesen) sein, die damit klar kommen, "offline" zu sein. Charaktere können z.B. einer von mehreren dreibuchstabig abgekürzten Organisation sein, sei es dem Militär (einem Konzept, dass für die Commonality noch relativ neu ist) oder der inneren Sicherheit, die den Mindscape gegen Manipulationen schützt (und selbst manipuliert).

Doch ich möchte hier nicht das ganze Setting nacherzählen und vieles kann man auch kostenlos auf mindjammer.com nachlesen. Diese Webseite zeit mit ihrem letzten News-Eintrag von 2010 auch das größte Problem, was ich mit dem Setting habe: Es wirkt vernachlässigt. Leider. Der 2009 angekündigte Zusatzband ist nie erschienen und so habe ich auch wenig vertrauen in die Aussage, das nächstes Jahr eine 2. Auflage des Quellenbuchs (und dann auch das zweite Buch) erscheinen soll.

Es gibt allerdings einen Roman, den ich allerdings noch nicht gelesen habe.

Das Buch kommt mit knapp 200 Seiten angenehm dünn daher, ist aber leider nur eine Ergänzung zu dem für meinen Geschmack viel zu umfangreichen 600+-Seiten-Wälzer Starblazer Adventures, wo ich weiß, dass kein Setting es Wert ist, dass ich mich da durch quäle.

Da als Regeln aber FATE benutzt wird (ich würde ja FreeFate oder gar Fate-to-Go benutzen wollen), welches ja eh recht frei ist, glaube ich, dass man auch ohne das SBA-Grundregelwerk auskommt. Zumal ich den "crunch" nicht wirklich wichtig finde.

Knapp 100 Seiten umfasst eine vierteilige Mini-Kampagne, von der man den ersten Teil aber leider schon hat, wenn man das Beispielabenteuer von der Webseite zieht. Daher bleiben noch 75 Seiten mit neuen Geschichten, was ich daher noch durchaus positiv finde.

Noch ein Wort zu dem ersten Abenteuer: Dummerweise schreit dieses Abenteuer laut "Starwars", muss man doch eine Prinzessin von einer Raumstation retten. Das hilft IMHO nicht gerade, in die richtige Stimmung zu kommen. Hätte der Aufhänger nicht wenigstens ein bisschen anders sein können? Und warum zur Abwechslung nicht mal einen Prinzen retten?

40 Seiten beschreiben die insgesamt 20 Welten aus dem Darradine Rim, dem Schauplatz der Abenteuer. Ich habe es nicht genau verglichen, glaube aber, dass man das meiste der Informationen auch im Web bereits findet. Das ist natürlich toll und großzügig von der Autorin, doch ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass ich hier Geld für etwas ausgegeben habe, was ich auch so bekommen hätte können.

Bis auf IMHO unnötige Meta-Regeln für den Kampf der Kulturen (ein Spiel, das simulieren soll, wie Ideen (Memes) einer Kultur eine andere Kultur zerfressen und besiegen können) ist der Regelteil, kurz, knapp und IMHO recht vollständig. Es gibt Beispiele für mögliche Charakterkonzepte, Fertigkeiten (allerdings ärgerlicher Weise nur als Ergänzung zu den SBA-Regeln), Ausrüstung inklusive Waffen und Rüstungen, Fahrzeuge, Raumschiffe, auch ein Bodenplan eines Mindjammers und eine Beschreibung der Organisationen, für die man Arbeiten kann oder die man bekämpfen kann. Das macht die verbliebenden 60 Seiten aus.

Apropos Seiten: Die Qualität des Softcover-Buches finde ich eher unterdurchschnittlich. Zum Teil ist der Druck verwaschen. Das ist blöd. Da ich beim Sphärenmeister aber auch das PDF zum Buch bekommen habe, nutze ich lieber dieses, da hier (dank "New iPad" ;) die Darstellung scharf und klar ist. Die Illustrationen (die wie das ganze Buch schwarzweiß sind) sprechen mich leider auch nicht wirklich an, da es sich wohl um übrig gebliebene Comics-Bildchen aus SBA handelt, die einfach nur da sind, damit es nicht nur Text ist. Zudem scheinen sie nur in Fax-Auflösung gescannt worden zu sein.

Fazit: Lohnt sich das Buch? Das Setting finde ich faszinierend, doch das Gros der Informationen findet man auch schon auf der Webseite. Es kommt jedenfalls auf meine "möchte ich unbedingt mal spielen"-Liste. Wenn man allerdings SBA zum Spielen brauchen sollte, ist es IMHO zusammen zu teuer - zudem SBA und Mindjammer vom Autor verlassen wirken und ich mir immer denke, dass das nur passiert, wenn sich niemand für das Setting interessiert. Und dann überlege ich ebenfalls, ob ich meine Zeit nicht in andere Settings mit mehr Zukunft investieren sollte. Da das Buch zudem keine wirklich gute Qualität hat, würde ich nur das PDF empfehlen. Es liest sich besser.

Stefan
 
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